I.-VIII. / IX.-XI. / XI.-XIII. / XIII.-XIV. / XIV. / XV. / XV.-XVI. Jh "ab nach Hause"

DRAGAL

Historischer Kontext:

Es gärte in Europa und es kamen Reformbewegungen auf. John Wycliffe hatte die Bibel ins Englische übersetzt, Jan Hus, Rektor der Prager Universität, übernahm dies für das Tschechische. Bislang waren biblische Inhalte nur aus Predigten und der Liturgie bekannt. Religiöse Laien-Bewegungen regten an selbst etwas für das Seelenheil zu tun. Gert Groote verbreitete von Deventer aus seine Ansichten der devotio moderna („Neue Frömmigkeit“) im Reichsgebiet und wirkte u.a. auf Thomas aus Kempen, der mit seinem Buch Imitatio Christi (1410) zur persönlichen „Nachfolge Christi“ aufrief. Weitere Laienschriften wie der „Seelentrost“ oder bebilderte „Armenbibeln“ in Holzschnittechnik vermittelten Inhalte auch an leseunkundiges Publikum. Neben die institutionalisierte Religionsausübung traten private Andacht, Meditation oder mystische Versenkung mit Hilfe religiöser Texte oder Figuren und Bildwerken. Wanderprediger, welche die Zustände in der Gesellschaft, Luxus und Prunk des Adels sowie der Geistlichkeit anprangerten, hatten regen Zulauf. Heiligennamen, wie „Johannes“, „Michael“ oder „Agnes“ wurden als Rufnamen populär, indem man sich von alten german. Formen, wie „Erhart“, „Gunthram“, „Rubertus“ oder „Dietlind“ löste. Künstlerisch dominierte im Reich vor allem im Osten der böhmische oder „weiche Stil“ mit Gewanddarstellungen in fließender Stofflichkeit. Innovative handwerkliche Techniken in der Malerei, begründet auf starke Mäzene in den mächtigen Städten Flanderns und am Hof der aufstrebenden burgundischen Herzöge, brachten radikale Neuerungen hervor und änderten damit auch unsere Sichtweisen auf das Mittelalter grundlegend.

Auf politischer Ebene tobte ein erbitterter Krieg nach der Verurteilung des Jan Hus 1415 auf dem Konstanzer Konzil, zu dem ihm Sigismund (reg 1410-37), letzter dt König aus dem Haus Luxemburg und König von Ungarn, sicheres Geleit für die Anreise, aber nicht für die Abreise garantiert hatte. Bis 1436 versuchte die Obrigkeit in fünf „Kreuzzügen“ vergeblich die „Ketzer Böhmens“ zu bekehren und die östl. Reichsgebiete sollten noch lange unter den Folgen der „Hussitenkriege“ zu leiden haben.

Gesellschaftliche Umbrüche traten immer deutlicher zutage. 1400 schlug der Fürstbischof von Würzburg ein Aufgebot unzufriedener Bürger „seiner Stadt“ bei Bergtheim [„Fürst“-, da zugleich „Herzog von Franken“]. Wegen schlechter Haushaltsführung wurden im überschuldeten Mainz 1444 die patrizischen Geschlechter (ehem. Ministeriale des Erzbischofs) im Rat entmachtet. Die 34 Zünfte der Stadt übernahmen das Regiment, ohne der Schulden Herr zu werden, die ihre Vorgänger angehäuft hatten. 1462 kam es zu schweren Auseinandersetzung mit dem Erzbischof, der nach Sieg durch Söldnereinsatz uneingeschränkt die Macht übernahm. In beiden Städten setzte sich damit die Geistlichkeit durch, gesellschaftlich wurden Hofadel und kurfürstl. Verwaltungsbeamte prägend mit zutragenden Handwerkern und Bediensteten, was eine gewisse Rückständigkeit dieser Städte in der Folgezeit nach sich zog.

1400-1450

- Spätgotik -

Vom französisch-böhmischen zum burgundischen Stil

Brüder Limbourg Tres Riches Heures vor 1416 in „orientalisierender Manier“ nach ital.-byzant. Anregungen des XIV. Jhs. (Höhepunkt frz Mäzenatentums, siehe „Quellen“)

Rinke = Schnalle / Spenglin = Zierbeschlag (Niete) / Senkel oder Ort = Zunge

eis = Eisen, me = Messing, ws = Weißmetallüberzug, vs = versilbert, vg = vergoldet

FO = Fundort, AO = Aufbewahrungsort, ae = ähnlich

Weiter westlich entstand in der ersten Hälfte des XV. Jhs mit Burgund ein machtvolles politisches Gebilde mit wirtschaftlich starken Städten. Hz Philipp (d Kühne 1363-1404) hatte den Aufstieg des frz Herzogtums begründet. Sein Nachfolger Johann I. (ohne Furcht 1404-1419) gewann mit der Hand der Margarete von Bayern das Erbe der Wittelsbacher (Holland, Zeeland und Hennegau) hinzu. 1438 gelang es Philipp (dem Guten 1419-1467) das Erbe der Luxemburger mit Limburg und Brabant zu sichern. Zum Vergleich wirtschaftlicher Prosperität: Gent in Flandern besass 72 Zünfte, Köln 22. Der Haken dabei, die so genannten „Niederen Lande“ Burgunds waren durch das lothringische Reichsterritorium von den „Oberen Landen“ abgetrennt – politischer Sprengstoff.

Nicht weniger problematisch waren die Machtkämpfe Burgunds mit dem Hs Orleans (Armagnacs). Der Konflikt spitzte sich zu als Johann I., Haupt der Bourguignons 1407 den Hz von Orleans ermorden ließ und dafür 1419 selbst einem Attentat zum Opfer fiel. Der Bürgerkrieg zwischen beiden Parteien wurde ausgetragen mitten im 100j. Krieg und man begann nun wechselseitig mit England zu paktieren. Der frz König konnte 1435 im Vertrag von Arras eine Lösung Burgunds von England nur erreichen, indem er das Herzogtum aus der Lehnspflicht entließ! Daran wollte er sich später nicht mehr erinnern.


1400-1450:

1. Quellen

2. Mode in der ersten Hälfte des XV. Jhs

3. Gürtelrekonstruktionen zur Darstellung gehobener Schichten (A-C)

4a. Gürtelformen des einfachen Volkes

4b. Gürtelrekonstruktionen zur Darstellung des einfachen Volkes (D-E)

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1. Quellen für die erste Hälfte des XV. Jhs:

Der Glaube war zentrale Triebkraft für den spätmittelalterlichen Alltag. Zur privaten Andacht der Begüterten wurden kleine Kunstwerke geschaffen, die nur dem persönlichen Gebrauch dienten. Mit Hausaltären oder Stundenbüchern für den Laien (Brevier oder Horae Canonicae für Kleriker) erweitern sich unsere Quellen, wobei Frankreich in Bezug auf prächtige Buchilluminationen in Europa den Ton angab. Vor allem dort entstanden reich bebilderte Handschriften auf Pergament, deren Produktion an solvente fürstliche Auftraggeber gebunden war, die anerkannte Buchmaler besoldeten. Das erzeugte eine Sogwirkung, so daß sich Talente aus dem Reich verdingten, wie elsässische Maler oder die Brüder Limbourg aus dem Herzogtum Geldern am Hof von Jean Duc [Herzog] de Berry (1340-1416), dem Bruder von Philipp (d Kühnen 1363-1404 Hz v Burgund) und des frz Königs Karl V. (1364-80), selbst bedeutender Mäzen mit angeblich 1000 Bänden in der Louvre-Bibliothek, vornehmlich Italiener und Niederländer beschäftigend. Auch an regionalen dt Fürstenhöfen wurde im begrenztem Maß die Entstehung bebilderter Handschriften gefördert, stellvertretend genannt sei die prächtige Bibel des Prager Hofes um 1400 durch Wenzel IV. (reg 1378-1419 als Kg von Böhmen), welcher durch Erziehung und Kunstgeschmack französisch beeinflußt war. Ein zwiespältiger Herrscher, in seiner Heimat unbeliebt, der die Bewegung des Jan Hus tolerierte und durch die Bibel-Erstellung in volkssprachlichem Deutsch der devotio moderna huldigte, so sammelte er hptsl durch seine bibliophile Leidenschaft in der Geschichtsschreibung Pluspunkte.

Für unsere Betrachtungen wird es interessant, wenn Handschriften keine religiösen, sondern profane Inhalte hatten, wie beim „Livre de Chasse, dem Jagdbuch des Gaston III., Graf v Foix und Vicomte v Bearn am Fuß der Pyrenäen, welcher leidenschaftlich der Jagd frönte und seine Erfahrungen Ende des XIV. Jhs zu Pergament brachte. Rund zwanzig Jahre später wurden Abschriften reich bebildert. Neben elegant gekleidetem Adel und den Jagdleitern wurden, unterschiedlich abgestuft, Jäger, Leithundführer, Schützen, Treiber und junge Jagdpagen dargestellt. Allerdings erlaubten sich die Miniaturmaler einige Abweichungen von den textlichen Vorgaben des Autors, der grüne, braune und graue Farben für die Kleidung unterer Chargen vorgab, also jagdtauglich und jahreszeitlich entsprechend. Die Maler „kleideten“ jene Jagdgesellschaften aber viel bunter, neben kräftigen Farben auch blaßrosa Kleidungsstücke, um mglw in der Bildsprache soziale Hierarchien besser zu verdeutlichen oder auch um den meist grünen Hintergründen Kontraste zu verleihen. Viele Illuminationen erwecken den Eindruck, daß Farben nach kompositorischen Gesichtspunkten gewählt wurden [Jerchel, SBOR, S. 23], ähnlich auch auf Tafelbildern, siehe „Kleiner Kalvarienberg“ des Meisters der Hl Veronika in Köln, ebenso ein Freund von rosa Bekleidungsstücken der Protagonisten, gab er sogar den Pferden rosa und mintgrüne Farben. Entweder es verblassten jene, oder es überwog künstlerischer Ausdruck gegenüber einer nicht beabsichtigten dokumentarischen Wiedergabe !!! Der heutige Reenacter, der sich an solchen Abbildungen orientiert, sollte also mit Bedacht den Quellen folgen, und lieber noch ein wenig recherchieren, bevor er seinem Pferd den „passenden Anstrich“ verleiht.[1] Man wird wohl behaupten können, daß untere Chargen nicht unbedingt mit rosa Beinlingen zur Jagd gingen, obwohl Bilder dies suggerieren, der Text nennt eindeutig gedeckte Farben! Der Adel mag zu diesem Anlaß bunt aufgetreten sein, dies scheint insoweit glaubwürdig, da Farbigkeit grundsätzlich sein Attribut war, wenn auch für die Jagd nicht unbedingt zweckmässig, wobei diese im Verlauf der Zeiten ritualisierte Formen annahm und nicht mehr die klassische „Pirsch“ darstellte.

Im Gegensatz zu Frankreich hatte dieser Zweig des Kunstschaffens im Reich einen anderen Stellenwert. In südwestlicher Region, wie im Basel-Freiburger Raum, folgte man der innovativen Buchgestaltung frz Vorbilder ab dem zweiten, dritten Jahrzehnt des XV. Jhs und es entstanden durch Schreiber, Sekretäre und Scriptorien im Auftrag von Bischöfen, Pröpsten und Chorherren bebilderte Handschriften auf Pergament. Da in Frankreich Buch- und Tafelmaler in den Zünften gemeinsam organisiert waren und beide hohes Ansehen genossen, war die Verbreitung von Bildinhalten über größere Distanzen dort wohl leichter möglich als auf Reichsgebiet. Man kann der Buchmalerei eine wichtige Rolle in der Übertragung von Ideen und Motiven zugestehen, denn oft wurden Werke kopiert und in mehreren Varianten oder Versionen vervielfältigt. Der Ruhm einer Handschrift fiel auf den Besitzer zurück, also hatte er ein Interesse sie zu zeigen. Rieger vermutet, daß bei rein textgestützten Werken auf jedes überlieferte mind 10 verlorene Exemplare kommen, man recyclte Pergament, indem man die Schrift abschabte, es gab kein konservatorisches Bewußtsein [DAlex, S. 168]. Illuminierte Exemplare wurden bis in unsere heutige Zeit fragmentiert, nur die Bilder aufgehoben und vermarktet. Der Aufbau bei den frz Abbildungen war klar gegliedert mit bühnenartigen Innenräumen, architektonischen Elementen, wie Baldachinen und Loggien, Stadtbildern oder Landschaften über die sich ein blauer Himmel wölbte farblich Tiefe verliehen. Die handelnden Figuren trugen vermehrt gemusterte Stoffe. Neu war die Darstellung von Personen, ihren täglichen Verrichtungen nachgehend, die als kleine Randfiguren in den Bildern auftauchten. Dichtes Rankenwerk begann Text und gesamtes Blatt zu umschlingen. Gegen Mitte des XV. Jhs wurde in der Buchkunst die neue niederländische Malerei eine dominierende Stilrichtung.

Zu Beginn des Jhs überwogen in Südwestdtld noch die kostengünstigen Papierhandschriften, meist mit Federzeichnungen, laviert, unlaviert und mal mit Deckfarben, deren Autoren, meist Pfarrer, Klosterbrüder, Lehrer, Universitätsgelehrte, Doktore, Notare, eben Bürger aus städtischem Umfeld zur Illumination nicht auf zünftisch organisierte Buchmalergilden, wie in Frkrch, zurückgreifen konnten. Schreiber und Maler organisierten sich bei uns in Schreibstuben, manchmal wurden auch Wanderhandwerker heran gezogen, hin und weider konnten Tafelbild- oder Freskenmaler für Projekte gewonnen werden, denn Korrelationen und regionale Bezüge zwischen großen Werken und Miniaturen sind bekannt, zuweilen mit zeitlicher Verzögerung, Nachweis und Wirkung für die weite überregionale Verbreitungsmöglichkeit von Illuminationen. Es gibt Anweisungen der Autoren in lateinischer Sprache welche Szenen ihres Werkes darzustellen seien, daraus wurden Überlegungen angestellt inwiefern eine internationale Beteiligung von Malern abzuleiten wäre. Latein wird aber eher als Hinweis auf den klösterlich/kirchlichen Kontext anzusehen sein, in dem viele Handschriften entstanden, da die Produktion hptsl in den Stadtklöstern und im Reich überhaupt nur in den Städten stattfand. In den Reichslanden wurden nicht Höfe, sondern die Städte zu neuen Kulturzentren.[2]


Die großen klappbaren („wandelbaren“) Bilder der spätgotischen Retabelmalerei („re-“, da hinter den Altären aufgestellt) auf grundiertes Holz oder auf leinwandbezogene Tafeln gemalt, mit biblischen Szenen sowie Themen nach der „Legenda Aurea“ im süddt. Bereich mit lebensgroßen Skulpturen kombiniert,erzählten“ für Leseunkundige Geschichten aus Jesus oder Maria Leben oder stellten Heilige dar, welche Mittlerfunktion für den Heilsuchenden dieser Zeit besassen. Obwohl die Themen überschaubar gleich waren, wurden sie von den Malern, die im gewissen Sinne in Konkurrenz zueinander standen, abgewandelt und neu interpretiert. Beliebte Motive wurden kopiert oder man versuchte sie künstlerisch zu übertreffen. Wir sehen die Bilder heute als eigenständige Kunstwerke an, aber in erster Linie waren sie Bestandteil des Altars und damit in Liturgie und Kult eingebunden! Deshalb waren es „Wandelaltäre“ bei denen die großen klappbaren Bildtafeln je nach Begebenheit im Kirchenkalender andere Seiten zeigte, sie unterstützten den Moment der Feierlichkeit. Bildaussagen sollten also immer vor diesem Hintergrund betrachtet werden. Auch in diesem Fall kamen seit Ende des XIV. Jhs neue Anregungen zur Bildfindung aus Frkrch, mit nordital. Ursprung, und beeinflußten zuerst westfälische Maler, siehe Berswordt-Meister oder Conrad von Soest, im gleichziehenden Nordtld stehe dafür Meister Francke aus Hamburg. Handlungen der Protagonisten scheinen, vor allem durch die auffällig gemusterte Kleidung aus gewebten Seidenstoffen der höfischen Welt entlehnt, was nicht wundert, denn in Frkrch sassen dort die Auftraggeber. Vorbild aus physischem Stoff war der kostbare Direktimport aus Italien. Über frz Anregungen fanden die Muster künstlerische Aufnahme in das Repertoire der Maler. Gesten und Gefühlsregungen der Protagonisten waren höfisch bemessen und vornehm zurückhaltend. Der süddeutsche Raum hing, regionalen Bildern nach zu urteilen, länger einer tradierten böhmischen Stilrichtung an und pflegte bis in die 1430er Jahre den „weichen Stil“. Besondere Kennzeichen waren hier weich fließenden Gewänder ohne Musterung, im Gegensatz zu den auffällig gemusterten Gewändern nach ital-frz Vorbild auf den westfälischen Bildern. Es dokumentiert sich auf den Bildern ein vollkommen anderer Modestil, war das auf der Straße auch so? Hinzu wirkten verwendete Goldhintergründe sperrig antiquiert und drückten keine Räumlichkeit aus. Gegen Mitte des XV. Jhs folgten auch die Süddeutschen mit Lukas Moser oder Konrad Witz aus Rottweil, letzterer hptsl in Konstanz und Basel wirkend, der neuen westeurop. Stilrichtung, übernahmen die Gewandungsdarstellung und gestalteten Raum in ihren Bildern. Stefan Lochner in Köln, urspl aus dem eher rückständigen Bodenseeraum stammend, hatte wohl in Tournai und Flandern die neuen Richtungen gesehen, wirkte selbst eher in einem streng plastischen Stil. Seine Werke gelten nicht unbedingt als innovativ, eher als eine Synthese aus oberrheinisch, niederländ. und westfälisch-kölner Tradition. Aber er traf den Geschmack von Ort und Zeit mit der Darstellung von Goldhintergründen, liturgischen Geräten und kostbaren Gewändern. Denn er bekam ehrenvolle Aufträge.

Es erschienen nun auf den Bildern vermehrt Auftraggeber und Stifterfiguren des solventen Klerikeradels oder aus der bürgerlichen Führungsschicht, nebst Gattin und Familie meist andächtig knieend in standesgemäßer oder in Büßer-Kleidung als vage Vorläufer der Porträtmalerei.[3] Durch Stiftungen sammelten sich große Vermögenswerte an, die in sachliche Projekte oder soziale Einrichtungen investiert wurden. Der überwiegende Teil der uns heute zur Verfügungen stehenden Quellen gäbe es überhaupt nicht, wenn die Wohlhabenden nicht dem Aufruf gefolgt wären „Christus als Miterben“ einzusetzen. Viele Testamente bezeugen die Furcht vor Höllen- und Fegefeuerqualen. Zum Tode Verurteilten wurde in England und Frkrch die Beichte verweigert, um durch die Gewißtheit der Höllenstrafen Ängste um die Rettung der Seele zu schüren. Angst war eine der Motivationen, aus der heraus sich künstlerische, architektonische und soziale Investitionen des Mittelalters entwickelten! Kg und später Kaiser Sigismund (reg 1410-37) ließ 1417, also zur Zeit des Konzils von Konstanz, in der sich viele anerkannte Maler in der Stadt aufhielten, die Augustinerkirche mit Fresken ausmalen. Buchminiaturen und Bilder der Reisealtärchen im Besitz von Prälaten und Geistlichkeit verhalfen regionalen Künstlern im Bodenseeraum zur Zeit des Konzils zu neuen Eindrücken und werden Aufträge eingebracht haben. Ein reger Austausch von Ideen und Bildern kann vorausgesetzt werden, bei einem jahrelangen Treffen von internationalem Rang. Bzgl der Handschriften hätten oben sicher auch die Nachschriften der Konzilchronik des Ulrich von Richenthal erwähnt werden sollen (Original selbst nicht mehr erhalten). Die Illuminationen der Folgewerke sind wegen der zeitlichen Verzögerung gute Quellen für die zweite Hälfte des XV. Jhs und entstanden alle ein bis zwei Generationen nach Richenthal. In der ersten Hälfte des XV. Jhs stieg der Anteil an rein profanen Bildwerken im öffentlichen und privaten Raum, z.B. in der Ausschmückung bürgerlicher Häuser mit Fresken oder Wandteppichen.

Der liegende Trittwebstuhl war seit einigen Jahrzehnten im Einsatz und ermöglichte die schnelle und preiswerte Herstellung von Stoffen, wovon alle Schichten profitieren sollten. Seit Jahrhunderten war die Tuchproduktion ein wichtiger Zweig europäischer Wirtschaft und begünstigte wirtschaftlich im grossen Maß die Städte, wo sich das weiterverarbeitende Gewerbe angesiedelt hatte. Der Umgang mit den Stoffen öffnete für das prosperierende Bürgertum den Zugang zu modischer Kleidung. Für den Adel wurde es schwieriger seine textile Exklusivität zu wahren, da nicht nur die Produktionssteigerung mit ausgedehnten Handelsnetzen, sondern auch die neue kaufkräftige Schicht seine Stellung gefährdete. An den prachtvollen Kleidungsstücken, teuren Accessoires und kostbaren Stoffen, die teilweise plastisch auf die Tafelbilder der Lebens- und Leidensgeschichte von Jesus Christus, Maria oder der Heiligen modelliert wurden, glaubt man vielfach die Modeentfaltung der Zeit abzulesen.[4] Sofern der Auftraggeber aus höfischem Umfeld kam, war es Pflicht in den Bildern eine gewisse modische Extravaganz auszudrücken, wie es eine Frage der Etikette war am Hof Pracht und Luxus auszuleben. Heilige wurden mit ihren Attributen nach ihrem sozialen Stand dargestellt, oft entstammten sie in der Spätantike einem höheren Rang, vergleichbar mit dem Adel des Mittelalters. Wenn in der modernen Forschung davon gesprochen wird, daß sich der Kunststil zum Realismus mit Orts- und Zeitbezügen hin änderte, damit der mittelalterliche Mensch die Nähe zur biblischen Geschichte erfahren konnte, dann betraf das als Betrachter bislang vornehmlich die auf den Bilder bevorzugt Dargestellten, nämlich Adel und gehobenes Bürgertum, bzw Stadtadel. Es ging um die Verschönung des aristokratischen Lebens in idealisierten Formen, damit wurde eine Gruppenzugehörigkeit definiert. Für alle übrigen war solche Überhöhungen in den Bildern ein Spiegel gesellschaftlicher Zustände, indem sie die bestehende soziale Hierarchie zementierte. „Erfahrbarkeit“ war für die Masse nur begrenzt möglich. Denn sie wurde in den Bildern lediglich als Statisten angesprochen. Hingegen begann das gehobene Bürgertum im Kunstgeschmack den Adel abzulösen, vom alten „Gold- zum neuen Geldadel“.


Denk immer an das Ende und das die verlorene Zeit nie wiederkehrt.“ Thomas aus Kempen

Links der eher bürgerlich gekleidete Nikodemus und von Adel Josef von Arimathea rechts, Dom Fkft/Main 1435c, in Frankreich waren diese Positionen bei der Darstellung der Grablege meist getauscht


2. Mode in der ersten Hälfte des XV. Jhs (höfische u hochbürgerliche Formen, samt Gefolge):

In Mode und Etikette sollte das Herzogtum Burgund bald alle Höfe Europas dominieren und den altehrwürdigen frz Hof durch Prunk und strenge Regeln übertrumpfen. Gepaart mit dem neuen Kunststil wirkte er auch auf den Geschmack und das Auftreten des aufstrebenden Bürgertums, so daß „Höflich-keit“ (z.B. mit Einräumen des Vorrangs) aus der „Höfisch-keit“ der courtoisie erwachsen, bis heute im Bürgertum zum guten Ton gehört, siehe nachfolgende Seite zur besonderen Rolle des burgund. Hofes.

In der Jahrhundertwende um 1400 war bei den begüterten Schichten die Houppelande oder Robe longue mit überlangen oder beutelförmigen Ärmeln, teilweise gezaddelt, beliebt.[5] Ein Kleidungsstück was dem flämischen Namen nach aus den Oberen Landen Burgunds kam und schnell vom Hof auf das Bürgertum in den Niederen Landen übersprang. Folgt man zeitgenössischen Malern, dann stellten Wohlhabende reiche Stoffülle mit deutlichem Faltenwurf zur Schau. Es gab knie- und bodenlange Varianten. Der wohlsituierte bürgerliche Mann trug zu dieser Standardgewandung einen kurzen 3 bis 4 cm breiten Ledergürtel mit grossen schlichten runden oder eckigen Schnallen, bei Hofe wurden eher Stoffgürtel getragen. Überlange Gürtelformen finden sich in zeremoniellen und höfischen Situationen, siehe vorhergehende Seite und Bsple. auf dem „Bartholomäusfries“ im Dom zu Frankfurt/Main von 1420c (können aber auch Bindegurte sein?), auf dem „Babenberger Stammbaum“ in Klosterneuburg von 1490c, vor allem als Schultergurt mit angehängtem Dolch, siehe einen der Hl. drei Könige in St Johann Prad-Suedtirol von 1420c, Centurio auf dem „Kalvarienberg“ von G. Angler in der Pina München von 1440c oder „Tempelszene“ auf dem Tafelbild zu Nördlingen 1462c. Aber dies sind Ausnahmen und dem gegenüber stehen hunderte Abbildungen mit viel kürzeren Gürteln, so daß man behaupten kann im normalen Alltag war die Zeit des überlangen und auch langen Gürtels definitiv vorbei. Manche Gürtelenden reichen noch auf den Oberschenkel, oft waren sie nicht viel länger als eine Handspanne, mal mit, mal ohne Schlaufung, falls ohne wurden sie links oder rechts zur Seite unter den Leibriemen gezwängt oder hingen lose herunter. Beschläge waren bei den Begüterten ähnlich wie in der 2. Hälfte des XIV. Jhs recht häufig und die Bandbreite reichte von derb wirkenden großen Scheiben bis zu recht filigranen Ausführungen. So trägt der Baumeister in den Grandes Chroniques de France vom Beginn des Jhs bei der Erläuterung zur Aachener Pfalzkapelle gegenüber Karl I. (d Gr) zur seiner langen geschlossenen Robe einen breiten und kurzen Gürtel mit recht großen Beschlägen, ohne erkennbar herab hängende Zunge, während die Handwerker in kurzer Gewandung nicht durch besondere Gürtelformen hervorgehoben sind oder gar Spenglin zeigen.

Auf Stefan Lochners Darstellung der „Hln. Ambrosius und Augustinus“ ist der Laienbruder Fr[ater] Heynricus Zeuwelgyn laycus, ein bei Lövenich begüterter Ritter der Kölner Johanniter-Kommende „St. Johannes und Cordula“ als Stifter in schwarzer Ordenskleidung abgebildet. Der ca. zwei Finger breite Gürtel zeigt keine erkennbare Überlänge, dafür schlichte Scheiben oder große Lochspenglin als Beschläge. Als Stifter können auch Frauen auftreten wie Elisabeth von Reichenstein seit 1443 Äbtissin des Kölner Stifts „St. Cäcilia“. Sie war eine recht streitbare Persönlichkeit, die sich mit Kaiser und Papst anzulegen getraute und sogar die Exkommunikation in Kauf nahm. Auf ihrem gestifteten Gemälde „Madonna mit dem Veilchen“ trägt sie, wie üblich verkleinert dargestellt und andächtig vor der Gottesmutter knieend, zum pelzgefütterten Chormantel einen eng beschlagenen Gürtel ohne erkennbare Überlänge. Sie vermittelt den Eindruck hohen Bürgertums. Denn weitere Hinweise auf ihr Amt, wie Kette, Ring, Stab oder Brustkreuz fehlen. Vom gleichen Maler, nämlich Stefan Lochner, stammt die berühmte „Tempeldarbringung“ von 1447, heute in Darmstadt, mit dem Deutschordensherrn als Stifter im weißen Habbit, rotem gut zwei Finger breiten Gürtel ohne jegliche Überlänge und goldfarbenen großen Beschlagscheiben. Mglw verbirgt sich dahinter der Patrizier Werner Overstolz, seit 1443 Ordensmitglied. Sensationell und vollkommen ungewöhnlich ist dessen Platzierung mitten im Geschehen direkt hinter dem „Hohepriester“ als lebensgroße und mitwirkende Gestalt (!) ursprünglich einen dreidimensional gearbeiteten kreuzförmigen Reliquienbehälter präsentierend. Alle hervorgehobenen Darsteller sind dem Anlaß entsprechend gut gekleidet. Selbst Joseph mimt eher den betuchten Bürger in pelzbesetzter knielanger Schecke, modischen offenen Halbschuhen, beschlagenem drei Finger breitem Leibgurt und geöffneter Tasche, als den sonst üblichen Handwerker. Auch die jungen Meßdiener im Vordergrund mit modisch langen Roben, Zaddelungen und Trippen tragen beschlagene Gürtel. Die Längen sind nicht zu ermitteln, da sie dem Betrachter den Rücken zukehren. Der Kleidung nach scheinen die Knaben aus der gehobenen Bürgerschaft zu stammen. Kerzen haltend, stellen sie vermutlich eine Prozession dar, was die Ähren und Stechpalmenblätter auf dem Boden erklären würde [SLKoe, S. 25 u 51].

Seit den 1430er Jahren zeigte die Malerei die allmähliche Ablösung der stoff- und faltenreiche Houppelande oder Robe longue durch eine Variante mit engeren Ärmeln [KluM, S. 108]. Männeroberbekleidungen dieser Zeit waren nach wie vor kostspielig, denn dazu wurden bis zu 5 m Wollstoff und Innenfutter, hinzu meist Pelzbesatz von bis zu 2,5 m Länge, benötigt. In allen Fällen war der Gürtel unentbehrliches Requisit und zu den langen repräsentativen Gewandformen der Bürger wurden das ganze Jahrhundert über kurze breite Gürtelformen bevorzugt. Anfangs noch recht farbenfroh, begannen gedeckte Kleiderfarben zu dominieren und endeten im Schwarz. Nach der Ermordung des burgund. Herzogs Johann (ohne Furcht) 1419 auf der Brücke von Montereau wurde Schwarz die Farbe der Anklage, welche der Nachfolger Philipp (d Gute reg 1419-1467) gegenüber allen sichtbar erhob, da man die Ehre des Geschlechts als verletzt ansah und Sühne verlangte. Schwarz trug er selbst sowie das Gefolge, schwarz waren die Reisewagen bei Staatstreffen, die Banner und Fahnen mit goldenen Emblemen auf schwarz [HdM, S. 50f]. Tafelbildern nach zu urteilen hing, wie bereits erwähnt, die süddeutsche Mode, dargestellt durch den „böhmisch weichen Stil“ gut eine Generation hinter westdeutschen Formen zurück, die durch den frz-burgundisch-niederländischen Stil geprägt war. Die neue Malerei, vertreten u.a. durch die Brüder van Eyck (Jan c1390-1441), dokumentierte im Westen eher sachliche Gewandformen mit dem das finanzstarke Bürgertum der Niederen Lande Burgunds im zunehmenden Maß hervortrat.

Adelige und wohlhabende Damen (Ehefrauen reicher Bürger) hüllten sich in stoffreiche Varianten der Houppelande mit weiten Ärmeln und hoher Taille oder später in die engere Robe. In West- und Norddeutschland trugen sie zu dieser Kleidung einen kurzen breiten Stoffgürtel hoch unter der Brust geschnürt [MS, S. 152]. In Süddtld hielt sich, nach italienischem Vorbild, die Sitte eines langen Stoffgürtels in der Taille getragen, wobei Marien-Darstellungen, bis ins XV. Jh hinein, extrem lange Gürtel zeigen konnten, deren Senkel auf dem Boden lagen. Die Überlänge war ein Merkmal der Unberührtheit Marias, also eine Überhöhung, und kein Auswuchs modischer Sitten.

Wohlhabende, dazu zählten „betuchte“ Bürger in den Städten, ließen ihre Schnallen aus Silber herstellen; Gold oder Vergoldungen blieben dem Hochadel vorbehalten. Riemenzierbeschläge aus Edelmetall waren zu Beginn des Jhs, wie im XIV. Jh, bei den Begüterten üblich und recht häufig, wobei sich auch Beschläge mit symbolischer Bedeutung, wie Devisen, Embleme oder Monogramme gewisser Beliebtheit erfreuten. Kettengürtel der ceinture longues des vorangegangenen Jahrhunderts erfuhren kleine Abwandlungen zum demi ceint (siehe Abb. „Hure Babylonoben) als Kombination von Stoff/Leder/Metall und blieben beim Adel in kostbaren Ausführungen das ganze XV. Jh über modisch. Genauso finden wir auch reine Bindegurte aus Stoff oder schmale Schnallengürtel, manchmal kurz, ohne erkennbare Zunge, manchmal mit Überlänge, oft wurde die Zunge vom Stoff verdeckt, so daß man über die Gesamtlänge nur bedingt Aussagen machen kann. Stoffgürtel des Adels konnten mit Perlen bestickt sein.

Der Adel war prunksüchtig und ständig bemüht in modischen Dingen den Vorsprung zu wahren, erklärbar als eine Antwort auf den anwachsenden Wohlstand des Bürgertums, dem mit Kleiderordnungen bereits seit geraumer Weile mehr oder weniger erfolgreich ein Normenzwang auferlegt wurde. Es ging um die äusseren Formen des Machterhalts. Im Reich wurde dem Bürger Länge, Stoff, Zuschnitt, Anzahl der Falten, Schmuck und Accessoires der Kleidung durch Kleiderordnungen regional unterschiedlich vorgegeben. Wie erfolgreich solche Maßnahmen waren ist fraglich. Die „Lesbarkeit“ der Kleidung und Zuordnung der Stände waren das Ziel und gefordert wurde eine deutliche Abgrenzung zur körperlich arbeitenden Bevölkerung.

Eine Quelle für die Ausstattung von adeligem Gefolge [Kategorie C] bietet das oben bereits erwähnte „Livre de Chasse“, Jagdbuch des Gaston Phoebus, illuminiert zu Beginn des XV. Jhs und zeigt Jäger, Jagdhelfer, Treiber und Jagdpagen (in der Regel im Alter von 7 bis 14 Jahren, erkennbar an fehlender Kopfbedeckung). Die Kleidungsfarbe der Beteiligten gab der Autor mit grün im Sommer, vor allem für Schützen, mit grau für Herbst und Winter fest vor, wurde aber vom Maler nur bedingt übernommen und bei den Sommerjagdszenen auf Rot-, Hoch- und Niederwild auf alle möglichen Farbkombinationen ausgedehnt und geforderte gedeckte Farben eher im Herbst bei der Hatz auf Wildschwein, Bär und Wolf angewendet. Einfache Gürtel sind zwei bis drei Finger breit, die der Jagdmeister, Jagdleiter und Leithundführer (Kopfbedeckung und elegante lange Kleidung) teilweise breiter und/oder scheinbar aus Stoff. Die Gürtel umschlingen meist gerade die Protagonisten, aber es gibt in zwei Fällen auch Überlängen. Schlichte Spenglin, meist Dornlochösen, zeigen sich bei unteren Chargen, beim Gefolge also durchaus möglich, Zieren an Gürteln des gehobenen Personenstandes wurden aufwändiger dargestellt. Auch die breiten Bänder der Jagdhörner werden, ähnlich wie Pferdegeschirr, Zaumzeug oder Hundehalsbänder beschlagen abgebildet.[6]

In der „Kreuzigungsszene“ auf dem „Altarretabel in Wildungen“ von 1403 finden wir einen eher seltenen beschlagenen Gürtel mit Überlänge bei einem Schergen, welcher dem blinden Longinus bei der Lanzenführung hilft. Conrad vSoest folgte in dieser Darstellung dem Maler des „Altars von Netze“ 1365, der einen Gefolgsmann des Hauptmanns mit überlangem Gürtel darstellte, ähnliche Anleihen beim Netzer Meister in der „Josefsszene“ und die Art und Weise wie der leidende Christus am Kreuz hängt. Mglw ist die Symbolik des langen Gürtels, vergleichbar zu Maria, als Zeichen der Unschuld anzusehen. Denn die „röm“ Soldaten, Vollstrecker weltlicher Gewalt, traf ja keine Schuld und wurden in der Regel in Kreuzesnähe deutlich positiver dargestellt als jegliche Geißler oder Peiniger in den Passionsszenen.


Apokalypse“ mit demi ceint Angers 1382c, s.u.

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Houppelande-Gürtel, detaillierte Beschreibung siehe XV.-XVI. Jh


3. Gürtelrekonstruktionen zur Darstellung gehobener Schichten (A-C)

für den Niederadel und Bürger mit Eintrag in die Bürgerrolle, höherem Steueraufkommen und Grundbesitz in der Stadt, die man dem Patriziat zurechnen würde (A) und Amtsleute in gehobenen Positionen, ratsfähige Fern- und Großkaufleute, Zunftmeister exklusiver Gewerke und gehobenen Dienstmannen (B) sowie deren Funktionsgehilfen (C). Alle Objekte können durch Oberflächenvergütung den hohen Darstellungen gerecht werden, Veredelung in Gold und Silber möglich, doch exquisite höfische oder hochadelige Formen werden auf dieser Seite nicht gezeigt, zu den Kategorien A-C siehe Ständegesellschaft HMA/SMA.

Spenglin waren in der Kategorie „A“ üblich, in „B“ möglich, in „C“ meist als schlichte Dornlochösen begrenzter Stückzahl. Als Gürtelabschluß für „A“ und „B“ gegossene Zungen und verzierte Halbmonde, für „C“ eher schlichte Formen, reine Halbmonde oder schlichte gefalzte Ortbleche.

Demi ceint mit Medaillonbeschlägen seit Wende XIV./XV. Jh in der Frauenmode gehobener Schichten, siehe oben Abb. aus Angers, umgangssprachlich „Kettengürtel“, wurden mehrfach erstellt, tauchen aber auf diesen Seiten nicht auf und werden nicht mehr produziert, ein paar Einzelstücke noch vorhanden. Auch die gehobene Männerwelt nutzte den demi ceint, in diesem Fall mit einer kurzen Verbindungskette, dafür werden Ortabschlüsse mit Ösen gefertigt.

A

B


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OBERSCHICHT und obere MITTELSCHICHT



Typ Leierschnalle nach Fingerlin 1375 bis 1420, abgewandelte Formen liefen bis zum Ende des XV. Jhs, siehe hierzu Fingerlin od. Krabath

Ausführung für den Adel und das gehobene Bürgertum auch mit Oberflächenveredelung in Gold und Silber möglich

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XIV-XV_020_bz

15 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

und Senkel_bz 7 x 1,4 cm

montiert 149,00 EUR

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XIV-XV_023_me

15 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

und Senkel_bz 7 x 1,4 cm

montiert 139,00 EUR

Spenglin „Nr.7045“ optional

A

B


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OBERSCHICHT und obere MITTELSCHICHT



Leierförmige Schnalle auf der Moses Darstellung von C. Sluter 1395-1403 aus Champmol, Sitz des Hzgtm Burgund in den Oberen Landen (Statue heute in Dijon)

rechts: Spenglin „Nr.7035“, Strecker „Nr.7116“ und Beutelhalter „W05“ optional

Ausführung für den Adel und das gehobene Bürgertum auch mit Oberflächenveredelung in Gold und Silber möglich

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XIV-XV_026_me

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnalle „Leier“ und Senkel „Leier“ 5,3 x 2,3 cm

montiert 129,00 EUR

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XIV-XV_090_me

25 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnalle Drachenmotiv

und langer Scharnier-Senkel 16 x 2,5 cm

montiert Sonderpreis: 99,00 EUR

A

B


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OBERSCHICHT und obere MITTELSCHICHT



Schnalle in vergoldeter Ausführung für „A“ und den hohen Bürger „B“ in silberfarben

Senkel „Vierpass“ um 1400

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XIV-XV_025h_vs

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnalle „Leier“

und Senkel „Leier“ 5,3 x 2,3 cm

montiert 149,00 EUR vs

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XIV-XV_025g_vs

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnalle „Leier“

und Senkel „Vierpass“ 5 x 2 cm

montiert 129,00 EUR vs

A

B


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OBERSCHICHT und obere MITTELSCHICHT





Heraldische Motive wie der schreitende Löwe fanden sich als Keramikware (Kacheln, Fliesen) in den gehobenen städtischen Haushalten und verweisen auf deren niederadeligen Hintergrund. Schnalle würde in vergoldeter Ausführung „A“ zustehen, silberfarben dem hohen Bürger „B“.

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XV_185ab_vs

25 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnalle mit Motivbeschlag

und verzierter „Halbmond“-Ort 3,5 x 3 cm

montiert 149,00 EUR vs

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XV_185a_vs

25 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnalle mit Motivbeschlag

und Senkel 4 x 2,5 cm

montiert 149,00 EUR vs

A

B


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OBERSCHICHT und obere MITTELSCHICHT





Motivbeschlag aus hochbürgerlichem Milieu, kein klassisches Wappentier, sondern Symbol mit christlicher Konnotation. Für den Hausstand vielleicht auch in Messing möglich

Ausführung für den Adel mit Oberflächenveredelung in Gold möglich.

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XV_180g_vs

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Zierschnalle mit Motivbeschlag [Detailbild quer]

und Senkel „Vierpass“ 5 x 2 cm

montiert 129,00 EUR vs

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XV_145gg_me

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnalle mit Motivbeschlag

und Senkel „Vierpass“ 5 x 2 cm

montiert 110,00 EUR me


Die letzten ihrer Art“ mit Motivblechen als Alternativ-Formen bis Bestand abverkauft - bei Interesse bitte melden - Zungen werden ergänzt:

A

B

XV_165f_me oder vs [Sonderpreis me !]

XV_145f_me oder vs [Sonderpreis me !]

XV_165c_me oder vs [Riemenbreite 17 mm]

B




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obere MITTELSCHICHT



Grosse runde Schnallen kommen in der ersten Hälfte des XV. Jhs auf und halten sich als „hochbürgerliche Variante“ bis in das XVI. Jh.

Quelle Schnalle: Ross Whitehead

auf Abbildungen werden sie recht hell dargestellt, Oberflächenveredelung in Silber mgl

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XV_206ab_me

35 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Ringschnalle mit Muster und geschweiftem Blech

und verzierter „Halbmond“-Ort 3,5 x 3 cm

montiert 129,00 EUR

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XV_206d_me

35 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Ringschnalle mit Muster und geschweiftem Blech

und Ortblech geschweift 3 x 3 cm

montiert 119,00 EUR

B


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obere MITTELSCHICHT





rechts: Burgundischer Senkel aus den Niederen Landen nach einem Flußfund aus der Schelde Anf. XV. Jh (Versteigerung 1933 in Antwerpen).

rechts aussen: Vereinfachte Form nach der Darstellung des Kanzlers Rolin in Beaune gegen Mitte des XV. Jhs. Halbmondförmige Abschlüsse grundsätzlich in dieser Zeit recht häufig

[Oberflächenveredelung in Silber mgl]

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XV_187a_me

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnalle mit geschweiftem Beschlag

und Senkel 4 x 2,5 cm

montiert 119,00 EUR

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XV_187c_me oR

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnalle mit geschweiftem Beschlag

und „Halbmondort“ 2 x 2,5 cm

montiert 110,00 EUR

B


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obere MITTELSCHICHT





rechts: Burgundischer Senkel aus den Niederen Landen nach einem Flußfund aus der Schelde Anf. XV. Jh (Versteigerung 1933 in Antwerpen).

rechts aussen: Vereinfachte Form nach der Darstellung des Kanzlers Rolin in Beaune gegen Mitte des XV. Jhs. Halbmondförmige Abschlüsse grundsätzlich in dieser Zeit recht häufig

[Oberflächenveredelung in Silber mgl]

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XV_220a_me

25 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Doppelschnalle mit geschweiftem Beschlag

und Senkel 4 x 2,5 cm

montiert 119,00 EUR

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XV_220c_me oR

25 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Doppelschnalle mit geschweiftem Beschlag

und „Halbmondort“ 2 x 2,5 cm

montiert 110,00 EUR

B

C


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obere MITTELSCHICHT und MITTELSCHICHT



Die Schnalle hat wohl Bezüge nach Italien mit Anleihen bei byzant. Formen, ist deshalb für Darsteller im alpinen oder süddt Raum geeignet. Der Senkel ganz rechts nach neuer ital. Mode hat ebenso seinen Weg über die Alpen gefunden, wie viele andere Dinge aus den machtvollen ital. Stadtrepubliken, mit denen schwunghafter Handel betrieben wurde.

Ausführung für das gehobene Bürgertum mit Oberflächenveredelung in Silber, für den Hausstand (Gefolge) in Messing [Detailbild]

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XV_125fg_vs_web

15 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnalle (in Italien seit Ende XIV, in Dtld später)

und modischer Senkel 4 x 1,5 cm

montiert 119,00 EUR

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XV_125ff_vs_web

15 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnalle (in Italien seit Ende XIV, in Dtld später)

und modischer Senkel 3,5 x 1,5 cm

montiert 110,00 EUR [Detailbild me u Senkel alternativ]

B

C


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obere MITTELSCHICHT und MITTELSCHICHT


Quadratische oder trapezförmige Schnallen an Frauengürteln XIV./XV. Jh, z.B. Madonna in St. Jakob/Regensburg 1360c, Severikirche Erfurt 1365, Lauterbach 1370-80, Lorenzkapelle Rottweil 1375c, in Regensburg 1450c, Rottweil 1450c [Abb]

Ausführung für das gehobene Bürgertum mit Oberflächenveredelung in Silber, für den Hausstand (Gefolge) in Messing

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XV_149c_me

15 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnalle mit Motivbeschlag und Senkel 6 x 1,5 cm

montiert 110,00 EUR

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XV_150c_me

15 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnalle mit Motivbeschlag und Senkel 6 x 1,5 cm

montiert 110,00 EUR

B

C


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obere MITTELSCHICHT und MITTELSCHICHT





Motivbeschlagweist auf den sozial höher stehenden Nutzer aus bürgerlichem Milieu hin.





Ausführung für das gehobene Bürgertum mit Oberflächenveredelung in Silber, für den Hausstand (Gefolge) in Messing

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XV_180fa_me

17 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnalle mit Motivbeschlag

und Senkel 3,5 x 1,5 cm (nach 1400)

montiert 110,00 EUR

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XV_179_me

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Doppelschnalle und Senkel 3 x 2 cm

montiert 110,00 EUR

C


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MITTELSCHICHT / Gefolge









Halbmondort häufiger Gürtelabschluß in unterschiedlichen Größen und Ausführungen an Taschen und Gürteln im XV. Jh, ansonsten gefalztes Blech.

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XV_187b_me

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnalle mit geschweiftem Beschlag

und „Halbmondort“ 1,5 x 2,5 cm

montiert Sonderpreis: 99,00 EUR

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XV_187d_me

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnalle mit geschweiftem Beschlag

und Ortblech 1,5 x 2,5 cm

montiert 110,00 EUR

C


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MITTELSCHICHT / Gefolge

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-

große rechteckige und trapezförmige Schnallen an Männergürteln siehe Wittingau bereits 1380 [Abb], Nordwestdtld 1410-20, Metz 1400c, Ebstorf 1410c, Eichstätt 1415c, Sattlerabb. im Hausbuch der 12brüderstiftung Nürnberg 1425, Erfurt 1429, Feltre 1473

Gürtel rechts mit ehem. Schwertaufhängung als Auszeichnung ans Gefolge, ganzrechts mit geschweiftem Ortblech

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XV_190c_me

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz)

und ehem. Schwertaufhängung 7,5 x 3 cm

montiert 149,00 EUR

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XV_190d_me

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz)

Schnalle mit geschweiftem Beschlag

und Ortblech 2,5 x 3 cm

montiert 129,00 EUR

C


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MITTELSCHICHT / Gefolge







Halbmondort häufiger Gürtelabschluß in unterschiedlichen Größen und Ausführungen an Taschen und Gürteln im XV. Jh, ansonsten gefalztes Blech.



XV_220b_me

25 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Doppelschnalle mit geschweiftem Beschlag

und „Halbmondort“ 1,5 x 2,5 cm

montiert Sonderpreis: 99,00 EUR



XV_220d_me

25 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Doppelschnalle mit geschweiftem Beschlag

und Ortblech 1,5 x 2,5 cm

montiert 110,00 EUR

C


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MITTELSCHICHT / Gefolge

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Doppeltrapez oder einfache gerade Doppelschnalle siehe Strassburg 1420-30, Anglers „Kalvarienberg“ Pina_München 1440, Eichstätt 1445c, St. Florian 1485, Schenk v Neideck in der St Blasius Kir Regensburg 1504

die Form konnte im Laufe des XV. Jh stärker „ausschwingen“

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XV_100_zi

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz)

Schnalle angenäht und Senkel halbrund 3 x 3 cm [o. Abb]

montiert 99,00 EUR

Lochspenglin aus Zinn „Nr. 3014“ optional


Geburt Mariens“, Salzburg 1400c im böhm. Stil

Bzgl Spenglin ist in manchen Fällen die soziale Zuordnung schwierig. Links siehe Wöchnerinnen“ als angesehene Berufsgruppe, die durchaus beschlagene Gürtel tragen konnte und rechts kurze Gürtelform gegen Mitte des XV. Jhs aus Lüneburg mit kleinem Ort und Lochspenglin. In diesem Fall wurde eine von Alter und Krankheit „gebeugte“ Bürgerin in urspl. edlem Gewand dargestellt.

Lüneburg 1444-47


Viele suchen in allem, was sie suchen, nur sich selbst; aber sie merken es nicht, dass sie nur sich selbst suchen. Sie glauben wohl auch inneren, festen Frieden zu haben – solange alles nach ihrem Sinne und Wunsche geht.“ [Thomas aus Kempen „Nachfolge Christi“ I, 14,2]


Doppelschnalle aus Kupferlegierung mit Blechbefestigung [C] um 1410, [A] Lochspenglin, [B] Rinke/Schnalle und [D] Ortblech [Fi, S. 123].

Archäologische Funde aus den Niederen Landen zeigen ein hohes Spektrum unterschiedlicher Gürtelfragmente, oft eine Schnallenbefestigung durch Bleche. Auf Abbildungen fällt es manchmal schwer Aussagen darüber zu machen, da man im SMA häufig Doppelschnallen verwendete oder Riemenschieber, die das Zungenende parallel über den Leibriemen führten wie bei einem modernen Gürtel, da hing also kein Zungenende herunter. Schnallen für Stoff- und Houppelande-Gürtel wurden mit Blechen versehen, um den Stoff zu schonen. Bei einfachen ledernen Gürtelvarianten der unteren Schichten nähte man die Schnallen allerdings oft nur an, wie es ein „Riemer“ getan hätte. Für das Vernähen gibt es Belege nach Handwerksverordnungen der Riemer, z.B. aus Riga. Mein Gewerbe fordert Bleche nach den mittelalterlichen Statuten eines „Gürtlers“. Das einfache Annähen hätte damals nicht zu meinen Aufgaben gezählt und so handhabe ich es auch heute ähnlich...nur falls Originale diese Vorgabe machen und auf Wunsch wird die Schnalle angenäht. Genauso nähe ich keine Lederstücke zu Riemen zusammen und punziere Leder nicht. Fingerlin kam Anfang der 1970er Jahre aufgrund von Grabfunden hochgestellter Persönlichkeiten zu der Aussage nur wenig zusammengenähte Gürtelexemplare des HMAs und SMAs erkannt zu haben und nur wenige trügen eingepresste oder geritzte Muster. Archäologische Funde aus Stadtgrabungen in den 1990erJahren publiziert (Schleswig u Konstanz) erweiterten das Spektrum an Lederfragmenten mit Mustern erheblich, in den meisten Fällen allerdings ohne eindeutige Gürtelzuordnungen. Sie stammten oft von Messer-, Dolch- oder Schwertscheiden.[7]


4a. Gürtelformen des einfachen Volkes


Gürtelformen des einfachen Volkes in der ersten Hälfte des XV. Jhs:

Zur Darstellung der einfachen Bevölkerung sei wieder auf die Kalender verwiesen mit ihren „Monatsbildern“. Handwerker und Bauern wurden in der Regel mit weit geschnittenem knielangem Obergewand dargestellt, erst zum Ende des XV. Jhs kurz und eng, jedenfalls bedeckt. Auf Tafelbildern erscheinen zunehmend häufiger Hirten, ebenfalls eine gute Orientierung, weil ihre Kleidung und Ausrüstung stärkere regionale Bezüge aufwies, als politisch-historisierend umgesetzte Schergen, Würfler, Geißler, die ja der Quelle nach eigentlich „röm Soldaten“ verkörperten. Schnallen wurden aus verzinntem Eisen, Zinn, Messing und Bronze hergestellt. Zunftordnungen brachten eine Standardisierung in der Metallzusammensetzung und Bearbeitung. Ein Rot- oder Gelbgießer bereitete seine Legierung nicht mehr nach eigener Rezeptur, sondern nach Vorschrift. Die hohe Mobilität von Kaufleuten und Handwerkern aller Gewerke verbreiteten Techniken und Herstellungsverfahren über große Distanzen. Generell waren schlichte Gürtel dieser Zeit deutlich kürzer als beim Adel oder Bürger und in der Regel zwischen drei bis fünf cm breit, vor allem bei Kriegsknechten. Auf Abbildungen trug auch der Handwerker„Josef“ zuweilen einen 3 cm breiten Gurt mit einfacher Schnalle und kurzem Zungenende, das aus der Schnalle lappte. Andere Formen zeigten maximal Knielänge, wie beim „Josef“ auf dem Wildunger Altarretabel des Conrad vSoest, der sich - nach frz Anleihe - kniete, um am offenen Feuer fürsorglich seiner jungen Familie einen Brei zu kochen, ein Motiv was gerne verwendet bis in die 1470er Jahre nachweisbar ist, siehe Dom Erfurt. Deshalb hatte er ganz praktisch die Zunge seines zwei bis drei Finger breiten Gürtels, versehen mit ein paar verzinnten Lochösen, nach hinten unten den Leibriemen gezwängt. Josef ist als Handwerker schlicht und pfleglich gekleidet mit vier Knöpfen am Ärmel der Schecke. Untere soziale Schichten wurden hingegen nicht selten durch abgetragene und zerschlissene Kleidung mit Flicken, Rissen und Löchern charakterisiert, wie es bereits bei den Hirten Giotto di Bondones auf dem Fresko „Der Traum des Joachim“ von 1303-05 in Padua zu sehen war, von den Brüdern Limbourg so übernommen auf der Verkündigungsszene in den „Les Tres Riches Heures“ oder auf der Bauerndarstellung des „Märzblattes“ vor 1416.

Auf dem „Wildunger Retabel“ von 1403 gibt es mehrere Gürtel, welche wie bei der Josefsdarstellung lose herab hängend Knielänge erreichen würden, aber mit dem Zunge nach hinten unter den Leibriemen gezwängt wurden, so bei „Jakobus“ und „Petrus“. Interessant ist bei „Jacobus“ auch das am Gurt befestigte Schreibzeug, ähnlich wie beim Gürtel vom Jesuskind im „Paradiesgärtlein“ von 1410-1420 eines oberrhein. Meisters (heute Städel/Frkft) dargestellt, mit der Zunge unten den Leibriemen nach hinten geschoben, hier schlichter, ohne Dornlochösen. Eine ebenso einfache Gürtelform zeigt der Hirte in der „Geburtsszene“ in Wildungen, mglw ist hier ein Rufhorn am Gürtel befestigt. Die nach hinten geschlungene Trageweise scheint in der Zeit üblich, denn auch bei der „Passion“ in Utrecht 1410-15 zeigt sie sich, genau wie in Wildungen bei einem Schergen mit drei bis vier cm breiten Gürtel und drei, vier verzinnten Dornlochbeschlägen. Andere dort abgebildete Gürtelformen sind kürzer und breiter oder es sind schwere Dusinge. Unverzierte Dornlochbeschläge finden sich meist auf Abbildungen mit militärischem Kontext, so beim „Geißler“ auf dem „Jacobialtar“ in Göttingen 1402, aber auch beim Handwerker „Josef“ auf dem „Marienaltar“ des Conrad vSoest in Dmund 1420, uvam.

Als archäologische Funde aus der 1. Hälfte des XV. Jhs finden sich die schlichten Scheiben und Lochverstärkungen, bzw Dornösen [siehe oben Bspl. 1410c und unten Hausbuch 1440c] vermehrt in London oder in den Niederen Landen. Meist wurden dort Kupferlegierungen aus Zinn/Blei oder Eisen verzinnt sowie Ausführungen aus pewter, also Hartzinn, verwendet, im küstennahen Seeland war bis ins XVI. Jh ein hoher pewter-Anteil üblich. Die Forschung erwähnt kaum Oberflächenvergütungen, obwohl die technischen Möglichkeiten in historischen Handwerkerleitfäden genannt werden. In Seeland wirken tatsächlich einige Gegenstände vergoldet (!) [siehe Willemsen u Ernst, Hundreds of...Medieval Chic in Metal. Decorative mounts on belts and purses from the Low Countries, 1300-1600]. Der Titel suggeriert, ähnlich wie Egans, Dress Accessories, Bekleidungsrepertoire und vernachlässigt den großen Bereich von Reitzubehör mit Beschlägen auf Pferdegeschirr oder Sporenriemen völlig - ein Fehler, der soziale Zuordnungen erschwert, siehe Spenglin. In der niederländischen Publikation stammen alle zeitgenössischen Abbildungen (bis auf die Nürnberger Hausbücher) aus höheren Sphären ! „Pewter“ suggeriert „schlicht und einfach“, wurde aber z.B. nach einem Fund aus Dordrecht (S. 27) in erheblicher Stückzahl auf einem Seidengurt (!) angebracht, also ein Leibgurt, der schon einen gewissen Besitzstand des Trägers oder der Trägerin voraus setzt. Aus London ist bekannt, daß Zinn/Pewter vor allem für Sporenriemen und Reitzubehör genutzt wurde, keineswegs zwingend Bestandteil der Kleidung niederer Schichten sein musste !

Kriegsknechte und Schergen werden bei der „Jesus Gefangennahme“ und „Vorführung“ vor der Obrigkeit, als Wächter und Geißler oder durch die Würfler auf den Kalvarienbergen thematisiert. Erhaltene Gürtel aus dem militärischen Kontext zeigen recht stabile und schlichte Schnallenformen. Für das Schwert oder die Wehr konnte ein zusätzlicher Gürtel getragen werden, so daß Leib- und Schwertgurt deutlich getrennt waren. Adelige Schwertgurte, um 1400 noch recht breit, wurden im Laufe des XV. Jhs immer schmaler [Bspl Wien 1470c]. Waffengurte von Knechten fielen unterschiedlich aus. Zu Beginn des Jhs waren sie tendenziell breit, konnten dann in den Folgejahrzehnten ebenfalls schmaler werden. Allerdings ist das nicht die Regel, denn zuweilen werden sie mehrere Finger breit dargestellt und können so als „Allrounder“ gedient haben, mit Taschen und alltäglichen Nutzgegenständen behängt. Auch die Tragweise als breiter Schulterriemen findet nicht selten Darstellung. Als Tip und Ausblick auf die 2. Hälfte XV. Jh siehe Beispiele unterschiedlicher Breite auf einem Altarbild, wie auf dem rechten Flügel des Marienaltars“ in Salzburg von 1485c oder auf dem Hochaltar im Kloster Blaubeuren von 1494c.

Frauen unterer Schichten trugen den Gürtel, mit einer gewissen Tendenz zu etwas schmaleren Ausführungen, aus Leder oder Stoff in der Taille oder lose auf der Hüfte. Reine Bindegurte aus Stoff waren häufig, mit denen eine Schürze gerafft werden konnte, wenn die Schürzenbindung nicht selbst die Funktion des Gürtels erfüllte. Mit anderen Worten alle Breiten und Längen, alle Materialien sind belegbar, abhängig wohl vom Nutz- und weniger vom Zierwert. Beschläge finden sich auf den Gürteln der Zofen im Gefolge Marias - der „Himmelskönigin“ - bei der Geburt Christi aus Salzburg von 1400c, mögliches Überbleibsel der opulenten Gürtelphase der 2. Hälfte des XIV. Jhs im böhmischen Stil. Ansonsten wurden beschlagene Gürtel vom Adel, von begüterten Bürgerlichen, vom Gefolge als untere Funktionsträger und eher weniger in der breiten unteren Schicht getragen, Ausnahme scheinbar Hübschlerinnen, bzw „Bewirtung“ aus der 2. Hälfte XV. Jh, siehe Dresden 1475-80. Auch die reisende wohlhabende weibliche Person mit Kruseler auf dem Sebaldusteppich“ in Nürnberg von 1425 zeigt Beschläge. Der Teppich zeigt überhaupt eine ganze Reihe von Protagonisten mit hoher Anzahl an Beschlägen [= Dargestellte allerdings noch nicht eindeutig identifiziert =].

Barchent, eine Köperbindung aus leinener Kette mit Schuß aus Baumwolle, im Mittelmeerraum schon lange bekannt, eroberte die deutschen Märkte. Baumwolle angeblich seit dem FMA partiell auch nördlich der Alpen nachweisbar, wurde seit dem XIII. Jh vor allem aus Venedig importiert. Die Fasern hatten eine geringe Länge und Festigkeit, deshalb die Kombination mit Leinen. Färben betonte das schräg verlaufende Gewebemuster, da Leinen Farbe weniger annimmt als Baumwolle. Barchent (parchat, sardoch, schürlitz) war die Ableitung vom arab. barrakan, was „grober Stoff“ meint. Nördlich der Alpen entwickelten sich Produktionszentren vom Bodenseeraum, südlich der Donau bis nach Böhmen, Wien und Schlesien. In Augsburg mit seinen tradiert guten Venedig-Kontakten nahm die Familie Fugger, die sich später in vielen Gewerken umtun sollte, als Leinen- und Barchentweber ihren Anfang[8].



Hausbuch der Zwölfbrüderstiftung Nürnberg 1440c mit schlichten Dornlochösen aus Zinn/Blei/Eisen



4b. Gürtelrekonstruktionen zur Darstellung des einfachen Volkes (D-E)

gedacht für einfache Handwerker und Krämer (D), Knechte, Bauern, Gesellen, Gesinde, Mägde (E), im Detail siehe: Ständegesellschaft HMA/SMA.

Befestigung mit Schnallenblechen an Männergürteln als aufwändige Variante, Schnalle ansonsten angenäht. Statt aufwändigen Zungen oft nur gefalzte Bleche und schlichte halbmondförmige Ortabschlüße. Spenglin als schlichte Lochösen meist in geringer Anzahl im Dornlochbereich meist im militärischen Bereich des Gefolges oben unter „C“, bei Gesinde, also Knechten und Mägden nie.

Manche Schnallentypen hatten recht lange Laufzeiten, hielten sich das gesamte XV. Jh über, wie einfache rechteckige oder quadratische Formen, ebenso halbmondförmige Gürtelabschlüsse. Sie werden in den Quellen als „monden zu senkel“ bezeichnet. Auf den Seiten werden sie eher als kurz abschließenden „Ort“ benannt, wie ein Gurt umfassendes „Ortblech“, im Gegensatz zum länger herabhängenden „Senkel“ als Zunge.

D


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untere MITTELSCHICHT

trapezförmige Schnalle mit Zier Anf XV. Jh

kl. eckige Schnallen an Frauengürteln in Rottweil 1450 oder Regensburg 1450c [Abb], grössere in Lübeck 1400, Salzburg 1408, Polen ohne Ort 1415v, Niederbayern ohne Ort 1440, Ulm 1450c, Marburg 1470c, Bern 1500n

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XV_131_me

15 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz)

Schnalle Trapezform angenäht

und Senkel 4,3 x 1,1 cm

montiert 79,00 EUR

-

15 mm Riemen (natur/dunkelbraun/schwarz)

XV_155_me “Halbmond“-Ort geschlossen

oder

XV_156_me offen [Detailbild]

montiert 99,00 EUR

D


-

untere MITTELSCHICHT



Flach geschweifte Wellenformen mit Einschnitt bei Schnallenblechen und Zungen im XV. Jh, siehe auch Schnallenblech einer Churburg-Rüstung um 1450, heute in Glasgow. Der Ursprung lag bei römischen Formen der Spätantike, siehe Fund Bonn IV. JhAD.

-

[Eisenbleche mit Weißmetallüberzug]

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XV_20_ws

20 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnallen, Beschlag und Ortblech eis_ws

montiert 110,00 EUR

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XV_30_ws

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Schnallen, Beschlag und Ortblech eis_ws

montiert 119,00 EUR

E


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schlichte Formen


mit angenähten Schnallen ohne Blechbefestigung

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D-Form mit ausgeprägter Dornachse, meist stufig, manchmal mit Riefen, nach Abbildungen recht häufige Schnallenvariante für Gürtel im XV. bis weit in das XVI. Jh.

Halbmond“-Ort an Frauengürteln

z.B. St. Sebalduskir. Nürnberg 1400c, Rottweil 1430c (Abb), Eichstätt 1449v, Nürnberg 1490c, Kalkar 1499c, Salzburg 1520c

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XV_212b_me oder ws

25 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

D-Riefen angenäht

und „Halbmondort“ 1,5 x 2,5 cm

montiert me 99,00 EUR / 110,00 EUR ws [Detailbild]

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XV_201d_ws

25 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

D-Riefen angenäht

und Ortblech 2,5 x 2,5 cm eis_ws

montiert 99,00 EUR

[Ort Eisenblech mit Weißmetallüberzug]

E


-

schlichte Formen


mit angenähten Schnallen ohne Blechbefestigung


grosse eckige Doppelschnallen an Männergürteln in Straßburg 1420-30, „Wurzacher Altar“ 1437, Eichstaett 1445 [Abb]

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XV_230e_me

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Doppelschnalle angenäht

und Ortblech 2,5 x 2,5 cm

montiert 99,00 EUR

-

XV_232e_me

30 mm Riemen (natur/dunkelbraun/rot/schwarz)

Doppelschnalle angenäht

und schlichtes Ortblech 2,5 x 2,5 cm

montiert 99,00 EUR



1440-45 Znaimer Altar mit Kreuzigung im Stil des „gemalten Reliefs“, Centurio mit Gürtel-Riemenschieber

Was bringt Dir denn Dein banges Sorgen wegen der Dinge, die da kommen sollen, anderes, als dass es Dich immer trauriger macht! Darum ist es töricht und unnütz, wegen zukünftiger Dinge, die vielleicht niemals Wirklichkeit werden, sich zu ängstigen oder zu freuen.“ [Thomas aus Kempen „Nachfolge Christi“ III, 30, 2]


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Verwendete Literatur mit Angabe der oben verwendeten Kürzel [fett] siehe „Literatur HMA-SMA“


I.-VIII. / IX.-XI. / XI.-XIII. / XIII.-XIV. / XIV. / XV. / XV.-XVI. Jh

mail-kontakt siehe HINWEIS

Anmerkungen und Quellenverweise:

1/ … was in der Anfangsphase des I. Weltkriegs auf Seiten Österreichs-Ungarns durchaus gemacht wurde. Man hat bei den k.u.k. Husaren,- Dragoner- und Ulanenregimentern, die ihre schwungvollen Attacken gegen massierten Feuerwaffeneinsatz und MGs mit sehr hohen Verlusten bezahlten, zur taktischen Aufklärung, denn dazu waren Reiter in der Lage, auffällige Schimmel dunkel eingefärbt. Das führte dazu, daß es im Herbst 1914 in Galizien nach lang anhaltenden Regengüssen violette Pferde gab.



2/ Jerchel, SBOR, S. 18, 51. So werden auch illuminierte Nonnenarbeiten erwähnt, die aber wohl das Niveau der bekannten Illustratoren nicht erreichten und ähnlich wie Nadelarbeiten als „kreativer Zeitvertreib“ angesehen wurden, siehe ebenda S. 43, Fußnote 72. Interessant ist auch der Hinweis auf den Schuhmacher (!) Jocop Leistemacher aus dem elsässischen Schlettstadt, der dort 1430 eine Papierhandschrift erstellte, die illuminiert wurde: „dis buch vart volbraht un us-geschribe von mir jocop Leistemache´ ein schumacher zu sletzstat uff sonnedag stüge zwischent der stude sechs un sübenen all´nehst nach bartholomei in de´jor do ma zalt vo ds gebuts xpt tusentvierhundert u XXX ior chedencket durch got“ [SBOR, S. 47 und 79].



3/ Altarretabel wurden, wie andere schmückende Zier der Kirche, nicht selten von Privatpersonen oder Gemeinschaften, wie den Zünften, gespendet. Oft verbergen sich die Stifter hinter Wappen auf den Bildrändern, die aber leider nicht immer zu identifizieren sind. Im HMA stammten Stifter fast ausschließlich aus klerikalen und adeligen Schichten, auch im SMA waren ranghohe und kapitalkräftige Geistliche die Hauptauftraggeber, aber es kamen nun vermehrt hochrangige Personen aus profan-bürgerlichem Umfeld dazu. Stiftungen waren Zeichen von Standesbewußtsein und Repräsentationswillen, aber auch Ausdruck schierer Angst um die eigene Seele. Durch gute Werke erhoffte man sich eine Verringerung der Sündenstrafen, in Form eines Geschäfts. Angesprochen wurden Heilige, denen die Kirchen geweiht waren. Sie galten als Mittler bei Gott und Fürsprecher in Zweifelsfragen, mit ihnen wurde eine Art Vertrag geschlossen. Stiftungen sollten mit Messen verbunden sein, die nach dem Tod des Stifters für dessen Seelenheil abgehalten wurden. Darüber wachte u.a. der Stadtrat, siehe „Memorienbuch“ um 1500 im Stadtarchiv Hildesheim mit den Eintragungen der Seelenmessen. Retabeln dienten der privaten und öffentlichen Andacht und befinden sich manchmal heute noch an Ort und Stelle. Nach der Säkularisierung wanderten viele in diverse Sammlungen, leider manchmal vollkommen auseinander gerissen. Für Darsteller des XV. Jhs können sie, mit gewissen Einschränkungen, ein mögliche Quelle zur zeitlichen Orientierung sein, regionale Bezüge sind allerdings eingeschränkt, wenn das Retabel, wie so oft, einen weiten Weg zwischen Werkstatt und Aufstellort oder späterem Deponierungsort hinter sich hatte! Man geht davon aus, daß junge Malergesellen während ihrer Wanderjahre bestimmte Motive, Kompositionen und Techniken gesehen, erlernt und später kopiert haben. Sie eigneten sich so einen Motivfundus an [siehe hierzu auch das Wiener Musterbuch aus dem 1. Viertel des XV. Jhs]. Eine Reise in die Niederen Lande war für viele obligatorisch. Möglicherweise veranlassten Auftraggeber Künstler zu Reisen, um berühmte Kunstwerke bewußt zu kopieren und selbst in den Genuß der Betrachtung zu kommen oder sich im Besitz von Gleichwertigem zu rühmen. Motive wurden als Reminiszenz tradiert über diverse Werkstätten weitergegeben. So ist erklärbar, daß sich Bilder in der Komposition, manchmal auch nur in Details, über grosse Distanzen ähnelten oder bestimmte Protagonisten in ihrer Darstellung gleich einem Kanon festgelegt wurden. Beabsichtigt und erleichtert wurde die genaue Identifizierbarkeit der Protagonisten durch bestimmte Farben oder personenbezogene Attribute. In einer Zeit hohen Analphabetentums erstaunt dieses, seit Jahrhunderten ausgeübte, probate Mittel nicht [Borchert, Van Eyck bis Dürer, S. 13ff].



4/ Lange Zeit schenkten Künstler der Kleidung von Heiligen keine grosse Aufmerksamkeit und stellten sie eher antikisierend dar [Ars Sacra, S. 131]. Seit Beginn des XV. Jhs änderte sich das und die Kleidung der Protagonisten wurde modisch und textilaufwändig, sofern ein hoher sozialer Stand überliefert war. Das plastische Aufmodellieren mit Füllmasse (Pastiglia) war bereits seit geraumer Weile üblich. Hinzu kamen Metallauflagen für die Darstellung von Rüstungen, Gürtel und Borten mit Schwarzlotzeichnungen oder Arbeiten mit Punze und Stichel auf dem Grund. Symmetrien erzeugte man durch Schablonen und den Einsatz des Zirkels. Accessoires konnten durch zusätzliche Versilberungen oder Vergoldungen besonders hervorgehoben werden, um die Bedeutung des Trägers zu erhöhen. Auf den Tafelbildern wurde an den Gewändern Goldbrokat imitiert, durch Bemalung oder Preßbrokat mit Modeln und Werg unter Zinnfolie. Auch bei Bildhauerarbeiten wurden Gewänder mit Preßbrokat beklebt [Techniken siehe z.B. Publikationen des Landesmuseums Württemberg zu den mittelalterlichen Skulpturen und Ausstellung im Stadtmuseum Ulm_2015]



5/ Bereits zum Ende des XIV. Jhs berichtete die Limburger Chronik 1389: „Auch führten Ritter, Knechte und Burger lange Schecken und Scheckenröcke geschlitzet hinten und neben, mit großen weiten Armen, und die Prischen an den Armen hatte eine halbe Elle und mehr. Das hing den Leuten über die Hände. Wann man wollte schlug man sie auf...fürder trugen die Manne Arme an Wamsen, an Schopen und an anderer Kleidung, die hatten Stauchen beinah bis auf die Erden, und wer die allerlängsten trug, der war ein Mann. Die Frauen trugen behemsche Kogeln, die gingan da in diesen Landen. Die Kogeln stürzete ein Fraue über ihr Haupt, und stunden ihn vorn auf zu Berge über dem Haupte, als man die Heiligen malet mit Diademanten (Heiligenscheine).“ [zitiert aus Parler III, S. 138]



6/ Maler der Illuminationen haben also die Textausführung zur Jagd nicht eindeutig exakt umgesetzt, scheinbar gab es Verständnisprobleme, da die meisten illuminierten Handschriften einige Jahre nach der Textausgabe und nach dem Tod des Autors erstellt wurden. So gab es Vereinfachungen, indem z.B. alle Jagdleiter zu Pferd, die immer von links nach rechts reiten (mglw um durch Lesegewohnheit Geschwindigkeit anzudeuten, bei der Jagd ein nicht unerheblicher Faktor), ihre langen Schwerter seltsamerweise rechts tragen. Das Schwert war als Standessymbol unverzichtbar und brachte den Mut des Trägers zum Ausdruck. In Südfrkrch galt es nämlich als Geschicklichkeit Wolf oder Wildschwein mit dem Schwert zu erlegen (!), dazu mussten, wie beim Stierkampf, einstudierte Abwehrbewegungen geritten werden. Einfache Jäger zu Fuß trugen kürzere Jagddolche, bzw -messer und in einem Fall den einschneidigen Krummsäbel. Siehe Details Gaston Phoebus: Das Buch der Jagd MS M.1044 Pierpont Morgan Library, New York. Kommentarband I, ab S. 51 Die Beschreibung der Miniaturen. Faksimile Verlag Luzern 2005.



7/ Fingerlin, Gürtel, S. 33. mit dem Forschungsstand von 1971. Ihr Hauptbetrachtungsfeld lag auf Grabfunden und obertägig erhaltenen prunkvollen Gürtelvarianten. Dazu benutzte man selten Leder. Schnack unterscheidet bei den Schleswig-Funden in Riemen, Gürtel und Gurte. Dünne Riemen wurden im Mittelalter gefaltet oder schlauchförmig zusammengenäht, siehe auch Fragmente aus Leiden. Riemen, also Lederstücke von geringer Breite, waren aber nicht unbedingt Gürtel, sondern wurden für Schuhe, Taschen, Sporen, etc genutzt. Pferdegeschirr, Zaumzeug und stark belastete Gurte für Kriegs- oder Jagdzwecke wurden doppelt vernäht, in diesen Kontext gehört auch der Rüstgürtel von der Churburg um 1400. Funde aus Schleswig können deutliche Stichmuster im Leder aufweisen, vermutlich wurden Fäden zur Zier eingefügt. Aus London und den heutigen Niederlanden gibt es Belege punzierter Lederfragmente, die teilweise Gürteln zugeordnet werden. Punzierungen, bzw Stempelverzierungen wurden allerdings eher bei Messer- und Schwertscheiden vorgenommen, weniger bei Gürteln, bzw es sind erheblich mehr Scheidenfragmente erhalten! Im FMA und HMA konnten die Scheiden mit Steppereien, Ausstanzungen oder Relief- und Ritzverzierungen versehen sein, die Messerscheidenkanten wurden ab ca 1200 in Schleswig gefranst oder zipfelig gestaltet, zuweilen bis zum XI. Jh mit Metallbeschlägen meist aus Eisen versehen und vernietet (im slaw Kulturraum auch aus Bronze). Lederschnitt und Punzierungen waren im HMA nicht häufig, aber möglich. Im SMA wurden aufwändige Lederbearbeitungen an Bucheinbänden, Schachteln und Kästchen, Taschen oder Schwertscheiden meist im Lederschnittverfahren ausgeführt, Originale im Ledermuseum Offenbach, in London oder Dordrecht.



8/ Palla, S. 32 u 37/38 sowie StHB, S. 46. Nicht uninteressante Nebenbemerkung zur Baumwolle: 1873 färbte ein dt-jüd. Einwanderer in San Francisco einen frz Baumwollstoff, importiert aus Nimes, daher denim, indigoblau. Daraus fertigte er ein Kleidungsstück nach dem Muster einer Matrosenhose aus Genua, die Genes. Zusätzlich erwarb er das Patent stark beanspruchte Stellen der Hose mit Kupfernieten zu versehen. Der Name des Deutschen war Levi Strauss aus Buttenheim bei Bamberg. Die Siegeszug um die Welt dieser recht steifen Hose begann.