I.-VIII. / IX.-XI. / XI.-XIII. / XIII.-XIV. / XIV. / XV. / XV.-XVI. Jh "ab nach Hause"
DRAGAL
___Info: Heeresverfassung und Panzerreiter 2. Gürtelrekonstruktionen Karolingerzeit
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_Gürtel mit Eisenschnallen VIII.-XI. Jh [D-E] ___Info: Innovationen im Schiffsbau 6. Rekon. westl. Kreis (Nordsee, Angelsachsen, Dk, Haithabu) 7. Gürtelrekonstruktionen Schweden (Vendel, Birka) 8. Gürtelrekonstruktionen östl. Kreis (Gotland, Rus) ___Info: Nordmannen in der Normandie
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Die vorangegangene Seite endete mit der späten Merowingerzeit (MWZ), hier folgen karolingische Formen, welche den Kontinent über ein Jahrhundert prägten mit Ausstrahlungskraft in die Peripherie Europas, nachweisbar in den Gräbern von Slawen und Nordmannen. Jene nahmen auch Elemente nomadischer Völker auf und Anregungen aus dem mächtigen Byzanz, was in modischen Dingen unter der sächs.-otton. Herrscherschicht spätestens mit Ankunft Theophanus Ende des X. Jhs auch Leitcharakter im Reich bekam. Die „Wikingerzeit“ wird repräsentiert durch westl. Fundregionen von Norwegen über Island, Irland, England sowie Dänemark und Haithabu, als Bindeglied zum östlich orientierten Schweden mit Vendelzeit und Birka, schließlich Gotland und die Rus-Reiche. Kennzeichen ist Aufnahme und Umformung germanischer Tierstile mit Blüte im Greiftierstil, um letztendlich in angelsächsischen und normannischen Formen den Schlußakkord zu finden. |
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Historischer Kontext VIII.-IX. Jh: Zur Spätphase des Merowingerreiches waren Großgrundeigner und Hausmeier, unfreie ministris, die eigentlichen Machthaber, keineswegs das Königshaus. Fielen dort Personalwechsel an ermunterte dies in Tributpflicht stehende Völker zum Aufstand, niedergeworfen von den schweren fränk. Panzerreitern. Stabilisierend in den Zeiten Marl Martells (Hausmeier 714-41) wirkten auf dem Land wirtschaftlich starke Klöster und in den Städten die Kirche, deren Macht durch Ämter, Titel und Landschenkungen ständig wuchs. 751 okkupierte der Hausmeier Pippin der Jüngere (Karls Sohn) den Königsthron, durch den Bischof von Reims gesalbt und erstmalig vom röm Papst bestätigt. Das war heikel und eine Abkehr bisher üblicher Praktiken, Salbung als Ersatz für die legitime Königsnachfolge, die Geblütsheiligkeit der Merowinger! Bonifatius hatte einst die Bindung der Fränk. Kirche an Rom eingeleitet und bestärkt. Pippin war nun von „Gottes Gnaden“ (gratia dei rex) zum König berufen, als Preis dafür wurde er Schutzherr über Gebiete Italiens, die man für den Papst den Langobarden entriss – nicht weniger heikel, denn sein Vater Karl Martell hatte einst im guten Einvernehmen mit jenen die Araberabwehr organisiert und der fränk. Vasall Thassilo, Herzog der Baiuwaren, war mit einer Langobardin verheiratet, was Konflikte herauf beschwor. Kg Karl I. (d Gr), der Sohn Pippins, verstand es mit Machtübernahme 771/72 die starken inneren Kräfte, welche ihm hätten gefährlich werden können, mit Feldzügen an sich zu binden; es gab bis 814 nur zwei Jahre, in denen keine unternommen wurden! 774 zerstörte er das Reich der Langobarden und übernahm deren Krone, drängte die Überlebenden nach Süditalien. Karl schlug rebellierende Baiuwaren und deren Nachbarn, die Awaren, war aber wenig erfolgreich gegen die Mauren und hatte Probleme mit sächs. Stämmen, die, seit langem zur Tributpflicht gezwungen, sich nicht fügten. Zur Niederschlagung der Jahrzehnte währenden Aufstände setzte Karl die „Missionierung“ mit Feuer und Schwert ein. Er betraute Grafen (comites) mit Aufgaben in Verwaltung und Rechtsprechung sowie Aufbietung des Heerbanns. Markgrafen (marchiones) erhielten Privilegien und bes. Entscheidungsbefugnisse in Grenzschutzfragen. Karl I. übernahm als erster fränk König in röm Erbfolge den westlichen Kaisertitel. Unter Karls Nachfolgern kam es zu Bruderkämpfen, was Angriffe von aussen begünstigte. Das fränk. Erbrecht begünstigte Reichsteilungen mit allen daraus resultierenden Konflikten, nur nominell blieb die Einheit gewahrt. Bereits in den inneren Auseinandersetzungen unter Ks Ludwig I. (814-840) bedrohten Nordmannen die Kanalküste und seit den 820ern „razzias“ der Sarazenen Südfrkrch und Italien. Bei jedem Thronwechsel nahmen die Angriffe zu [siehe Wikingerzeit]. Karolingische Strategie basierte auf Offensive und nötigte die uneinigen Herrscher zu Defensivmassnahmen; Küstenabschnitte und strateg. wichtige Räume, wie um Paris, wurden nach wiederholten Angriffen stark befestigt. Burgherren und regionale Machthaber gewannen an Einfluß, wollten sich einer Zentralmacht gegenüber nicht mehr beugen. 887 setzte man den letzten gemeinsamen Kaiser Karl III. (d Dicke reg seit 876) wegen Versagens bei der Nordmannen-Abwehr ab, als Ostfranke und Sohn Ludwigs (d Deutschen 843-76) vermochte er die Verteidigung Westfrankens nicht zu organisieren. Es wurde kein neues Oberhaupt mehr erkoren, sondern das große Reichsgebilde zerfiel endgültig in Teilreiche von eigenen Königen regiert. |
Karolingerzeit VIII.-IX. Jh
Abb. eines comes (Grafen) und Kirchenstifters in Mals/Vinschgau Anf IX. Jh
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eis = Eisen, me = Messing, bz = Bronze, vs = versilbert, si = Silber, vg = vergoldet [manche Legierungen sind nicht eindeutig rot- oder gelbtonig, sondern bewegen sich, wie früher durch das Einschmelzen von Altmaterial, farblich dazwischen] FO = Fundort, AO = Aufbewahrungsort, ae = ähnlich, Kg = König, Ks = Kaiser |
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Ost- und West-Franken gingen mit Arnulf v Kärnten (reg 887-99) und Odo v Paris (reg 887-98), die sich beide im Kampf gegen Nordmannen ausgezeichnet hatten, von nun ab eigene Wege. Norditalien war an die Kaiserkrone gebunden, die aber nicht mehr beansprucht wurde, somit blieb Italien Zankapfel vieler Parteien. Ermoldus Nigellus zur Taufe von Harald Klak 826 am Hof Ludwig I.: „Herold in weissem Gewande, der geistig auch wiedergeborene, geht in das schimmernde Haus, welches sein Pate bewohnt. Ihm übergibt der erhabene Kaiser die reichsten Geschenke, wie sie der Franken Gebiet nur zu erzeugen vermag“ Notger über Ludwig I. (d Frommen, Sohn Karls I.): „An diesem Tage teilte er auch allen, die im Palast aufwarteten und am Hofe des Königs dienten, je nachdem, was der einzelne war, Geschenke aus, so daß er den Vornehmeren allen Wehrgehänge oder Gürtel und wertvolle Kleidungsstücke ...austeilen ließ, den Geringeren aber friesische Mäntel von jeder Farbe gegeben wurden, während Pferdewächter, Bäcker und Köche mit Kleider aus Leinen und Wolle und halblangen Schwertern, wie sie es brauchten, bedacht wurden.“ [THH 84, S. 153f] |
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1. Quellen für die Karolingerzeit: Auf dem Kontinent stellte das Auslaufen der Grabbeigabensitte durch die Christianisierung eine Zäsur dar. Lediglich Kleinschmuck und Fibeln, als Bestandteil der Kleidung oder als Leichentuchverschluß, lassen sich in Gräbern teilweise noch bis ins HMA nachweisen. Gemessen an der hohen Zahl von Fundstücken aus Reihengräberfeldern bis zur späten MWZ ist der archäologische Fundanteil an geborgenen Gürtelteilen aus Bunt- oder Edelmetall zu karolingischen Zeiten in West- und Mitteleuropa sehr gering. Doch war diese Zeit keineswegs „buntmetallarm“ [siehe Messing und Bronze im FMA]. Karolingische Formen haben vornehmlich in Gräbern der Skandinavier, Balten sowie West- und Südslawen überdauert oder in Hort-/Depotfunden siehe im dän. Duesminde auf Lolland aus dem IX. Jh mit vielen kostbaren Silbergürtelteilen. Solch prestigeträchtigen Luxusgüter wurden allerdings selten in ihrem ursprünglichen Funktionszusammenhang belassen, sondern nach eigenem Geschmacksempfinden umgeformt. Bekannt sind Zaumzeugverteiler, welche in Skandinavien zu Fibeln oder Gürtelzungen umgearbeitet wurden. Und doch sind Rückschlüsse auf das fränk. Reichsgebiet erlaubt, wo sich Metalle eher in anderem Kontext dokumentieren lassen, z.B. bei Siedlungsgrabungen. Es gab dort kein Bedürfnis Alltags- oder Prunkgegenstände durch Bestattungen unter die Erde zu bringen. Christliche Begräbnisse hatten für Angehörige den Vorteil keine Beigaben aufgrund gesellschaftlicher Konvention und Prestige zu verlieren, wie im Norden und Osten Europas üblich [siehe Grabinventare]. Ausserdem war es kostengünstig Messen durch Priester lesen zu lassen. Hinterlassenschaften wurden vererbt oder „recycelt“ in den wirtschaftlichen Kreislauf eingebunden. Fundstellen für Buntmetall- und Eisenproduktionen gibt es eine ganze Reihe, bsplw die Eisendeponierung im niederösterr. Thunau um 900. Buntmetalle waren seit römischen Zeiten begehrte Rohstoffe und wurden eingeschmolzen, das zeigen metallurgische Untersuchungen der Mischformen von Kupfer, Zinn, Zink und Blei. Strenge Legierungen nach unseren heutigen Standards gab es nicht. Nach der Währungsreform Karls I. (d Gr) von Gold- auf Silberwährung war das Edelmetall in Form von Münzen oder Schmuckstücken im Norden von Begehr, es kursierte. So finden sich relativ wenig erhaltene karolingische Silbermünzen im Norden, weil es akzeptiertes Zahlungsmittel in Richtung auf den Kontinent im Erwerb von Gütern war. Ausfuhrverbote zeigen, daß Nordmannen und Slawen nicht nur versuchten Schwerter, Waffen und Pferde zu erbeuten, sondern auch zu kaufen. Umgekehrt bekam Ludwig II. (d Deutsche, reg 843-76) als Gastgeschenk skandinavische Schwerter überreicht, die sich angeblich nicht durch hohe Qualität auszeichneten. Er prüfte wohl durch Biegen die Klingen, wovon eine zerbrach, eine andere in ihre ursprüngliche Lage zurück schnellte, also durchaus gute Qualität aufwies [MuK, S. 7]. Die hohe Zahl erhaltener arab. Silber-Dirhems erstaunt nicht, alleine in Birka 60.000 Münzen. Da jene oft im Boden mit Münzwaagen vergesellschaftet waren, wurden sie nur im Osthandel als offizielles Gewichtsgeld akzeptiert. Mit dem Dirham konnte man in Skandinavien per Gewicht zahlen, auf dem Kontinent nur in slawischen Regionen. Metalldeponierungen deuten hinzu auf Einschmelzprozesse hin. Bis zur Mitte des X. Jhs wird man bzgl der arab. Währung dem Osthandel einen hohen Stellenwert in der nordischen Kultur einräumen. Nachdem Araber den Silbergehalt des Dirhams stark herabsetzten, wurde dieser uninteressant und der Handel verlagerte sich u.a. aufgrund neuer politischer Verhältnisse und Ressourcenzugang (Silber aus dem Harz) an die slawisch dominierte kontinentale Ostseeküste. Erwähnenswert zum Komplex Grab, als „versiegende Quelle“, ist das fränk. Eigenkirchensystem, das eine Übernahme später in den neu gegründeten nordischen Reichen, in England und in Skandinavien fand. Auf dem Kontinent hatte die frühe römisch-kathol. Kirche ihre Stützpunkte traditionell in den Städten, denn die Antike war in erster Linie eine Stadtkultur, und daran sollte sich mit den Bistümern als religiöse Verwaltungsbezirke nichts ändern. Die neue fränk. Kirche missionierte nur unwillig die heidnisch-germanische Landbevölkerung (pagan = ländlich, wurde synonym mit heidnisch), ließ eher „ausländische Eiferer“ von den westlichen Inseln wirken, die Unterstützung bei ihren Klosterbrüdern fanden. Rechtsrheinisch hatten sie als Angelsachsen eindeutig sprachliche Vorteile und konnten sich bei Friesen und Sachsen verständlich machen! Die Grundherren betrachteten durch ihre rechtliche und finanzielle Unterstützung neu errichtete Kirchen und Klöster auf ihrem Grund als ihr Eigentum, welche verkauft oder vererbt werden konnten. Erwirtschaftete Erträge kamen ihnen zugute. Das stand im Widerspruch zur römisch-kathol Lehre von der Einheit des Kirchenvermögens. Eigenkirchen sind im Grundriss mglw an kleinen Westemporen zu erkennen, über schmale Stiegen erreichbar. Seit dem VII. Jh wurde es im fränk. Raum üblich adelige Bestattungen bei und später auch in den Kirchen vorzunehmen. Bei Baiuwaren bsplw war diese Sitte bis zum Anf des VIIII. Jhs nicht üblich.[1] Nach Niederschlagung der Sachsenaufstände mit Hilfe der Missionierung als Herrschaftsinstrument wurde eine Reliquientranslation aus England und vor allem aus Nordfrankreich in den Raum von Werden an der Ruhr bis nach Freckenhorst und Hamburg sowie nach Quedlinburg und Erfurt vorgenommen. Aachen, Hersfeld, Fulda und Würzburg mussten Reliquien abgeben. In Kirchen- und Klosterschätzen sollten sich eine Reihe Reliquienbehältnisse in Form von Kästchen, aber auch Stoffe, Möbel oder Leuchter erhalten. Mancher dieser Gegenstände diente vorher profanen Zwecken und wurde in sakrale Sphären überführt, erlaubt in begrenztem Maß Einblicke in die Alltagskultur gehobener Schichten. So vermachte man kostbare Hochzeitsgewänder nicht selten der Kirche oder Damen gehobener Schichten brachten sie mit in die Klöster, wo sie zu liturgischen Kleidungsstücken umgearbeitet wurden. Priesterliche Gewandung läßt sich aufgrund erhaltener Stücke oder anhand von archäologischen Funden, Abbildungen und Textquellen rekonstruieren. Kostbare Stoffe und Goldborten dienten dazu der Würde des geistlichen Amtes Ausdruck zu verleihen, in antiker Tradition. Papst Stephan II. gewährte Anf. des IX. Jhs Abt Fulrad von St. Denis den ornatus apostolici zu tragen mit Strümpfen, Sandalen und einer Reitdecke (!). Hrabanus Maurus nahm 819 Bezug auf eine alttestam. Textstelle beschrieb dazu zeitgenössische liturgische Gewänder, die nur in Details Ableitungen zur weltlichen Bekleidung der Oberschicht erlauben. Er nannte ausdrücklich ein cingulum bzw balteus. Mit diesem Gürtel wurde das Untergewand aus Leinen, die „Albe“ (tunica albea), gerafft. Als Oberbekleidung trug der Priester darüber die „Dalmatika“ und bei Messfeiern noch eine „Kasel“. Die „Albengürtel“ wurden nach „gallischer Variante“ mit einer grösseren Zunge, auf den Oberschenkel herab hängend, getragen. Auf Abbildungen des IX. Jhs sind solche hervorgehoben und erhaltene Exemplare aus kostbarem Edelmetall mit aufwändigen Verzierungen oder segnenden Inschriften weisen Breiten bis über 4 cm auf. Die Albe wurde meist so stark gerafft, daß Schnalle und Gürtelband selbst nicht zu sehen waren. Die zweite Variante galt als sogenannter „römischer Typus“, ein Bindegurt mit zwei lang herab hängenden Enden, die nur unter der Dalmatika auf Schienenbeinhöhe sichtbar waren und in Quasten oder/und quadratischen Beschlägen ausliefen. Sie wurden teilweise in „Buchform“ gestaltet, dem würden wohl Funde aus dem Mährerreich zuzuordnen sein. Die Darstellung des polnischen Kgs Kasimir II. (1163-77) aus Wislica zeigt noch im XII. Jh auf Kniehöhe getragene runde Abschlüsse seines Bindegurts in „röm Manier“. |
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Da sind sie gerade vorbei am Bauernlümmel, die Helden seiner Kindheit, …Reiten die Recken, stattlich an Zahl: Hettel und Frute aus Hegelingen, Herwig von Seeland, Siegfried von Morland, Hettels Schwesternsohn Horand von Danmark, Irold von Ortland, Morung von Friesland, der junge Ortwin und der alte Wate aus Stürmen von Danmark, Hugdietrich und Wolfdietrich, Walther vom Wasgenstein, Eckehart, Wittich und Heime auch, Dietleib der Däne, Berchter von Meran, zur Linken trabt Meister Hildebrand von Garden, Bannerträger ist Rüdiger von Bechlarn, es führt Dietrich von Bern. Man wird ihnen nacheifern auf der Suche nach der eigenen Identität, über Jahrhunderte die alten Mären erzählen, angepaßt an das zeitliche Umfeld der Zuhörer und im HMA niederschreiben. |
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Exkurs: Heeresverfassung und der fränk. Panzerreiter Fortführung von Gesellschaftl. Strukturen im Wandel von der Spätantike zum FMA. Im hereban (Heerbann) der Merowinger waren Grundeigner als Freie mit Waffenrecht zum Kriegsdienst verpflichtet, hptsl zu Fuß. Unter Karl Martell (714-41) bildete sich das System eines schlagkräftigen Offensiv-Heeres (expeditio) aus mit starker Reiterei, um den Bestand des Reiches zu sichern, Abtrünnnige und Nebenbuhler zu beseitigen, fällige Tribute einzutreiben oder säumige Klienten abzustrafen. Es wurde gestellt von den Mächtigen im Reich mit ihren Gefolgschaften, welche Distanz-Feldzüge zu führen imstande waren, unterstützt durch Kontingente unterworfener Völker gentes subactae im Zwangsdienst. Benötigt wurden Troß, Diener, Handwerker, Verpfleger, zudem Versorgungsstützpunkte auf der Marschstrecke. In Notzeiten wurde zur regionalen Verteidigung durch Grafen das Defensiv-Aufgebot einberufen. Ein Unterschied lag in Bewaffnung und Ausrüstung. Schrieb der Heerbann eine Mindestrüstung nach Grundbesitz vor, waren Gefolgschaften besser ausgerüstet, da Mittel durch die Herren zur Verfügung standen, welche die Bewaffnung stellten, sie hat als überdurchschnittlich zu gelten. Der Herrscher bemühte sich also besonders um Fürsten, Grafen, Bischöfe und jene, denen einer Schar Vasallen anhingen, sich hinzu eine Haustruppe hielten. „Treue - Beute - Geschenk“ galten als Kittmasse in einem komplizierten Beziehungsgeflecht. Geben und Nehmen hatte zeremoniell verpflichtenden Charakter. Karl I. (d Gr) fügte eine Anzahl Mansen (Güter) zu einer Wehrgemeinschaft zusammen und nötigte nur einen der Besitzer zum Kriegsdienst. Die anderen leisteten das servitium mit Stellung von Lebensmitteln, Karren, etc. Verantwortlich zur Durchführung waren die Grafen. Freie besassen grundsätzlich die Waffenpflicht, konnten aber einen Ersatzman stellen oder Kriegssteuer zahlen zugunsten der Reiterelite, kleine Hofstellen gerieten damit in Abhängigkeit der Großgrundeigner, welche Reiter zu stellen vermochten und verloren in Folge ihren Status - Freie wurden zu Halbfreien. Sie nährten damit ein Berufskriegertum, professionell und effektiv durch bessere Ausrüstung und ständige Waffenübung. Der Wert von 45 Kühen für einen Panzerreiter wird oft zitiert, worauf die Schlagkraft des Offensiv-Heeres basierte. Mit der Eingliederung der langobard. Verbände nach der Eroberung Norditaliens durch Karl I. (d Gr) Ende des VIII. Jhs erhielt die fränk. Reiterei einen Qualitätsschub. Weitere Grundvoraussetzung war die Züchtung geeigneter Pferderassen - es wurde eine Embargo verhängt, genauso wichtig war die Einführung des Hufeisens um 900, um den Huf zu schonen, aber auch mehr Zugfestigkeit, bzw Wendefähigkeit im Gefecht zu ermöglichen! Bei den weiträumigen Feldzügen der Karolinger war mehr der gut gerüstete Panzerreiter gefragt, was die Masse zu Abgaben an Naturalien, Diensten und Münze zwang. Das heribannum degnerierte schließlich zu einer Abgabe und Steuer. Im Urbar zu Werden von 880 zahlten die Freien Folkward, Thiadward und Theganrad der Hofgenossenschaft Stiepel dafür je 8 Denare. Für Defensiv-Aufgaben im allg. Heerbann blieb die alte Regelung wirksam mit Einberufung der Miliz-Kontingente. Hierzu konnten auch Hörige heran gezogen werden, das war bis ins HMA üblich, siehe Fuldaer Fehde 1265 oder Worringen 1288. Das nord. Hirðskrá, Gefolgschaftsrecht aus dem XIV. Jh, wies Hörigen den Waffendienst zu, Knechten nur zur Not. Friedrich I. Barbarossa hatte noch 1156 Bauern das Tragen von Waffen verboten, der Bay. Landfrieden von 1244 und 1256 erlaubte es Grundeignern, siehe Details: Gefolgschaft-Lehen-Panzerreiter |
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2. Gürtelrekonstruktionen der Karolingerzeit VIII.-IX. Jh Die Funde streuen über weite Teile Europas, datieren ab 2. Hälfte VIII. Jh und sind Leitformen für karolingische und slawische sowie in der Frühphase auch nordische Darstellungen aus Dänemark, Haithabu oder Birka. Schnallen dieser Zeit weisen in der Regel Durchzugbreiten zwischen 2 und 4 cm auf. Schmale Formen wurden für Sporengarnituren verwendet, im skandinavischen Norden sind sie Leib- oder Waffengurten zuzuordnen. Im Süden stammen einige aus dem baiuwar.-slawischen Grenzraum, nach dem Ende der Agilofinger Herzöge im auslaufenden VIII. Jh nahm der karolingische Einfluß dort zu. Eine Kombination mit reiternomad. Formen war in dieser Kontaktzone zum Balkan möglich. |
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- Karolinger / Sachsen / Slawen Herrenhof Thunau Gr. 129 „um 900“ (Mus. Asparn), Rahmen etwas höher als bei der Nachbildung. Flache vergoldete Ausführung Ende VIII. Jh aus Müstair_CH. Sächsischer Fund Groß-Hesebeck, Gem. Bad Bevesen, bezeichnet als Schnalle mit "gebuckeltem Bügel“, 765 bis 835 datiert. [Markante „Buckel“ sind auch noch später an einer Skulpturenschnalle im Kreuzgang von Arles um 1180 zu finden, hat nur erheblich größere Dimensionen!] |
- IX-X_005c_bz 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und U-förmige Zunge m Nietblech_bz montiert 99,00 EUR |
- IX-X_005b_bz [kürzeres Blech links sinnvoller] 20 mm Riemen (natur/braun/rot), und Kerbschnitt-Zunge_bz montiert 99,00 EUR |
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- Karolinger / Sachsen / Slawen -Zunge Direktabguss vom Original, nähert sich im Stil Beschlag von Westernkotten bei Unna und Fund aus der Festung Christenberg nördl. Marburgs an, nimmt im Kerbschnitt Bezug auf den verbreiteten Insularen Stil, der im sächs. Grenzraum nicht unbekannt war und sich zeitgleich auf Architekturelementen findet. Dargestellt ist ein Greif, mglw mit Schlangenschwanz, sowohl im Heiden- als auch im Christentum beliebtes Motiv, das über Jhe gerne zitiert wurde, bis hin zu Bodenfliesen im MFM, Würzburg um 1500. Das Doppelwesen war Hüter und Wächter mit übernatürlicher Kraft. [Veredelung in Silber oder Gold mgl] |
- IX-X_001b vs 20-25 mm Riemen (natur/braun/rot), und Kerbschnitt-Zunge_vs montiert 125,00 EUR [Ausführung in Sterling-Silber für A mgl] |
- IX-X_001b_me oder bz 20-25 mm Riemen (natur/braun/rot) und Kerbschnitt Zunge_me oder bz montiert 99,00 EUR |
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- Karolinger / Slawen / Nordmannen Schnalle mit stilisierten Akanthusblüten nach Funden aus Mähren in reich ausgestatteten Gräbern paarweise als Bestandteil von Sporengarnituren. In Skandinavien als Gürtelschnallen, siehe Birka KaGr 750 erste Hälfte X. Jh und weitere Stücke aus dem dän. Duesminde-Hort. [Veredelung in Silber oder Gold für „A“ mgl] |
- IX-X_001c_Nietblech_bz oder me 20-25 mm Riemen (natur/braun/rot) und U-förmige Zunge m Nietblech_bz od me montiert 99,00 EUR [Detailbild Tragweise] |
- IX-X_001d_me 20-25 mm Riemen (natur/braun/rot) montiert 99,00 EUR |
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- Karolinger / Slawen / Nordmannen
Eckiger Schnallentyp fränkische Form ganz rechts bereits seit dem VIII. Jh gebräuchlich, diverse Funde auch in Haithabu und Birka. „U“-förmige und rechteckige Riemenzungen in karolingischen Zeiten geläufig, kleine Exemplare finden sich bei aufwändigen Sporengarnituren, grössere wurden in Skandinavien auch zu Fibeln umgearbeitet. Im nordischen Fundgut weisen fragmentierte Verteiler die Richtung. [Veredelung in Silber oder Gold für „A“ mgl] |
- IX-X_006c_Nietblech_me 20-25 mm Riemen (natur/braun/rot) und U-förmige Zunge_me montiert 99,00 EUR |
- IX-X_007c_Nietscheiben_bz 20-25 mm Riemen (natur/braun/rot) und U-förmige Zunge_bz montiert 99,00 EUR |
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- Karolinger / Slawen / Nordmannen
Eckiger Schnallentayp ganz rechts siehe Info oben, auch Funde aus Birka X. Jh. Riemenende als Derivat eines spätawar. Scharnierbeschlags zur Zunge umfunktioniert, wie es in Zweitverwendung zuweilen gemacht wurde, aus der Beute siegreich geführter Awarenkriege der Franken, wohl ähnlich zu sehen, wie die bekannten Kleeblattverteiler. |
- IX-X_001f_bz 20-25 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge im spätawar.Stil_bz montiert 99,00 EUR |
- IX-X_007f_bz 20-25 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge im spätawar.Stil_bz montiert 99,00 EUR |
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- Karolinger / Slawen / Nordmannen Schnalle mit stilisierten Akanthusblüten nach Funden einer Schwertriemenschnalle aus dem Mährerreich 2. Hälfte IX. Jh oder aus Birka KaGr 750 erste Hälfte X. Jh und weitere Stücke aus dem dän. Duesminde-Hort. [Ausführung in Sterling-Silber für A mgl] |
- IX-X_003c_Nietscheiben_bz 25-30 mm Riemen (natur/braun/rot) und U-förmige Zunge_bz montiert 110,00 EUR |
- IX-X_003f_bz 25-30 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge im spätawar.Stil_bz montiert 110,00 EUR |
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- Karolinger / Slawen - Karolingische Schnallen und Zungen mit stilisierten Akanthusblüten finden sich hptsl. in den ehem. Grenz-Marken, in Osteuropa oder in Schweden und Dänemark. Funde aus dem Mährerreich oder aus Kolin als Schwertriemenschnalle zweite Hälfte IX. Jh. Karoling. Herrscher prägten mit Hinwendung zu mediterranen Formen diese Entwicklung. - Zungen mit abgefastem Rand sind bereits älter und seit dem VII. Jh in Gebrauch, häufiger Bestandteil von Wadengarnituren, seit dem VIII. Jh wurden Zungen kürzer, U-förmig oder spitz zulaufend. [Ausführung in Sterling-Silber für A mgl] |
- IX-X_004e oder f_bz 30 mm Riemen (natur/braun/rot) und Zunge e_bz 129,00 EUR [Detailbild li] oder Zunge f_bz 129,00 EUR [Detailbild re] |
- IX-X_004td_bz 30 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge_bz montiert 129,00 EUR |
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siehe Gürtel mit Eisenschnallen VIII.-XI. Jh Zu den Kategorien A-E im Detail: Gesellschaftsstrukturen des FMAs |
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Slawen: Ans ostfränk. Reich grenzende slawische Gebiete waren nach zähen Kriegen tributpflichtig und standen unter Oberhoheit Kgs Ludwigs (d Deutschen, reg 843-76), der urspl von Bayern aus bis nach Karantanien die Nachbarvölker dominierte. Er suchte Bündnispartner im Krieg mit dem expandierenden Mährerreich, nachdem sich sein eigener Sohn, Karlmann mit jenen verbündet hatte. Ludwig protegierte die thür./sächs. Liudolfinger, denen im X. Jh ein steiler Aufstieg im Reich vergönnt sein sollte. Auch in Osteuropa gewannen mächtige Familien an Macht, wie Premysliden in Böhmen, Piasten in Polen und Arpaden in Ungarn. Die Übernahme des Christentums stärkte deren Bindung zum Westen und damit die Stellung dieser Familien, welche begannen sich in die Adelshäuser Europas einzuheiraten. Hinzu fanden ihre Eroberungszüge Legitimation durch den christl. Glauben. Sie stützten sich jeweils auf ein gut gerüstetes Gefolge, mit dessen Hilfe sie ihre Territorien kontinuierlich ausweiteten und pagane Nachbarn unterwarfen. Der jüd. Reisende Ibrahim ibn Jakub um 965 über Gefolgschaften der Abodriten, darunter auch Wagrier in Starigard: „...reich an Pferden, so dass solche von dort exportiert werden...sind mit Waffen vollständig gerüstet, nämlich mit Panzern, Helmen und Schwertern“ [EM1000_III, S. 165]. Zum poln.-piastischen Herzog Mieszko (reg 960c-992) erwähnt er, daß dessen druzyna (Gefolge), worunter sich Mährer und Skandinavier befanden, nicht nur Kleider, Rosse und Waffen erhielt, sondern auch einen monatlichen Lohn, damit könnte Münzgeld gemeint sein, arabisches Silber kursierte auch dort. Da es ostfränk.-otton. Herrschern vornehmlich um sichere Grenzen ging, aber keineswegs um Gebietsausweitung, wurden nicht alle Elb- und Ostseeslawen von der Missionierung erfasst, blieben also vielfach in ihrer angestammten Welt. Bei Balten, Esten und Polen spiegelten sich u.a. skandinavische Formen. Weiter östlich meint Ukraine auf slawisch „Grenzland“. Gürtelrekonstruktionen siehe nachfolgend, bzw für die Frühzeit VII.-VIII. Jh. |
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Zentralisierung oder Dezentralisierung der Herrschaft? Auch der ostfränk. Kg Arnulf von Kärnten (reg 887-99) suchte Unterstützung im Kampf gegen das Mährerreich, er versicherte sich magyarischer Hilfs-Kontingente. Nachdem aus ehem. Verbündeten Feinde wurden, waren die Wege in den Westen bekannt...und dieser Gegner sollte mit hoher Mobilität über Jahrzehnte viele Regionen in Mitleidenschaft ziehen. Die Abwehr war erschwert, da das Ostfrankenreich eigentlich nur ein loser Verbund von Stammesherzogtümern war, einem „König“ nur bedingt zu Gehorsam verpflichtet. Weder Ludwig (d Kind reg 900-911) noch Konrad I. (reg 911-18) vermochten die mächtigen Stammesherzöge, welche eigenständige Politik betrieben, „auf Linie“ zu bringen und die Magyaren-Abwehr mißlang völlig. Notwendig war der Aufbau einer Offensivwaffe in Form schwer gepanzerter Kavallerie, bei Franken ja bereits üblich, für Sachsen aber erst durch den Liudolfinger Heinrich I. (reg 919-36). Möglich war dies nur durch Ausbau des Lehnswesens. Das erzeugte Abhängigkeiten und stärkte wirtschaftlich den regionalen Adel. Da Heinrich I., im Gegensatz zu seinen Vorgängern, die Magyarenabwehr zu organisieren wusste fand er bereitwillige Unterstützung der Herzöge, förderte damit Prozesse der Reichseinigung zum „regnum teutonicum“. Es blieb aber der ständige Kampf um Legitimation der Zentralmacht im Wahlkönigtum. Der Hochadel sollte weiterhin alles tun, um genehmen Vertretern seines Standes den Weg zum Thron zu bahnen. Aus diesem Grund stärkte das neue thüring./sächs. Herrschergeschlecht, mit dynastischen Verbindungen zum Haus Wessex, seine eigene Hausmacht an der Elbe und im Harzvorland. Die Verlagerung des Machtmittelpunkts nach Osten forderte sichere Grenzen zu slaw. Stämmen östlich von Saale und Elbe. Zur Slawenmission wurde Magdeburg 968 unter Heinrichs Sohn Otto (reg 936-73) zum Erzbistum erhoben. Nun wandelte sich der Raum von einer karoling. Grenz-Mark zum neuen Kernland, bislang eher gekennzeichnet durch weite Waldgebiete, weniger durch gut ausgebaute Infrastruktur. Damit wurden beide Eroberungen Karls I. (d Gr) Sachsen und Italien richtungsweisend für kommende Jahrhunderte. Ziel der Reichspolitik sollte, neben sicheren Ostgrenzen, die Erlangung der Kaiserkrone in karoling. Tradition sein, was den „Sprung über die Alpen“ bedeutete, da der Kaiser als höchste Schutzmacht in Italien fungierte, was ihn aber unweigerlich in Konflikt mit dem östl. Kaisertum und den langobard. Fürstentümern in Süditalien brachte. Bischöfe und Äbte erhielten weltliche Machtbefugnisse und Rechte, wurden vielfach zu Fürsten erhoben und galten als reichsunmittelbar, nur dem König lehnsuntertänig. Als Herren mit großer wirtschaftlicher Macht stellten sie einen Gutteil der Panzerreiter. Die hohen Würdenträger stammten zur Sicherung der Königsmacht häufig aus der Herrscherfamilie, darunter auch Äbtissinnen. |
Zeitalter der sächs. Herrscher X. Jh Otto III. (reg 983-1002), Szepter mit Victoria und Himmelsglobus als „christl. Kosmos“ |
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eis = Eisen, me = Messing, bz = Bronze, vs = versilbert, si = Silber, vg = vergoldet FO = Fundort, AO = Aufbewahrungsort |
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Der Chronist Thietmar vermerkt zum Feldzug Ottos III. 990 gegen Böhmen, daß alle Streiter in Eisen gewesen seien, es handelte sich also um das „Offensiv-Heer“ der Mächtigen im Reich mit ihrem gepanzertem Gefolge. Zur Eindämmung der Magyarengefahr hatte Heinrich I. die Befestigung von Klöstern, Pfalzen und Ortschaften sowie die Neuanlage von Fluchtburgen verfügt. Jeder neunte Lehnsmanns der milites agrarii wurde zur Instandhaltung dorthin verlegt. Das war nicht mit Stadtgründungen oder Verleihung von Privilegien verbunden. Doch sollten hier Versammlungen, Märkte und Gerichtstage von Grafen und Schultheissen abgehalten werden, was eine Stadtbildung förderte, zumal nun Militär dort Schutz bot. Man wird vielleicht darin den Ursprung der späteren „Stadtministerialität“ zu suchen haben? Warum sollte sonst jemand freiwillig vom Land in die Stadt ziehen [~Schmunzel~]? Vielfach wird im Osten von Wall-Palisadenanlagen, zwischen denen man Handwerk und Landwirtschaft betrieb, als von steinernen Umwehrungen auszugehen sein. Nur Klöster und Bistumszentren waren oft stärker gesichert. |
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3. Quellen für die Ottonenzeit: Für das „Reichsgebiet“ ändert sich an der schwierigen Quellenlage bezogen auf mangelnde Grabfunde nichts[2]. Sie lassen sich nur exterritorial erfassen. Meist sind wir auf Burg-, Motten- und Siedlungsgrabungen angewiesen. Häufig stehen wir rechtsrheinisch und nördl. der Donau erst am Beginn einer Verstädterung. Ehemals römische Stadtgründungen in Süd- und Westdtld stehen in der Kontinuität zeitlich breit gestreuter Funde, ähnlich in Italien und Frankreich. Grundsätzlich gilt für den Gürtel, daß die Anzahl exakt datierter archäologischer Schnallenfundstücke gering ist, gemessen z.B. an der hohen Zahl von Preßblech-, Scheiben- oder Emaillefibeln. Letztere konnten in Gräbern als Leichentuchverschlüsse dienen. Senkel sind in diesem Zeitraum auf Reichsgebiet ausserordentlich seltene Funde, Sporen und Zaumzeugteile durchaus vorhanden und dienen nicht selten, ähnlich wie Keramik, als Leitdatierung. Skulpturen und Abbildungen sind selten oder „grob gearbeitet“, daß Details meist untergehen. In der byzantinisch orientierten Mode des Adels konnte zum Ende des X. Jhs ein reich verzierter und besetzter breite Stoffgürtel Bestandteil der Kleidung sein.
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4a Gürtelrekonstruktionen für das otton. Reich, Byzanz, Langobarden, Slawen, Rus, nomadischer Völker sowie den islamischen Kulturkreis und Südnormannen X./XI. Jh Das Fundspektrum reicht vom süddeutschen in den Alpen-Raum und nach Italien, vom Balkan bis ins Baltikum und nach Skandinavien. Slawen waren grenznah dem Reich tributpflichtig und im Süden gerieten sie in die griech.-orthodoxe Einflußsphäre, behielten in den Weiten Osteuropas aber ihre eigene materielle Kultur bei. In Süditalien war nach Zerfall der karol. Herrschaft im X. Jh ein Erstarken der langobard. Fürstentümer zu verzeichnen in enger Verzahnung mit päpstlichen, byzantinischen und sarazenischen Gebieten, in welche Anf. des XI. Jhs Normannen stiessen. „Reitervölker“ meint Pferdezüchter und vornehmlich Awaren, Magyaren und Bulgaren sowie Chazaren, Usbeken, Petschenegen, Kumanen oder Seldschuken. Die „Herren der Wüste“, welche auch Esel oder Kamele nutzten zählen streng genommen nicht zu den Reitervölkern, wie Beduinen (badawi = Wüstenbewohner), Berber, Mauren und Sarazenen. Byzantinische Formen können für Nordafrika und sassanidische für den Osten eine vage Orientierung vorgeben. Ansonsten herrschten mit Bindesystemen und „Koppelschlössern“ Gürtelformen vor, die nach Indien und Fernost verwiesen. Manche unten aufgeführte Rekonstruktionen sind als vereinfachte vielteilige Garnituren mit Nebenriemen aufzufassen. Sie können ergänzt werden, wie auf der vorangegangenen Seite die Kombination VII_090_bz, späte Varianten hatten Scharnierkonstruktionen. Magyaren verwendeten statt der Nebenriemen Durchzüge, deshalb gab es keine Nebenriemenzungen, in der skand. Forschung oft als „orientalische oder bulgarische Gürtel“ bezeichnet. Die Anzahl gegossener Beschläge, bis zu 50 Stück meist sivg, weist auf den hohen Rang des Trägers hin [Beschläge auf Anfrage]. Bislang sind aus 143 magyar. Fundorten 184 Gräber mit diesen Gürteln bekannt, die sich nicht gleichen (!), das heißt es sind Sippen-, Familien- oder individuelle Besitzzeichen [EM1000_III_316]. Gürtel spielten bei nomad. Völkern eine wichtige Rolle, zum Anlaschen der Ausrüstung und nicht zuletzt um Kleidungsstücke der Männer, meist Klappenröcke, zu schliessen. Eine Kategorisierung von A-E erweist sich für Reiternomaden als schwierig, da sie ein eigenes Gesellschaftssystem prägt, für Slawen und Rus aber durchaus angebracht. Obwohl Grabausstattung für „Ottonen“ ohne Belang, sei zu den Kategorien A-E aufgrund überschaubarer Strukturierung verwiesen auf die Gesellschaftsstrukturen des FMAs |
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- Byzanz / Awaren / Langobarden / Slawen - re: Byzant. Schnallentyp mit festem Beschlag und Durchbruchornamentik seit dem VI. Jh im gesamten Mittelmeerraum verbreitet. Ganz re: Schnalle mit verziertem Scharnierbeschlag ähnlich zu Fund aus spätawarischem Gräberfeld von Szekkutas, Hodmezövasarhely und aus langobard. Gräbern. Solche Schnallen werden teilweise als byzant. Auftragsarbeiten für die Märkte benachbarter Anrainervölker gewertet. [vielteilige Garnitur mgl] |
- VII-VIII_002b_bz 20 mm Riemen (braun/natur/rot) und mögliche Zunge_bz 5 x 1,5 cm montiert 99,00 EUR |
- VII-VIII_001d_bz [Detailbild VII-VIII_001b] 20 mm Riemen (braun/natur/rot) und mgl Zunge_bz 3,5 x 2 cm [Detail Zunge alternativ] montiert 99,00 EUR |
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- Otton. Reichsgebiet / Reitervölker / Slawen / Islamischer Raum -re: Schnallen mit „vorgezogenem Dornrast“ waren Formen der Reitervölker vom Vorderen Orient, Byzanz bis nach Ungarn. Funde in unserem Raum, siehe eiserne tauschierte Variante vom Ufer-Handelsplatz in Mainz. Lanzettförmige Zungen mit abgefastem Rand seit sassanidischen Zeiten, gelangten in abgewandelten Formen in den Westen, vielteilige Garnitur mgl. Ganz re: Riemenende als Derivat eines spätawar. Scharnierbeschlags zur Zunge umfunktioniert, wie es in Zweitverwendung gemacht wurde. |
VII-X_013c_bz 20 mm Riemen (braun/natur/rot) und schlichte lanzettförmige Zunge_bz montiert 99,00 EUR |
- X-XI_003f_bz 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge im spätawar.Stil_bz montiert 99,00 EUR |
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- Reitervölker / Slawen / Rus re: Schnalle mit stilisierten Akanthusblüten. Funde aus dem mährischen Reich, 2. Hälfte IX. Jh.- Die magyarische Zunge verweist auf sivg Taschenbeschläge und Mützenspitzen aus der Landnahmezeit um 900. Die Anregung stammte von Seidenstoffen aus dem sogdischen Raum. Nutzer der Taschen waren Gefolgsherren, welche die Ursprungsmotive wohl noch aus eigener Anschauung vor Ort kennen gelernt hatten [EM1000_III, S. 310f]. Zier-Beschläge auf Anfrage mgl, sie waren wie die Durchzüge zum Anlaschen von Gerät gegossen, Blech-Formen verwendete man eher für die Kleidung. Die bz Zunge kann durch Oberflächenveredelung in si höheren Darstellungen gerecht werden. |
- IX-X_004i_bz 30 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge_bz montiert 110,00 EUR |
- X-XI_003i_bz 25 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge im magyarischen Stil_bz montiert 110,00 EUR |
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- Reitervölker / Slawen / Rus - re: Schnalle mit stilisierten Akanthusblüten kombiniert mit Zunge im „Tamga-Stil“ der Reitervölker als mögl. Beutestück in West und Nord, wie es zur Entlohnung des Gefolges üblich war.
ganz re: Schnalle mit „hohem Rahmen“ bereits seit der MWZ nachweisbar, hier reiternomadischer Hintergund kombiniert mit magyarischer Zunge. - |
- IX-X_003h_bz 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge_bz montiert 110,00 EUR |
- IX-X_011i_bz 25 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge im magyarischen Stil_bz montiert 110,00 EUR |
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- Reitervölker / Slawen / Rus
Schnallentyp bereits seit der MWZ nachweisbar, Zungen im „Tamga-Stil“ der Reitervölker als mögl. Beutestück in West und Nord, wie es zur Entlohnung des Gefolges üblich war. [auf den Bildern Schnallenbeschlag noch nicht vernietet, nur lose auf das Leder gesteckt] |
- IX-X_007g_bz 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge_bz montiert 99,00 EUR |
- IX-X_007h_bz 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge_bz montiert 99,00 EUR |
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- Reitervölker / Rus / Birka / Islamischer Raum
„Orientalische, bzw bulgarische Gürtelform“ in Haithabu als Handelsgut nachweisbar und in Birka nach 900 als Grabfund im Bereich der Garnison, oft Bestandteil vielteiliger Garnituren
[Abgebildeter Gürtel als Derivat einer vielteiligen Garnitur, Zierbeschläge auf Anfrage mgl] |
- X-XI_009_bz 20 mm Riemen (natur/braun/rot) „Oriental. Typus“ mit Zunge_bz montiert 99,00 EUR |
- mögl. Tragweise als Alternative zur „Reenacter-Schlaufung“, für die es m.E. im Gürtelbereich keine eindeutigen Belege vor 1300 gibt. Nur in Sonderbereichen, wie beim Pferdegeschirr, werden Schlaufungen genutzt, da die Riemen auf unterschiedlich große Tiere eingestellt werden müssen. |
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- Otton. Reichsgebiet / Slawen
nach Funden aus dem westslaw. Ostsee-Raum, Schnalle auch aus Haithabu bekannt. Wie das Akanthusmotiv waren Tiermuster auf Reichsgebiet geläufig, hinzu kamen dynastische Verbindung der Ottonen bis nach Wessex, dort ebenso Tiermuster. [Probebilder - Schnallenbeschlag noch nicht gebohrt] |
- IX-XI_012ay_bz oder me 18 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge_bz oder me montiert 99,00 EUR |
- IX-XI_013axb / [Detailbild: 013axa]_bz oder me 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge_bz montiert 99,00 EUR |
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- Otton. Reichsgebiet / Slawen / Nordmannen - Schnallentypen bereits seit der MWZ üblich, Funde auch in Birka gut zu belegen. re: Zunge westslaw. Ostsee-Raum ganz re: Zunge zeigt Strichgravur wie auf Funden Wende X./XI. Jh, etwas feiner als beim Jellinge-Stil.- [Probebilder - Beschlagblech noch nicht gebohrt] |
- X-XI_007ad / [Detailbild: 008ad]_bz 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliches Ort_bz montiert 99,00 EUR |
- X-XI_008axa / [Detailbild: 007axa]_bz 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge_bz montiert 99,00 EUR |
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- Byzanz / Otton. Reichsgebiet / Slawen / Südnormannen - Schnallen mit vorspringender Dornachse erinnern an röm Dolchbefestigungen des I./II. Jhs, welche volutenartig eingerollt waren, daraus entwickelte.sich eine röm Schnallenform, auch der umgekehrte Weg scheint möglich... Ganz re: Zunge mit Tierkopf und Kreuz verbreitet in Osteuropa kombiniert mit oström Schnalle auch für den süditalisch-norman. Raum seit Anf. XI. Jh [Veredelung in Silber mgl für A] |
- X-XI_001a_bz 18 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge_bz montiert 99,00 EUR |
- X-XI_001axa_bz 18 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge_bz montiert 99,00 EUR |
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- Byzanz / Otton. Reichsgebiet / Slawen / Südnormannen -Schnallen mit „abgesetztem Steg“ bedürfen keines Dornschlitzes und haben eine interessante Geschichte: Frühe Formen aus Ostasien um Christi Geburt (nach westl Zeitrechnung), Transfer über Reitervölker in den Westen und Verbreitung bis ins HMA. Die „vorspringende Dornachse“ erinnert an Schnallen der RKZ und byzant. Formen. Mögliche Zunge „Greif“ nach einem Steigbügelbeschlag im LM Mainz, Beutestück aus den Magyaren-Kriegen nach erfolgreichen Abwehrschlachten wie Riade oder Lechfeld und Auszeichnung des Gefolges... [Veredelung in Silber mgl für A] |
- X-XI_001b_bz 18 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge_bz montiert 95,00 EUR |
- X-XI_002b_me 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge_me montiert 85,00 EUR |
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Nomaden (von griech. „nomas“ = weiden) waren/sind sesshaften Kulturen vielfach unverstanden und letztere blicken gewöhnlich auf sie herab. Der lat. Begriff für Ackerbau „cultivare“ („Kultur“) schließt nomadische Völker als Kulturschöpfer aus. Ungeachtet dessen lagen die Ursprünge der westlichen Hochreligionen im Nomadismus begründet! Der Vordere Orient bot über Jahrtausende viehzüchtenden Wandervölkern Lebensraum. Überheblichkeiten scheinen unangebracht, denn vielfach gewannen Nomaden die Oberhand. Frühe Beispiele mögen semitische Volksstämme aus dem heutigen Syrien oder halbnomadische Bergvölker des Zagros-Gebirges sein, die zur Bronzezeit nach Mesopotamien einfielen und die Kontrolle im Zweistromland übernahmen, ein frühes Hochzentrum urbaner Zivilisation! Sie zerstörten die Städte nicht, sondern forderten Tribute und glichen ihre Kultur der sesshaften an, ließen sich nieder. In den nächsten zwei Jahrtausenden folgten erneute Einwanderungen aus Regionen nördlich des Kaukasus und östlich des Kaspischen Meeres mit Pferd und Wagen (Hyksos, Hurriter, etc) sowie Reflexbögen und technologisch und metallurgisch überlegenen Waffen aus Eisen statt Bronze (Kimmerer, Skythen, etc). Die eurasische Steppe gilt als eine der größten nomadischen Lebensräume mit teilweise unwegsamen Wüsten- und Gebirgsregionen. Fernöstliche Steppengebiete, recht hoch gelegen, sind klimatisch rau durch schneereiche Winter mit tiefen Temperaturen. Südliche und westliche Regionen bieten ein annehmbares Klima, wenn auch mit heißen Sommern und Trockenperioden. Jahreszeitlich bedingte Wanderzüge dienten dazu den Zuchtviehbestand durch Wechsel der Weiden zu erhalten. Notsituationen veranlassten Steppenvölker des Ostens aber immer wieder zu grossen Wanderungen in Richtung auf die chines. Flusslandschaften, in den Raum südlich des Urals (Usbekistan, Tadschikistan, etc) oder man suchte Weidegründe in den „südrussischen“ Ebenen, selbst der Kaukasus wurde, wie bereits erwähnt, überschritten. Der Besitz von Pferden oder Kamelen ermöglichte große Distanzen zu überwinden. Häufig waren Nomaden Mittler im Etappenhandel, so daß sie kostbare Materialien, dessen Transport Gewinn versprach, aus weit entfernten Gebieten zusammen führen und weitergeben konnten. Zwischen Dnjepr und Donez fand man archäologisch Nomadenlager in unmittelbarer Nähe zu Siedlungen der Sesshaften. Hohe Anspruchslosigkeit und ständige Kampfbereitschaft kennzeichnen Nomaden. Das raue Dasein brachte einen abgehärteten Menschenschlag hervor, der sein Vieh, den Treck oder auch die Karawane sorgsam schützte. Auch Frauen wirkten bei Kämpfen mit, wie es seit der Antike diverse Quellen bezeugen. Ansonsten lag ihr Hauptaufgabengebiet rund um die heimische Jurte. Hundezähne als Amulette tauchen in magyarischen Gräbern nur bei Frauen auf. Der Hund als Wächtersymbol in einer Gesellschaft, welche dem Tier, verbunden mit dem Schamanismus, einen hohen Stellenwert einräumte, siehe auch Darstellung des Hundes auf Pferdegeschirrbeschlag in einem ungarischen Frauengrab [EM1000 III, S. 70]. Nomaden mit guten Orientierungssinn waren/sind extrem anpassungsfähig, was z.B. bei abrupten Wetterwechseln, ausgelöst durch starke Winde in der Steppe, zwingend notwendig ist. Der Viehbestand im Familien- oder Sippenbesitz wird große Achtung beigemessen, daraus resultiert ein Wertesystem für Führungspositionen. Persönliches Eigentum zählt ansonsten nicht viel. Das konnte zu starken Divergenzen führen, wenn nomadische und sesshafte Kultur aufeinander trafen, denn letztere misst individuellem Besitz hohe Bedeutung bei. Als eine Art „sportliche Betätigung“ junger Nomaden war es möglich, daß man bei unliebsamen „Nachbarn“ oder sesshaften Völkern auf Beutezug (arab. ghazw, ghazwa = Razzia) ging. Interessant waren vornehmlich Dinge, welche das Leben des Sippenverbandes in unwirtlicher Gegend ermöglichte. In einer lebensfeindlichen Umwelt, die kaum Fehler verzeiht, garantiert nur der Zusammenhalt das Überleben. Auf Weideland besteht lang tradiertes Nutzungsrecht, wird aber durchaus tolerant mit anderen geteilt. Wenn sesshafte Kultur und Nomadentum aufeinander prallen gibt es oft spannungsgeladene Angleichungsprozesse. Nomaden waren Mittler von Gütern und Ideen aus weit entfernten Gegenden, die Sesshaften boten Agrarprodukte, Rohstoffe, wie Erze und Metalle und deren handwerkliche Verarbeitung. Der Austausch konnte friedlich über Märkte vonstatten gehen oder durch Beutezüge, so daß früher von einem „Raubnomadentum“ gesprochen wurde, wie man es Hunnen, Awaren, Magyaren oder Mongolen vorwarf. Heute sieht man darin eher kurzzeitige Erscheinungsformen, da nomadische Gesellschaften nicht auf Dauer von Beute allein leben konnten. Erpressung von Tributen machte abhängig, indem sich hierarchische Strukturen unter Führungspersönlichkeiten heraus bildeten mit Klientel- und Vasallenverhältnissen als markante Säulen der Herrschaft, denn Ländereien gab es ja nicht zu verwalten, wenn unterjochte Sesshafte zu kontrollieren waren. Materiell gerieten sie in Abhängigkeit der sesshaften Kultur, um Machtverhältnisse, gestützt auf Gefolgschaften, aufrecht zu erhalten. Nomadische Gesellschaften, die von ihrer herkömmlichen Daseinsform abgeschnitten waren, unterlagen einem Integrationszwang in sesshafte Zivilisationen. Umgekehrt konnten sesshafte Völker im Extremfall zur Migration und damit zu einem Nomadentum gezwungen werden, wenn die Lebensverhältnisse unhaltbar wurden, wie in den Völkerwanderungen vom IV. bis zum VI. Jh, die Europa so nachhaltig prägten. |
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4b - Gürtel mit Eisenschnallen VIII.-XI. Jh
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-- Eis_20 oval rundstabig 20 mm Riemen (natur/braun) ohne Zunge angenäht 35,00 EUR |
- Eis_20 flachstabig 20 mm Riemen (natur/braun) ohne Zunge Schnalle angenäht 35,00 EUR |
- Eis_25 quadratisch 25 mm Riemen (natur/braun) ohne Zunge Schnalle angenäht 45,00 EUR |
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- Eis_30 oval rundstabig 30 mm Riemen (natur/braun) ohne Zunge Schnalle angenäht 55,00 EUR |
- Eis_30 flachstabig 30 mm Riemen (natur/braun) ohne Zunge Schnalle angenäht 49,00 EUR |
- Eis_30 flachstabig mit Schnallenblech 30 mm Riemen (natur/braun) ohne Zunge Schnalle angenietet 75,00 EUR |
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- Zeitenwanderung – "Fremde Küste": ...Die Nacht war endlich vorüber, feucht und lang. Immer wieder hatte es geregnet, wie auch die Nächte zuvor, die Hände klamm, die Finger steif und Wasser perlte vom Haar … - |
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Historischer Kontext IX.-XI.Jh: Die Besiedlung Skandinaviens setzte in der Jungsteinzeit ein. Der Golfstrom sorgte für ein erträgliches Klima. War der hohe Norden nomadisch geprägt, gab es im Süden Entwicklungen ähnlich zum Kontinent von einer Megalithkultur und Hügelgräber-Bronzezeit mit Übergang zu Brandgräbern. Jagd-Darstellungen auf Felszeichnungen muten noch schamanistisch an, Schiffs- und Kriegsszenen geben in Zusammenhang mit bootsförmigen Steinsetzungen erste Hinweise auf soziale Hierarchien. Skandinavier waren starken klimatischen Schwankungen mit Auswirkung auf Flora und Fauna ausgesetzt, so daß es wiederholt zu Brüchen in Wirtschaft, Mode und Sitten oder im Extremfall zu Auswanderungen kam, stellvertretend seien Kimbern und Goten genannt, aber auch weitere südgerman. Stämme werden ihre Wurzeln im Norden haben. Eisen konnte anfangs nur aus Moorerzen gewonnen werden und war, wie Kupfer, begehrtes Importgut, schuf Kontakte zum römisch dominierten Kontinent, die Heeresbeute Opferplätze Südskandinaviens II.-IV. JhAD zeugen vielfach vom Gebrauch röm Waffenausrüstung. Für das MA konnten inzwischen Produktionsstätten für Eisen analysiert werden, es wurde nun exportiert – Aussagen zu Kupfer schwierig, da nicht exakt gesichert, seit wann z.B. so reichhaltige Lagerstätten wie das schwed. Falun ausgebeutet wurden.[4] Die folgenden Betrachtungen differenzieren zwischen einem westlich zur Nordsee ausgerichteten Kreis einschließlich Dänemarks, der schwedischen Region und einem östlichen Kreis von Gotland zu den Rus. Um 800 begannen sporadische Seeangriffe auf die angelsächs. Kleinkönigreiche und in Folge auch gegen die kontinentale Kanalküste. In den 830ern verstärkten sich die Attacken und in der fränk. Schwächephase nach dem Tod Ludwigs I. 840 waren auch Städte weit im Westen des Frankenreichs betroffen, ebenso das gerade erst zum Erzbistum ernannte Hammaborch. Herrscherwechsel ermutigten Nordseeanrainer (Norweger, Dänen) zu raids auf die Quellen fränkischen Reichtums [s.o.]. Man beobachtete also die Verhältnisse auf dem Kontinent genau und schloss sich zu gr. Unternehmungen zusammen, denn so gelang es hohe Geldsumme von den Drangsalierten zu erpressen. Solche Beutezüge gab nicht erbberechtigten Nachgeborenen im Norden ein Auskommen und nährte ein Gesellschaftssystem gestützt auf Gefolgschaften. Nicht immer geschah die Beteiligung an diesen Fahrten freiwillig. Das fries. Landrecht § 20 schildert, wie mit denjenigen zu verfahren sei, welche von den Nordmannen verschleppt und zu Raubfahrten gezwungen wurden. 865 fiel ein gr. Nordisches Heer in Ostengland sein und brachte weite Gebiete unter Kontrolle (Danelag). Nach erneuten Thronwirren im Westfrankenreich operierte seit 879 eine gr. Armee tief in Nordfrkrch und plünderte über 10 Jahre zahlreiche Orte. Der Ostseeraum war geprägt vom intensiven Handel mit den Slawen. Aufgrund hoher Mobilität mit technisch ausgefeilten Transportmitteln galten Nordmannen als perfekte Partner. Güter zu schützen galt als „a und o“ im Fernhandel. Wagemut und Risikofreude sollten sich gewinnträchtig auszeichnen. Wie Sachsen einst Wege zu westl. Inseln gewiesen hatten, folgten schwedische Waräger den Spuren ihrer gotischen Vorfahren, die bereits vor Jahrhunderten tief in osteurop. Weiten vordrangen, mglw riss die Verbindung niemals ab! Sie unternahmen auf Flußbooten monatelange Reisen, um Zargrad/Byzanz zu erreichen oder betrieben Etappen- und Fernhandel mit Waren aus Bagdad. Die sich etablierenden Rus-Reiche gingen einen „exotischen“ Weg mit Symbiose aus nordischem, slawischem, byzantinischem und nomadischem Kulturgut. |
- - - „Mjölnir wurd die Waffe / Thors genannt weit im Wurf / Riesen übermannt Heil Dir Thor / Segner der Saaten Ruhmreich raunen / des Asen Taten Skalden Sang / im Edda-Liede Siege was aus / Zwergen Schmiede. Seid Ihr einst / zu Sternen Stunde geladen Gast / in Walhalls Runde zählet dann zu / Thors Gesinde bevor der Christen Gott Euch binde.“ [...anstabend und mit Endreim, aber ohne wortgewaltige Skalden-Kraft] - Gürtel der (Vendel-) und Wikingerzeit [Rekonstruktionen, die unter „Karolinger“ oder „Reitervölker“ gelistet und vielfach aus skandinavischen Fundkomplexen stammen, werden unten nicht noch einmal wiederholt.] |
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eis = Eisen, me = Messing, bz = Bronze, vs = versilbert, si = Silber, vg = vergoldet FO = Fundort, AO = Aufbewahrungsort, ae = ähnlich, KaGr = Kammergrab, BrGr = Brandgrab |
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Die Gefolgschaft zwang zur Verpflichtung der Entlohnung, wie bereits im Kap. Nomaden geschildert. Stammesfürsten, reiche Grundherren und wohl auch wohlhabende Kaufleute stellten für ihre Haustruppe die Bewaffnung, welche als überdurchschnittlich zu gelten hat. „Treueschwur - Beute - Geschenk“ galten als Kittmasse in einem komplizierten Beziehungsgeflecht. Geben und Nehmen hatte zeremoniell verpflichtenden Charakter, siehe Hundertschaft-Gefolgschaft-Lehnswesen. |
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5. Quellen für die „Wikingerzeit“: Aufgrund klimatischer Verhältnisse gab es in Nordeuropa modisch recht eigenständige Entwicklungen, trotz mancher Modewellen, welche den Norden nicht selten aus dem dänischen Raum erreichten, dessen Einfluß sich bis nach Norwegen und Schweden erstreckte. Grabbeigaben dokumentieren, daß Sachgüter des Kontinents in die eigene Kultur integriert, nach ästhetischem Empfinden durch Feinschmiede, aurificis an den Höfen umgeformt und Eigenkreationen geschaffen wurden, um Ansehen und Ruhm der Auftraggeber zu mehren. Begehrt waren Standessymbole der kontinentalen Elite. Ähnlich wie das Röm Reich der Spätantike im „Freien Germanien“ wirkte, übten Objekte der fränkischen und angelsächsischen Kultur auf Nordgermanen Anziehungskraft aus. Wäre dem nicht so gewesen, hätte man sich die Beutezüge sparen können! Hinzu kam die Ware Mensch, denn Sklaven waren begehrtes Beutegut, Dublin wurde nach 841 z.B. einer der größten Sklavenmärkte Europas, zeitgleich mit Verdun (!). Während Gräberfelder der MWZ auf dem Kontinent bis ins VIII. Jh noch reichhaltige Grabensembles zeigten, begann mit der Christianisierung dort eine Phase der Ausdünnung. Dies traf mit zeitlicher Verzögerung auch europäische Randzonen. Bis dahin dokumentieren Grab- und Hortfunde aus vielen Teilen Skandinaviens, speziell von Gotland, aber auch aus dem slawischen Osteuropa einen breiten Formenreichtum. Gut datierbare Siedlungsfunde kommen aus küstennahen Handelszentren wie Nidaros/Trondheim, Skíringssalr/Kaupang, Ripa/Ribe, Sliesthorp/Heddeby/Haithabu, Björkö/Birka oder aus Orten entlang der slaw Ostseeküste z.B. Oldenburg/Starigard, Reric/Wismar, Alt Lübeck, Groß Strömkendorf, Rostock-Dierkow, Ralswiek auf Rügen, Menzlin/Anklam, Wollin/Wolin oder Truso bei Elblag an der Weichselmündung zutage. Manche dieser Orte verloren ihre Bedeutung und erlebten die Jahrtausendwende nicht, da sie aufgrund geschützter Lage an Flüssen im Landesinneren nur von kleineren Schiffen angelaufen werden konnten. Doch Tonnage und Tiefgang der seegängigen Transporter nahm zu und diese Häfen hatten das Nachsehen, neue Standorte gewannen an Bedeutung... Gürtel sind in der „Wikingerzeit“ keine häufige Grabbeigabe, nur Gotland zeigt ein hohes Fundspektrum. Es fehlen vor allem aus Frauengräbern Gürtelreste aus Metall. Es war allerdings schon immer gewagt zu behaupten, daß Frauen keine Gürtel trugen [Geijer Birka III, S. 153], wenn auch in Männergräbern kaum welche anzutreffen sind! Vielfach sprechen wir über Brandgräber mit besonderen Bestattungsriten. Erhalten sind kleine gegürtete Frauen-Statuetten und in Haithabu weisen Abriebspuren am Trägerrockfragment auf einen Gürtel hin. In Sagas wird von einem Kleid berichtet, das seine Trägerin in der Taille schnürte, ohne einen Gürtel explizit zu erwähnen. Als Denkmodell wären grundsätzlich Stoffgürtel mit Bindesystem ohne Schnalle bei Frauen nicht ausgeschlossen. Stoffgürtel vergehen wie der Rest der Kleidung und bleiben kaum nachweisbar, wenn nicht die Möglichkeit des Erhalts durch Metalle gegeben war, siehe Textilreste. Bei Männern sind Varianten aus Leder wahrscheinlicher, da scheint die Menge an Stoffborten im Reenactment Auswuchs moderner Mode-Torheiten zu sein. Gräber können zur Frage der Gürtelnutzung kaum Erkenntnisse liefern. Grabinhalte sind eben nicht „Spiegel des Lebens“, sondern stellen eine intentionelle Auswahl dar, siehe Gesellschaftsstrukturen des FMAs. Snorri Sturluson schildert zum Leben von Olaf II., daß dessen Geburt im Jahr 995 schwierig gewesen sei. Hrani, ein alter Weggefährte von Olafs Vater legte im magischen Ritual der kreissenden Mutter Asta den Gürtel eines verstorbenen Ahn auf den Bauch und die Geburt gelang, nach germanischer Sitte, dass ein Sippenangehöriger sein Heil auf das Neugeborene übertrage. Das Erbstück muss also eine zeitlang aufbewahrt worden sein und wurde nicht „funeral entsorgt“.
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In der Betrachtung zu den Nordmannen sei ein Blick auf ihre wirkungsvollste Waffe erlaubt, das Schiff. Norwegen ist untrennbar mit ihm verbunden, denn manche Orte an der zerklüfteten Küste waren nur zur See erreichbar. Nicht viel anders begünstigten die 500 Inseln Dänemarks oder das gewässerreiche Schweden mit seinen Seen und Schären eine ausgeprägte Schiffahrt. Nordischer Bootsbau ist durch Felszeichnungen seit der Bronzezeit nachweisbar. Das Hjortspring-Boot (um 350vC) von der Insel Alsen (Dk) hatte Planken und Spanten mit Bastschnüren vernäht, keine Segel und wurde gepaddelt, wie es Tacitus zu den Schiffen der Suionen „lose Ruder“ und „Nutzung wie auf Flüssen“ erwähnte [Germ, Kap 44]. Ein Jahrtausend später vermittelte skand. Schiffsbau höchste Professionalität mit schönen und schnellen Booten von weniger als einem Meter Tiefgang, dokumentiert mit den Grabfunden im norweg. Oseberg (1.H. IX. Jh) und Gokstad (Wende IX./X. Jh). Erwähnenswert sind die Beigaben mit Details zur Stellung der Frau in Oseberg oder zu Vorlieben des Bestatteten in Gokstad mit Möbeln, Schlitten, Textilien, 8 Hunden sowie 12 Pferde, welche wohl das Schiff auf Land gezogen hatten und im Ritus geopfert wurden. Als Massengut-Transportmittel dominierte das Schiff lange Zeit wirtschaftliches und politisches Denken - keine Zivilisation ohne gute Verkehrsanbindung.[5] Das betraf in erster Linie Ortschaften in Küsten- oder mit Flußlage, was sie allerdings Begehrlichkeiten aussetzte, falls Personen nicht bereit waren für Güter entsprechende Gegenwerte zu entrichten. Flüsse bestimmten strategisches Denken, das sieht man an der Wahl der Reichsgrenzen Roms und Vormarschrouten seiner Armeen, der Versorgung dienend. Nicht ohne Grund begann Karl I. (d Gr) unter immensem Aufwand mit dem Kanalbau zwischen Main und Donau als er gegen die Awaren zu Felde zog, siehe auch Heer- und Handelswege im Mittelalter. |
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Zu merowing. Zeiten berichten Quellen von Plünderungen der friesischen Küste als um 520 das Reich Theuderichs I. von „Seekriegern“ heimgesucht wurde, wohl Dänen unter Chochilaichus. Während der Zwistigkeiten nach dem Tod des Hausmeiers Pippins II., griffen 716 Friesen an, manche Quellen nennen auch Sachsen, welche mit ihren Schiffen den Rhein hinauf fuhren. Angriffe auf die westeurop. Küste galten im IX. Jh nicht als neuartige Erscheinung. Nordische Schiffe waren hochseetüchtig und zugleich für das Inland gefährlich durch den geringen Tiefgang.[6] Gotländische Bildsteine des frühen VIII. Jhs zeigen bereits eine Besegelung, dazu bedurfte es der neuen Konstruktion mit starkem Kiel. Die Plankengänge waren mit Eisennieten geklinkert, also überlappend angebracht. Für enge Manöver und um flußaufwärts zu gelangen blieb die Ruderfähigkeit erhalten, so könnte bekanntlich der Name Rus vom Rudervorgang ableitet sein. Stromschnellen umging man im Osten mit Hilfe des Pferdezugs, immerhin waren teilweise über 10 to zu bewältigen, in Westeuropa bestand die Möglichkeit Treidelpfade zu nutzen, falls die Versorgung großer Invasions-Armeen landeinwärts dies erforderte. Denn nach den raids mit ihrem Überraschungsmoment hatten die Angriffe im letzten Drittel des IX. Jhs erheblich grössere Dimensionen angenommen. Die Abwehr oblag den Grafen durch Befestigung der Küstenorte, während hingegen der westfränk. Kg Karl II. (d Kahle 843-877) sein schwer gerüstetes Offensivheer mit Panzerreitern bei inneren Thronstreitigkeiten einsetzte, sich mit Gebietsausweitung nach Lotharingen sowie Italien beschäftigte in einer Phase als sein ostfränk. Stiefbruder Ludwig (d Deutsche 843-76) durch Feldzüge gegen Slawen gebunden war. 840/41 überwinterten Nordmannen erstmalig in Frkrch, 10 Jahre später auch an der engl. Küste. Die großen nordischen Verbände schreckten nicht vor schwer befestigen Städten zurück, beherrschten alle Künste in Angriff und Verteidigung mit dem Bau von Kriegsmaschinen oder Anlage von Feldbefestigungen. Höchst motiviert waren sie fränk. Defensiv-Aufgeboten (militia) überlegen. Mit entschlossener Führung hätten Erfolge gegen Nordmannen erzielt werden können, das zeigen die Abwehrschlachten von 880, 881 und 891, als Nordmannen sich auf kontinentale Schlachttaktiken einliessen und nicht per Schiff ausweichen konnten. Als 864 Lothar II. von Lotharingen (855-869) anregte selbst Schiffe zu rüsten, um nordische Plünderer von den Rheininseln zu vertreiben, fand sein Vorschlag wenig Zustimmung. Tribute und damit das Eingeständnis einer Niederlage sorgten dafür, daß sich weitere Nordmannen den Anführern solch lukrativer Unternehmungen anschlossen. Die innere Logik des Gefolgschaftserhalts verlangte kostbare Objekte und Edelmetalle: „... mit Waffen und Gewändern / sollen Freunde sich Freude machen / das sieht man an sich selbst / Gabe und Gegengabe begründet Freundschaft …“ [Edda, Havamal 41]. Aufwändige Kammergräber und Grabfunde waren zunächst Anzeichen für wohlhabende freie Grundbesitzer und später Regionalbefugte des Königs in Angleichung der Verhältnisse zum Kontinent. Denn es vollzog sich ein Wandel hin zur Zentralgewalt durch Machtkonzentration auf wenige Familien mit Unterstützung der Kirche im Zuge der Christianisierung, in Dänemark früher als in Schweden. Seitdem sich im XI. Jh Königtümer etablierten und jene sich untereinander oft befehdeten, wurde die skand. Küste von plündernden Slawen angegriffen, somit traf Nordmannen nun die gleiche Taktik, die sie selbst einst angewendet hatten. So war auch Haithabu nach Beeinträchtigungen in den dän. Thronwirren 1066 Ziel slaw. Attacken, was eine Umsiedlung nach Schleswig bewirkte. Nach kleineren Gegenschlägen erfolgte erst 1168 unter Kg Waldemar I. (1157-82) mit der Einnahme von Rügen eine erfolgreiche große Operation, was die Richtung für die nächsten Jahrhunderte wies mit Ausbreitung des dän. Machtbereichs entlang der Ostseeküste und in Norddtld. |
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6. Rekonstrukt. westl. Kreis (Nordseeanrainer, Angelsachsen, Dänemark, Haithabu) Durch ihre Verbundenheit zum Meer zog es Norweger gen Westen. Sie fanden den Weg auf die Orkneys, nach Irland und England, Anfang der 870er selbst ins weit entfernte Island und darüber hinaus. Zeitgleich begannen sie zusammen mit Dänen in Nordostengland (unter dän. Recht = Danelag) zu siedeln. Wie bereits skizziert scheinen Dänen im Ursprung aus dem schwed. Skane/Schonen zu stammen und setzten in mehreren Wellen nach Jütland über. Der Südzipfel Schwedens blieb bis ins XVII. Jh dänischer Machtbereich, wie lange Zeit auch das südliche Norwegen. Die Entwicklung Dänemarks war stärker an den Kontinent gebunden und von anderen Formen geprägt als die nördlichen Teile Skandinaviens. Früh hinterliessen feudale Strukturen ihre Spuren mit der Ausbildung des gepanzerten berittenen Streiters nach fränk.-otton. Vorbild. So barg man neben Knebellanzen und Sporen aus dänischen Gräbern zB aufwändige Pferdetrensen mit Seitenstangen und -backen, oft verziert, Zeichen von hochrangigen Nutzern, während aus dem Rest Skandinaviens oder slaw. Raum eher schlichte asymmetrische „Wassertrensen“ bekannt waren. Haithabu mit den Anfängen im VIII. Jh verdankte seinen Aufstieg dem dän. Kg Göttrik (gest 810), der die strategische Lage des Ortes in der dänisch-karoling. Konfliktzone erkannte. Das Fundgut weist kontinentale sowie skandinavische Formen auf mit slawischen Einflüßen. Von rund 1350 untersuchten Gräbern enthielten weniger als 20% Beigaben. Denn erste Missionsversuche gab es unter Ansgar, beauftragt durch Ludwig I. (814-40). Jener mischte sich in die dän. Thronwirren ein und protegierte den getauften Harald Klak (gest 852). Heinrich I. (919-36) eroberte Haithabu 934 und förderte mit der Taufe des unterworfenen lokalen Machthabers Knuba erneut die Missionierung, die sich nachhaltig auswirkte. Reich waren nur die fürstlichen Kammergräber ausgestattet [HAI, S. 125ff]. 1025 trat Konrad II. (1024-38) das gesamte Eidergebiet an Knut (d Gr) ab. |
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VIII - XI
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Haithabu - fast hundert Jahre Teil des ostfränk. Reichs - [Abb. nach Schietzel, Spurensuche Haithabu, S. 197] |
Schnallenfunde aus frühen Grabungen zeigen in der Mehrzahl unspektakuläre eiserne Schnallentypen ohne Beschlagbleche, im Bootkammergrab befanden sich eiserne mit Blechen. Grössere Schnallen werden in der Regel dem Pferdegeschirr zugerechnet. Eisen wäre aber auch - neben Knochen/Bein - einfachen Darstellungen angemessen, denn das sind gebräuchliche Materialien dieser Zeit. Die letzten Sondenbegehungen des Geländes brachten zahlreiche Neufunde hervor, momentan noch unpubliziert. Es erwarten uns also noch einige Überraschungen. Aus den Gräberfeldern wurden bislang weniger als 20 Schnallen aus Eisen, Bronze und Silber geborgen. Davon waren 3 Gräber durch Perlen weiblichen Toten zuzuordnen und die Schnallen wurden von der Forschung als Taschenverschlüße angesehen, wie die bz Variante aus Grab 128 im Flachgräberfeld (FGF), vergesellschaftet mit einer bz Scheibenfibel durch Silbereinlagen geziert. Vermutlich ist es aber ein Gürtelobjekt, denn die stark verkrustete ovale Schnalle hat ein Außenmaß von 33 mm Breite (!) und eine mögliche Riemen-/Durchzugbreite von ca. 22 mm, das entspricht in der Größe durchaus anderen als Gürtelteile angesprochenen Funden. [Im Katalog verwirren die Größen, denn die Angaben von Arents/Eisenschmidt von Breite zu Länge der Schnallen ist genau umgekehrt wie man es als Anwender eigentlich erwartet. Es ist sinnvoll eine Schnalle quer, also in der Durchzugsbreite des Riemens mit Innen- und Außenmaß, analog zur „Gürtelbreite“ anzugeben. Die „Länge“ wäre demnach längs mit Blech- und Außenmaß und einer „Durchlaßhöhe“. Das ist in der Anwendung logisch und wird in den meisten Publikationen auch so gehandhabt, nur Arents/Eisenschmidt weichen leider von diesem Schema ab]. „Haithabu“-Schnallen für einfache Darstellungen siehe Gürtel mit Eisenschnallen, ansonsten für die Frühphase Gürtel der Karolingerzeit, weitere Ausführungen als Annäherung an Haithabu-Formen in Arbeit. Die Rubrik hier umfasst zunächst neben kontinentalen auch westeuropäisch-insulare Varianten. Alle Objekte können durch Oberflächenvergütung in Silber höheren Darstellungen (A/B) gerecht werden, zu den Kategorien A-E im Detail siehe: Gesellschaftsstrukturen des FMAs |
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-- Dänen / Danelag / Haithabu
Rechts: Karolingisch-sächsischer Schnallentyp mit Belegen im dän. Bereich, ganz rechts: Schnalle Typ Haithabu, Zunge dänisch, Funde auch in England [Nordische Besiedelung Englands seit der 2. Hälfte der 860er Jahre, es entstanden Gebiete unter dänischem Recht]
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-- IX-X_005q_bz oder vs [Abb.] 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge Tierkopf_vs montiert 99,00 EUR bz / 115,00 EUR vs |
- IX-X_012q_bz oder me 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge Tierkopf_bz oder me montiert 99,00 EUR-- |
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- Dänen / Haithabu
Rechts: Schnalle als Buntmetall-Variante nach dem Fund aus Eisen in Haithabu Ende IX. Jh, Zunge in trapezförmiger Gestalt nach Fund in Haithabu aus der Grabung 1937-39, ganz rechts: in Kombination mit Ortblech Typ Birka (auch im Westen mgl)
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- IX-X_012a_bz oder me 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge 6 x 2 cm_bz oder me - {ersetzen} - |
- IX-X_012da_bz oder me 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und Zunge Typ Birka_bz oder me montiert 99,00 EUR |
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- Dänen / Danelag / Haithabu Karolingischer Schnallentyp mit stilisierten Akanthusblüten, Funde im dän. Duesminde, Sonderjyllas oder Nora Vedby auf Alsen, im schwed. Birka und Ostra Paboda, in Haithabu Variante mit degeneriertem Muster, als Statussymbole im Norden begehrt, wie Zungen, Fibeln, Zaumzeug oder Klingen. Ganz rechts: Schnallentyp mit Flechtbandzier, Zunge dänisch-englisch [Veredelung in Silber oder Ausf. in Sterling mgl] |
- IX-X_001q_bz oder me [Abb me] 15 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge Tierkopf_bz od me montiert 99,00 EUR |
- 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge Tierkopf_bz montiert 99,00 EUR |
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- Norweger / Dänen / Danelag
Zunge rechts „Typ York“ im Jellinge-Stil des X. Jhs noch nicht vernietet, wahlweise Variante Nietscheiben ganz rechts oder mit „Nietblech“ siehe oben ähnlich IX-X_005c
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- X-XI_022k_bz kurzes Blech 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und Zunge Typ York_bz montiert 99,00 EUR |
- X-XI_022k_bz langes Blech 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und Zunge Typ York_bz montiert 99,00 EUR |
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- Norweger / Dänen / Danelag
Frühe Schnallentypen, auf dem Kontinent bereits zur MWZ nachweisbar, Funde im X. Jh in Birka, Zunge „Typ York“ im Jellinge-Stil, wahlweise Variante Nietscheiben oder mit „Nietblech“ siehe oben ähnlich IX-X_005c
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- IX-X_007k_bz 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und Zunge Typ York_bz montiert 99,00 EUR |
- IX-X_011k_bz 25 mm Riemen (natur/braun/rot) und Zunge Typ York_bz montiert 99,00 EUR-- |
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- Angelsachsen / Danelag
Rechts: Schnallenausführung „abgesetzter Steg“ in Kombination mit durchbrochener Zunge im Winchester-Stil aus Wessex (Wende X./XI. Jh), ganz rechts: in Kombination mit Schnalle nach norman. Typus des XI. Jhs [Veredelung in Gold für A mgl] |
- X-XI_002s_me 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und Zunge im Winchester-Stil_me montiert 85,00 EUR |
- XI-XII_002as_bz 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und Zunge im Winchester-Stil_bz montiert 99,00 EUR |
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...der Anfang ist gemacht... |
…weiteres folgt, neue Ausführungen am Marktstand... |
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siehe Gürtel mit Eisenschnallen VIII.-XI. Jh Zu den Kategorien A-E im Detail: Gesellschaftsstrukturen des FMAs |
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VIII - X
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7. Rekonstruktionen Schweden (Vendel, Birka) {in Bearbeitung} Das großflächige Befestigungswesen Schwedens zur Völkerwanderungszeit wird mit Fluchtburgen als Zeichen kriegerischer Ereignisse gewertet, zugleich sind daran wohl verfestigte hierarchische Strukturen erkennbar. Die heutigen 25 Provinzen gehen auf Herrschergeschlechter im I. JtsdAD zurück, wie zur Vendelzeit VI.-VIII. Jh. mit weitreichenden Kontakten. Zugleich war vor allem im landwirtschaftlich geprägten Süden die Anzahl freier Herren hoch, so daß alleine in Skane/Schonen heute noch rd 1000 Herrenhäuser (-hus) gezählt werden. Die Grundherren waren Eigentümer, keine Lehnsnehmer, mit persönlichem Gefolge, Hörigen, Gesinde, so daß sich in Schweden erst spät die Feudalherrschaft mit Land vergebendem König ausprägen konnte. Funde aus Birka (verm. von bjór „Biber“), auf einer Insel im Mälarsee westl. von Stockholm, sind nach Gründung im VIII. Jh in eine Frühphase (karoling. Einfluß, siehe Gürtel der Karolingerzeit) und eine späte ab Ende IX. Jh zu unterteilen. Das Areal der im Schnitt rd 500 Einwohner zählenden Siedlung lag, ähnlich wie Haithabu, geschützt im Landesinneren mit Anbindung zum Meer, von einem Halbkreiswall umgeben, die „Schwarze Erde“. Daran schloß sich erhöht die Burg an, auf einer Terrasse darunter die Garnison. In den östl. und südl. Gräberfeldern wurden bislang 1255 Gräber untersucht mit Konzentrierung auf die Hälfte der Bestattungen in „Hemlanden“ östlich des Walls und einem Viertel im Umfeld von Burg/Garnison. Ältere Gräberfelder streuen über die Insel (bis zu 3000 Bestattungen vermutet), jüngere wohl erst im XI. Jh von Dorfbewohnern nach Untergang der Stadt genutzt, weisen nur wenig Beigaben auf. Registriert bis dato: 113 herausgehobene Kammergräber [die Hälfte davon mit Waffen], 202 Kisten-, 210 Skelett- und 629 Brandgräber, plus 71 Sonstige. Das Fundspektrum belegt durch Importe weitreichende Handelskontakte, besonders aus den gut ausgestatteten Kammergräbern vor Mitte des X. Jhs. Bislang wurden nur aus 29 Männer- und 3 Frauengräbern Gürtelteile geborgen, die Hälfte davon Brandgräber, damit weisen bislang weniger als 2,5% der Gräber Schnallen und/oder Zungen auf. Ab 875c finden sich in der zweiten Birka-Phase vermehrt Artefakte der Reitervölker aus Gräbern im Bereich der Garnison mit „orientalischen Objekten“, deshalb unter Nomadische Gürtel aufgeführt. Zu den typischen Grabbeigaben gehören Gürtel in Birka, wie überhaupt im Nordischen (Ausnahme Gotland) nicht. Aufgrund der Altgrabung vom Ende des XIX. Jhs ist eine Geschlechts-Zuordnung nur nach den Aufzeichnungen Stolpes durch Vergesellschaftung spezifischer Werkzeuge, Schmuckformen oder Waffen möglich. In der zweiten Hälfte des X. Jhs erfolgte der allmähliche Niedergang des „vicus Birca“ [Bez. nach Rimberts „Vita Anskarii“]. Osthandel und Silbernachschub über arab. Dirhems waren lange Zeit Motor der Entwicklung. Nachdem sich aufgrund politischer Entwicklungen bei den Rhos/Rus die Handelswege änderten und arab. Währung an Silbergehalt verlor, verlagerten sich die Handelsströme in Richtung der Ostseeküste z.B. nach Wolin. Dort wirtschafteten Slawen mit Silber aus dem Harz als weithin akzeptierte Währung. Nach der Erschwerung der Zufahrt in den Mälarsee, es bildeten sich durch Absinken des Wasserspiegels wohl Stromschnellen, wurde die Umladestelle von See- auf Flußschiff zur Keimzelle des späteren Stockholm, das aber erst im XIV. Jh im Hansehandel und im Export von Eisen und Kupfer grössere Bedeutung erlangte. Für gotländische Häfen begann der Aufstieg als neue wirtschaftliche Zentren, was reichhaltige Funde auf der östlich dem Festland vorgelagerten Insel dokumentieren. |
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- Vendelzeit charakterisiert durch mächtige Regionalherrscher mit weitreichenden Handelskontakten. - Zungen dieser geschwungenen Form finden sich ohne Verzierung als Gürtelobjekte in der MWZ. Der Ursprung lag bei Zaumzeugbeschlägen der Reiternomaden, Vermittlung wohl über den langobard. Raum, nördlich der Alpen z.B. in in Beckum um 600 mit schlichten Dekors. Prunkvolle vergoldete Zungen mit Zier im auslaufenden Tierstil II siehe Funde in Krefeld-Gellep, aus Donauwörth oder Regensburg-Bismarckplatz um 600. Bei diesen Funden handelt es sich eindeutig um Zaumzeugzier, späte Übernahme in Vendel und Vallstenarum/Gotland um 700. Bei einer Verwendung als Gürtelbeschlag gäbe es nur die Erklärung, daß ein verdienstvoller Gefolgsmann damit ausgezeichnet worden wäre, ansonsten eben Zaumzeug. |
- VII_012d_bz 15-20 mm Riemen (braun/natur/rot) und Zunge im Tierstil II (Vendelzeit) montiert 99,00 EUR |
- VII-VIII_012d_bz 15-20 mm Riemen (braun/natur/rot) und Zunge im Tierstil II (Vendelzeit), montiert 99,00 EUR |
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- Birka Karolingischer Typ im KaGr 750 Original Ausführung Silber, aufwändig wie Schwert, Zaumzeug oder die Doppelbestattung im Kammergrab, Gattin ovale Schalenfibeln bzvg Das Original mit einem rechteckigen Beschlag als „Zunge“. Ähnliche Abschlüsse mit markantem Akanthus-Muster z.B. Fund in der Slowakei, Anf. des VIII. Jh und im dän. Duesminde, in Birka durch Münz-Datierung erste Hälfte X. Jh |
- IX-X_001a_bz oder me Schnallentyp nach KaGr 750 [Abb bz] 15 mm Riemen (natur/braun/rot) und mögliche Zunge 6 x 2 cm_bz od me - {ersetzen} - |
- mögliche Tragweise IX-X_001a [Veredelung in Silber für „A“ mgl] |
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- Birka BrGr 369 mit zahlreichen Beschlägen in einem Mix aus Borre- u Jellinge-Stil, teilweise vergoldet, Variante im reinen Borrestil auf Anfage möglich [Vergütung für „A“ in Silber oder Gold mgl] |
- X_XI_024o_bz Schnallentyp nach BrGr 369 15 mm Riemen (natur/braun/rot) und Tierkopfzunge Geflecht_bz - Kombination momentan nur in me lieferbar - |
- X_XI_024n_bz Schnallentyp nach BrGr 369 15 mm Riemen (natur/braun/rot) und Zunge Geflecht schmal_bz montiert 99,00 EUR |
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- Birka Grab 1030, aber statt umgefalztem Ortblech Zunge mit Geflecht wie in Gräbern 369, 917, 918 oder 949ae [lange Ort- oder Schnallenbleche mgl siehe z.B. oben X-XI_022k_bz] |
- X-XI_022m_bz Schnallentyp nach Gr 1030 [mit kurzem Blech] 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und Zunge Geflecht breit_bz montiert 99,00 EUR |
- X-XI_022k_bz Schnallentyp nach Gr 1030 [mit kurzem Blech] 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und Zunge Geflecht schmal_bz montiert 99,00 EUR |
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- Birka KaGr 949 [Saxaufhängung aus KaGr 949 mgl] re: Zunge Geflecht wie in Gräbern 369, 917, 918 oder 949ae [Probebilder, Schnallenblech noch nicht poliert] |
- X-XI_025m_bz oder me Schnallentyp nach KaGr 949 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und Zunge Geflecht breit_bz montiert 125,00 EUR |
- X-XI_025ra_me Schnallentyp nach KaGr 949 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und Zunge Kettengeflecht_me montiert 125,00 EUR |
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-- Birka re: KaGr 949, s.o. ganz re: KaGr 1076 Schnalle mit Borre-Geflecht, das Original mit breitem Ortblech als Zunge [Detailbild alternativ schmales Ortblech] [Saxaufhängungen aus KaGr 1076 mgl] [Probebilder, Schnallenblech noch nicht poliert] |
- X-XI_025a_bz oder me Schnallentyp nach KaGr 949 20 mm Riemen (natur/braun/rot) und langes Ortblech schmal_bz montiert 125,00 EUR |
- X-XI_021m_bz Schnallentyp nach KaGr 1076 30 mm Riemen (natur/braun/rot) und Zunge Geflecht breit_bz montiert 129,00 EUR |
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- Birka re: BrGr 229, das Original ohne erhaltene Zunge oder Ortblech, hier ergänzte Variante [Detailbild schmales Ortblech] ganz re: Schnallentyp nach Gräbern 157 und 373, das Original ohne erhaltene Zunge oder Ortblech, hier ergänzte Variante [Detailbild breites Ortblech] |
- X-XI_026a_bz Schnallentyp nach BrGr 229 25 mm Riemen (natur/braun/rot) und breites Ortblech_bz [Detailbild schmal] montiert 110,00 EUR |
- X-XI_027a_bz mit Zier Schnallentyp ähnlich Gr 157 und 373 25 mm Riemen (natur/braun/rot) und schmales Ortblech_bz [Detailbild breit] montiert 129,00 EUR |
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...der Anfang ist gemacht... |
…weiteres folgt, neue Ausführungen am Marktstand... |
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siehe Gürtel mit Eisenschnallen VIII.-XI. Jh Zu den Kategorien A-E im Detail: Gesellschaftsstrukturen des FMAs |
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IX - XI
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8. Rekonstruktionen östl Kreis (Gotland, Rus) {in Bearbeitung}
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X |
- Gotland Visby Ksp. Kopparsvik/Gotland, Grab 11 |
- X_Kopparsvik_S304_bz 30 mm Riemen (natur/braun/rot) Typ Ksp. Kopparsvik/Gotland, Grab 11 mit Zunge_bz montiert 129,00 EUR |
- mögliche Tragweise |
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IX - XI
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Gotland / Rus / Slawen IX.-XI. Jh div.Gotland- und Rus Formen. Alle Objekte können durch Oberflächenvergütung höheren Darstellungen gerecht werden.
[siehe auch Rubrik Gürtel mit Eisenschnallen VIII.-XI. Jh] |
Auf dem Grabungsfoto sieht man einen beschlagenen gotländ. Gürtel in situ (Fundlage). Er liegt im Beckenbereich und war wohl angelegt, was keineswegs die Regel war, manchmal wurden Gürtel neben oder auf der Leiche platziert. Die Zunge befand sich nicht zwischen den Knien, sondern an der Seite des linken Beckenknochens. War der Zungenabschnitt länger wurde er nach dem Umschlingen der Leiche also nicht unbedingt schön nach unten Richtung Knie drapiert, sondern zur Seite gelegt, vielleicht auch so getragen, wie es Abbildungen von skythischen Reiternomaden zeigen. Denn östlich beeinflußte Gürtelformen weisen längere Zungenabschnitte auf. Bei einer westlichen Gürtelform im Flachgräberfeld von Haithabu Grab 59 fanden sich Schnalle mit Beschlagblech und Zunge fast unmittelbar nebeneinander im rechten Beckenbereich. Hinweis auf eine seitliche Tragweise mögen Riemenschieber sein, die sich manchmal im Fundgut finden, kleine Ausführungen bei Sporengarnituren, größere bei Gürteln. Es wäre für Darsteller dieser Zeit bei westlichen Darstellungen vielleicht ratsam das Zungenstück des Riemens relativ kurz zu halten und es als Tragweise tendenziell seitlich unter den Leibriemen zu zwängen, wenn kein Riemenschieber benutzt wird, da jener im Reenactment nicht gern genutzt wird, obwohl durch Funde gut zu belegen. Bei östlichen Darstellungen werden die Zungenabschnitte mglw länger gehalten werden können, was aber nicht unbedingt heißt, daß sie lose herab hingen, sondern wiederum mit dem Leibriemen verbunden oder untergeschoben worden sein mögen. Grundsätzlich kennt das FMA Schlaufmethoden, auch beim Pferdegeschirr ist solches zu beobachten, sie unterscheiden sich jedoch von der modern angewandten Form und verdecken kein Schnallenblech. |
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X |
-
Gotland |
- Visby Ksp. Kopparsvik/Gotland, Gräberfeld o. Grabnr. ähnlich auch Ksp. Hellvi/Gotland, Grab 226 |
- X_Kopparsvik_S322_me 30 mm Riemen (natur/braun) mit drei Zungen_me [im Kundenauftrag] montiert 149,00 EUR |
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IX - X |
- Gotland / Rus / Slawen Ganz rechts: Typ Ksp. Hellvi/Gotland - Schnallen mit „abgesetztem Steg“ haben eine sehr lange Geschichte. Frühe Formen sind aus Ostasien um Christi Geburt (nach westl Zeitrechnung) bekannt, Transfer über Reitervölker, Übernahme in Byzanz und Verbreitung in Ost- und Mitteleuropa [Verteiler, wie auf dem Grabungsfoto oben mgl] |
- IX-X_Ksp_Väte_bz 20 mm Riemen (natur/braun/rot) Typ Ksp. Väte/Gotland mit Zungenblech_bz 7 x 2 cm montiert 99,00 EUR |
- IX-X_04_bz oder vs [Abb] 20 mm Riemen (natur/braun/rot) Typ Ksp. Hellvi/Gotland mit Zunge_bz oder vs 4 x 2 cm montiert 99,00 EUR bz oder vs |
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Weitere von Rus genutzte Formen siehe oben unter Rekonstruktionen Byzanz, Slawen, Rus, Reitervölker |
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Blick von Rouen auf die Seine in Richtung Landesinnere, dort siedelnde Nordmannen sollten die Route gen Paris gegen plündernde Kollegen sichern. |
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Folgenschwer war die Überlassung von Siedelgebieten an der unteren Seine an Norweger 911. Quasi mit „röm Foederaten-Status“ sollten sie die Verteidigung des strategisch wichtigen Raums übernehmen als Vasallen König Karls IV. (d Einfältigen). Es handelte sich nicht um irgendeinen beliebigen Küstensaum, sondern mit der Seine um den direkten Zugang nach Paris, welche Nordmannen nun sicherten! In kleinen Buchten an der Steilküste boten die Tiefwasserhäfen bei Dieppe oder Fecamp gute Handelsbedingungen mit Skandinavien und England. In der Normandie begann die Übernahme kontinentaler Sitten die nordische Kultur umzuformen, sichtbar an Sprache und Religion, am Burgenbau und der speziellen Form des Feudalwesens mit Ausbildung einer effektiven Kavallerie. Die Leibeigenschaft kannten Normannen nicht, das Vasallenrecht war einmalig. Das nordische Erbrecht begünstigte üblicherweise nur den ältesten Sohn als Nachfolger, so daß Nachgeborene anderweitig ihr Auskommen suchten. Herzog Wilhelm (d Eroberer) bot 1066 gerade jenen, die keine Aussicht auf ein Erbe hatten Land und Titel aus seiner gedachten Eroberung an, wenn sie mit Pferd, Waffen und Rüstung zur Armee stiessen. Gefolgschaftswesen und Erbrecht blieben auslösende Faktoren für das expansive Wesen der Nordmannen, das bald Süditalien und Sizilien, Nordafrika, Griechenland und das Heilige Land erreichte. „Normannisches Blut“ sollte einst in den Adern vieler Königshäuser strömen, selbst der Staufer Friedrich II. würde eine Mutter aus normannischem Hause haben [Rekon. siehe Südnormannen oder auf Seite XI.-XII. Jh]. |
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Emaille-Fibelreplikate IX.-XI. Jh Die bis zum Ende der röm Kaiserzeit (RKZ) von german Frauen gehobener Schichten beibehaltene Peblostracht erforderte die paarweise Anbringung von Fibeln. In Skandinavien und im Baltikum hielt sich eine solche Mehrfibeltracht länger als üblich auf dem Kontinent, wo sich durch oström. Einfluß der Übergang zur Tunica mit Umhang und der einzeln getragenen Scheibenfibel in der Wende um 600 vollzogen hatte. Bestandteil gehobener Frauentrachten waren nun bis zu 5 cm grosse Scheibenfibeln aus Edelmetall, häufig in Pressblechtechnik, schlichtere Exemplare aus Bronze oder Zinn-Blei-Legierungen. Solche Fibeln fanden zur Karolingerzeit Eingang in die südskand. Mode, wurden von Frauen und Männern getragen. Ringfibeln mit seitlich aufgerollten Enden wechselten von der Frauen- in die männliche Modesphäre. Daneben kannte man Ringnadeln, Knochennadeln, hölzerne Varianten (?) und vor allem Bindesysteme, siehe „Schnurmantel“ [Birka III, S. 149, mit paarweisem Metallabschluss der Prunkmäntel S. 142]. Nach Forschermeinung wurde die Mehrfibeltracht in Teilen Nordeuropas und der Rus-Reiche erst gegen Mitte des X. Jhs zugunsten der einen Fibel abgelegt. In den Rus-Reichen werden ovale Schalenfibeln als Traditionsbeflissenheit der Frauen gewertet, denn der reisende Araber Ibn Fadlan nahm noch im XII. Jh solche Fibeln in Eisen, Kupferlegierung, Silber und Gold an jeder (vermutlich freien) Rus-Frau wahr, während reiche Männer schneller östlichen und oriental. Modesitten folgten [Birka III, S. 150]. Auch Bernstein- und Glasperlenschnüre als Halsschmuck fanden sich seit german. Zeiten sowohl in merowingerzeitlichen, als auch in nordischen und östl. Oberschicht-Frauengräbern, nicht selten mit Münzen und Anhängern kombiniert. In gehobenen Frauengräberensembles wurden auch zierliche Metallketten nach antikem Vorbild verwendet, durch Kettenverteiler zu Strängen kombiniert. |
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- Karolinger / Nordmannen / Otton. Reichsgebiet
Scheibenfibel Kreuz mit Emaille, häufige Verbreitung in nördlichen und westlichen Reichsgebieten, siehe Funde aus Dorestad, Haithabu, im benachbarten Schuby und skandinavischen Raum, aber auch aus dem Raum Hagen/Ruhr und vom Handelsplatz am Rheinufer in Mainz oder sehr ähnlich aus der Umgebung des Königshofs in Rohr östl. von Meiningen nach 975. |
Salierausstellung 1992, Raum 2, Vitrine 2, A 7, auch von Burg Harpelstein bei Horath (1080 zerstört)... „..., daß dieser im 9./10. Jh. entstandene Fibeltyp durchaus noch im 11. Jh. (!) getragen worden ist.“ [Sal, S. 132] Fund der Entersburg bei Hontheim, auch die Variante aus Hagen wird ins X./XI. Jh datiert. |
- IX-XI_Scheibenfibel Kreuz_bz [D 2,9 cm] wahlweise gelbes oder rotes Kreuz auf grünem Grund je 39,00 EUR |
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- Byzanz / Rus / Slawen / Otton.-salisches Reichsgebiet ...Kreuzemailfibeln der Stufe Köttlach II, die vorwiegend im Osten und Südosten des Reiches verbreitet war...Das Kreuzornament aus Kreispalmetten ist wahrscheinlich aus der byzant. Goldschmiedekunst übernommen worden.“ [Sal, S. 119]. Frühe byzant. Form ein krimgot. Beschlag. Pelta-Fibeln streuen weit, siehe neben dem ostalpinen Raum auch den Schatzfund von Klein Roschaden bei Oldenburg aus dem X. Jh. |
- Kreuzornament mit Peltas, Salierausstellung 1992, Raum 2, Vitrine 1, B 7 vgl Straubinger Fibel, Fund vom Domberg in Bamberg, annähernd auch Schleswig mit nur drei Pelten ohne Emaille, die sich ähnlich auf dem Handelsplatz in Mainz fand. Verbreitung im slawischen Raum wahrscheinlich. Letztendlich nimmt der Terslev-Stil Peltas mit der „Brezel“-Form auf. |
- X-XI_Scheibenfibel Pelta_bz [D 3,6 cm] je 45,00 EUR in dunkelblau/gelb oder rot/grün oder rot/gelb |
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Exkurs 5: Textilreste in nordischen Gräbern Nordisches Klima ist von plötzlichen Wetterumschwüngen gekennzeichnet. Das heißt, man musste gegen jeden abrupten Wechsel gewappnet sein, was sich in der landeseigenen Tracht niedergeschlagen haben wird. Zum archäologischen Nachweis von Textilien benötigt man gute Erhaltungsbedingungen, optimale bieten trockene klimatische Verhältnisse, wie in Ägypten. Unter erhaltenen koptischen Stoffen wird ein Wollgewebe in Leinwandbindung des IX. Jhs als Gürtel angesprochen. In der Moscevaja Balka an der Karawanennordroute durch den Kaukasus vom Kaspischen zum Schwarzen Meer haben sich Leinen- und Seidenstoffe des VIII./IX. Jhs in Gräbern der Alanen erhalten, welche wohl Dienste bei Überwindung der Päße leisteten, darunter schmale Gürtelriemen aus Leinen der Unterwäsche. In kühlfeuchten Regionen vergehen Pflanzenfasern aus Hanf oder Flachs im Boden recht schnell und lassen sich schwerer nachweisen als Woll- oder Seidenstoffe tierischen Ursprungs. Aus Haithabu wurden bislang 14 Leinen- gegenüber 228 Wollfragmenten geborgen und Leinenreste erhielten sich dort teilweise durch die Schiffskalfaterung, im Beiboot aus Gokstad nutzte man dazu Wolle. Leinen wurde im Norden nicht zuletzt als Segeltuch geschätzt, wobei es wohl auch Varianten aus imprägnierter Wolle gab. Aus Haithabu stammen auch ein paar Kaftan- bzw Klappenrockfragmente, die auf östliche Ursprünge verweisen, seitliche Schlitze lassen die urspl. Funktion als Reitergewand erahnen, spätestens seit dem V. Jh durch Hunnen in den Westen vermittelt. Kaftane weisen in der Regel Riegelverschlüsse auf, der Klappenrock wurde eher durch den Gürtel geschlossen. Grundsätzlich betrafen solche Kleidungsstücke aber nur wohlhabende Schichten [Hägg 1984]. Das war auch die Erklärung für die Leinenfragmente in Gräbern Birkas, denn die Grabausstattung musste schon exklusiver sein, um Leinen überhaupt nachzuweisen.[7] Aus 169 der 1255 untersuchten Gräber in Birka hat man Spuren von Textilien geborgen, 70 davon sind pflanzlichen Ursprungs [Birka III, S. 14ff]. Fast 60 brettchengewebte Borten zur Gewänderverzierung haben sich erhalten, mit Grundgewebe aus Leinen oder Wolle, die oft zusätzliche Seiden-, Silber- oder Goldfäden aufwiesen, manchmal bestand auch das Grundgewebe aus Seide. Goldene Zier war in Birka vornehmlich in Männergräbern zu finden [Birka III, S. 138]. Seit der Antike betonten golddurchwirkte Stoffe den sozialen Rang des Trägers. Hochrangige Personen des IX./X. Jhs wurden im Grabritus auffallend ausstaffiert, um den Status herauszustreichen [Birka III, S. 138]. Erhaltene Vergleichsfunde von Borten aus Skandinavien, bzw germanische Funde aus der röm Kaiserzeit (RKZ) waren ausnahmslos aus Wolle, wobei die Erhaltungsbedingungen sicher eine Rolle spielen. Die Sagas berichten von Stoffen mit kostbaren Zierborten, die den Birkafunden wohl entsprochen haben könnten. Leinen galt in Nordeuropa wohl als exklusiver Stoff und die dichten Garne aus Flachsfasern konnten mit ihrer glatten, glänzenden Oberfläche wie Seide schimmern. Flachs ist eine anspruchsvolle Kulturpflanze und erfordert gute Wachstumsbedingungen, die der Norden kaum bot. Zur Zeit Karls des Grossen war Flachs angeblich dreimal so teuer wie Wolle. Beide Stoffe wurden im Norden importiert, wie „friesische Tuche“, die mglw nicht alle Friesland stammten, sondern von beiden Seiten des Ärmelkanals kamen, aufgrund der Fortführung hoch entwickelter spätröm Produktionsmethoden mit Züchtung geeigneter Schafrassen [Birka III, S. 42]. Da sich pflanzliche Stoffreste durch Ionisierung oder Oxidierung (Grünspanbildung) von Buntmetall-, bzw Silberfunden zeigen und bei Eisenfunden nur bedingt als fossile Bildung auf der Oberfläche als Korrosionskruste ist die Nachweismöglichkeit in Gräbern gehobener sozialer Schichten besser. Nur hier sind ausreichend Metalle mit Fibeln und Gürtelteilen beigegeben. Die Zuordnung Leinen = Oberschicht ist allerdings nicht zwingend, und mglw unterliegen wir einem Trugschluß ! Leinen könnte auch von einfachen Leuten getragen worden sein, ist in deren Gräbern aber aufgrund fehlender Beigaben nicht nachweisbar. Bei ovalen Schalenfibeln an Trägerröcken der sozialen Elite wurden für das IX. Jh exklusive fein gefältete/plissierte Leinenhemden beobachtet, eine Übernahme aus Byzanz [TTHS, S. 70 u 124]. Denn bis ins XII./XIII. Jh waren Plissierungen auch im Westen bei führenden Schichten modisch! |
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Quellen und weiterführende Literatur (Information für verwendete Kürzel [fett]): (Archäologie in Dtld [AiD]) - Abegg-Wigg, A.: Das Nydamboot versenkt – entdeckt – erforscht, Ausstellungskatalog Schleswig 2014. - Arwidsson, G,: Birka II.2 Systematische Analysen der Gräberfunde, Stockholm 1986. - Das Reich der Salier 1024-1125 [Sal]. Katalog zur Ausstellung d. Landes Rh.-Pfalz, RGZM u Diözesanmuseum Mainz, Sigmaringen 1992. - Deschner, K.: Kriminalgeschichte des Christentums [KC], Bd. VII, Reinbek bei Hamburg 2002. [Aufgrund des Umfangs von 10 Bänden eigentlich Bücher für die „einsame Insel“. Allerdings verlieren sie dort ihren Sinn, soviel Leid und Kritik verträgt kaum jemand, man verliert förmlich die Lust an Geschichte, beginnt alles zu hinterfragen und grollt jeglicher Macht. Wenn man hinzu keinen seiner Artgenossen mehr sieht, wäre doch der Band über das Holzfällerhandwerk besser gewesen...] - Geijer, A.: Birka III. Die Textilfunde aus den Gräbern [Birka III], Uppsala 1938. - Haedeke, H.-U.: BERG und MARK. Menschen, Eisen und Kohle [BuM], Solingen 2000 und Menschen und Klingen. Geschichte u Geschichten [MuK], Solingen 1994 - Hägg I.: Die Textilfunde aus d. Hafen v. Haithabu. Bericht Nr. 20 [THH], 1984 /// Textilien u Tracht in Haithabu u Schleswig. Die Ausgr. in H. Bd 18 [TTHS], Kiel/Hbg 2015. - Heinrichs, W.: Schweden – Vielfalt von Kunst und Landschaft im Herzen Skandinaviens [S], DuMont Köln 91 - Keupp, J.: Mode im Mittelalter [MiMA], Darmstadt 2016. - Lammers, D.: Das karoling.-otton. Buntmetallhandwerker-Quartier auf dem Plettenberg in Soest, S. Beiträge zur Archäol., Bd. 10, Soest 2009. - Maixner, B.: Haithabu. Fernhandelszentrum zwischen den Welten. Begleitband zur Ausstellung im WikMus [HAI]. Haithabu, Schleswig 2012. - Scott, M.: Kleidung und Mode im Mittelalter [KluM], Darmstadt 2009. - Schietzel, K.: Spurensuche Haithabu. Dokumentation u Chronik 1963-2013, Neumünster/Hamburg 2014. - Stoumann, I.: Ryttergraven fra Grimstrup og andre vikingetidsgrave ved Esbjerg [RyfG]. Sydvestjyske Museer 2009. - Wieczorek, A. u Hinz H.-M.: Europas Mitte um 1000 [EM1000]. Ausstellungskatalog in 2 Bdn u Katalog, Stuttgart 2000. - Willemsen, A.: Wikinger am Rhein 800-1000, Stuttgart 2004. |
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I.-VIII. / IX.-XI. / XI.-XIII. / XIII.-XIV. / XIV. / XV. / XV.-XVI. Jh |
Anmerkungen und Quellenverweise:
1/ Landadelige als Kirchen-Eigner hatten also deutliche Vorteile. In Stadt- und Klosterkirchen wurde um die Grablege lange gerungen. Zunächst war sie nur hochgestellten Geistlichen wie Bischöfen gestattet, hinzu kamen Äbte, verdiente Priester, später erst fromme Laien, wie Landesherren und adelige Laien-Stifter. Durch Geschenke und finanzielle Zuwendungen an die Kirchen, konkret an die heiligen Patrone der Kirchen, erweiterte sich der Kreis auf adelige Familienmitglieder und reiche Bürger im SMA. Die Grabfülle in den Kirchen sorgte immer wieder für Platzräumungen, so daß Fußbodengrabplatten oder Thumbengräber beseitigt und an die Wände oder ausserhalb des Kirchenraums aufgestellt werden mussten. Leider gingen damit häufig frühe Grabmale verloren, obwohl wir aus den Nekrologen (Totenbüchern) wissen, daß Gebete und Jahres-Feiern an diesen Gräbern durch Stiftungen vorgeschrieben waren [siehe Hinz, Dom St. Peter zu Fritzlar, S. 41]. Die Gedenkfeiern und Messen erforderten eine zunehmende Zahl von Priestern der Konvente und mehrten die Zahl der Altäre in den Kirchengebäuden. Dabei ging es wie immer um Geld. Die Zisterzienser bsplw änderten erst ab Mitte des XII. Jhs ihre abwehrende Einstellung, denn bislang war es Weltlichen nicht gestattet in ihren Kirchen dauerhaft zu ruhen, um Unabhängigkeit gegenüber machtvollen Landesherren und Adeligen zu wahren. Dadurch entging ihnen bis zur Lockerung dieser Einstellung die Memorialstiftungen.
2/ „Reichsgebiet“ umfasste mehr als Deutschland und Teile unserer europ. Nachbarländer zählten dazu. Es gab keine Vorstellung einer Nation im heutigen Sinne. „Reich“ und „Deutschland“ bezeichneten nie dasselbe. Otto I. nannte sich noch rex omnis Francia Saxonique, also aller Franken und Sachsen. Das „Reich“ wurde unter Konrad II. als rechtlich vom Herrscher unabhängiges Gebilde angesehen und 1034 in Urkunden als „romanum imperium“, seit 1157 unter Friedrich I. als „sacrum imperium“ bezeichnet. Der Begriff „sacrum romanum imperium“ wurde erstmalig 1254 verwendet. Der Zusatz „Deutscher Nation“ war erst im XV. Jh üblich. [u.a. Hertslet/Hofmann, Der Treppenwitz d. Weltgeschichte, Augsb. 2006, S. 162 / Die Römer zw. Alpen u Nordmeer, S. XI].
3/ Zu Karl d Gr siehe Wagner, Neuer Bildatlas zur Dt Geschichte, S. 52, zu Karl dem Kahlen siehe auch Abbildung im Sakramentarfragment aus Paris von 869c in „fränkischer Tracht“ mit Umhang und Scheibenfibel, kurzer kostbarer Tunica, welche Knieriemen sehen läßt, Stiefeln und einem kürzeren „gallischen Gürtel“ in Wamers, Die Macht des Silbers, S. 93. Keupp weist anhand von Königssiegeln die Traditionsgebundenheit des Herrscherornats nach [MiMA, S. 133, 136f und KluM, S. 16].
4/ Zur frühen Rohstofflage siehe E. Graf Oxenstierna: Die Nordgermanen. dt Stuttgart 1957 (4. Aufl 1965), S. 17 und zu Norwegen speziell Jan Bill, Revisiting Gokstad. Interdisciplinary investigations of a find complex excavated in the 19th century, in: Brather/Krausse, Fundmassen, S. 75-86.
5/ Der Massengut-Transporter wurde in Europa später sinnvoller Weise die Eisenbahn, heutzutage abgelöst durch den wohl flexiblen aber weniger effektiven Lastwagen. Nach dem „Durchbruch auf Schienen“ der vergangenen zwei Jahrhunderte m.E. ein Rückschritt. Die Liberalisierung der Märkte und Osterweiterung, Rückgang der Lagerhaltung vom produzierenden Gewerbe durch „just in time“ brachte den Güterverkehr auf die Straße, es ging um Schnelligkeit, Effektivität und Gewinnmaximierung der Unternehmen. Die Zeche für die Zerstörung der Infrastruktur durch den Schwerlastverkehr zahlen wir alle. Ich hatte vor langer Zeit mit dem Transportgewerbe zu tun und fand in den 1980ern die Entwicklung mit Containern und Ladebrücken, die flexibel durch verschiedene Transporteinheiten genutzt werden konnten, gut. Doch diese Experimente funktionieren nur noch im Schiffsfernverkehr, auf der Schiene bedingt und auf der Straße gar nicht mehr, dort dominieren inzwischen lange unflexible Auflieger, denn die sind leichter zu rangieren als Anhänger, die höhere Anforderungen an das Bedienungspersonal stellen, heute brauchen wir hingegen massenhaft Fahrer. Manche Entwicklungen sind eigenartig, aber erklärbar...nach neuesten Meldungen beginnt der Paketdienst DHL seit Herbst 2021 einen Teil des Verkehrs mit Containern zurück auf die Schiene zu verlegen!
6/ Die Angelsächsische Chronik erwähnt erste Nordmannen 789 vor Portland an der Südküste, dann weitere Angriffe gegen Ortschaften und Klöster an der engl. und irische Küste. Die Idee ist bestechend, daß sächsische Flüchtlinge der Kriege gegen Karl d Gr, Ende des VIII. Jhs Dänen, welche sich kurzzeitig mit den Sachsen verbündet hatten – ansonsten war das Verhältnis zwischen den beiden Nachbarn nicht sonderlich gut - zu Raubfahrten gegen das fränk. Territorium bewegt haben könnten? Der dän. Kg Godofridus beanspruchte den heutigen norddt Raum als sein Gebiet. Diese Unternehmungen zielten vornehmlich auf Beute ab, das heißt kein Landgewinn, sondern Eintreiben von Tributen und Anerkennen seiner Oberhoheit. Seit 799 erfolgten Angriffe auf den fränkischen Raum, reiche Handelsorte bevorzugend, was im Nebeneffekt die kontinentale Wirtschaft schädigte - strategisches Handeln ist vermutlich zu weit gedacht. Auf jeden Fall nötigte es Karl I. (d Gr) die Küste aufwändig befestigen zu lassen. Lange Zeit war es kaum möglich dem professionellen fränk. Feldheer auf dem Schlachtfeld Paroli zu bieten, aufgrund seiner schweren Kavallerie, aber Seeangriffe versprachen Erfolg. Nach dem Tod Ludwig des Frommen 840 und den Reichsteilungen unter seinen Söhnen war die fränk. Hausmacht durch Bruderkriege geschwächt. Diese Situation nutzten Nordmänner geschickt aus. Sie starteten organisierte große Heerfahrten, so daß Ostern 845 Paris geplündert wurde! Viele Ortschaften, Klöster und Kirchen an Rhein, Mosel, Maas, Schelde, Somme, Seine und Loire, samt ihren Nebenflüßen wurden zum Ziel. Es gelang zur Überwinterung und Versorgung der Züge große Lager einzurichten und ab 879 plünderte ein großes nordisches Heer für mehrere Jahre den Norden des Westfrankenreichs. Gegen Ende des IX. Jhs gelangten Nordmannen bis nach Köln, Andernach und Trier, in den 880er Jahren nach Aachen, wo die königliche Kapelle als Pferdestall genutzt wurde. Im Umgang mit Pferden wohl vertraut, sollten bald ihre reich ausgestatteten Gräber kostbares und prestigeträchtiges Zaumzeug aufweisen als Standesabzeichen der Anführer, wie zu merowing. Zeiten auf dem Kontinent. In England hatte sich in den 870ern das Danelag etabliert und auch hier zogen nordische Heere plündernd durch das Land. Im Süden versuchte Alfred von Wessex durch verstärkten Burgen- und Flottenbau die Abwehr zu organisieren.
7/ Zu ägypt. Funden siehe Paetz, Aus Gräbern geborgen, S. 106, zu Leinen Arwidsson, Birka II.2, S. 51. Leinengewebe erhielt sich an der Rückseite von Metallobjekten, wie an kostbaren Pressblech-Scheibenfibeln und der bz Riemenzunge im Frauengrab bei Steinfurth/Nähe Greifswald aus der 1. Hälfte des V. Jahrhunderts [AiD21-2, S. 56], genauso wie Leinenreste in reich ausgestatteten Gräbern des VI./VII. Jhs in Köln und Trossingen zum Vorschein kamen. Leinerne Tuniken trugen im VII. Jh sozial höherstehende Kleriker nach den Gräbern unter St. Ulrich und Afra in Augsburg. Die Erhaltung von Leinen war durch Lage der Gräber in Kirchen und überdurchschnittliche Metallbeigabe der Grabausstattungen zu erklären. Auch grossflächige Eisenfunde ermöglichen die Dokumentation von Stoffen, wie 35 Textilfragmente unter dem Schwert aus Reitergrab A in Grimstrup bei Esbejrg/Dk [RyfG, S. 51]. Durch die Beifunde mit Pferdegeschirr lag hier ein Vertreter der Oberschicht. In der Regel zeigen Eisen-Korrodierungen nur den Abdruck von Textilien im Gegensatz zur Grünspanbildung bei Buntmetallen mit Erhaltung von Textilschichten. Hinzu sacken Eisengeräte aufgrund ihrer Schwere durch den verwesenden Körper nach unten und haben nur begrenzte Aussagekraft [TTHS, S. 64f].