I.-VIII. / IX.-XI. / XI.-XIII. / XIII.-XIV. / XIV. / XV. / XV.-XVI. Jh / "ab nach Hause"

DRAGAL

1025-1125c „Salier und Normannen“

1. Quellen

2. Mode in der Salierzeit

___Info: Nordmannen in der Normandie

3. Rekonstruktionen zur Darstellung gehobener Schichten (A-C)

___Info: Aspekte der Kreuzzüge

4a. Rekonstruktionen zur Darstellung des einfachen Volkes (C-E)

4b. Gürtel mit Eisenschnallen XI.-XIII. Jh

1125-1250c „Staufer“

5. Quellen

6. Mode in der Stauferzeit

7a. Rekonstruktionen zur Darstellung gehobener Schichten (A-C)

7b. Stoffgürtel mit Bortenstreckern und Zierbeschlägen

8a. Gürtelformen des einfachen Volkes

8b. Rekonstruktionen zur Darstellung des einfachen Volkes (C-E)

___Info: Zäsur Romanik - Gotik

Historischer Kontext 1025-1125c:

In Frankreich war der Adel, dem lange Zeit die Hauptabwehr äußerer Gefahren oblag, mächtig geworden und führte untereinander Fehden. Die Kirche drohte in der Gottesfriedensbewegung Anf des XI. Jhs mit der Exkommunikation und versuchte jenen Einhalt zu gebieten, welche mit dem Recht des Stärkeren agierten.[1] Man begann zwischen „gerechten“ und „ungerechten“ Kriegen zu unterscheiden und in Frankreich bildete sich mit dem Aufruf zum Kreuzzug der miles christi, ein Gottesstreiter, der zum Schutz und zur Verbreitung des Christentums kämpfte. Die Idee fand Verbreitung und aus renitenten Berufskriegern wurde allmählich ein gesellschaftlich anerkannter Stand.

Im regnum teutonicum versuchten die salischen Könige, mit dem Hochadel in Konflikt, unfreie Dienstmannen (servientes oder ministeriales) an sich zu binden. Konrad II. (reg 1024-39) garantierte ihnen 1037 die Erblichkeit des Lehens, ähnliche Entwicklungen in Frankreich und im normannischen England, siehe Details unter Lehnswesen-Ministeriale.

Stütze der Königsmacht war nicht selten die Kirche. Bischöfe aus adeligem Haus, oft mit den Herrschern verwandt, wurden von jenen ins Amt gesetzt, um Verwaltungsaufgaben zu übernehmen, fungierten als Diplomaten und besassen durch ihre Vasallen militärische Macht. Im Gegensatz zum Adel konnten sie ihr Amt nicht an Nachkommen vererben! Bei ihrem Ableben machten sie den Platz frei für einen neuen Günstling des Königs. Der Papst forderte hingegen nach kirchlichem Recht die Bischofsernennung. Der Streit um diese Investitur traf einen empfindlichen Punkt des Machtgefüges und sorgte für schwere Turbulenzen im Reich seit der Zeit Heinrichs III. (reg 1039-56). Die Auseinandersetzung zwischen geistlicher und weltlicher Macht sollte in der „transalpinen Politik“, die seit ottonischen Zeiten an Bedeutung zugenommen hatte, das Verhältnis von Italienern und Deutschen „vergiften“ und enorme Ressourcen an Menschen und Material verschleissen. Der Anspruch des dt Königs die imperiale Würde eines westl. Kaisers zu erfüllen, bedurfte der Zustimmung und Krönung durch den Papst. Das bot hinreichend Konfliktstoff, denn die Päpste verstanden es ihre Autorität auszubauen und Vorrang vor Kaiser und Königen einzufordern.

Dies gelang u.a. mit den „bewaffneten Pilgerfahrten“, wie man Kreuzzüge damals nannte, wodurch militärische Macht nach dem Willen Roms gelenkt wurde. Der gesteigerte Bedarf an Transportmitteln und die Versorgung der Pilger bereicherte die Hafenstädte Norditaliens. Die Profiteure hießen Pisa, Genua oder Venedig und deren Kaufleute sollten mit ihrer Geldwirtschaft machtvolle unabhängige Stadtrepubliken entstehen lassen. Bald abgeschlagen war das südital. Amalfi, das weiterhin Handel mit den Fatimiden betrieb und um seine lukrativen Einnahmen fürchtete, auch die anderen Seestädte hatten wenig Skrupel Geschäfte mit den Muslimen zu betreiben, siehe Aspekte der Kreuzzüge.

In Unteritalien eigneten sich Normannen, im Sold langobardischer Fürsten oder von Byzanz, zunehmend Territorien an und wechselten je nach polit. Verhältnissen bedenkenlos die Seiten. Es lag zunächst durchaus im Interesse des Reiches, das Italien als legitimen Bestandteil ansah, wenn die Macht der Langobarden und Byzantiner durch eine neue Fraktion beschnitten wurde. Aber weder Kaiser noch Papst konnten die Normannen dauerhaft unter Kontrolle bringen. Jene unterwarfen die Sarazenen und Roger II. rief 1130 das „Königreich Sizilien“ aus.

-

1025-1125c

Salier und Normannen

Der „imperiale Stil“ mit seinen italisch-byzantinischen Einflüssen



Die Stadt am Tiber – erneut das Zentrum der westlichen Welt

Rinke = Schnalle / Spenglin = Zierbeschlag (Niete) / Senkel = Zunge

eis = Eisen, me = Messing, bz = Bronze, vs = versilbert, si = Silber, vg = vergoldet

FO = Fundort, AO = Aufbewahrungsort

Nördlich der Alpen gewannen Städte zunehmend an Bedeutung, wie dies westl. des Rheins schon lange der Fall war. Privilegien zum Markt oder Münzstätte konnten mit verkehrsgünstiger Lage den Aufschwung bewirken. Der Landesherr investierte in die Infrastruktur, im Gegenzug entrichtete der „Bürger“ Steuern, ein Teil wurde für Befestigungsarbeiten aufgewendet. Das Konzept war erfolgreich und Städte wurden zur Einnahmequelle der Grundherrn. Jene versprachen sich milit. und polit. Beistand zur Absicherung ihrer Herrschaftsgebiete. Städte begannen auf die Reichspolitik einzuwirken, wenn z.B. die Wormser Bürgerschaft dem angeschlagenen Kg Heinrich IV. (reg 1056-1106) Schutz sowie milit. Beistand gewährte und zum Dank dafür Zollprivilegien erhielt.

Prozesse wurden eingeleitet, welche die Sozialstruktur dieser Zeit vollkommen veränderten. „Innovationen bei Geräten und Techniken des Ackerbaus und die immer erfolgreichere Verwaltung der Ländereien vor allem durch Klöster lieferte Ernteüberschüsse, die nicht nur Leibeigene, Pachtbauern und ihre Feudalherren, sondern auch eine Stadtbevölkerung zu ernähren vermochten. Die Städte stellten wiederum Arbeitskräfte und Handwerker, die landwirtschaftliche Geräte, Kleidung und Luxusgüter produzierten, sowie Händler, die solche Waren einführten“ [DKRo, S. 84]. Trotz ausgeweitetem Siedelland erstreckten sich nach wie vor zwischen den Rodungsinseln riesige Wälder. Im XII. Jh sollte eine verstärkte Ostkolonisation einsetzen mit Urbarmachung von Land, Grundlage für ein regional starkes Freibauerntum.


1. Quellen für die Salierzeit 1025-1125c:

Auf Reichsgebiet haben wir vom XI. bis XII. Jh nur wenige sicher datierte archäolog. geborgene metallene Gürtelteile. Abbildungen der Buchmalerei räumen dem Gürtel keinen grossen Stellenwert ein und zeigen adelige Mode mit bodenlangen Gewändern, welche nur geringe Blicke auf den Gürtel ermöglichen, da er meist von der Fülle des Gewandes überdeckt wird. Byzantinische Modeformen bewirkten Veränderungen mit Bindegurten nach antikem Schema (bei Griechen und Römern üblich) und seit den Kreuzzügen nach Vorbildern aus dem islamischen Kulturkreis. Sie kamen allesamt ohne Schnalle und Senkel aus. Kostbare Bekleidungsobjekte aus Seide dokumentieren Verbindungen in den Vorderen Orient. Obertägig erhaltene Kunstwerke, vor allem Skulpturen, wirken recht grob und ungefüge oder eher streng, wie die zeitgleiche Architektur, siehe Steinrelief der Münsterpatrone aus dem XI. Jh in Brixen. Der romanische Baustil brachte Macht zum Ausdruck, von einer beschwörenden Grundhaltung tief empfundener Religiösität durchdrungen. Bauten dieser Zeit wurden im Auftrag des hohen Adels oder der Kirche errichtet. Es war die Architektur der Herrschenden, orientiert an spätantiken Formen, die als Spolien bewusst in Bauwerke eingefügt wurden, über allem thronte Christus als Weltenrichter. Seit der 2. Hälfte des XI. Jhs finden sich vermehrt Bildhauerbelege aus Stein und Holz, darunter auch Großplastik, wie Kruzifixe oder, durch Reformen in Cluny und später die Marienverehrung Bernhards von Clairvaux ausgelöst, Gottesmutterdarstellungen mit Kind, die sedes sapientiae („Sitz der Weisheit“). Diese Madonnen, stilistisch Anleihen aus Byzanz, korrespondierten als Vergegenwärtigungen und „liturgische Bilder“ in den Kirchenräumen mit dem Gekreuzigten, dessen Abbild auf keinem Altar fehlen durfte, siehe dazu bronzene Kleinplastik aus vergoldetem Buntmetall, für das Rheinland und Westfalen anschaulich Sammlung des Schnütgen Museums in Köln. Nach Auskunft des Bay. Nationalmuseums haben sich rd 700 Kruzifixe (!) aus den Zeiten vor der Gotik erhalten. Sie zeigen übrigens bei Gürteln recht häufig Bindesysteme, nicht nur als Bruchen- oder Lendenschurzgürtel des Gekreuzigten, sondern auch beim vollständig bekleideten „König der Juden“, Details siehe nachfolgend Mode Salierzeit und Bindegurt. Zum XII. Jh sollten sich allgemein Belege mehren, oft bergen kleine Pfarrkirchen wahre Schätze an Reliefs, Skulpturen und Wandmalereien, wenn an ihnen die „Stürme der Zeiten“ und vor allem aus Kostengründen der „Gotisierungswahn“ vorbei ging. Reliefierte Reliquienkästchen, Tragaltäre oder Elfenbeinschnitzerein, wie die lothar. Elfenbeinsitula im Domschatz zu Aachen von 1020c können durchaus Aufschlüsse auch zu Waffen- oder Ausrüstungsdetails geben. Fein- und Goldschmiedekunst bis hin zum großen Buntmetallguß mit Bronzetüren, Taufbecken oder liturgischem Gerät schufen beständige Werke, die bessere „Überlebenschancen“ hatten als bsplw die Stuck- oder Holzplastik, mit der vor allem östlich des Rheins gerechnet werden muß. Zur Materialkunde sind wohl auch Querverweise zu obertägig erhaltenen Textilien aus den Kirchenschätzen zulässig. Denn sie wurden nicht selten aus profanen adeligen Verhältnissen in die sakrale Sphäre überführt und umgearbeitet. Schriftquellen öffnen sich, worunter Sittengeschichten, wie der „Ruodlieb“ als Vorläufer der grossen Ritterepen, gegen Ende des XI. Jhs in lat. Hexametern also im „Hohen Stil“ der Versform verfasst, Einblicke in die Welt des Adels geben und Sachdetails beschreiben.


Schloß Tirol, profane Darstellung 1138c

(schlichter kurzer Bindegurt, Leder ?)

Krypta Naumburger Dom

Kg der Juden“ (Imervardkreuz) Dom Braunschweig 1173c

(herrschaftlich langer Bindegurt, Stoff ?)


2. Mode in der Salierzeit (höfische Formen):

Seit der ausgehenden Ottonenzeit dominierte in der Herrschermode ein byzantinisierender Stil. In dieser Kleidung formulierten westliche Kaiser ihre Herrschaft in Anlehnung an das oström Kaisertum. Um hinzu seinen Anspruch auf die Investitur und kirchl. Belange zu verdeutlichen trug Heinrich III. (reg. 1039-56) Rangabzeichen und eine Dalmatika in Anleihe an den alttestamentarischen Priesterstand. Er drückte damit Unmittelbarkeit göttliche Gnade ohne die vermittelnde Instanz des Papstes aus. Bereits die „Sternenmäntel“ seiner Vorgänger standen in diesem Kontext und verwiesen auf die Kleidung des Hohepriesters nach Bibelzitaten. Auch Frauen trugen lange Zeit weite Gewänder, dazu den Kopf verhüllende Schleier. Zierborten wurden zuweilen genutzt. Eine unerhört neue Modesitte war das Raffen der Frauengewänder durch Bänder in der Taille [KluM, S. 25] oder mit starkem Faltenwurf, manchmal nur an den Ärmeln, als generationenbedingte Gegenbewegung von weit zu schmal, dann wieder ein Wechsel zu wallend oder lang herab hängenden Überärmeln. Es gab keine „typische Mode“ des XI. oder XII. Jhs, sondern einen stetigen Wechsel mit ein paar erkennbaren Grundlinien für einige Jahrzehnte. Vermutlich waren Heiraten und Wechsel in den Dynastien und die adelige Erziehung der männlichen Jugend an weit entfernten Fürstenhöfen Auslöser für stilbildende Richtungen, so dass sich „modische Epizentren“ an verschiedenen Höfen Europas ausfindig machen lassen müssten. Das gilt erst recht für nachfolgende Jahrhunderte mit einer Zunahme von Belegen. Jede Generation kreierte ihren eigenen Stil. Im fortschreitenden Mittelalter scheint vor allem die feudale Jugend, recht früh in verantwortungsvolle Positionen gehoben, den Modestil maßgeblich zu beeinflussen. Also ist so manche Entwicklung in der Moderne nicht wirklich neu, nur spricht man nicht mehr explizit vom Adel, sondern heute von der Welt der „Schönen und Reichen“, dem modernen Großbürgertum. Auch die mittelalterliche Feudalgesellschaft war zu Schönheit und repräsentativem Lebensstil verpflichtet, um Ansehen und Stand (ordo) zu wahren. Von Gründerpersönlichkeiten dieser Zeit existieren manchmal Bildhauerwerke, allerdings keine lebensnahen Porträts, sondern idealisierte Darstellungen, denn sie wurden von den Nachfahren erst Jahrhunderte später errichtet.

Die durch Bild und Skulptur überlieferte Mode war Standesattribut der „oberen Zehntausend“ und hat mit der Alltagskleidung der Masse, den weniger privilegierten Schichten, kaum etwas zu tun. Als Individuen sind jene nicht zu erfassen, erscheinen bestenfalls als „Monatsallegorien“ und kl. Figuren an Kapitellen romanischer Basiliken, architektonisch in den „Dienst des Kirchengebäudes gezwungen“. Sie verschwinden zugunsten der privilegierten Standespersonen. Höfische Kreise wirkten mit ihrem stilvollen Lebenswandel auf den unmittelbar umgebenden und untergebenen Personenstand und fanden Nachahmung bei hohen Amtsträgern/Dienstmannen, vor allem in den aufstrebenden Städten. Südeuropa schritt in diesen Belangen weit voran.[2]

Die älteste Gürtelvariante überhaupt war der Bindegurt, seit der Antike eine geläufige Form, anhand von Malerei und Plastik nachweisbar, für unseren Raum spätantike Beispiele auf Reliefs des II. und III. JhsAD im Museum von Metz. Sie finden sich auf Skulpturen und Abbildungen bis ins SMA, siehe Elisabethzyklus aus Lübeck von 1440, weitere Belege schlichter Art unter Bindegurt. Breite, Art der Drappierung und Muster lassen vermuten, dass es sich beim Adel allerdings um Textil handelte. Für das Volk war einfacher Stoff oder vielleicht auch Leder möglich, für das Militär seit dem XII. Jh obligat, siehe gebundene lederne Schwertgurte. Ein Bindegurt aus ungefärbtem Leinen zeigt sich im Original mit dem erhaltenen „Mariengürtel“ im Domschatz zu Aachen, nach Deschner ein Beutestück aus Konstantinopel 1204 [KC, VII, S. 97]. Bei Heiligen galten Bindegurte als Ausdruck der Schlichtheit, siehe Abbildungen zur Hl. Elisabeth, aber auch zu Maria. Sie wurden als Bruchengürtel der Männer, als Leibriemen bei Kindern, Mägden oder bei den Orden verwendet. Begüterte Schichten trugen prachtvolle und exklusive Seidengürtel. Wolfram von Eschenbach sollte um 1200 für seinen jungen „Parzival“ selbst für die weisse Unterkleidung (!) einen kostbaren Bruchengürtel aus Gold und Seide beschreiben.

Die Grundidee dieses Gürteltyps weist mit Übernahme griech-röm Formen in die Antike, geografisch in den islamischen Kulturraum, nach Persien und über Indien bis nach China, wurde von Byzanz in griech. Tradition beibehalten, siehe z.B. Jesus Kindergürtel der Marienikone um 1230 in der Gnadenkapelle zu Regensburg. Auf Kruzifixen des „Viernageltypus“ (Füße nebeneinander) werden Bindegurte häufig dargestellt, nicht nur als Bruchen- bzw Lendentuchgürtel, wo diese Form selbstverständlich ist. Aus Byzanz importiert oder angeregt wurden frühe Darstellungen des Gekreuzigten als „König der Juden“, voll bekleidet, einen langen Stoffgürtel tragend, Beispiele des XII. Jhs in Lucca, Barcelona oder Braunschweig. Erst bei den gotischen Formen des „Dreinageltypus“ (Füße übereinander), zum Ende des XIII. Jhs, verschwand der Gürtel und es blieb nur das Lendentuch.[3]



Blick von Rouen auf die Seine in Richtung Landesinnere. Der Raum hatte eine enorme strategische Bedeutung, denn es war die Kontrolle des Wasserwegs in Richtung Paris.


Nordmannen in der Normandie

Es war nicht ungewöhnlich, dass sich Nord. Anführer in den Dienst fränkischer Könige stellten, im IX. Jh in Friesland, auf Walcheren und an der Loire geschehen. Getauft und mit dem Titel eines Grafen oblag jenen die Küstenverteidigung. Rollo kannte wohl den Seine-Raum von Plünderungszügen in den 870ern. Nachdem Alfred v Wessex in England die Abwehr erfolgreich organisierte und die Nordleute zunehmend Positionen verloren, suchten Anführer ihr Gefolge durch Beutezüge jenseits des Kanals zu erhalten. Aber auch hier versteifte sich der Widerstand und Rollo nahm die Taufe an, bekam ein Lehen unter dem Schutz des Königs Karl IV. (d Einfältige). Dieser Status wurde per Vertrag 911 sanktioniert. In den innerfränk. Auseinandersetzugen konnten die Nordmannen ihr Gebiet kontinuierlich erweitern, 924 fiel ihnen Bayeux zu. Weiter nordöstlich an der Steilküste boten Tiefwasserhäfen bei Dieppe oder Fecamp gute Handelsstützpunkte nach Skandinavien und England. In der Normandie begann die Übernahme kontinentaler Sitten die nordische Kultur umzuformen, sichtbar an Sprache und Religion, am Burgenbau und der speziellen Form des Feudalwesens mit Ausbildung einer effektiven Kavallerie. Die Leibeigenschaft kannten Normannen nicht, das Vasallenrecht war einmalig. Das nordische Erbrecht begünstigte üblicherweise nur den ältesten Sohn als Nachfolger, so dass Nachgeborene anderweitig ihr Auskommen suchten, ein Grund für Plünderungszüge seit eh und je. Herzog Wilhelm (d Eroberer) bot 1066 gerade jenen, die keine Aussicht auf ein Erbe hatten Land und Titel aus seiner beabsichtigten Eroberung an, wenn sie mit Pferd, Waffen und Rüstung zu ihm stiessen. Das Erbrecht blieb auslösender Faktor für das expansive Wesen der Nordmannen, bald in Süditalien und Sizilien, Nordafrika, Griechenland und im Heiligen Land. „Normannisches Blut“ sollte einst in den Adern vieler Königshäuser strömen, selbst der Staufer Friedrich II. würde eine Mutter aus normannischem Hause haben! In Süditalien war nach Zerfall der karol. Herrschaft im X. Jh ein Erstarken der langobard. Fürstentümer zu verzeichnen in enger Verzahnung mit päpstlichen, byzantinischen und sarazenischen Gebieten, in welche Anfang des XI. Jhs die Normannen stiessen.


3. Gürtelrekonstruktionen zur Darstellung gehobener Schichten 1025-1125c (A-C)

Bindesysteme für die Schwertscheide um 1100 nachweisbar, siehe unten Schwertgurt

Zu den Kategorien D-E im Detail siehe: Ständegesellschaft HMA/SMA

Alle Objekte können durch Oberflächenvergütung hohen Darstellungen gerecht werden, Veredelung in Gold und Silber ist möglich.

(A)

B


-

Angelsachsen / Normannen / Salier





rechts: Roman. Schnallentyp in Kombination mit durchbrochener Zunge im Winchester-Stil des X./XI. Jhs, ganz rechts: in Kombination mit Zunge nach norman. Zier.

[Veredelung in Gold und Silber für A mgl]


-

XI-XII_004as_bz Ha

25 mm Riemen (natur/braun/rot)

und Zunge im Winchester-Stil_bz

montiert 99,00 EUR

-

-

XI-XII_004aa_bz Ha

25 mm Riemen (natur/braun/rot)

und Zierbeschlag als Abschluss_bz 6 x 2,5 cm

montiert 129,00 EUR

B


-

Normannen / Salier

Romanische Schnallentypen, Blechverzierung nach zeitgenössischen Architekturelementen und Halbkreispunzen seit spätröm Zeiten auf Gürtelgarnituren.

[Schnallenblech nach Osprey Warrior „Norman Knight“, Veredelung in Silber]

-

XI-XII_003at_bz Sz

25 mm Riemen (natur/braun/rot)

und mögliche Zunge mit Zier_bz 3 x 2 cm

montiert 99,00 EUR

-

-

XI-XII_004at_bz Ha

25 mm Riemen (natur/braun/rot)

und mögliche Zunge mit Zier_bz 3 x 2 cm

montiert 99,00 EUR

B


-

Normannen / Salier



rechts: Roman. Schnallentyp nach Warrior „Norman Knight“, p. 26, Zunge mit „Zopfmuster“ nach Fund aus York, wohl angeregt durch röm Mosaikböden, ganz rechts: Blech und Zunge mit Zier nach zeitgenössischen Architekturelementen

[Veredelung in Silber mgl]

-

-

XI-XII_003ak_bz Sz

25 mm Riemen (natur/braun/rot)

und Zunge Typ York_bz

montiert 99,00 EUR

-

XI-XII_003aa_bz Sz

25 mm Riemen (natur/braun/rot)

und Zierbeschlag als Abschluss_bz

montiert 129,00 EUR

(B)

C


-

Normannen / Salier



rechts: Schnalle mit „gebuckeltem“ Bügel bis ins XII. Jh nachweisbar, in Kombination mit Zungenzier nach Architekturornamenten.

[Veredelung in Silber]

-

XI-XII_005ak_bz

20 mm Riemen (natur/braun/rot)

und Zunge Typ York_bz

montiert 99,00 EUR

-

-

XI-XII_005aa_bz Kerb

20 mm Riemen (natur/braun/rot)

und Zierbeschlag als Abschluss_bz 6 x 2 cm

montiert 119,00 EUR

(A)

B


-

Nor(d)mannen / Angelsachsen

-

rechts: Roman. Schnallentyp in Kombination mit Tierkopf-Zunge, am Hals Strichgravur nach archäol. Funden oder Abb. in der Buchmalerei bis ins XI. Jh,

ganz rechts: Schnalle mit vorspringender Dornachse erinnert an röm Dolchbefestigungen des I./II. Jhs, welche volutenartig eingerollt waren, daraus entwickelte.sich eine röm Schnallenform, die durch Formen der Reitervölker beeinflusst von Byzanz aus weite Verbreitung finden sollte.

[Veredelung in Gold und Silber für A mgl]

-

-

XI_002axa_bz

20 mm Riemen (natur/braun/rot)

und Tierkopf-Zunge Kreuz_bz

montiert 119,00 EUR

-

XI_001axa_bz

18 mm Riemen (natur/braun/rot)

und Tierkopf-Zunge Kreuz_bz

montiert 99,00 EUR

B


-

Angelsachsen



rechts: Zunge im Winchester-Stil aus Wessex X./XI. Jh mit Schnalle nach norman. Typus des XI. Jhs, Blechzier nach angelsächs. Vorbild Spong Hill/East Anglia [alternativ: Siehe Detailbild in Kombination mit Schnallenausführung „abgesetzter Steg“ angenäht]

ganz rechts: Schnalle u Zunge mit Zier im „Sägezahnstil“ nach norman. Architekturmotiven, bzw angelsächs. Anregungen.

[Veredelung in Gold für A mgl]

-

XI_002as_bz [Detailbild 002s_me]

20 mm Riemen (natur/braun/rot)

und Zunge im Winchester-Stil_bz

montiert 99,00 EUR [002s_me 85,00 EUR]

-

XI-XII_002aa_bz Sz

20 mm Riemen (natur/braun/rot)

und Zierbeschlag als Abschluss_bz 6 x 2 cm

montiert 119,00 EUR


Normannische Zieren im „Sägezahn- oder Zackenstil“

links: St. Trinite, Caen Normandie c1060-1120

rechts: Gran/Esztergom_Ungarn (in Mittel- und Osteuropa

diese Formen später, siehe spätroman. Portal Bamberg)




Aspekte der Kreuzzüge: [Detailinfos siehe Anmerkungen/Fußnoten]

Welche Bedeutung hatten „bewaffnete Pilgerfahrten“ für das HMA? In weiten Teilen des Reiches stand man den Kreuzzugsanfängen zunächst abwartend gegenüber, bis auf diejenigen, welche sich dem Armenzug anschlossen, Donau abwärts zogen und in Ungarn scheiterten oder Lothringer und Rheinländer, welche mit dem Heer Gottfrieds von Bouillon (als Lothringer Lehnsmann des Kaisers) zogen, aber es sollten bald weitere Deutsche folgen.[4]

Die frühen Kreuzzüge unterschieden sich erheblich von damals üblichen zeitlich begrenzten Feldzügen. Es galt seine Angehörigen auf unbestimmte Zeit zu verlassen, gar seinen Besitz zu verkaufen oder zu verpfänden, um die riskante Reise in weite Fernen zu finanzieren, denn „päpstlichen Sold“ gab es zunächst nicht. Ungewiss war die Rückkehr, irdischer Ruhm und Reichtum nur wenigen vergönnt, vielen gelang dies nicht, falls ihnen die Heimkehr jemals möglich war. Sie starben für ihre religiösen Träume oder fristeten ihr Dasein als Sklaven in Ländern, von denen sie niemals zuvor gehört hatten. Es steht vollkommen ausser Frage, dass Pilgerfahrten, bewaffnet oder unbewaffnet, gewaltige Bewußtseinsveränderungen in Gang setzten. Teilnehmern wurden die ungeheuren geografischen Dimensionen bewusst, sie nahmen viele Fremdartigkeiten wahr. Das schlug unweigerlich auf Europa zurück, sichtbar in der Kartografie und intensiven Beschäftigung mit Asien, den wagemutigen Reisen von Gesandten und Kaufleuten, wie den Polos aus Venedig, literarisch z.B. mit den „Alexanderromanen“ oder in der Architektur, nicht zuletzt übertragen durch die neuen Militärorden, welche vom Hl Land aus regen Austausch mit ihren europ. Niederlassungen pflegten. Pilger sahen riesige Städte und prachtvolle Gebäude, lernten Moscheen, Krankenhäuser und Apotheken kennen, viele Dinge von den dortigen Suqs/Basaren, wie die Seife aus Aleppo, kostbare Stoffe, ungewohnte Gewürze und neuartige Keramik- und Glasformen.[5]

Kreuzfahrer, die sich in Outremer („jenseits des Meeres“) niederliessen unterlagen einer „Orientalisierung“ in Kleidung, Essgewohnheit und Tagesablauf, wohl auch in Bewaffnung und Kampfweise. Es stellt sich die Frage inwieweit solch „internationale Unternehmungen“ einen Austausch von Formen zwischen den beteiligten Nationen ermöglichten? „Nation“ nicht im modernen Sinne, sondern als Ausdruck von Sprache und Kultur. Man gewinnt den Eindruck, dass es klare Grenzen gab, die einen Austausch eher erschwerten. Wohl mag die Übernahme von orientalischen Formen unter den Bedingungen des Klimas und Terrains sinnvoll gewesen sein, diesbzgl besaßen Franzosen einen Erfahrungsvorteil, auch kämpften Südfranzosen seit Jahrzehnten in Spanien im Zug der Reconquista gegen die Mauren, wussten Gegner und Klima also einzuschätzen. Eine gewisse „Internationaliät“ wiesen Militärorden auf, die sich untereinander allerdings „nicht grün“ waren. Dass die Ausrüstung Unterschiede aufwies, mag man daraus ablesen, frz Ritter vermieden abgesessen zu kämpfen, Deutsche waren im Gegensatz dazu bereit. Oft berichten Quellen von der Pferdeknappheit im Hl. Land, so griff man auf kleinere syrische Rößer zurück, damit änderte sich automatisch die Bewaffnung, denn jene trugen nur leichte Reiter und waren den „Turcopolen“ vorbehalten. Ansonsten erforderte der Kampf zu Fuß eine angepasste Ausrüstung, z.B. kürzere Schwert-, Kettenhemd- oder Schildformen, aber das sind Spekulationen „Delbrückscher Manier“. Schaut man sich Schilde aus der 1. Hälfte des XII. Jhs nach Abb. aus Paderborn, Meißen, Zürich, Xanten oder Halberstadt an sind sie kürzer als normannische Schilde, die angeblich auf Byzanz zurückgingen und die auch in Frkrch üblich waren. Standesdünkel wirkten nicht unerheblich, die frz Ritterschaft, lange Zeit Hauptträger der Kreuzzüge, sah diese Unternehmungen in erster Linie als die ihrigen an. Sie ließen im zerstrittenen Frkrch ein Nationalgefühl aufkommen, in denen sich Franzosen als „auserwählte Werkzeuge Gottes“ sahen. Das zeigte sich programmatisch in der revolutionären Portalplastik zahlreicher Kirchenbauten der 1. Hälfte des XII. Jhs, in welcher Protagonisten aus dem AT Gestalt annahmen (Propheten, Richter, Könige). Auch in der Wandmalerei wurde das Thema aufgenommen, stellte Bezüge zu Jerusalem her, nicht nur zum himmlischen, sondern auch zum irdischen, das die Christenheit ja nun in Händen hielt, gezeigt in der Vorhalle von St. Savien sur Gartempe im Westen Frkrchs, das Langschiff war programmatisch an das AT mit Genesis und Exodus geknüpft und führte zum NT im Chor. Im XIII. Jh sollte es eine Steigerung geben mit Gleichsetzung von Josua zu Kg Ludwig IX. (1226-70) und „Heimführung ins Gelobte Land“, nachdem das irdische Jerusalem 1244 verloren ging, ein Ergebnis neuer Kreuzzugsaktivität: die Kreuzritterbibel1245-48. Franzosen blickten auf andere Kreuzfahrer herab, wähnten sich überlegen und taten dies deutlich zur Schau. Frz Quellen kritisierten die blindwütigen „Allemands“, die alles durch ihre ungestüme Art vermasselt haben sollen, wie im II. Kreuzzug. Erst nach der Gefangennahme von Richard Löwenherz und durch die Allianz nach 1200 scheinen sich Franzosen und Staufer angenähert zu haben. Die Welfen sympathisierten offen mit den Engländern, die mit den Franzosen um ihre Besitzungen in Frkrch stritten. Italiener, welche die Flotten stellten, wurden allgemein als „Krämer und Wucherer“ angesehen [KziA, S. 184]. Der Anspruch kaiserlicher Herrschaft in Italien verstärkte die Differenzen zum Papsttum, vor allem seitdem die Staufer in Süditalien saßen. Deutsche waren gezwungen sich aufgrund klimatischer Verhältnisse italischer Modesitten anzupassen und lernten die hohe Qualität der Waffenproduktion lombard. Städte schätzen. Geschäfte wurden miteinander gemacht, keine Frage, Grund für Sympathien gab es aber kaum.

Die Beteiligung der ital. Seestädte war von größter Bedeutung in der schwierigen Lage der Kreuzfahrerstaaten, nachdem der Zugang über Kleinasien verloren ging. Nach dem Verlust Jerusalems 1187 reduzierten sich die kontrollierten Gebiete auf den Küstensaum. Ohne Flottenunterstützung wäre gar kein Nachschub an Menschen und Material möglich gewesen. Der Rückweg der Schiffe ermöglichte den Transport von Waren, die auf den Märkten Europas teuer gehandelt wurden. Manch ital. Handelshaus wird seinen Aufstieg darin begründet haben. Untereinander verstanden sich die Kaufleute von Amalfi, Genua, Pisa und Venedig als lästige Konkurrenz, vor allem wenn hinzu noch Schiffe aus Marseille, Montpellier, Barcelona oder Konstantinopel auftauchten, erwähnt werden auch Friesen, Engländer und Skandinavier. Man versuchte den Kreuzfahrerstädten Privilegien abzutrotzen durch Befreiung von Zoll- und Marktabgaben oder Einrichtung von Handelsquartieren (fondachi), in denen man den Winter verbrachte. Es entstanden kleine europ „Stadtviertel“, die sich streng voneinander abgrenzten, ähnlich handhabten es die Orden oder Armenier, Juden, Kopten, Muslime, uvam. Die Passagen waren ein Saisongeschäft bis der Einsatz neuer Gerätschaften, wie der Bussole, der „genuesischen Magnetnadel“ (Kompass) oder von Portulanen (Seekarten) Wende XIII./XIV. Jh Fahrten unter schwierigen Bedingungen erlaubten, aber da war es für die Städte Outremers schon zu spät.

Um sich von den wirklichen Dimensionen der Kreuzzüge oder des Dschihads ein Bild zu machen, wird man wohl die übliche Zahlenkürzung (eine Null am Ende) vorzunehmen haben, so bei dem Bericht des Abd-allatif aus dem Lager Salah al-Dins (Saladin) zum Entsatz von Akkon 1190: Auf dem großen Platz in der Mitte des Lagers seien 140 (!) Hufschmiede mit ihren Werkstätten anzutreffen gewesen, bei einer Armee mit zahlenmäßig starken Reiterkontingenten ist schon eine gewisse Anzahl zu erwarten, 140 „ist eine Hausnummer“. Bis zu 7000 (!) Läden der Händler hätten einen Eintrag beim Marktaufseher gehabt und die meisten sollen erheblich grösser gewesen sein als übliche Verkaufsstände. Es gab einen Markt für alte und neue Kleider, rund 1000 Bäder soll das Lager aufgewiesen haben, eines mit tönernem Schwimmbecken, von Zaun und Matten umgeben, Badenden den Blicken der Neugierigen entzogen...[KziA, S. 226]. Realistisch schätzt man Heeresgrößen auf mehrere 10000 Mann. Wird bei den obigen Händlerzahlen die Null am Ende nicht gestrichen wäre ca. jeder 10. Teilnehmer ein Händler gewesen oder 7 bis 8 Mann hätten sich ein „Bad“ teilen können. Ein solcher Troß sprengt alle Dimensionen, auch wenn der muslimische Dschihad von anderer Art war als der Krieg der Kreuzfahrer. Moslems erhielten über den Winter Beurlaubungen und das Heer löste sich quasi auf, um für das Frühjahr neu zu sammeln. Nicht nur nachfolgende Chronisten und Kopisten verfälschten Zahlen, sondern sie wurden bewußt von Zeit- und Augenzeugen manipuliert. Baha`ad-Din erwähnt, dass Balian ibn Barzan (christl. Fürst) gegenüber Anhängern im Gefolge Salah al-Dins die Zahl von fast 600.000 Menschen (!) im christlichen Heer bei Tyros angab, um den Muslimen das Fürchten zu lehren, da der Nachzug aus Europa angeblich unerschöpflich sei. Auch wenn der Anteil an Nichtkämpfern auf bewaffneten Pilgerfahrten extrem hoch war, man schätzt ihn fünfmal höher als den der Soldaten, ist diese Zahl für mittelalterliche Verhältnisse utopisch. Menschenmassen in dieser Größenordnung wären auf christlicher Seite unmöglich zu ernähren gewesen [Kreuzzüge aus arab. Sicht, S. 141], selbst 10% davon schaffen schon recht schwierige Verhältnisse. Aus gleicher Quelle ist zu vernehmen, wie führende Muslime an ihre Untergebenen als Geschenke oder zur Schlichtung von Streitigkeiten, neben Pferden oder Waffen, wertvolle Kleidungsstücke vergaben, auch oben erwähnter mobiler „Altkleidermarkt“ scheint interessant. Solche Marktformen gab es im Westen stationär auch. Mainz mit seinen 26 Marktplätzen hatte spätestens 1356 einen für Altkleider. [Darsteller für den Orient mögen bzgl Rekonstruktionen auf der vorangegangenen Seite unter Islamischer Kulturkreis schauen]


Kloster Müstair/CH


4a. Gürtelrekonstruktionen zur Darstellung des einfachen Volkes 1025-1125c (C-E)

1098 war das Christenheer in Antiochia eingeschlossen und Raimund von Agiles schildert das Auffinden der „Hl. Lanze“ durch einen provenzialischen Bauernjungen: „Als der junge Mensch, der von der Lanze gesprochen hatte, sah, dass wir ermüdeten, legte er seinen Gürtel und seine Schuhe ab, und barfüßig und im Hemd stieg er in die Grube, die wir gegraben hatten, .... Es wird zwar nicht vom Material des Gürtels gesprochen, aber Leder ist wahrscheinlich, denn ein Strick hätte keiner Erwähnung bedurft. Die Schuhe werden geschont und auch der Gürtel. Für jemanden, der auf beschwerlicher Pilgerfahrt war ist die Ausstattung Teil seiner „Lebensversicherung“ [gut, dass so wenig Deutsche an diesem Unternehmen teil hatten, ihnen hätte die Hl. Lanze, in ihrer Heimat ja Königsreliquie, vergraben in weiter Ferne, seltsam anmuten müssen ?!]. Die Kreuzigung aus Girona von 975c zeigt bei Longinus und Stephaton einen zwei bis drei Finger breiten Militärgürtel, kurz, ohne herabhängende Zunge, mit Beschlägen oder Muster (?) und bei einem weiteren Schergen einen ebenso breiten Gürtel, der bis auf den Saum der knielangen Kleidung herab hängt. Auf dem Bayeux-Teppich (1070c) werden in der Regel einfache skandinavische Gurtformen ohne Überlänge gezeigt, nur klerikale und herrschaftliche Varianten zeigen in dieser Zeit Überlängen.

C


-

XI-XII_010b_bz

20 mm Riemen und Ortblech „Riefen“_bz

montiert 99,00 EUR -

-

XI-XII_003ad_bz Kerbe

25 mm Riemen (natur/braun/rot)

und Ortblech „Kerbe“_bz [gegen 1250]

montiert 110,00 EUR

-

XI-XII_003ad_bz

25 mm Riemen (natur/braun/rot)

und Ortblech „Riefen“_bz

montiert 110,00 EUR

C

D

E


Untere Schichten trugen Bindesysteme aus Wolle/Hanf/Leinen der textilen Hausproduktion bis in das XV. Jh. Einfache kurze Varianten siehe u.a. Relief Dom Speyer von 1080c, den „Wächter“ im Kreuzgang der Abbaye St-Foy von Conques aus dem XII. Jh oder Abel und Kain von Anzy-le-Duc in Burgund, die Löwenskulptur mit dem „Mann im Maul“ in Speyer um 1100, den „Träger/Atlant“ vom Eulenturm in Hirsau um 1120, das Handwerkerkapitell aus Vezelay von ca. 1135, Abbildungen im Stuttgarter Passionale von ca. 1150, Portalplastik der Kapelle von Schoss Tirol von 1138, Plastik der St. Michaelis Kirche Schleswig um 1150 oder „Apostel“ an der Schottenkirche in Regensburg vor 1180, die grosse Bronzeplastik des „menschlichen Leuchters“ um 1157, heute Dom Erfurt, Handwerker auf der Bronzetür Magdeburg-Nowgorod 2. Hälfte XII. Jh., aus gleicher Zeit Plastik am Dom zu Worms, die Löwenskulptur mit „Mann im Maul“ von St. Zeno in Reichenhall um 1200 [BN, München], Relief aus der Kirche in Schöngraberg vom Beginn des XIII. Jhs oder Wandbilder aus dem Kloster Müstair/Schweiz, s.o. Auf Skulpturen verwirrt die Faltenbildung der Oberbekleidung im Schrittbereich, wie beim Relief am Südportal von Kloster Ilbenstadt/Wetterau nach 1122. Die Tunica wurde in Falten gelegt, auch konnte sie beim Gefolge einen Reitschlitz aufweisen, siehe Relief „Kreuzabnahme“ der Externsteine oder Pfeilerrelief aus Zürich [Sal, S. 493]. Späte Formen siehe oben erwähnter Elisabethzyklus aus Lübeck von 1440, Passionsretabel in Chalons-en-Champ von 1420, Skulptur der Kirche in Avioth aus dem XV. Jh., Bouts Kreuzigung, heute in Granada, von ca. 1470 oder Baegerts Heilige Sippe in Dortmund von 1520, uvam. Vor allem die Renaissance-Malerei in Italien stellte Bindegurte aus Stoff dar, vermutlich um den biblischen Handlungen historisierend das zeitlich und örtlich entrückte Gepräge zu verleihen.

XI_XIII_000 „Godfather of belts“

Bindegurt aus Leder alternativ zum Stoffgürtel

je nach Breite (20-40 mm) 29,00 bis 39,00 EUR

[In Leder älteste Gürtelform der Menschheit, in der Antike und im Orient bzw im islamischen Kulturkreis auch aus Stoff, in Europa häufig dargestellt seit Wende XI./XII. Jh]




4b. Gürtel mit Eisenschnallen XI.-XIII. Jh (C-E)

Eisen, aus den Rennöfen gewonnen, musste durch Ausheizen und mühsames Schlagen erst von Verunreinigungen befreit werden. Durch Handhämmer wurde es zu viereckigen, relativ weichen, kohlenstoffarmen Barren, den sogenannten „Osemund-Stäben“ geformt und ging als Halbzeug in den Handel. Es war ein schmiedbares Schweißeisen, meist mit weniger als 0,1% Kohlenstoff-Anteil. Nur vereinzelt zeigen Funde eine grössere Stahlhärte von über 0,5% Kohlenstoff-Gehalt. War der Kohlenstoffgehalt zu hoch, wurde das Eisen spröde und brach leicht, war er zu niedrig verbog sich das Eisen. Erst im SMA erfuhr die Stahlerzeugung einen schwunghaften Aufstieg, nicht zuletzt durch die Nutzung der Wasserkraft für den Betrieb von Blasebälgen und Hämmern, siehe dazu Exkurs 8 - Eisenproduktion vom HMA zum SMA.


D“-förmig Eisen original Forchheim XI.-XV. Jh.

Bei den Grabungen auf den Isenburgen in Hattingen und Essen, datiert 1226-88, war über 90% des metallenen Fundmaterials aus Eisen. Der Rest verteilte sich auf Buntmetall, Blei und Zinn. Flache und rundstabige D-Formen, ovale oder eckige Varianten sind im HMA nachweisbar und gut geeignet für einfache Darstellungen, alle militärischen Zwecke und natürlich wie eh und je für das Pferdegeschirr. Wobei dazu auch Rollschnallen mit drehbarem Dornrast oder Hülsen in Gebrauch waren, wie sie heute noch sehr ähnlich verwendet werden.[6]

C

D

E


-

Eis_20 flachstabig mit Schnallenblech

20 mm Riemen (natur) ohne Zunge

Schnalle angenietet 39,00 EUR

Typ XII. Jh Schleswig [noch nicht vernietet]

-

-

Eis_30 flachstabig

30 mm Riemen (natur) ohne Zunge

Schnalle angenäht 49,00 EUR

-

Eis_30 flachstabig mit Schnallenblech

30 mm Riemen (natur) ohne Zunge

montiert 75,00 EUR

[Detailbild: Mit Zunge montiert 99,00 EUR]

D

E


-

-

Eis_20 flachstabig

20 mm Riemen (natur) ohne Zunge

Schnalle angenäht 39,00 EUR

-

-

Eis_25 quadratisch

25 mm Riemen (natur) ohne Zunge

Schnalle angenäht 49,00 EUR

-

Eis_30 oval rundstabig

30 mm Riemen (natur) ohne Zunge

Schnalle angenäht 55,00 EUR


-

Zeitenwanderung – "Der Hoftag": ...Am heiligen Pfingsttag aber trugen Herr Friedrich, Kaiser der Römer, und die Kaiserin mit großer und gebührender Feierlichkeit die Krone...

-

Historischer Kontext 1125-1250:

Der Staufer Friedrich I. (Barbarossa) versuchte den Anspruch des Papstes als Oberhaupt der Christenheit zurück zu drängen und ließ mit Hilfe von Gelehrten aus Bologna die Idee eines rechtlich fundamentierten sacrum imperium ausarbeiten. Damit sollte dem westlichen Kaisertum Geltung verschafft werden. Doch erwies sich Rom als unüberwindbar und an dem Kampf der Staufer um Italien sollte dieses Geschlecht scheitern, mit weitreichenden Folgen. Die Machtübernahme Heinrichs VI. in Süditalien, durch das normannische Erbe seiner Gattin legitimiert und finanziert mit der ungeheuren Summe des Lösegelds für Richard I. (Löwenherz), machte die Päpste zu erbitterten Gegnern, die sich von den Staufern in ihren territorialen Ansprüchen des Kirchenstaats mehr denn je „umklammert“ sahen.[7]

Das Reich war bis zum Thronstreit der Staufer und Welfen um 1200 die größte Macht Europas. Territorial erstreckte es sich von Flandern und Lothringen mit Metz und Toul über Burgund und Arles im Westen bis nach Pommern, über Böhmen nach Wien und Graz im Osten, im Norden grenzte es an Schleswig und im Süden umfasste es Nord- und Unteritalien, samt Sizilien. Ein Gebiet vieler Herren, die sich kaum auf einen übergeordneten Herrscher einigen konnten, vor allem wenn der Papst intrigierte. Ganze Landstriche wurden von gegnerischen Heeren verwüstet, wie zu Beginn des XIII. Jhs vom Elsaß bis zum Niederrhein und von Thüringen bis zum Harz durch den Thronkrieg zwischen Otto IV. und Philipp (von Schwaben), bis zu dessen Ermordung in Bamberg 1208. Die Herrschaft des Welfenkaisers Otto IV. währte nur kurz, bis zur verlorenen Schlacht von Bouvines 1214 gegen die stauf-frz Allianz. Die frz Königsmacht wuchs mit dem Zurückdrängen der Plantagenets aus dem Westen Frkrchs unter Philipp II. (reg 1180-1223), erhielt neben dem kulturellen nun auch politisches Gewicht. Im Reich brachte die Herrschaft Friedrichs II. und seiner Söhne bis Mitte des XIII. Jhs in Dtld und Italien zerstörerische Bürgerkriege, u.a. durch päpstlich arrangierte Gegenkönige. Beide Seiten verliehen Privilegien an Fürsten und Städte, verkauften und verpfändeten Haus- und Reichsgut, um Bündnispartner zu gewinnen und die Kriegszüge zu finanzieren, was regionale Mächte erheblich stärkte und das Königtum schwächte.

Kreuzzüge“ wurden nun überall geführt gegen Ungläubige und Ketzer, gegen Katharer, Slawen, Prussen, Muslime. Mit päpstlicher Legitimierung eroberten Dänen großer Teile der slaw. Ostseeküste. Auch Christen gerieten ins Visier, nämlich freie Stedinger Bauern in Norddtld und orthodoxe Russen oder die Einwohner von Konstantinopel. Die Eroberung brachte 1204 einen Schub byzant. Waren in den Westen, neben Seidenstoffen mit vorderoriental. Motiven, Kleinkunstwerke, Reliquien und deren kostbare Behältnisse.

Stiftungen von liturgischen Geräten durch Geistliche aus wohlhabenden Fürstenhäusern waren Zeichen des Machtanspruchs und minderten die Sorge um das eigene Seelenheil, siehe große Reliquienschreine im Maas-Rhein-Raum aus vergoldeten Blechen mit Emaille-Einlagen im Limoger Stil, wie der Dreikönigenschrein in Köln, ab 1190 erstellt durch Nikolaus von Verdun (auf kölsch „Joldkess), für die in Mailand „geklauten“ Reliquien, welche Köln gewaltigen Zulauf an Pilgerscharen brachten.



1125-1250c

Staufer

mit „romanisch-imperialen“ Formen

Speculum virginum 1200c

Inhalt:

5. Quellen für die Stauferzeit

6. Mode in der Stauferzeit

7a. Rekonstruktionen zur Darstellung gehobener Schichten (A-C)

7b. Stoffgürtel mit Metallbeschlägen

8a. Gürtelformen des einfachen Volkes in der Stauferzeit

8b. Rekonstruktionen zur Darstellung des einfachen Volkes (C-E)

___Info: Zäsur Romanik - Gotik

Rinke = Schnalle / Spenglin = Zierbeschlag (Niete) / Senkel = Zunge

eis = Eisen, me = Messing, bz = Bronze, vs = versilbert, si = Silber, vg = vergoldet

FO = Fundort, AO = Aufbewahrungsort

Manche Stiftungen geschahen nicht ganz freiwillig. Seit der Wende XII./XIII. Jh waren „blut- und beutegierigen Schergen“ im Auftrag des Apostolischen Stuhls und in Namen der INQUISITION unterwegs. Wer verdächtig wurde und ihnen in die Hände fiel war chancenlos. Kein weltliches Gericht konnte gegen ein „Ketzerurteil“ Berufung einlegen, ganz im Gegenteil, die weltliche Obrigkeit konspirierte mit der Kirche, darunter gekrönte Häupter wie der Welfe Otto IV., die Staufer Heinrich VI. und Friedrich II., in Frankreich Ludwig VIII. und Ludwig IX. (der Heilige, na ja). Denn es ging in der Inquisition um die Umverteilung von Reichtum und Besitz in ungeheurem Ausmaß, um Denunzierung und Auslieferung mißliebiger politischer Gegner, Geschäftskonkurrenten oder Gläubiger. Mit anderen Worten es ging mal wieder um Macht und Geld![8]


5. Quellen für die Stauferzeit 1125-1250c:

Nach einem geringen Aufkommen an Buntmetall vom IX.-XII. Jh. ist um 1200 eine drastische Zunahme in allen Bereichen festzustellen. Diese hängt ebenso mit technischen Innovationen zusammen, wie mit einem Zuwachs der Sachkultur und Stadtneugründungen[Krabath, S. 337]. Nördlich der Alpen nahm die Zahl der Städtegründungen drastisch zu. Das Strassennetz wurde dichter, man drang siedelnd immer weiter in die Wälder und in Höhenlagen vor. Nicht allen Orten war der Aufstieg vergönnt, viele Wüstungen zeugen gerade im XIII./XIV. Jh von ihrem Scheitern. Unruhige Zeiten brachten es mit sich, dass auch Dörfer und Kirchen mit Wall und Palisaden umgeben wurden. Während dörfliche Gemeinschaften Selbstproduzenten waren in einer an Abgaben gebundenen Naturalwirtschaft, konnten die Bürgergemeinden in den Städten nicht mehr alles selbst produzieren, was sie zum Leben benötigten. Neue wirtschaftliche Verhältnisse mit Rechts-, Geld- und Handelssystemen schufen die Grundlagen für einen „Mittelstand“ als aufstrebende soziale Schicht. An seiner Spitze erlaubten sich die zu Wohlstand Gelangten, analog zu den adeligen Eliten, ein „behagliches Umfeld des guten Geschmacks“. Die neuen Schicht begehrte politisch auf, erhob sich auch notfalls gegen Bischöfe und Fürsten, um eigene Ansprüche durchzusetzen. Diese Entwicklung war in Norditalien weit fortgeschritten und traf auf den kaiserliche Machtanspruch der Wiederherstellung des imperium sacrum in karoling. Grenzen, doch war der faktisch nicht mehr durchsetzbar. Während Frankreich oder Spanien Impulse aus dem Kampf gegen den Islam bezogen, war es in Dtld eher das „Greifen über die Alpen“, was nicht unwesentlich zum Entwicklungsschub beitrug, sollte aber mit Unterwerfung lombardischer Kommunen für das Reich erhebliche politische Konsequenzen nach sich ziehen. Italien war zerrissen, zwischen Gegnern (Guelfen) und Anhängern der Staufer (Ghibellinen), die Grenzen verliefen zwischen Nord und Süd, zwischen, aber auch innerhalb der Stadtrepubliken und Stadtvierteln, literarisch bekannt z.B. in Genua. Die Seestadt sollte Beispiel werden für die einsetzende Privatisierung im MA (!). Die öffentliche Kommune hatte zunehmend weniger Anteil am Handel, an der Flotte oder am Bankenwesen, das zum bedeutendsten in ganz Europa aufstieg. Private Unternehmen übernahmen die Kontrolle.

Nördlich der Alpen waren regional unterschiedlich die Tuchproduktion oder die Gewinnung von Färbemitteln sowie mineralischer Ressourcen Motoren der Wirtschaft. Salz wäre an erster Stelle zu nennen und Orte mit „Hal-“, „Heil-“ und „Sal-“ im Namen stehen dafür, aber auch Lüneburg, Werl, Soest, Nauheim, wobei nicht nur die Produktion, sondern auch der Transport und die damit verbundenen Zölle von Belang waren, wie im Fall von München.[9] Von besonderer Bedeutung galten auch Metallerze, wie in Aachen, Goslar, Iserlohn, Freiberg, uvam. Die Städte ermöglichten durch das Handwerk die Verarbeitung der Rohstoffe zu Halb- oder Fertigprodukten und deren „wirtschaftsstrategische“ Lage bzgl Verkehrsweg und Abnehmer sollte über Aufstieg oder Fall entscheiden. Feudal- und Landesherren waren beglückt, dass ihnen Städte nicht die üblichen Abgaben in Naturalien brachten, sondern die bare Münze, damit ließ sich gänzlich anders wirtschaften! Reichsunmittelbare Städte wirtschafteten für den König. Nach dem Reichssteuerverzeichnis von 1241 zahlte das für die Staufer wichtige Rottweil jährlich 100 Mark Silber. Es gehörte zu den hoch besteuerten Königsstädten und zahlte mehr als Ulm oder Villingen. Von dieser Steuersumme durfte die Stadt 40 Mark behalten, um die eigene Befestigung weiter auszubauen, ähnlich wurde dies beim Aufbau von Freiburg oder Murten gehalten. Auch auf dem Land nahm der Geldverkehr mit Münzen zu, um Naturalabgaben von weit entfernten Höfen der Grundherrn zu ersetzen, deren abgabepflichtiger Besitz oft weit auf Reichsgebiet verstreut lag. Wie bereits zu Genua erwähnt, waren im Mittelmeerraum monetäre Finanzsysteme zur Blüte gelangt, wo es auch üblich wurde mit Hilfe von Wechseln große Summen zu transferieren, einträgliches Betätigungsfeld der mächtigen Militärorden, die mit ihren Schiffen Schutz für Pilger und Geld gewährleisteten. In Palästina war es bereits seit der christlichen Eroberung üblich in der Landwirtschaft neben Fron und Naturalabgabe den Zins zu zahlen. Dort fehlten Bauern, um dem Feudalsystem die notwendige Stütze zu geben, so wurden Städte in die Landesdomänen einbezogen und jene lieferten Geld. Das wurde zum Vorbild der europ. Entwicklung. Nur trachteten Städte in unseren Breiten darauf sich vom Feudalherrn zu lösen und Eigenständigkeit zu erlangen [zu Wirtschaft und Verkehrswegen siehe auch Bronze u Messing im HMA und Heer- u Handelswege im MA].

Schriftliche Quellen des Klerus „wetterten“ gegen den Kleiderluxus und versuchten unangemessene Gewandträger in ihre gesellschaftlichen Schranken zu weisen, ohne dass man bereits von Kleiderordnungen sprechen könnte. Im Reich gewann eine neue Quellenart zunehmend an Bedeutung, die ritterlich-höfische Dichtung der Minnesänger im „Hohen Stil“, also in Versform, siehe Kürenberger, Dietmar v Aist oder weitere aus der späteren Manesse wohlbekannte Namen von adeliger und ministerialer Abstammung. Aus Frankreich und der Bretagne kamen neue erzählerische Motive, die in dt Übersetzungen ritterliches Leben, ein Sittenideal und die hohe Minne ausschmückten. Minnedienst und Waffenehre wurden miteinander verknüpft, das Bild der Frau in der höfischen Gesellschaft deutlich aufgewertet und Schönheit mit Tugend gleich gesetzt. Versreiche Epen beschrieben Gewandungen der Protagonisten teils detailliert, da Kleidung der Identifikation mit dem Hörer/Leser diente. Gottfried von Straßburg, neben Heinrich von Veldeke („Eneit“), Wolfram von Eschenbach („Parzival“) und Hartmann von Aue („Erec“, „Iwein“), einer der großen Übersetzer/Dichter „teutscher“ Zunge, kleidete in seinem „Tristan“ um 1210 die holde Juncfrouwe Isolt in ein eng geschnürtes Gewand nach „französischen Schnitt“ (bliaut), auch Farbe, Material, Silber- oder Goldlahn und Pelz werden genannt. Bereits erwähnt wurde der kostbare goldseidene Bruchengürtel für das weisse Untergewand Parzivals, dazu kamen rote Beinlinge aus „schimmerndem Scharlach“, die lange Obergewandung von einem prächtigen Gürtel gerafft und der Mantel aus braunem „Scharlach“, mit unterschiedlichen Pelzsorten gefüttert, geschmückt durch eine prachtvolle Spange [MiM, S. 97/98 u 112]. Nicht selten waren kostbare Handschriften hochgestellten weiblichen Persönlichkeiten gewidmet, als Geschenk angefertigt oder durch sie beauftragt. Die Abbildung oben links stammt aus dem Ingeborg-Psalter [zweite Gattin von Philippe II. Auguste von Fkrch, reg 1180-1223]. Darstellung der Salbung des Leichnams Jesu mit dem „bürgerlichen“ Nikodemus am Kopf und dem Adeligen Josef von Arimathea zu Füßen. Letzterer trägt einen beschlagenen Gürtel. Die Darstellung der beiden Personen soll in den folgenden Jahrhunderten weiter beobachtet werden, denn ihre Abbildung gibt Aufschlüsse über Unterschiede in der bürgerlichen und adeligen Ausstattung.

Wende XII./XIII. Jh entstanden prächtige Psalter (frz psautier), hauptsächlich mit den Psalmen des AT, von denen rd die Hälfte Kg David zugeschrieben wird, wie den der Blanka von Kastilien [Gattin des frz Kgs Ludwig VIII., reg 1223-26], im Reich der Bamberger Psalter mit der berühmten „Goliath“-Initiale oder der Elisabeth Psalter mit den bekannten Monatsallegorien. Meist wurden nicht nur Initialen hervor gehoben, sondern es gab auch textbegleitende Illustrationen. Es mehren sich Nachweise für Gürtelschnallen auf solchen Abbildungen aus England oder Frankreich, schon mal auf Reichsgebiet, siehe links Hortus Deliciarum aus der Zeit vor 1185 [Abb. Rekon. aus dem XIX. Jh] mit den jungen „Marionettenspielern“ oder „Rüstszenen“ mit Schnallen- und Bindegurten. Bis in die 1. Hälfte des XIII. Jhs waren Federzeichnungen recht beliebt, oft mit farbiger Tinte und leichten Kolorierungen. Die Fresken der Wandmalerei zeigen im Ordnungsaufbau noch häufig den Einfluß byzant. Mosaike mit allbeherrschendem Christus. Figurative Szenen waren trotz der Fülle unterschiedliche Motive typisierte Sinn- und Lesebilder, keine realistischen Abbilder [A. Skriver]. Nur Glücksfälle haben sie erhalten oder manche wurden im XIX. Jh durch Restaurierungen „verunstaltet“, wie in Regensburg-Prüfening, für Aussagen zur Gürtelmode nur bedingt heran zu ziehen, manchmal sind relativ breite Gürtel zu beobachten, ohne Details wie Schnallen oder Senkel genau zu erkennen. Im militärischen Bereich ist, neben dem gebundenen Schwertgurt, schon mal ein zusätzlicher geschnallter Gürtel zu sehen z.B. in der Biblia Sacra_151v vor 1175. Schnallen und viele Ausrüstungsgegenstände scheinen, gemessen an späteren Erscheinungsformen, eher grob, was mit der romanischen Darstellungsweise zu tun hat. Objekte höherer Gesellschaftsschichten wirken opulent und ausdrucksstark. Sie sind in der Romanik nie smoothie wie häufig Reenactment-Varianten, wirken eher „sperrig“. Erst in der 2. Hälfte des XIII. Jhs werden die Formen mit der Gotik dem „modernen Auge gefälliger“.[10]

Der Altartisch (mensa) war in den Kirchen zentraler Ort der Messfeiern. Sein Schmuck erfuhr durch die Meßutensilien, edle Stoffe, kostbare Farben und bildliche Darstellungen zunehmend mehr Aufmerksamkeit. Neu waren die Altarretabel, Bildwerke aus Holz, Stein oder seltener aus Metall, die für Feierlichkeiten auf dem Tisch selbst oder fest montiert hinter ihm Aufstellung fanden, deshalb re-tabel als rückwärtiges Bild, im Gegensatz zum antependium, dem Tuch, das man vorne an der Tischkante befestigte. Ursprünglich stand auf dem Altartisch, welcher die Erinnerung an das Abendmahl vor dem Tod Jesu wach halten sollte, nur das Meßgerät. Dann wurde es im IX. Jh durch Reliquienbehälter ergänzt und ab dem XI. Jh holte man die Bilder des Hintergrunds nach vorne auf den Altar. Die ältesten Exemplare auf Reichsgebiet stammen aus dem XII. Jahrhundert. Im Laufe der Zeit sollten Altar und Retabel miteinander verschmelzen, mit einem Höhepunkt an Quellen dieser Art in der 2. Hälfte des XV. Jahrhunderts.

Eine überschaubare Anzahl von Skulpturen der romanischen Baukunst steht auf Reichsgebiet als Quelle bzgl der Gürtelmode in situ zur Verfügung, wie in Schwäbisch Gmünd. Verstreut finden sich Exemplare in Museen, siehe „Bayer. National“ in München oder „Schnütgen“ zu Köln. Der mediterrane Raum mit Spanien, Mittel- und Südfrankreich oder Süditalien ist um einiges ergiebiger. [Ich kann mich noch gut an mein Staunen über die Skulpturen im Kreuzgang von Arles erinnern, diese Perfektion zum Ende des XII. Jhs, bei uns kannte ich nichts Vergleichbares, aber auch über die Enttäuschung in der auf dem Hügelrücken majestätisch thronenden nordfrz Stadt Laon, dass die dortigen Gewändefiguren der eindrucksvollen Kathedralportale nur Rekonstruktionen waren, angelehnt an Chartres 1225c]. In frz Bischofsstädten, insbesondere im Süden wies die Steinbildhauerkunst ein hohes Qualitätsniveau auf, da die Arbeit seit Jahrhunderten in ungebrochener Tradition stand, gebildet an antiken Relikten. Die Zeugen der Vergangenheit waren mit Statuen, Sarkophagen oder Kleinplastik z.B. an röm Grabmälern noch reichlich vorhanden. Quellen bezeugen immer wieder, dass man sich für steinerne Projekte nördlich der Alpen Spezialisten aus Frkrch oder Norditalien (Lombarden) kommen ließ. Unser Material war über Jahrtausende Holz, nicht Stein.

Vorhandene Statuen und Reliefs wirken geheimnisvoll, durch ihre Starre geradezu unheimlich, meist als Portalplastik, wie an der Schottenkirche zu Regensburg, datiert vor 1180, „streng“ und wenig detailfreudig, siehe auch Holzwerke „Maria und Johannes der TäuferDomschatzkammer Fritzlar oder aus Sonnenberg im Pustertal, heute im Schnütgen Mus Köln, beide geschaffen vor 1200. Mit Christus am Kreuz folgte diese Dreiergruppierung, als „Deesis“ bezeichnet, Anregungen aus Byzanz. Romanische Arbeiten suggerieren eine autoritäre Welt. Farbigkeit minderte heutige Strenge, vermittelte Lebendigkeit, leider vergangen, so dass die ursprüngliche Aussage verzerrt wirken mag. Man baute wehrhafte Gottesburgen, in denen nur Platz für gottesfürchtige Werke war. Die Überlieferung „romanischer“ Formen ist an die Oberschicht gebunden. Einfaches Volk, meist aus städtischem Umfeld, nehmen wir als tragende Kapitell- und Lettnerfiguren oder sehr einseitig geschildert, nur durch seine religiösen Verhaltensweisen wahr, bsplw in der Massenbewegung des Pilgerwesens, des Reliquienkults oder der Kreuzzüge. Und doch ist es Träger des Feudalsystems. Ohne die Arbeitsleistung der Masse wären Großbauten nicht möglich gewesen, Adel und Klerus nicht zu Reichtum gekommen und das Feudalwesen zusammengebrochen.

Stiftern sakraler Bauprojekte wurden seit geraumer Weile Gedenksteine errichtet. Stiftungen wurden nicht einfach der Kirche vermacht, sondern dem Heiligen als Kirchenpatron, welchem das Gebäude geweiht war. Ihm oblag es als Fürbitter vor Gott zu agieren. Stiftungen wurden gleichsam als ein „Vertrag mit dem Übernatürlichen“ angesehen. Lebensgrosse liegende figürliche Grabmale aus Holz oder Stein erschienen in Frkrch seit Mitte des XII. Jhs, im Reich später, wie das Doppelgrabmal Heinrichs des Löwen mit seiner Gattin, nach unterschiedlichen Quellen zwischen 1227-40, oder das Dedos, Markgraf der Lausitz nebst Gattin 1230-35. Meist wurden sie lange nach den Lebenszeiten der Dargestellten errichtet und bislang war es undenkbar, dass sie ihre Aufstellung in Kirchengebäuden fanden. In der 2. Hälfte des XIII. Jhs sollten sie auch unmittelbar nach der Beisetzung der Verstorbenen oder noch zu deren Lebzeiten entstehen, wie das Grabmal König Rudolf I. von Habsburg (reg 1273-91) in der Krypta des Speyrer Doms, das keinen kraftvollen jungen Mann, sondern einen vom Alter gezeichneten abbildet, angeblich nach seinem Abbild geschaffen, die Physiognomie hat Züge einer Karikatur!

bis

1200


textiler herrschaftl. Bindegurt Chartres 1150c

Schnallengürtel mit runden und rautenförmigen

Beschlägen oder Nachahmung eines Musters (?!)

Schwäbisch-Gmünd 1180-90

[Beachtung verdient auch die Zunge]

Schnallengürtel Kreuzgang Arles 1180c

[Breiten zwischen 25 bis 30 mm üblich]


6. Mode in der Stauferzeit (höfische Formen):

In den Epen wurden Schönheitsideale formuliert, denen es nachzueifern galt. Die besungene Schönheit der höfischen Dame spornte den „reisigen Helden“ zu tugendhaften Benehmen an und zwang ihn sein Äusseres, trotz Reise-, Kampf- und Rüstungsstaub im galanten Umgang mit der Weiblichkeit nicht zu vernachlässigen. Die Oberschicht zeigte auf Abbildungen gegen Mitte des XII. Jhs zuweilen breite Stoffgürtel, die man eher als Schärpe bezeichnen würde, ein Derivat byzant. Mode, dort seit dem X. Jh üblich, ohne Überlänge, eng um die Taille geschlungen, vom Muster elegant auf Zieren am Gewandsaum abgestimmt. Seide galt als wichtiger Bestandteil dieser textilaufwändigen und stoffreichen „imperialen Mode“ der Ottonen, Salier und frühen Staufer. Kritische Stimmen sagten, dass die männliche Mode „weibische Auswüchse“ angenommen hätte und mit ihrer Länge an Armen und Beinen die Träger an der natürlichen Bewegung hindere. Solche Aussagen scheinen glaubhaft, denn Repräsentationskleidung ist selten bequem und dient nur dem Zweck Betrachtern zu imponieren. Seit Anfang des XIII. Jhs wird eine neue recht eng getragene französische Mode in den Epen erwähnt und fand an dt Höfen mit zeitlicher Verzögerung Verbreitung, als Gradmesser wird der neue Baustil der Gotik angesehen, indem sich Skulpturen in dieser neuen Gewandung allmählich im Reich verbreiteten. Der Gürtel wurde dazu genutzt, um die Reize des weiblichen Körpers mit enger Taille hervor zu heben. Auch der männliche Körper erhielt durch den Gürtel mehr Kontur. Dieses Kleidungsaccessoire bekam eine deutliche Aufwertung. Ein weiteres Element war der in die männliche Zivilmode übernommene ärmellose Waffen- oder Wappenrock, der in recht langen Ausführungen über der Kotte (von frz cotte = Rock) getragen wurde, also der Rock über dem Rock (frz surcot), oder anders formuliert der Waffenrock wurde seiner Ärmel verlustig, es gab im XII. Jh Ausführung mit und ohne jene. Das Panzerhemd frz = cotte mailles wurde noch gar nicht so lange mit Überrock getragen. Das mag durch die neu aufgekommene Heraldik oder das „Bekennen von Farbe“ bei den ersten Turnieren und zahlreichen kriegerischen Tumulten im XII. Jh ausgelöst worden sein? Zu welchem Herrn bekannte man sich, für wen wurde gestritten, im Reich für oder gegen die staufische Partei? Zur Zeit der frz-staufischen Allianz (Schlacht von Bouvines 1214), war vielleicht ein Angleichen der beiden Waffenpartner möglich, so dass eine neue „frz-spätstaufischen Mode“ begründet wurde? Die staufische Herrschaftsschicht übernahm die Tragweise des surcots, wie dies Quellen aus Italien belegen. Für die Übernahme beim Reichsadel mögen u.a. „die Naumburger Grafen“ 1245c stehen, einige tragen ihn, andere nur die bislang übliche Kotte. Als kleiner Vorgriff: Der surcot hielt im Reich gegen Ende des XIII. Jhs auch in der Frauenmode Einzug, wobei die darunter liegende Bekleidung gegürtet wurde, bei den Magdeburger und auch Naumburger Damen gibt es darauf noch keinen Hinweis, in Frkch aber durchaus bereits in der „Kreuzritterbibel“ 1245-48. Eine mittig getragene Fibel läßt nicht automatisch auf den Frauen-surcot schließen, denn eine der beiden begleitenden Damen auf dem Halbrelief des Grafen Ernst IV. v Gleichen im Mariendom zu Erfurt um 1250 trägt ihn, trotz Fibel, nicht. Bei den Jungfrauen am Westwerk von Straßburg 1280-90 ist er hingegen zu sehen.

In der ersten Hälfte des XIII. Jhs waren in der Oberschicht eher breite Gürtel üblich, gebunden oder geschlossen mit ausdrucksstarken Schnallen, nicht selten figürlich plastisch gestaltet. Damit sind nicht historisierende Gürtelformen des XIX. Jhs gemeint, die derbe Formen zeigen, wie manche Skulpturen am 1880 fertig gestellten Kölner Dom, sondern Originale und Abbildungen aus der Wende XII./XIII. Jh. wie das „Königsrelief“ in der Kathedrale San Valentino in Bitonto/Apulien um 1229 oder Gürtelbeispiele an Skulpturen der Kathedrale von Reims. Der Durchschnitt der Frauengürtel lag in der Breite bei fast zwei Fingern, in wenigen Fällen bei Daumenbreite. Männer trugen eher drei bis vier Finger breite Gürtel. Die Länge variierte von Knie- bis Schienbeinlänge, letztere vor allem bei adeligen Jugendlichen. Überlänge war, neben offenem Haar, vor allem ein Zeichen der Unberührtheit und Keuschheit von Juncvrouwen. Adelige Erwachsene trugen Gürtel meist kaum länger als bis zum Knie. Hin und wieder zeigten sie längere Gürtel, benutzten aber Riemenschieber und/oder trugen die Gürtelzunge (wie bei einen modernen Gürtel) zur Seite gezogen, siehe Bildhauerwerke in Reims, St. Denis, Straßburg, Magdeburg, Ebstorf, Braunschweig, Nordhausen oder auch Ferrara. Der soziale Stand war ablesbar am Gewand und bestimmte somit auch die Qualität des Gürtels. Textilgürtel, welche lange Zeit rein gebunden getragen wurden [siehe rechts um 1230], konnten seit der Wende zum XIII. Jh durch eine Schnalle geschlossen werden, kombiniert mit Metallteilen zur Stabilisierung. Dazu verwendete der Adel hochwertige stabförmige „Bortenstrecker“. Solche finden sich auch beim Pferdegeschirr [Bsple Bassenheim, Bamberg, Wartenberg] mit schlichten Formen wohl aus kupferlegiertem Mindermaterial, mglw vergoldet. In den nachfolgenden Jahrhunderten behielten Gürtelapplikationen den stabilisierenden Nutzwert mit Erweiterung des Formenspektrums. Für die Bereiche der Dornlöcher lassen sich runde ösenartige Spenglin nachweisen. Die Kombination von Stoffgürteln mit Metallen mochte eine neue Modesitte aus Frankreich sein, mit der möglichen Verwendung von Seide, von feinem Gold- oder Silberlahn durchzogen. Bislang wurde Seide meist aus Italien importiert, manchmal jedoch nicht unbedingt bezahlt. Die Staufer „jagten“ ein Heer nach dem anderen über die Alpen, fällige Tribute wurden eingefordert. Seide könnte nicht zuletzt durch Beutegut aus Konstantinopel und zur Folgezeit der lateinisch-fränkischen Herrschaft vermehrt auf italische und frz Märkte gekommen sein. Große Seidenproduktionstätten befanden sich in Palermo oder in Tripoli im Hl. Land, im auslaufenden XIII. Jh, soll es dort 4000 (!) Seidenweber gegeben haben = vermutlich ist mal wieder eine Null zu streichen = [KziA, S. 123].

Im archäologischen Fundgut des XIII. Jhs mehren sich Zierbeschläge/Spenglin. Die Bunt- und Edelmetalle konnten aus Blech gestanzt und über ein Model gepresst oder gegossen sein, letztere Technik wurde nicht nur bei Zinnvarianten angewendet, auch bei stabilen Streckern aus Bronze und Silber. Aber wie bereits erwähnt stammten nicht alle Beschläge von Gürteln. „Preiswerte“ Varianten aus Kupferlegierungen nutze man für Sporenriemen oder beschlug damit adeliges Pferdegeschirr. Der Verlust von Spenglin oder „Klapperblechen“ scheint gerade in diesem Zusammenhang aufgrund hoher Belastung erklärbar und dadurch manch archäologischer Fund im Burghof, bei den Stallungen, nach Entsorgung des Strohs an den Abfallstellen (Funde aus London), an Furten und ehemaligen Lagerplätzen, wo das Auf- und Absatteln vonnöten war. Spenglin waren keine reine Zier, sondern konnten emblematische Funktion haben und heraldische Wirkung, um den Träger und dessen Gefolge kenntlich zu machen mit einer Wiederholung von Wappentieren oder Symbolen, wie mehrblättrige Rosetten und schildförmige Objekte. Ministeriale übernahmen als Gefolgsleute Wappenelemente ihres Herrn, um kenntlichen zu machen unter wessen Banner und Farbe man stritt. Auch Rüstungsteile, Schildriemen, Möbelstücke, Truhen, Kästchen und Bucheinbände wurden verziert, Altardecken und liturgische Kleidung mit aufgenähten dünnen Zierblechen versehen. Da sie im klerikalen Umfeld in Zweitverwendung standen, ist der vorherige profane Nutzen denkbar, wie bsplw Schmuckbleche auf dem „Brautkleid“ der Königin Agnes im schweizerischen Kloster Sarnen [Fi, S. 12].

Nach plastischen Arbeiten oder Abbildungen ist es schwer abzuschätzen von welcher Beschaffenheit das Material des Gürtel-Vorbilds einst war. Aufschlüsse darüber können farblich unterschiedlich dargestellte Vorder- und Rückseiten geben. Im Tauchbad gefärbtes Leder wird gleichfarbig sein, während bei Stoffgürteln aufgrund der untergenähten stabilisierenden Schicht mit farblichen Abweichungen zu rechnen ist. Doch wurde nicht nur Stoff stabilisiert, sondern auch dünnes Leder mehrlagig vernäht, wovon einzelne Schichten eingefärbt sein konnten. Leder wurde gesteppt oder mit Ziermustern aus gefärbten Fäden versehen. An Repräsentationsgürteln der Oberschicht des HMAs ist in unseren Breiten die von uns heute angewendete beliebte Schlaufung nach der Schnalle nirgendwo festzustellen. Doch kam nun nach 15 Jahren persönlicher Suche der erste Beleg für eine Schlaufung vor 1300 zutage (!), bei einer Holzskulptur aus dem Pyrenäen, gegen Ende des XII. Jhs datiert, ein unbeschlagener Gürtel mit Überlänge. Diverse Schlauf-Methoden waren bislang lediglich beim Pferdegeschirr zu beobachten, denn man musste es auf unterschiedlich große Tiere einstellen können. Ab dem XIV. Jh. ist die „moderne Schlauf-Variante“ nachweisbar, aber bleibt keineswegs die Regel bei mittelalterlichen Gürteln. Dünnes, weiches Leder fällt, ähnlich wie Stoff, auch ohne Schlaufung aus der Schnalle. Die Oberschicht könnte neben Textilgurten auch Wild-Leder verwendet haben, wie beim Schwertgurt, denn der Adel besaß das Jagdrecht, siehe die Sämisch-Gurte im „Hortus Deliciarumum 1180. Auch ein reicher jüdischer Kaufmann „Judas Mercator“ wird dort mit weissem Gurt in prunkvoller Kleidung abgebildet. Die Tragweise ohne Schlaufung bezieht sich auf repräsentativ dargestellte Luxusobjekte. Alltags- oder Hausvarianten könnten auch bei der sozialen Elite schlichter gehalten und anders getragen worden sein. Sie werden aber nicht thematisiert.

Aktuelle Untersuchungen gehen von einem gleichförmigen Schnallenstil mit „internationaler“ Verbreitung aus, das heißt ähnliche Formen finden sich von Österreich bis nach Dänemark. Die Formulierung mutet etwas modern an. In mittelalterlicher Betrachtung würde man nicht von „Internationalisierung“ sprechen, sondern von einer gleichförmiger Verbreitung auf „Reichsgebiet“. Das umfasste nämlich halb Europa! Da scheint es für ein paar Generationen durchaus einheitliche Schnallen gegeben zu haben. Schaut man über die Grenzen hinweg, kann man in Frankreich, England oder Ungarn vollkommen eigenständige Typen finden, die sich im Reich nicht belegen lassen! Abgesehen von D-Formen läßt sich die „europaweite Verbreitung“ nicht so ohne weiteres konstatieren. Auffallend ist der Umstand, dass archäologische Buntmetall-Schnallenfunde aus Abfallgruben oder von städtischen Grabungen (siehe z.B. Bern) mit Breiten unter 2 cm eher schmal dimensioniert sind, während Gürtelschnallen nach Abbildungen und Skulpturen oder aus Edelmetall-Depotfunden erheblich größere Formen zeigen! Auch Bortenstrecker konnten Dimensionen bis zu fast 4 cm aufweisen! Daraus lassen sich unterschiedliche Nutzungszusammenhänge ableiten: Der Verlust bei Ausrüstungsriemen oder Reitzubehör klingt wahrscheinlich und die Entsorgung von Buntmetall aus gehobenem Haushalt möglich, während Edelmetall auf jeden Fall aufgehoben wurde und nur selten bei Stadt-Grabungen auftaucht, in London z.B. nur eine (!) Schnalle aus Silber, spezielle Umstände zu London siehe noch einmal Hinweis „Spenglin“.

ab

1200


Ecclesia“ Strassburg 1225-35, frühe Gotik

Breite ca. 25 mm (ein Zoll/Daumen), bis zu 30 mm bei Frauen gehobener Schichten üblich

Ecclesia“ Dom Bamberg 1237v, frühe Gotik

Gürtel von ca. 20 mm relativ selten, häufiger dargestellt gegen Ende XIII. Jh [z.B. Straßburg] und in der Wende zum XIV. Jh [z.B. Juncfrouwen in der Manesse]

Stadtherrentochter Magdeburg 1245c,

Struktur des Gürtels weist auf Stoff hin mit einer Breite von ca. 25-30 mm


7a. Gürtelrekonstruktionen zur Darstellung gehobener Schichten 1125-1250c

für Niederadel, bzw Dienstmannen in gehobener Position (A), ab ca 1200 mit Spenglin, beim Bürgertum (B) fraglich, vermutlich eher im XIV. Jh, im HMA zeigen z.B. Baumeister-Darstellungen keine Spenglin. Funde in Mindermaterial stammen nicht unbedingt aus der Sphäre niederer Schichten, sondern vom Zaumzeug und Pferdegeschirr vornehmer Personen und deren Gefolge, den Dienstmannen (C). Tendenziell zeigen Schnallenbefestigungen in der 1. Hälfte des XIII. Jhs eher kurze quadratische Bleche und erst in der 2. Hälfte des XIII. Jhs langgestreckte Formen, aber es gibt natürlich für beide Richtungen Gegenbelege. Alle Objekte können durch Oberflächenvergütung hohen Darstellungen gerecht werden, doch exquisite höfische oder hochadelige Formen werden hier nicht gezeigt, zu den Kategorien A-C siehe Ständegesellschaft HMA/SMA.

A


-

OBERSCHICHT

Waffenbindegurt-

cingulum militare





Der weisse Gurt war Standessymbol und ausschließlich dem berittenen miles, dem Ritter, fratres milites (Orden) sowie Schwertadel vorbehalten. Im Reich wurde er bis zum Anf. des XIV. Jhs nach alter Tradition gebunden, in Westeuropa aber auch gechnallt, siehe nachfolgend.

Ausführung natur u.a. für fratres sarjandi der Orden sowie Funktionsträger und -gehilfen.




-

Schwertgurt_01 weiß oder sämischgelb Bindung „X“

[Detailbild „Universal“-Bindung saemisch, „Universal“, falls das Scheidenleder nicht angehoben werden kann]

montiert 85,00 EUR

-

Schwertgurt_02 natur Bindung „Z“ oder umgedrehtes „Z“

montiert 85,00 EUR

Für B und C Bindung oder vielfach Schnalle, letztere siehe Relief „Kindsmörder“ vom Portal in Arles 1180 oder im Kreuzgang der Abbey de Fontcaude XIII. Jh, ebenso Abb aus „Kristina Psalter“ Dänemark von 1230

A


--

OBERSCHICHT

Waffengurt mit Schnalle

frz „Kreuzritterbibel“ Fol28r 1245-48

-

Neben gebundenen weißen Schwertgurten gab es in Westeuropa die geschnallte Variante. Sie dokumentiert sich z.B. in der frz Handschrift der „Kreuzritterbibel“. In westl. Grenzregionen des Reiches kann man geschnallte Gurte vielleicht vor Anf. des XIV. Jhs vermuten, denn es gab Lehnsnehmer, die auf beiden Seiten der Grenze Besitztümer hatten. Für alle übrigen ist die Handschrift nicht ohne weiteres auf Verhältnisse im Reich übertragbar, Details zur KRB siehe [11]

frz „Kreuzritterbibel“ Fol29v 1245-48

-

XII-XIII_007a_me

30 mm Riemen (weiß)

und möglicher Senkel_me 6,5 x 2,5 cm

montiert 149,00 EUR

Schnallenform ähnlich zum Waffengurt des frz Königs im Louvre, hier vereinfacht aus Messing ohne Edelstein

A


Fund aus der Judengasse 10 in Salzburg. Die abgelösten Gürtelteile wurden mit c28000 Münzen (!) geborgen, deren älteste aus der 1. Hälfte des XIII. Jhs stammt und die jüngste um 1290 geprägt wurde. Das Original [u.] zeigt deutliche Abnutzungsspuren und Reparaturstellen. Der Gurt wurde mit einen Riemenschieber zur Seite geführt, Zunge leider nicht erhalten. Es gibt breite und schmale Strecker, damit kann man einen Langgürtel voraus setzen.

-

XIII_005a_me mit Kreuzblüte „7047“, Streckern „2520“ u Halter „M08“ im Kundenauftrag

A


--

OBERSCHICHT

Das Metall war „geblackmalet- norddt Begriff für das Niellieren mit Silber-, Kupfer- und Bleisulfiden in byzantinischer Technik, seit dem XI. Jh. im Westen nachweisbar [AsS, S. 299].

-

XIII_005a_bz

45 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und möglicher Senkel_bz 5,5 x 4,5 cm

montiert 175,00 EUR bz

[Veredelung in Gold mgl]

-

XIII_005a_vs oder me

45 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und möglicher Senkel_bz 5,5 x 4,5 cm

montiert 199,00 EUR vs / 175,00 EUR me [Detailbild]

A


-

OBERSCHICHT


-

Wilhelmus comes

(Wilhelm Graf von Camburg), Naumburg 1245c

-

XIII_005a_me, Strecker „7065“ optional [Trägermaterial vorzugsweise Stoff, auf Wunsch Leder]

A


-

OBERSCHICHT







Geriefte Schnallenbügel rechts vom X. bis XII. Jh. Formen mit kl „Knöpfchen“ ganz rechts gab es bereits in der frühen RKZ, passen gut in den romanischen Kontext, Zungentyp erste Hälfte XIII. Jh.

[Spenglin und Veredlungen optional]

-

XII-XIII_027a_me

35 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und Senkel_me 12 x 3 cm

montiert 135,00 EUR me

--

XII-XIII_040a_me oder bz

40 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und Senkel_me 12 x 3 cm

montiert 165,00 EUR me / 175,00 EUR bz

A


-

OBERSCHICHT



XII-XIII_008b_me

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und Senkel mit Zier_me 12 x 3 cm

montiert 139,00 EUR

-

XII-XIII_008b_me [Zunge siehe Bild links]

Beutelhalter „M04“, Blüten „7092“ und Strecker „7061“ optional

Trägermaterial vorzugsweise Stoff, auf Wunsch Leder / Streckeralternativen siehe 7b „Stoffgürtel“

XII-XIII_008c_me und Senkel_me 8 x 2,5 cm

montiert 139,00 EUR

Beutelhalter „M06“, Blüten „7092“ und Strecker „2610“ optional

A


-

OBERSCHICHT

Beschlag aus Winchester - Typus im XII. Jh auch im Reich geläufig [D. Ellger, Beiträge zur archäolog. Burgenforschung und zur Keramik des MAs in Westfalen I, 1979], mit gleichem Muster als hochmittelalterlicher Lesefund aus Schuby, westlich von Schleswig an der Schlei und nach Fund der Burg Wartenberg/Hessen vor 1265, Blütenzier ergänzt. Zungenform erst im XIII. Jh geläufig

[Veredelung in Gold oder Silber mgl]

-

XII-XIII_007e_me „7037“ u „7061“ optional

-[Trägermaterial vorzugsweise Stoff, auf Wunsch Leder]

XII-XIII_007e_me Strecker „2610“ optional

-

XII-XIII_007e_me o vs mit Schnallenzier „7037“

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und Senkel_me oder vs 8 x 2,5 cm

montiert 149,00 EUR me / 175,00 EUR vs [Detailbild]-

A

B


-

OBERSCHICHT und obere MITTELSCHICHT

- schlichte Formen ohne Blüten auf dem Blech als ältere Varianten -



Eine schlichte D-Form dieser Art wird auch auf dem Grabmal des Markgrafen Dedo in Wechselburg von ca 1235 dargestellt. Wertiges Material kann vorausgesetzt werden. Zungenform älter

[Veredelung in Gold oder Silber mgl]


-

XII-XIII_007a_bz oder vs

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und Zierbeschlag als Abschluss_bz / vs 6,5 x 2,5 cm

montiert 155,00 EUR bz / 175,00 EUR vs [Detailbild]

-

XII-XIII_007a_me oder Nieten strichverziert

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und Zierbeschlag als Abschluss_me 6,5 x 2,5 cm

149,00 EUR me / 155,00 EUR me Strich [Detailbild]

A

(B)


-

OBERSCHICHT und obere MITTELSCHICHT

-

Schwarzgefärbte Riemen sind für das XIII. Jh. nachweisbar (frühester bislang gefundener Beleg 1220-30), für das XII. Jh ist mglw ein Riemen in natur oder dunkelbraun sinnvoller, obwohl Schwarz-Färbung technisch möglich. Manche Färbemethoden sind allerdings recht aggressiv (Rinde u Eisen), andere (Ruß u Bindemittel) nicht so effektiv. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass man nach technischen Gesichtspunkten Leder seit der Antike auf alle Farbtöne bringen konnte. Die Kombination Silber-Rot war im antiken ROM begehrte Modefarbe und rotes Leder wurde bei Tributen und Geschenken explizit aufgeführt.

-

XII-XIII_003ba_bz Sz [Detailbild 003ba_bz Ha]

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und Zierbeschlag als Abschluss_bz 6,5 x 2,5 cm

montiert je 139,00 EUR bz

-

XII-XIII_003bu_bz

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und Senkel mit Zier_bz

montiert 119,00 EUR bz

A

(B)


-

OBERSCHICHT und obere MITTELSCHICHT





frühe Schnallenform, seit frühstaufischer Zeit bekannt in Kombination mit verziertem Schnallenblech und Zungenzier nach zeitgenössischen Architekturelementen

[Veredelung in Gold mgl]

- Probebilder, Bleche noch nicht befestigt -


-

XIII_002ca_bz Kerb [Detailbild vs]

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und Zierbeschlag als Abschluss_bz 6 x 2 cm

montiert 129,00 EUR bz / 149,00 EUR vs

-

-

XIII_002ba_bz Sz

20 mm Riemen (natur/braun/rot)

und Zierbeschlag als Abschluss_bz 6 x 2 cm

montiert 129,00 EUR

A

(B)


-

OBERSCHICHT und obere MITTELSCHICHT

Westchor Dom Worms 1180c

frühe Schnallenformen in Kombination mit Motivblech und Zungenzier nach zeitgenössischen Architekturelementen

- Detailbilder Motivblech quer -

-

XII-XIII_002ea_bz Sz

Schnalle mit Motivbeschlag

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und Zierbeschlag als Abschluss_bz 6 x 2 cm

montiert 129,00 EUR bz / 149,00 EUR vs mgl

-

XII-XIII_005ea_bz Sz [Detailbild vs]

Schnalle mit Motivbeschlag

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und Zierbeschlag als Abschluss_bz 6 x 2 cm

montiert 129,00 EUR bz / 149,00 EUR vs

A

(B)


-

OBERSCHICHT und obere MITTELSCHICHT







Nach Krabath [Buntmetallfunde nördl. der Alpen, S. 137] sind ovale Schnallen mit rechtwinklig ausschwingender Dornachse und Vertiefungen oder Verstärkungen der Dornauflageseite seit der 2. Hälfte des XII. Jhs nachweisbar: „Eine Reihe von Funden belegen ein Weiterleben im XIII. und noch weit bis in das XIV. Jh“


-

XIII_011ba_me Sz [Detailbild vs]

Schnalle mit Zierbeschlag

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und Zierbeschlag als Abschluss_me 6 x 2 cm

montiert 129,00 EUR me / 149,00 EUR vs

-

XII-XIII_011eh_me

Schnalle mit Motivbeschlag

18 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und verzierter Senkel_me 3,5 x 2 cm

montiert 129,00 EUR

A

(B)


-

OBERSCHICHT und obere MITTELSCHICHT



Formen mit „Hörnchen“ oder „Knöpfchen“ waren bereits zu spätröm Zeiten üblich, passen deshalb gut in den „romanisch-staufischen Kontext“ und wurden bis in frühgot. Zeiten verwendet

Magdeburg 1245c

[Veredelung in Gold oder Silber mgl]

-

XII-XIII_017f_me

Schnalle mit Motivbeschlag

18 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und verzierter Senkel_me 3,5 x 2 cm

montiert 129,00 EUR

-

XII-XIII_018f_me

Schnalle mit Motivbeschlag

18 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und verzierter Senkel_me 3,5 x 2 cm

montiert 129,00 EUR


Die letzten ihrer Art“ mit Motivblechen als Alternativ-Formen bis Bestand abverkauft - bei Interesse bitte melden - Zungen werden ergänzt:


XII-XIII_010b rd_me [die „Rinke“]

XII-XIII_010b fl_me [frühe D-Form]

XII-XIII_010b ho_me [Riemenbreite 13 mm]


XIII_018d_me

XIII_016d_me

XIII_019d_me [Riemenbreite 18 mm]

B

(C)


-

obere MITTELSCHICHT und MITTELSCHICHT

XII-XIII_002au_bz

20 mm Riemen (natur/braun/rot)

Roman. Schnalle mit Zunge nach Fund aus London, wird auf 2. Hälfte XIII. Jh datiert, aber nichts daran ist „gotisch“, eine ältere Datierung ist anzunehmen

-

XII-XIII_003au_bz Sz

25 mm Riemen (natur/braun/rot)

und möglicher Senkel_bz

montiert 99,00 EUR

-

-

XII-XIII_004au_bz Ha

25 mm Riemen (natur/braun/rot)

und möglicher Senkel_bz

montiert 99,00 EUR

B

(C)


-

obere MITTELSCHICHT und MITTELSCHICHT





Schnalle mit „gebuckeltem“ Bügel in Kombination mit verziertem Schnallenblech und Zungenzier nach zeitgenössischen Architekturelementen



- Probebilder, Bleche noch nicht befestigt -


-

XII-XIII_006aa_me oder vs Ha

25 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und Zierbeschlag als Abschluss_me 6 x 2 cm

montiert 129,00 EUR me / 149,00 EUR vs [Detailbild]

-

XII-XIII_006ae_me oder vs Ha

25 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und schildförmiges Ort_me 3,5 x 2,5 cm

montiert 119,00 EUR me / 139,00 EUR vs [Detailbild]

C


-

MITTELSCHICHT



-Schnallen mit „abgesetztem Steg“ bedürfen keines Dornschlitzes und haben eine interessante Geschichte: Frühe Formen aus Ostasien um Christi Geburt (nach westl Zeitrechnung), Transfer über Reitervölker und Verbreitung über Byzanz im Westen bis ins HMA. Die „vorspringende Dornachse“ erinnert an Schnallen der RKZ. Sie haben den Vorteil, dass man sie auch problemlos für Stoffgürtel verwenden kann, da kein Dornschlitz benötigt und die Schnalle angenäht wird. Im Hl. Land ähnliche Form auf dem Krak de Chevalier in Syrien mit Kerbdekor.

-

XII-XIII_046f_me

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und verzierter Senkel_me 3,5 x 2 cm

angenäht und Senkel montiert 85,00 EUR

-

XII-XIII_046g_me

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz/rot)

und verziertes Ort_me 3 x 2 cm

angenäht und Senkel montiert 79,00 EUR




7b. Stoffgürtel mit Bortenstreckern und Zierbeschlägen XIII. bis Anf XIV. Jh

Metallbeschläge wurden bei gehobenen Schichten in unterschiedlichem Kontext verwendet, auf Pferdegeschirr und Sporenriemen, als Textil-, Kleidungs- oder Gürtelbesatz. Sie dienten nicht nur der reinen Zier, waren Erkennungs- und Standesabzeichen, sondern hatten technisch stabilisierende Wirkung, mit dieser Funktion lassen sie sich bereits an Gürteln der röm Kaiserzeit (RKZ) nachweisen. Bunte und reich beschlagene Gürtelvarianten erwecken auf Abbildungen den Eindruck von Textil-Wiedergabe, auf Skulpturen Nachweis schwierig, da Farbschicht meist vergangen. Nächste Zeile: Verfügbare Streckerformen für Gürtelprojekte ab 1. Hälfte XIII. Jh, Veredelung in Gold oder Silber mgl

XIII

-

XIV

-

Eckehardus marchio

Markgraf Ekkehard v Meissen, Naumburg 1245c. Die Beschläge stabilisieren den Stoffgurt des Hochadeligen

-

me von links: 7060 / 7009 / 7061 / 7008 / 7065

von 20 bis 40 mm Breite („X“ = Bestand Null)

-

bz von links: 7009 / 7061 / 2610 / 7008-

von 20 bis 30 mm Breite („X“ = Bestand Null)

A


-Die Gürtel des höfischen Gewandes bestanden aus feinem Gewebe, das durch Bortenstrecker in seiner Form gehalten wurde“ [NauM, S. 984]

Pommern-Dk, mit osteurop. Muster, Seidenbrokat mit vergoldeten Silberfäden, Bortenstrecker Silber vergoldet mit Halbedelsteinen XIII.-XV. Jh. [Kopenhagen AO]

Aus Köln stammten seit dem XIII. Jh Borten mit individuellen Wappen als dekoratives Element, im SMA auch biblische Szenen im Auftrag reicher Kaufmannsfamilien. Schlichter Fund ohne Ornament aus Seide mit Leinwandbindung siehe Fund von der Isenburg in Hattingen/Ruhr aus der Zeit vor 1225 mit einfachen Stabstreckern. Die Borte aus dem Schatzfund von Dune auf Gotland aus der 1. Hälfte des XIV. Jhs war in Brettchenwebtechnik mit mehrfarbiger Seide gearbeitet, der Gürtel aus Colmar (Mitte XIV. Jh) in Leinwandbindung aus Baumwolle und Goldlahn, silbervergoldete Beschläge stützten das Gewebe[12]

Für sozial gehobene Schichten wurden Stoffgürtel in Leinwandbindung oder in Brettchenwebtechnik aus Seide und Mischgeweben erstellt. Nicht selten waren sie broschiert, mit Silber- und Goldfäden durchwoben (Brokat) oder man zog Häutchensilber und -gold um eine Leinenseele (Lampas). Edelmetallzieren erhielten sich in „Depotfunden“ vom Trägermaterial gelöst und aufgrund ihres Materialwerts aufgehoben. Strecker verweisen auf das urspl. Trägermaterial.

XII-XIII_102_bz Emaille blau mit Lochblüte „7029“ und Streckern „7065“ auf 40 mm Seidenborte

Aufwändige Arbeiten mit Silber- und Goldfäden, Perlen und farbigen Steinen erstellten im XIII. Jh Pariser Werkstätten (Faiseuses d`Aumonières Sarrazinoises) nach importierten östlichen Mustern [siehe links], von dort gelangten diese Luxusartikel, in Form von Gürteln oder Almosenbeutel an die Höfe Europas. Ein kostbarer Gürtel befand sich im Grab des kastilischen Kronprinzen Ferdinand de la Cerda im Kloster Las Huelgas/Burgos, gefertigt um 1260 in Frankreich, Vermittlung wohl über die Verwandtschaftsbeziehungen zum frz Königshaus.

XII-XIII_100_bz Emaille grün mit Streckern „7065“ auf 40 mm Seideborte

A


-

Benediktinische Liederhandschrift 1200c. Beim Männergurt viell. Beschläge angedeutet?

...alle auffallend lang, Rautenmusterung scheint bevorzugt...von Männern und Frauen in gleicher Weise getragen...“[Fi, S. 57]

-

XIII_058_me mit Blüte „7092“ und Streckern „7008“

auf 30 mm Leinenborte rot/gelb

-

Borten Farbmuster-Beispiele auf Anfrage

(nur noch Restbestand vorhanden, wird geprüft)

A


Magdeburger Ratsherrntochter 1245c, die zahlreichen Beschläge lassen einen Gewebegurt vermuten. Ob immer Seide Verwendung fand ist fraglich, mglw ist auch Leinen statthaft? Dieser Vermutung gehen die Rekonstruktionen mit Rautenmuster nach. Vom Motiv her etwas schlichter als die Variante der Darstellung am Nordportal von Chartres. Auch Leinen galt in manchen Teilen Europas als exklusiver Stoff und dicht gewebte Garne aus Flachsfasern schimmern, wie unsere Exemplare, mit ihrer glatten, glänzenden Oberfläche wie Seide.

-

XIII_070_me mit Streckern „7008“ auf 30 mm Leinenborte [Detailbild XIII_060]

Funde aus dem bürgerlichen Umfeld von London, Keramikphase 9 (1270-1350), zeigen Gürtel in Brettchenwebtechnik aus Seide mit Wollkammgarn. Leinen läßt sich archäologisch nur selten nachweisen, da Pflanzenfasern im Boden vergehen. dass Leinen grundsätzlich verwendet wurde, zeigt der recht schlichte „Gürtel Marias“ im Domschatz zu Aachen. Er besteht aus ungefärbtem Leinen, ohne jegliche Beschläge, angeblich dem zweifelnden Apostel Thomas nach der Himmelfahrt Marias von einem Engel überreicht, vor der Frz Revolution war die Szene z.B. sichtbar am Figurenportal des südl. Querhauses von Notre Dame zu Straßburg [bei „Luftpost“ hatten schlichte Stoffgürtel sicher einen günstigeren Tarif als Lederausführungen]

XIII-XIV_003a_me mit Lochblüten „7029“, Streckern „7008“ und Halter „M04“ auf 30 mm Leinenborte rot/gelb

A


..., dass Gürtelborten des 13. Jhs als repräsentative Accessoires auffallend lang waren und Rautenmuster bevorzugt verwendet wurden...“[NauM, S. 1036 u Fi, S. 57]

Muster siehe auch Beutel Kreuzfahrerbibel_Fol29v

S. Helbling (Ministeriale) belegt in der 2. Hälfte XIII. Jh den standesgemässen Gewebegurt mit der spöttischen Aussage: „...der Schild möge dem Bauern in diesem Augenblick zum Streichbrett des Pfluges, das Schwert zur Pflugschar, der ritterliche Seitenbeutel zum Säetuch, die Gürtelborte zum hanfenen Futterstrick sich wandeln.[DelMA_287]

-

Strecker „7009“

-

Lochblüten „7055“ und Strecker „7061“

-

Lochblüten „7029“ und Strecker „7061“



- perfekt hinterlegt -


Es sind nur Restbestände an Borten auf Anfrage vorhanden, da nun alle meine BortenherstellerInnen ihr Metier gewechselt haben. Solche Formen sind als „Projektgürtel“ zu betrachten, denn einige Arbeitsschritte sind vonnöten. Hinweis: Beutelhalter sollten gesetzt werden, denn ein lose um die Borte geschlungenes Taschenband kann an dieser Stelle Metallzieren heraus drücken! Eine Stabilisierung des Gurts durch rückwärtig hinterlegtes Leinen wird empfohlen, wie beim Original in Kopenhagen (s.o.), auch feines Leder möglich, siehe Schwertgurt Kg Sancho IV. v Kastilien (1284-95) [ergänzende Handwerksarbeit des Kunden - Seide hinterlegen m.E. unsinnig, gehört nach vorne].


Kloster Schwarzach Monatsallegorien Bauern 1225c


8a. Gürtelformen des einfachen Volkes in der Stauferzeit 1125-1250c

Details bei Gürtelformen unterer Schichten sind oft schwierig zu erkennen, da die Kleidung über lange Zeit nicht Körper betonend geschnitten war. Gürtel oder Stricke wurden dazu genutzt Kleidung in Form zu halten, damit verdeckte der Stoff den Gurt. Vor allem bei arbeitsintensiven Vorgängen musste Kleidung zur Seite gerafft, vom Boden hoch genommen oder durch Kittel und Schürzen geschützt werden, wobei deren Bindung die Funktion eines Gürtels übernehmen konnte.


Der Prämonstratenser Philipp von Harvengt forderte zum Ende des XII. Jhs, dass jeder Stand und Beruf durch die Kleidung erkennbar sein solle und der Franziskaner Bertold von Regensburg entwarf in seinen Predigten im XIII. Jh eine gottgewollte Ständeordnung nach dem Vorbild der himmlischen Engelchöre [übrigens sprach jener sich eindeutig für die Kugelform der Erde aus und folgte darin geistlichen Lehrschriften]. Jedem solle nach göttlichem Entschluß sein gesellschaftlicher Platz zugedacht werden, der unverrückbar sei. Wer durch Abänderung seines Gewandes die Grenzen überschreite, der begehe Hoffart und gefährde sein Seelenheil. Appelle zum maßvollen Umgang mit der Kleidung, die auf den Klerus zurück gingen, wirkten alle ähnlich. Neben der verordnenden Vorschrift beinhalteten sie eine moralische Komponente, die auch Gesetzen zu eigen ist, wenn sie in einer Gesellschaft, die ethische Normen erhebt, wirken sollen. Es wurden Kleiderordnungen aufgestellt, welche, um ehrwürdiges Alter bemüht, angeblich auf Karl den Großen zurückgehen sollten, nach denen Bauern schwarze und graue Kleidung mit Keilen nur an den Seiten und nicht in Front oder Rücken zugedacht seien. Auf dem vierten Laterankonzil von 1215 wurde verfügt, dass Andersgläubige durch äussere Abzeichen gekennzeichnet sein sollten. Neben dem bereits länger getragenen Judenhut wurden bald europaweit unterschiedliche Zeichen, wie aufgenähte runde gelbe Ringe und Kreise oder später verschiedenfarbige Radzeichen für die gesellschaftliche Randgruppe eingeführt.[13]

Atlant“ Kathedrale Reims vor 1221

(„die arbeitende Bevölkerung“)

Gürtelbreite ca. 25 bis 30 mm, etwas mehr als ein Zoll






8b. Gürtelrekonstruktionen zur Darstellung des einfachen Volkes 1125-1250c (C-E)

gedacht für Funktionsgehilfen (C), einfache Handwerker und Krämer (D), Knechte, Hörige, Gesellen, Gesinde, Mägde (E) im Detail siehe: Ständegesellschaft HMA/SMA.

Varianten aus Eisen (für C-E) werden nicht noch einmal wiederholt, siehe oben Gürtel mit Eisenschnallen XI.-XIII. Jh

C


-

MITTELSCHICHT

[Schnalle nach 8 m hohem Fresko „Christophorus“ in der Michaelsbasilika in Altenstadt bei Schongau südlich von München, datiert vor 1200. Im Original Bein/Knochen, Form rechts nur angenähert, das Gürtelende ist oben nicht zu sehen, hier also nur schlichte Ortbleche ergänzt]

-

XII-XIII_004ad_bz Kerbe

25 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz)

und Ortblech „Kerbe“ bz 2 x 2,5 cm

montiert 110,00 EUR

-

XII-XIII_004ad_bz Riefen

25 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz)

und Ortblech „Riefen“ bz 2 x 2,5 cm

montiert 110,00 EUR

C

D


-

MITTELSCHICHT und untere MITTELSCHICHT







D-förmige Schnalle kombiniert mit verziertem Blech und gegossener Zunge für „C“ und ganz rechts mit schlichtem Blech und Ort für „D“

-

XII-XIII_025ae_me

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz)

und schildförmiges Ort_me 3,5 x 2,5 cm

montiert 129,00 EUR [mit verziertem Schnallenblech]

-

XII-XIII_025ad_me

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz)

und gekerbtes Ortblech_me 2,5 x 3 cm

oder Ortblech „Riefen“ XII-XIII_025d [Detailbild]

montiert je 99,00 EUR

C

D


-

MITTELSCHICHT und untere MITTELSCHICHT



rechts für „C“ mit Senkel: Nach Krabath [Buntmetallfunde nördl. der Alpen, S. 137] sind ovale Schnallen mit rechtwinklig ausschwingender Dornachse seit der 2. Hälfte des XII. Jhs nachweisbar: „Eine Reihe von Funden belegen ein Weiterleben im XIII. und noch weit bis in das XIV. Jh.“

ganz rechts für „D“ mit Ortblech: Schnallenform tendiert in die auslaufende Stauferzeit, also Mitte XIII. Jh, ist mit anderen Blechformen noch bis ca 1300 zu finden

-

XII-XIII_011a_me Schweif

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz)

und Senkel_me 6 x 2 cm {Schweif zu ergänzen}

montiert 99,00 EUR

-

XIII_023ad_me Schweif

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz)

und kurzes Ortblech „Schweif“_me 1,5 x 2 cm

montiert 99,00 EUR

C

D


-

MITTELSCHICHT und untere MITTELSCHICHT



Diese Schnallenform mit abgesetztem Steg hat den Vorteil, dass man sie auch problemlos für Stoffgürtel verwenden kann, da kein Dornschlitz benötigt und die Schnalle angenäht wird. Im Hl. Land ähnliche Form mit Kerbdekor auf dem Krak de Chevalier in Syrien.

Zungen oder Ortbleche sind Abbildungen oder Skulpturen nach unteren Schichten nur schwer zu entnehmen, es sind also hypothetische Anfügungen.

Ausführung rechts für „C“, ganz rechts für „D“

-

XII-XIII_045b_bz

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun)

und Zierbeschlag als Abschluss_bz 6 x2 cm

montiert 99,00 EUR

-

XII-XIII_046c_me

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun)

und schlichtes Ortblech 4 x 2 cm

montiert 85,00 EUR

D

E

siehe: Gürtel mit Eisenschnallen XI.-XIII. Jh“

Zu den Kategorien D-E im Detail siehe: Ständegesellschaft HMA/SMA

-


Zäsur Romanik - Gotik

Um 1100 erreichten die Basiliken Dimensionen, welche Neuerungen im Kirchenbau erforderten. Statt Flachdecke oder Tonnengewölbe wurde in Cluny III (Bauzeit 1088-1115) erstmalig in Frkrch der Spitzbogen verwendet, um die Schubkräfte des Gewölbes in fast 30 m Höhe zu vertikalisieren. Die Berührung mit der islam. Kultur in Spanien, Süditalien und im Vorderen Orient zeigte Folgen. Normannen fungierten als Mittler zwischen den Kulturen, welche in Süditalien und auf Sizilien neben byzantinischen, langobardische und islamische Elemente in ihre Architektur einbezogen. Das schlug zurück auf ihre westfrz Heimat. Der neue Baustil nordfrz Bischofskirchen (cathedrales), welcher im staunenden Europa „opus francigenum“ genannt wurde, nahm Anleihen bei der Architektur der Normandie, des normannischen Englands sowie Clunys (Rippengewölbe, Bündelpfeiler, Spitzbogen). Rippengewölbe galten als notwendige Voraussetzung für Fensterreihen im Obergaden, das brachte mehr Licht ins Hauptschiff!

1137 wurde mit dem Chor der Abteikirche von St. Denis bei Paris der neue Stil umgesetzt, das Kloster war Grablege der merowing., karoling. und aktuell der kapeting. Könige und besaß mit dem Hl Dionysius einen bedeutenden Patron. Initiator war Abt Suger (1081-1151), in Abwesenheit Ludwigs VII. (reg 1137-80) auf dem II. Kreuzzug 1147-49 frz Reichsverwalter. Die übrigen frz Bischöfe wollten nicht zurück stehen und die nun einsetzende Bauwelle machte sich das Königshauses durch Förderung zu eigen, da der Kathedralbau im Nebeneffekt nicht nur Bauhütten beschäftigte, sondern eine Vielzahl von Zulieferbetrieben und damit Wirtschaftsmotor war. Der Territorialbesitz Frkrchs war Mitte des XII. Jhs durch die Heiratspolitik des normann-engl Königshauses mit den Grafen der Anjou (Emblem: plant genet = „Ginsterzweig“) geschrumpft, der gesamte Westen zählte nun zum Besitz des engl. Königs, auch wenn jener dort nominell Vasall des frz Königs war. Der politische Aufstieg Frkrchs erfolgte erst mit dem Zurückdrängen der Plantagenets unter Philipp II. (reg 1180-1223). Von den Kathedralbauten in Laon 1152-1235, Paris 1163-1218, Chartres ab 1194/Skulptur 1220n, Bourges ab 1195/Skulptur 1240c, Reims 1211-99/Skulptur 1220n, Amiens 1220-60c oder Beauvais seit 1225 gingen entscheidende Impulse aus. In Frkrch wurden bis 1270 rd 80 neue städtische Bischofskirchen errichtet.

Auf Reichsgebiet war Notre Dame in Lausanne am Genfer See aus den letzten Jahrzehnten des XII. Jhs der erste Bau im neuen Stil, der später als „Gotik“ bezeichnet wurde. In Burgund wirkte der gut organisierte Orden der Zisterzienser und übernahm auch östl. des Rheins in seinen Bauten got. Stilelemente, wenn auch verhalten schlicht, wie in Ebrach/Franken, Maulbronn um 1220 und Walkenried im Harz. Die Künste zisterziensischer Baumeister waren bald überall gefragt, so auf der Dombaustelle in Bamberg ab 1225 oder in Magdeburg, wo Erzbf Albrecht II. seit 1209 am neuen Dom arbeiten ließ. Er kannte frz Kathedralen aus eigener Anschauung durch seinen Studienaufenthalt in Paris. Durch die Verpflichtung zisterziensischer Bauleute flossen nun gotische Elemente in den ansonsten spätromanischen Bau ein, am besten im 1266 vollendeten Chor ablesbar. Weiter im Osten des Reichs ließ Hz Leopold VI. (reg 1198-1230) in seiner Residenz in Klosterneuburg die „capella speciosa“ errichten. 1222 geweiht war es der erste Bau gotischer Prägung in dem jungen Herzogtum, vormals Markgrafschaft Österreich. Einige dieser Palastkapellen als Mini-Kathedralen wurden errichtet und fanden mit der berühmten „Sainte-Chapelle“, 1246 geweiht, im königlichen Cite-Palast zu Paris ihren Höhepunkt. Ludwig IX. (d Heilige 1226-70) nahm 1248 auf seinem Kreuzzug gegen Ägypten Baumeister ins Gefolge auf. Sie sollten die Architektur des Orients näher studieren. In den ersten Jahrzehnten des XIII. Jhs erfolgte die systematische Anwendung von gotischen Bauelementen in den Reichsstädten Toul, Verdun, Metz im Erzbistum Trier (dort Liebfrauenkirche ab 1230er), das unmittelbar an die frz Regionen mit ihrem neuen Baustil grenzte. Linksrheinisch folgten bald Köln und Straßburg. Im Rheinland und rechts des Rheins war ein allmählicher Wechsel von der rheinischen Spätromanik zu frühgotischen Formen ablesbar, wie in Limburg seit den 1230er Jahren, ebenfalls im Bistum Trier. Weiter lahnaufwärts ließ der Dt Orden in Marburg ab 1235 eine Hallenkirche zu Ehren der heiligen Elisabeth errichten. Der kompakt und ruhig wirkende Bau, 1283 geweiht, diente später der Grablege hess-thüringischer Landgrafen. Obwohl nur wenige Skulpturen diese Kirche verschönern, sei der Blick auf die „Atlanten“ als Träger der Wasserspeier empfohlen, ein typisch gotisches Motiv mit Aussagekraft für schlichte Darstellungen. Bürgeraufstände in Reims gegen Erzbischof und Kathedralkapitel Anfang der 1230er Jahre trugen zur Ausbreitung des neuen Stils bei. Steinmetze der Reimser Kathedrale zogen ins Reich und die weit fortgeschrittene frz Plastik fand Anwendung in Straßburg (Skulptur zw 1230-1285), mit enger Verbindung zu Bamberg (Dom ab 1217/Skulptur 1237c), Mainz, Bassenheim und Gelnhausen (Skulptur 1239v), Magdeburg (Skulptur 1245c), Naumburg (Dom ab 1210/Skulptur 1245c) [NauM, Bd I, S. 474 u 505]. Gotische Frühformen fassten demnach im Reich unter den Staufern, aber erst in der Wende zum XIV. Jh. flächendeckend. Die Schwere der Wände konnte mit Durchbrüchen und riesigen „himmlisches Licht“ spendenden Fenstern aufgehoben werden, Betätigungsfeld für die Glasmalerei. Die Skulpturen als Gebäudeschmuck und Protagonisten der programmatischen Fensterzyklen geben uns Einblicke in die neuen Modeströmungen. Der neue Baustil wurde erst viel später als gotisch bezeichnet, ein italienisches Vorurteil und Hieb gegen die „scheußliche teutsche Kunst nördlich der Alpen“. In der Alltagskultur war die Ablösung des spätromanischen Stils ablesbar in der Fibel- und Gürtelmode durch Passformen (Vierpass, Sechspass, etc siehe Fibelreplikate XIII.-XIV. Jh), abgeleitet vom architektonischen Maßwerk.

Der Kathedralbau setzte neue Impulse und förderte das Studium der antiken Künste, die Anwendung techn. Hilfsmittel von der Knotenschnur bis zum Kran und schuf ein hohes Erfahrungswissen im kühnen Experiment mit Material, Form und physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Hugo v St. Viktor (1097c-1141) sah die Beschäftigung mit Vitruvs de architectura als unerläßlich an [NauM I, S. 116f]. Die Anwendung der Geometrie, welche als „freie Kunst“ galt, hob die Tätigkeit der Baumeisters aus dem Stand der als niedrig angesehenen „mechanischen Künste“ empor, so dass den erfolgreichen unter ihnen, vor allem jenen aus Frankreich - zunehmend auch ostwärts des Rheins gefragt - sozialer Aufstieg vergönnt war. In der vorbereitenden Planung durch Modelle und maßstäblich verkleinerte Zeichnungen, aber auch im Entwurf von Ornamenten, die im Maßwerk ihre Vollendung fanden, dokumentiert sich der neue Stil. Geometrisches Ornament mit Zirkelschlag wurde quasi zum Leitmotiv. Symmetrien mit einer Ästhetik der Regelmässigkeit wurden als Ideal angesehen, dem gegenüber standen kontrapunktisch Asymmetrien nach Naturbeobachtung, z. B. mit Darstellung von steinernem Blattwerk an „dienenden“, meint tragenden Elementen, was auf die illusionistische Malerei des SMAs abfärbte. Architektur und Steinbildhauerei gingen eine Symbiose ein. Effizient war die Verwendung vorgefertigter Architekturteile mit Hilfe von Schablonen, so dass man in Modulen zu bauen verstand. Die Bildhauerei schulte sich an antiken Vorbildern mit verblüffendem Realitätssinn. Nicht nur das Steinmetzhandwerk erfuhr großen Aufschwung, sondern auch Eisenschmiede waren unentbehrlich, denn ohne tonnenweise Eisenverstrebungen konnten die himmelwärts strebenden Bauwerke mit ihre ausgehöhlten Wänden, gefüllt durch die großen Glasfenster, nicht gehalten werden. Weitere zutragende“ Gewerke bekamen Aufmerksamkeit, welche das Gesamtkunstwerk formten: Glas- und Freskenmaler, Zimmerleute und Holzbildhauer sowie das Edel- und Buntmetall verarbeitende Handwerk [DKGo, S. 103ff]. Es bedurfte vorausschauender Planung, um alle Bautrupps sinnvoll zu beschäftigen. Das sakrale Bauschaffen war in den nächsten zwei Jahrhunderten von allergrößter Bedeutung für die Entwicklung der Städte und ihrer Sozialsysteme. Führende Meister und ihre Hütten dominierten die kulturelle Entwicklung der Regionen, so strahlte das Wirken der Kölner Dombauhütte bis weit ins nördliche Flachland und nach Westfalen aus.


© Alle Rechte vorbehalten. Die Inhalte dieser Seiten sind urheberrechtlich geschützt für Christian Dietz / DRAGAL. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberschutzrechtes ist unzulässig. Letzte Bearbeitung 2024-10-01


Verwendete Literatur mit Angabe der oben verwendeten Kürzel [fett] siehe „Literatur HMA-SMA“


I.-VIII. / IX.-XI. / XI.-XIII. / XIII.-XIV. / XIV. / XV. / XV.-XVI. Jh

mail-kontakt siehe HINWEIS

Anmerkungen und Quellenverweise:

1/ Quellen berichten häufig von Übergriffen des Adels. Kirchen und Klöster wurden nicht geschont, noch weniger die Landbevölkerung, wenn es galt die wirtschaftlichen Grundlagen des Konfliktgegners zu zerstören. Der frz König vermochte nicht einzugreifen und selbst innerhalb der territorial gering ausgedehnten Krondomäne der Ille-de-France war dessen Herrschaft nicht unumstritten. Herzöge sowie Grafen waren oft mächtiger, hinzu gab es in einen starken Freiherrn-Stand (Barone). Bis ins XII. Jh leistete der Adel nur pro forma den Lehnseid, leitete seine Legitimation aus dem Erbrecht ab und akzeptierte einen Lehnsentzug nicht. Südfrankreich hatte sich vollends vom frz Königshaus abgewandt und lokale Fürsten betrieben eigene Politk. Da Kg Philipp I. (1060-1108) vom Papst gebannt war, übernahmen 1096 Grafen und Barone die Führung des I. Kreuzzuges. Das waren Herrn wie Raymond IV. v St. Gilles und Gf v Toulouse, der Erfahrungen aus dem Kampf gegen Muslime in Spanien besaß und sich keinem Herrscher gegenüber verpflichtet glaubte. Man erhob eigene Steuern, prägte Münzen und erließ Gesetze. Mit der Kirche erwuchs diesen Potentaten allerdings ein starker Gegner. Als nämlich zur Zeit der Nordmannenattacken, regional bis ins X. Jh, Mönche mit Reliquien und Klosterschatz geflohen waren und bei der Rückkehr feststellen mussten, dass der lokale Adel sich deren Besitzungen widerrechtlich angeeignet hatte, griffen die Geistlichen zu ihrer Waffe: der Feder. Falls nicht mehr vorhanden, wurden neue Urkunden über Besitzverhältnisse erstellt, deren Garantien oft weit in der Vergangenheit von Herrschern mündlich abgegeben worden waren. Nun wurde schriftlich der alte Rechtsakt bezeugt, der aber auch fingiert sein konnte, da es meist kein Vorgängerdiplom mehr gab. Die Geistlichkeit bemühte sich alte Zustände wieder herzustellen und die Frage der Urkunden-Fälschung mit „krimineller Energie“ ist abzuwägen Im Reich werden sich ähnliche Vorgänge nach den Ungarn-Einfällen abgespielt haben.



2/ Im Zuge der Reconquista erhielt die bürgerliche Oberschicht Saragossas gleich nach der Rückeroberung 1118 durch Kg Alfons I. v Aragon alle Sonderrechte geborener hidalgos, dem niedrigen landbesitzenden Adel! In der Folgezeit stützten sich span. Herrscher auf die wirtschaftlich erstarkenden Städte gegen den revoltierenden Uradel (ricoshombres) und Niederadel (hidalgos). Die Städte erhofften sich Frieden und Rechtssicherheit. Dazu gründeten sie Bünde (hermandades), betrieben schwunghaften Handel mit Italienern sowie Mauren und stellten sich in den Dienst der Monarchie gegen Adel und Grundherren. Ihre Abgesandten sassen seit dem XIII. Jh neben Adel und Geistlichkeit in den cortes und konnten zu Zeiten der Thronwirren des XIV. Jhs den Königen Konzessionen abtrotzen. Mit politischer Erstarkung und Erlangung gehobener rechtl. Stellung ist die Übernahme feiner Sitten und Moden in den Städten nachvollziehbar.



3/ Inhaltlich erfolgte damit ein Umbruch. Der ältere „Viernageltypus“ ermöglichte es Christus stehend darzustellen, so dass er die Arme triumphal ausbreiten konnte. Beim „Dreinageltypus“ nahm der durch beide Füße getriebene Nagel die aufrechte Haltung und demonstrierte das Hängen und Leiden des Körpers [DzF, S. 38]. Christus wurde als König und strenger Weltenrichter abgelöst durch den leidenden Christus mit Dornenkrone, Betonung der Wunden und Passionswerkzeuge. Nun stand die menschliche Natur Christi im Vordergrund. Der Betrachter sollte am Leiden Christi Anteil nehmen. Die imitatio Christi entsprach dem neuen Armutsideal, das immer wieder gefordert und nicht zuletzt durch Wanderprediger und die Bettelorden seit Anfang des XIII. Jhs propagiert wurde. Päpste, wie Innozenz III., setzten das neue Ideal ein, um auf „friedlichem Wege“ Häretiker der unteren Schichten in den „Schoß der Kirche“ zurückzuführen.



4/ Bezug nehmend auf die Ereignisse des I. Kreuzzugs unter frz und norman. Grafen und Edelfreien (frz „Barone“), bzw auf den voraus gegangenen Armenzugs 1096 unter Peter von Amiens mit Progromen und Plünderungen. Gottfried von Bouillon war ein Lehnsmann von Ks Heinrich IV., der zurzeit mit seinem Heer fernab in Italien weilte, so fanden sich aus dem Reich nur Ritter des Maas-Rheingebiets unter den Kreuzfahrern der ersten Stunde, aber bald sollte die Kreuzzugsbegeisterung weithin fassen. Nur dauerten die Vorbereitungen so lang, dass dt Kontingente spät aufbrachen und das Heer im Hl Land zu verstärken suchten, als die Kämpfe bereits in vollem Gange waren, bzw Jerusalem schon in der Hand der Christen; sofern man denn so weit kam, denn viele dieser „Fahrten“ scheiterten im seldschukisch beherrschten Anatolien, vor allem, wenn die Unterstützung von Byzanz ausblieb. Jenes war den selbständig agierenden Kreuzfahrerheeren gegenüber skeptisch und man forderte den Lehnseid. Denn man wünschte keine neuen christlichen Fürstentümer im Hl Land, sondern eine Erneuerung der byzant. Herrschaft im Vorderen Orient durch Soldheere aus dem Westen. Seit Jahrhunderten wurden Söldner für solche Aufgaben von Byzanz eingesetzt, u.a. auch Normannen. Nun versuchten Schotten, Friesen, Dänen oder Norweger das Hl Land zu erreichen, ganz Europa war in Euphorie, das lag absolut nicht im byzant. Interesse. Der Anteil an Nichtkämpfern war extrem hoch, man schätzt ihre Zahl fünfmal höher als die der Soldaten. Auch Frauen nahmen an Kreuzzügen teil, nicht wenige von edler Herkunft und manche verloren dabei ihr Leben, wie die Tochter des Herzogs von Burgund, wurden versklavt oder landeten im Harem, wie Ida, Markgräfin und Mutter Leopolds III. von Österreich, falls die Unternehmen mißlangen. Die bewaffneten Pilgerfahrten in der 1. Hälfte des XII. Jhs mit Beteiligung dt Kontingente werden in der Geschichtsschreibung nicht eigenständig gezählt und erst der II. Kreuzzug 1147-49 fand auch gekrönte Häupter und Herzöge in der Führung. Der frz Kg Ludwig VII. (reg 1137-80) hatte sich in der Auseinandersetzung mit dem Grafen der Champagne den Zorn der Kirche zugezogen. Zur Buße nahm er nach Vermittlung Bernhards von Clairvaux (1115-53) das Kreuz. Jener überzeugte auch den dt Kg Konrad III. (reg 1138-52) in Speyer Weihnachten 1146 zur bewaffneten Pilgerfahrt. Wieder waren Juden die ersten, welche „dran glauben“ mussten. Es kam zu zahlreichen Progromen. Einige rheinische Juden sollen überlebten haben, da sie dem Erzbischof von Köln eine Burg abkaufen konnten. Im „Kreuzzug der Könige“ folgte Katastrophe auf Katastrophe. Das dt Kontingent wurde in Kleinasien aufgerieben, weil man nicht auf den Ratschlag hörte besser die Küstenroute zu nehmen, entlang byzant. kontrollierter Zonen. Im Hl. Land wurde statt wie geplant Edessa das befreundete Damaskus angegriffen, vergeblich, Verhängnis über Verhängnis. Man munkelt, dass sich der Fürst von Antiochia, welcher auf die ursprünglich vereinbarten Kriegsziele Aleppo und Edessa drängte, mit der Gemahlin des frz Königs Eleonore von Aquitanien eingelassen habe, was das Verhältnis der beiden Männer schlagartig abkühlte und Ludwig VII. sich vom Fürsten, wie vom urspl. Ziel, abwandte - damit hätte die untreue Gattin im Bett „Kriegsgeschichte geschrieben“. So gesellte sich zu den militärischen Niederlagen im frz Herrscherhaus noch ein familiäres Debakel. Der Fürst war hinzu der Onkel (!) der angeblich untreuen Gattin. Wichtiger scheint jedoch gewesen zu sein, dass eine weitere Frau, nämlich Melisande, Mutter und Stellvertreterin des noch jungen Balduin III. Kg von Jerusalem, dazu votierte als Ziel das wohlhabende Damaskus ins Auge zu fassen. Nach Rückkehr in Frankreich und Scheidung des Herrscherpaares wurde Eleonore 1152 die Gattin des späteren engl. Kgs Heinrich II. (ab 1154) und Mutter von Richard Löwenherz sowie Johann Ohneland. Das sollte schwerwiegende Konsequenzen für das frz Königtum nach sich ziehen. Damit Frauen bzgl ihrer „Kreuzzugsaktivitäten“ nicht zu einseitig beurteilt werden, möge uns Eschiva, die Gattin Raymonds III. von Tripolis ein Gegenbeispiel ausserordentlich beherzten Verhaltens sein. Sie hielt der Belagerung ihrer Stammburg Tiberias im Juli 1187 stand, eingeschlossen von den Truppen Saladins. Ihr eigener Gatte riet dem König von Jerusalem vom Entsatz ab (!), da man zum Erreichen der eingeschlossenen Feste wasserlose Gebiete durchqueren musste, doch man traute Raymond nicht und unterstellte ihm mit den Muslimen zu paktieren, was arab. Chronisten bestätigten, brach auf und das Ergebnis bei den „Hörnern von Hattin“ ist bekannt... [siehe P. Milger, Die Kreuzzüge. Krieg im Namen Gottes Doku 1988, A. Konstam, Die Kreuzzüge 2007 u Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht 1975].



5/ Die Grabungsergebnisse der archäologischen Untersuchungen auf dem „Krak des Chevaliers“ 2003 bis 2007 brachten bzgl der glasierten Keramik hohe toxische Werte an Blei und Kadmium zutage. So war man mit dem in Europa weit verbreiteten Geschirr vielleicht doch besser gestellt? [Krak des Chevaliers in Syrien, S. 324]. Der „Krak“ liegt weit im Norden im heutigen Syrien und befand sich in der Hand des Johanniterordens, oder den Quellen nach: „Herren des Spitals“. Nur im „Königreich der Himmel“ wird der „Krak“ dem Reynald de Chatillon unterstellt, durch clevere Heirat war er Fürst von Antiochia, bis zu seiner Gefangenschaft im seldschukischen Aleppo. Nach der Freilassung gelang es ihm durch eine zweite clevere Heirat südöstl. des Toten Meeres an der wichtigen Karawanenroute die beiden Burgen „Kerak“ und „Schaubeck“ im heutigen Jordanien zu übernehmen. Trotz aller histor. Unstimmigkeiten in dem bekannten Hollywood-Streifen - und da gibt es manche - ein sehenswerter Film (etwas kitschig die romantische Balian-Sibylla-Affäre - die reale weibliche Person war weitaus geschickter als im Film und agierte aus nüchternem Machtkalkül heraus, um die Krone Jerusalems zu erlangen; die heilige Stadt, um die im Film in gewaltigen Szenen gestritten wird, was pyrotechnisch etwas entgleitet und mehr an die Normandie 1944 erinnert als an den Oktober 1187, obwohl es in den Quellen heißt, dass Christen vor Akkon schließlich mit 12 Geschützen die Stadt beschossen und „griech. Feuer“ bei den Verteidigern eingesetzt wurde). Der Film verdeutlicht woran die Christenheit im Hl Land scheiterte: Uneinigkeit der Führung, Thronstreitigkeiten im Königreich Jerusalem, Unabhängigkeitsstreben der Militärorden und Ablehnung der weltlicher Herrschaft, borniertes Standesbewußtsein der Ritterschaft, vor allem der französischen, und Feindseligkeit gegenüber einer hoch stehenden Kultur, die von heimisch gewordenen Franken akzeptiert, aber von Nachzüglern aus Europa als „barbarisch“ angesehen wurde. Neuankömmlinge verstanden die hiesigen Gepflogenheiten nicht, kamen mit Einwohnern, Klima und rauen Terrain nur selten klar. [Nach Tagen und Nächten in der Wüste zugebracht, mit bitterkalten Erfahrungen, wohl wissend, dass Westler dort eigentlich nix zu suchen haben - wenn kein Erdöl da wäre, das „Blut“ im Wirtschaftskreislauf seit dem XX. Jh]



6/ Um 1150 musste Eggihard zu Haarhausen im Tal der Wupper bei Barmen an seinen Grundherrn, die Abtei Werden, neben landwirtschaftlichen Erzeugnissen auch Kessel und andere eiserne Geräte liefern. Das Schmiedehandwerk wurde von den Bauern vielfach im Nebenerwerb betrieben und an grösseren Herren-/Oberhöfen können diverse Handwerker vorausgesetzt werden, Schmiede waren unverzichtbar. Bauern erhielten Halbzeuge von den Grobschmieden, also Barrenware, welche sie weiter ausarbeiteten [BuM, S. 35].



7/ In England war die Geldwirtschaft im XII. Jh weit fortgeschritten und mehrfach erreichten Summen englischen Silbers in Münz- und Barrenform den Kontinent. Das Lösegeld für Richard Löwenherz (rd 100.000 Mark Silber = doppelt so hoch wie die Jahreseinnahmen der engl. Krone) gab Heinrich VI. für seine Italien-Expansion aus, vieles wurde für Rüstungsausgaben, wie den Flottenbau in Genua verwendet. Der österr. Herzog Leopold V. wirtschaftete mit seinem Anteil recht clever, befestigte und vergrößerte Städte, schob das monetäre System in seinem Herzogtum an, auch der Welfe Otto IV. hatte vor 1214 beträchtliche Summen engl. Silbers durch König Johann (Ohneland) erhalten. So waren engl. „Sterlinge“ im Reich wohl bekannt und die stabile Währung wurde als gleichwertig mit dem „Kölner Pfennig“ angesehen. Der gesteigerte Fernhandel mit England sorgte in den Niederen Landen und am Niederrhein für eine starke Verbreitung der engl. Währung, so dass es zu Nachprägungen vor allem in Westfalen kam, wo der „Sterling“ bis weit in die 2. Hälfte XIII. Jh begehrtes Zahlungsmittel war [RL, S 282-285].



8/ Unter der Inquisition, eine Einrichtung, die jeden bzgl Mittelalter und Kirche nur zutiefst entfremden kann [diktatorische Machtsysteme verwendete die gleichen Mittel, da stehen Nazi- oder SED-Regime auf derselben Stufe], entstand ein „blühender Geschäftszweig“, der darauf abzielte Menschen gnadenlos auszubeuten, also über das Maß hinaus, was im MA als erträglich und unabwendbar hingenommen wurde. Die Toleranzschwelle im MA lag hoch. Das Gerichtswesen war nicht zimperlich, weltliche sowie geistliche Potentaten standen sich diesbzgl. in nichts nach. Die Staufer hielten ihre Herrschaft in Italien recht drastisch aufrecht. Friedrich II. ließ im Kampf gegen den Papst, auch durch seinen illegitimen Sohn Enzio, ungezählte Italiener hinrichten, manchmal auf bestialische Art und Weise, zur Abschreckung weiterer „Aufrührer“ der päpstlichen Guelfen, welche die Stauferherrschaft in Italien nicht akzeptierten. Was zählte damals ein Menschenleben, hinzu das eines politischen Gegners, wenn schon eigene Leute „verdinglicht“, wie Vieh verkauft werden konnten? Die Inquisition war legales Druckmittel der Obrigkeit und diente nicht selten dazu auch politische Gegner aus dem Weg zu räumen. 1233 eroberte und zerstörte man die Burg Wilnsdorf im Siegerland auf Beschluß eines „Ketzergerichts“ - das brachte uns den bekannten „Eisenhut“ als archäologisches Relikt [Museum Wilnsdorf]. Kein Geschäft der Welt konnte so schnell Reichtümer und Besitzungen umverteilen. Das Bespitzeln, Aushorchen, Denunzieren wurde systematisch betrieben. Angst und Arglist untergruben jedes Vertrauen zwischen den Menschen, zwischen Geschäftspartnern, Familienmitgliedern oder Nachbarn. Wie oft hat man denunziert, um nicht selbst an die Reihe zu kommen oder um sich mißliebiger Zeugen oder Schulden zu entledigen? Manche Stiftung dieser Zeit wird darauf zurückzuführen sein, dass man seine Frömmigkeit und Hörigkeit gegenüber der Kirche unter Beweis stellte, um ja nicht in Verdacht zu geraten. Terror, der Terror erzeugte und der geschäftliche Existenzen zerstörte. Deschner, VII, S. 271: „Es gibt vermutlich nichts im Christentum, das mit soviel Furcht und Abscheu erduldet wurde wie die Inquisition, und wohl wenig, das mit solcher Intensität und Erbarmungslosigkeit betrieben worden ist.“ Bei H. Wollschläger und K.H. Deschner fallen Vergleiche mit den KZs unter dem Nationalsozialismus [damit sind wir in Dtld verbal auf „gefährlichem Terrain“]. Aber es scheint keineswegs übertrieben zu sein. Während die BRD als Nachfolgestaat die Verbrechen seines Vorgängers als „ewige Schuld“ auf sich bürdete, ist mir von Seiten der Kirche bzgl der Inquisition solches nicht bekannt! Wurden Güter zurückgegeben und Konfiskationen rückgängig gemacht, wurden Nachfahren der Opfer entschädigt? Es existieren Gerichtsakten, viele Vorfälle wurden protokollarisch festgehalten. Das karitative Engagement der „modernen“ Kirche wirkt wie Buße oder Reinwaschungsfeldzug der Wiedergutmachung. Es ist besser hier abzubrechen und jedem selbst das Urteil zu überlassen, nur kurz angefügt: Die BRD soll angeblich der Kirche Entschädigungen zahlen für die Verluste aus dem Reichsdeputationshauptschluß von 1803 (!), also einer Entscheidung Napoleons gegenüber dem Reich... da bleibt eine gewisse Ratlosigkeit… mit offenem Mund und mehr als betroffen, der Vorhang fällt und alle Fragen offen [Zitat in Abwandlung von M.R.Ranitzki].



9/ Die Gründung von München war ein Beispiel der Ränke von Territorialherren. Die Salzstraße von Reichenhall nach Augsburg querte lange Zeit bei dem Marktflecken Föhring die Isar. Dort erhob Bischof Otto von Freising vom Salzverkehr zur Flußüberquerung Brückenzoll. Herzog Heinrich der Löwe wollte an dem profitablen Geschäft teil haben. So ließ er die Brücke und den Ort Föhring zerstören und leitete nun den Verkehr über den Ort „Munichen“ (bei den Mönchen). Bischof Otto von Freising klagte vor dem Kaiser. Nach dem Urteil vom 14. Juni 1158 blieb der Salzweg in München, aber ein Drittel der Zolleinnahmen musste der Herzog dem Bischof abtreten. Das Urteilsdatum wird seither als Gründungstag Münchens gefeiert [nach Karin Schäfer, Salz = Das weiße Gold, Karfunkel 50, S. 114].



10/ Gotische Formen werden allseits akzeptiert und haben unsere Vorstellung vom Mittelalter stark geprägt, romanische aber noch lange nicht. Hinzu vermögen viele die wunderbar geglättete heutige Formensprache, an die wir gewöhnt sind, kaum zu überwinden...kleine Gußfehlstellen oder „Unebenheiten“ werden als störend wahr genommen, doch gerade sie verleihen vielen Replikaten einen mittelalterlichen Charakter. Bleche sind nicht exakt rechtwinklig oder Nieten sitzen absolut nicht symmetrisch, usw...Unsere Mittelalterrezeption im Reenactment bewegt sich meist in relativ „eingefahrenen Bahnen“. Die einen zeigen Begeisterung für frühmittelalterliche Tierstile, verstrickt zu undurchdringlichen Mustern hoher Abstraktion mit einer geheimnisvoll kreativen Note. Andere mögen Flechtmuster und sehen darin heidnisches, obwohl sie vielfach aus christlichem Kontext stammen und über die Römer tradiert hoher Bestandteil der Romanik sind. Viele bevorzugen gotische Formen mit mathematisch-geometrischen Grundverhältnissen und Zirkelschlägen, in der Architektur gepaart mit fratzenhafter Verzerrung und Übertreibung, Auge und Geist des modernen Menschen gleichzeitig ansprechend. Zu diesen Stilrichtungen gibt es genügend Replikate für den Reenacter, einer guten Darstellung sind theoretisch die Wege geebnet. Aber trotz allem muss man doch ernsthaft fragen, wo bleiben die zivilen Darsteller der Romanik, militärische gibt es eine ganze Reihe, als Franko-Flamen oder für die Kreuzzüge. Eine Zeitepoche, die doch eigentlich historisch interessant erscheint mit Saliern, Welfen und Staufern, interessanter als die 2. Hälfte des XIII. Jhs, oft dargestellt, ästhetisch ansprechend, aber m.E. historisch langweilig...Sind es politische Gründe? Die vergangene nationale Identitätsfindung in Dtld hat der romanischen Zeitepoche hohes Gewicht beigemessen, dem „Imperium“ und Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Papst. Gilt diese Auffassung als verpönt, überholt, politisch unkorrekt? Die gotische Stilepoche kam man durchaus unpolitischer rezipieren. Lokale Machthaber und Besonderheiten spielten eine größere Rolle als Kaiser und Reich, welche im Niedergang begriffen waren und wichtige politische Ereignisse in den neuen Nationalstaaten Westeuropas oder den Monarchien Osteuropas statt fanden. Es bedarf für die romanische Zeitepoche sicher einer höheren Form der Eigenrecherche, denn hier sind keine Wege geebnet. Und es fällt wohl schwer diese ständige Ausrichtung nach Rom und krude Idee von „imperialer Größe“ zu verstehen. Es gibt kaum Begeisterung für die schwerfälligen Formen, welche als äussere Zeichen der Zementierung herrschaftlicher Verhältnisse zu werten sind. Ähnlich schwierig erscheint die byzant. Malerei mit ihren flächigen Formen vor Goldhintergründen, die wir ästhetisch erfassen, aber kaum wirklich begreifen können, denn von dieser tief empfundenen Gottesnähe ist heute, aus verständlichen Gründen, kaum jemand mehr durchdrungen.



11/ Die illuminierte Handschrift der „Kreuzritterbibel“ wurde für den frz Kg Ludwig IX. (1226-70) angefertigt. Es gibt unterschiedliche Datierungsansätze und die frühe Variante scheint die wahrscheinlichste, ca 1245-48. Damit würde die Ausstattung des frz Heeres vor der Ausfahrt zum Kreuzzug wiedergegeben. Nach der muslimischen Eroberung Jerusalems im August 1244 hatte sich Ludwig IX. im Dezember gleichen Jahres entschlossen das Kreuz zu nehmen. In diesem Zusammenhang wird die reich bebilderte Handschrift mit Szenen aus dem Alten Testament als „innere Vorbereitung“, neben vielen organisatorischen Maßnahmen, anzusehen sein. Ludwig förderte gleichzeitig den Bau der St. Chapelle in Paris, 1246 geweiht, als „gigantischer Schrein“ für die 1239 erworbenen Reliquien. Ähnlich wie die „Kreuzritterbibel“ waren die Glasfenster programmatisch an das Alte Testament gebunden. Auf frz Seite bestand zudem die Hoffnung in die Nachfolge des oström Kaisertums zu treten. In Konstantinopel gab es ja nach der Eroberung von 1204 keinen byzant. Herrscher mehr, sondern es existierte das „Lateinische Reich“ mit dem Kgreich Thessaloniki, dem Hzgtm Athen und Fürstentum Achaia, durchsetzt von Besitzungen der ital. Seestädte, allen voran Venedig. Im August 1248 brach der König auf und kehrte erst sechs Jahre später geschlagen von seinem Ägypten-Fiasko zurück. Während des Aufenthalts in der Levante 1250-54 soll ein Psalter angefertigt worden sein, die „Kreuzritterbibel“ aber eher nicht. Ein später Datierungsansatz liegt nach der bewaffneten Pilgerfahrt in den 1260er Jahren, was aber unwahrscheinlich klingt, weil sich keine muslimischen oder nahöstlichen Elemente zeigen, abgesehen von wenigen jüd. Zitaten. Interessant ist, dass viel Kriegsvolk Darstellung fand, erkennbar an der hohen Zahl von Personen mit Gambesons, deren Schutz kein Eisen war, sondern gefütterter Stoff, im Westen seit geraumer Weile genutzt. Bereits zur Zeit des III. Kreuzzugs Anfang der 1190er Jahre berichtet eine muslim. Quelle über die Unempfindlichkeit der Christen gegenüber Pfeilbeschuß, mit den leichten seldschukischen Pfeilen gespickt, da sie unter dem Kettenpanzer dichten Filz trugen. Eigentlich für Muslime wenig erstaunlich, denn in nah- und vor allem fernöstlichen Armeen waren gefütterte Jacken bereits seit längerem bekannt. Die Ursprünge mögen in China um Christi Geburt liegen. Seneschall Joinville, der 1249 mit seinen Leuten eine Brücke im Nildelta verteidigte, berichtete, dass die Franzosen unaufhörlich mit Pfeilen beschossen wurden. Es gelang ihm einen mit „Werg gefütterten Rock“ der Ungläubigen als Schutz zu nutzen, so dass ihn nur 5 Pfeile verletzten, während sein ungeschütztes Pferd 15 Wunden davon trug. Wenn er sich dieses Beutestückes bediente, hatte er in diesem Fall also vorher keinen Gambeson an? Oder zog er ihn zusätzlich über den Panzer? Joinville erwähnt darüber hinaus seinen Eisenhut, den er gegen den schweren Helm des Königs tauschte, damit jener Luft hole. Beides wird zahlreich in der „Bibel“ dargestellt, standesgemäß geschlossene Helme stellten im Hl Land ein starke Belastung dar, offene Formen sollten sich als geeigneter erweisen.



12/ Baumwolle als früher Beleg mglw aus dem Frauengrab des VII. Jhs von St. Laurentius zu Bülach bei Zürich. 1124 half die venez. Flotte Tyros im Hl Land zu erobern und Venedig hatte von da an Zugriff auf das reiche Hinterland mit seiner arabischen Baumwollproduktion, sowohl Produkte, als auch Anbaumethoden wurden übernommen. Im Nahen Osten waren Mischgewebe aus Baumwolle und Seide weit verbreitet, da der Koran angeblich muslim. Männern reine Seide verbot [KluM, S. 40 u 58]. Flachs wurde im Haus- und Nebenerwerb zu Leinen verarbeitet, fand nicht nur in den Niederen Landen und Westfalen, sondern auch im Bodenseeraum gute Anbaubedingungen. Im XIII. Jh Vertrieb in Konstanz, Lindau, Ravensburg oder St. Gallen. Baumwolle kam über die Alpenpässe, das erklärt, warum in Bozen bereits 1242 die Barchentproduktion (Baumwolle/Leinen) nachzuweisen ist und südlich der Donau seit der 2. Hälfte des XIV. Jhs gewaltigen Aufschwung erfuhr, in Nördlingen ab 1368, Augsburg 1372, Landshut 1375, etc. Die Baumwollweberei wurde dort zu einem der wichtigsten Gewerbezweige [StHB, S. 46].



13/ Zu den Mahnungen der Kleriker [MiM, S. 19 u 28/29], Details zum „Aufwandgesetz“ Karls des Großen von 808, in dem geregelt wurde, wieviel jeder Stand für seine Kleidung ausgeben dürfe [MiM, S. 41] und zur Judenkennzeichnungspflicht [MiM, S. 121]. Wie sehr die Kirche sich durch Maßregeln den Zorn der Bürger zuziehen konnte, sei ein Beispiel aus der Zeit der „Albigenser- Kreuzzüge“ angeführt. 1211 wurde auf dem Konzil zu St. Gilles gegen die Einwohner der Grafschaft Toulouse verfügt, dass alle Bürger und Adeligen fortan keine modischen Kleider mehr tragen durften, sondern nur noch grobgewebte dunkelbraune Kutten, da sie, allen voran der Graf von Toulouse, Häretiker unterstützt und sich unbotmäßig gegenüber den Weisungen des Papstes gezeigt hätten. Neben anderen päpstlichen Maßnahmen verstärkte dies den Widerstand in der südfrz Region [Deschner, KC VII, S. 157].