I.-V. / VI.-VIII. / IX.-XI. / XI.-XIII. / XIII.-XIV. / XIV. / XV. / XV.-XVI. Jh "ab nach Hause"
DRAGAL
PROLOG – Römische Kaiserzeit (RKZ) I.-V. Jh 1.a Fränkische Expansion im VI. Jh 1.b Merowingische Könige und Hausmeier im VII. Jh 2. Quellen (Bestattungssitten) |
___Info: Pferd und Reitergräber im FMA 5. Vielteilige u reduzierte Gürtelgarnituren späte MWZ VII.-VIII. Jh 6. Gürtel mit Eisenschnallen VI.-VIII. Jh 7. Zierscheiben für gehobene Frauenausstattungen VII. Jh |
|||
Diese Zeit war unweigerlich mit dem Aufstieg der Franken zur dominanten Macht auf dem Kontinent verbunden. Im III. Jh noch rechtsrheinisch siedelnd, überschritten sie plündernd mehrfach den Rhein in die Provinz GERMANIA II, bis Sippen ab Mitte des IV. Jhs in Toxandrien im nördlichen Gallien oberhalb der Straße Köln-Boulogne Siedelland auf weström Territorium vertraglich überlassen wurde, das sie im Reichsverbund zu verteidigen hatten. Regionale Strukturen bildeten sich aus, ein Vorteil gegenüber anderen Germanenstämmen (Goten, Sueben, Vandalen), die sich auf jahrzehntelangen schwierigen Wanderungen befanden. Nach Zusammenbruch der röm Rheinverteidigung Anf. des V. Jhs übernahmen Franken eine wichtige Rolle zum Schutz der röm Produktionsstätten an der Maas, was technologische Vorzüge bot und fränk. Ausrüstung, ablesbar an Grabbeigaben, prägen sollte. Mit Zerfall der weström Reichsregierung wurden die Siedelgebiete koninuierlich erweitert. Hatte sein Vater Childerich noch im röm Dienst gekämpft, unterwarf Chlodwig Ende des V. Jhs das letzte röm Herrschaftsgebiete des Syargius zwischen Seine-Loire (ehem. BELGICA II) und den Raum Mosel-Saar (ehem. BELGICA I), Regionen mit guter Infrastruktur und hoher Urbanität durch Städte mit steinernen Mauern geschützt. Die Einwohner waren Romanen mit Handwerkern, Kaufleuten und den Senatoren der ehem. röm Kommunalverwaltung. Den eigentlichen Aufgaben nun beraubt, besetzten sie in der röm-kathol. Kirche hohe Ämter und vermochten als Bischöfe die Geschicke ihrer Gemeinwesen auch in weltlichen Dingen zu leiten, Ende des VI. Jhs gab es in Gallien 114 Bistümer! Im Röm Reich war das Christentum ja Staatsreligion, hatte auch nach der german Eroberung Bestand und kann als „Stadtreligion“ verstanden werden, mit Gottesdiensten, die in Basiliken stattfanden. In der Kirchenverfassung wirkten die Strukturen der einstigen spätröm Verwaltung mit Praefekturen, Diözesen und Provinzen fort, wie das alte unpersonale Recht der res publica im Kirchenrecht seinen Nachfolger fand. Die geistliche Herrschaft war Impulsgeber der Kultur insbesondere in künstlerischen Erzeugnissen aus Stein und Metall, damit sollte die gallo-röm Stadtkultur rechtsrheinischen Entwicklungen in der Folgezeit deutlich voraus sein. Fränkische Herrschaft erfasste vornehmlich den ländlichen Raum, gekennzeichnet durch ein personales Recht mit Verpflichtungen und Treueschwüre auf Personen in Sippen- oder Gefolgschaftsverbänden, traditionelle Stützen früher Gesellschaftsformen. Verschriftlichungen der Volksrechte zeigten überwiegend das germanische, bei romanisierten Westgoten auch den Einfluß des röm Rechts. Die neuen fränk. Herren übernahmen das röm Steuer- und Münzwesen und schafften die Sklaverei, den Motor der antiken Wirtschaft, nicht ab. Die Eigentumsverhältnisse änderten sich und röm Bauern-Pächter (Kolonen) standen nun unter neuen Herren, bildeten den Grundstock der späteren Hörigen.[1] Franken waren in Gallien gegenüber der provinzialrömischen Bevölkerung in Unterzahl.[2] Der Übertritt fränk. Herren zum Christentum um 500 hieß nicht, dass nun alle Franken Christen waren. Der Glaubenswechsel betraf zunächst die Oberschicht und den Hofstaat Chlodwigs. Jener hatte sich persönlich für den Glaubensübertritt Sonderrechte ausbedungen als Oberhaupt einer fränk. Reichskirche, um fortan Bischöfe einzusetzen, die alles andere als „romhörig“ waren. Mit ihrer Hilfe wurden weltliche Aufgaben wahrgenommen und Regionen kontrolliert, dafür erhielten jene wertvolle Geschenke in Form von Land, Gewändern, Kleinodien, hübschen Mägden oder Reliquien. Die Bekehrung ging, im Gegensatz zum Christentum im Röm Reich, sozial nicht von unten nach oben, sondern umgekehrt vonstatten und es sollte noch Generationen dauern, bis alle Franken zum Christentum übertraten, ablesbar an heidnischen Grabsitten. Im Raum Lüttich wurden letzte Heiden erst um 730 getauft. Germanen mögen die blutrünstigen schlachtgewaltigen Geschichten des Alten Testaments um Saul oder David (Könige auf Gnaden der Philister) wohl gefallen haben, die Friedensbotschaft des Christentums im NT war aber nicht leicht zu verstehen. Christus musste in ihren Augen ein starker Gott sein, zur Abwehr dämonischer Mächte. Man konnte ihm nur folgen gleich dem Treueverhältnis des Kriegers zu einem erfolgreichen Herren, siehe dazu unten „Heliand“ von 830c. Bis in die Romanik findet sich Darstellungen von Christus als gerüsteter König und Weltenherrscher. Hinzu hatten Soldatenheilige einen hohen Stellenwert, wie Victor, Georg, Gereon, Mauritius und vor allem Martin v Tours, durch Chlodwig im Kampf um den Grenzort an der Loire gegen die arianischen Westgoten verehrt. Dessen Mantel cappa war Feldzeichen und Schutz für das merowing. Königshaus, bis der Hl Dionysius diese Rolle übernehmen sollte. Der Hl. Martin wurde Patron vieler Kirchen im fränk. Reich bis weit östlich des Rheins mit Hinweisen auf ein frühes Gründungsdatum, die Missionierung der Fränk. Reichskirche auf dem Land und die Eigenkirchen der Grundherren. |
Das kontinentale FMA VI.-VIII. Jh
...nach dem Hunnenüberfall [TW Attila] Die Merowingerzeit (MWZ)
eis = Eisen, me = Messing, bz = Bronze, ws = Weißmetallüberzug [manche Legierungen sind nicht eindeutig rot- oder gelbtonig, sondern bewegen sich, wie früher durch das Einschmelzen von Altmaterial, farblich dazwischen] FO = Fundort, AO = Aufbewahrungsort, ae = ähnlich |
|||
Mit dem Glaubensübertritt der Franken wurden in Gallien Eheschließungen zwischen Romanen und Germanen möglich, woanders undenkbar und vielfach per Gesetz verboten. Denn Vandalen sowie West- und Ostgoten waren Anhänger des christl.-arianischen Glaubens, der nur im röm Ostreich ausgeprägt und deshalb von ostgerman Stämmen übernommen worden war. Sie standen nach Inbesitznahme von röm West-Territorium in Opposition zur kathol. Bevölkerung [Unterschied in der Deutung der Dreifaltigkeit und Person Christi zu Gott als wesensgleich oder -ähnlich]. Im nordafrikan. Vandalenreich kam es mehrfach zu Katholikenprogromen, ein Grund für die „schlechte Presse“ durch die Zeitgenossen. Die Ausschreitungen waren meist politisch motiviert, denn es galt die vandal. Herrschaft zu sichern, indem man mit dem kathol. Klerus zugleich Angehörige der röm Aristokratie ausschaltete. Auf Dauer waren die Verhältnisse nicht haltbar und Westgoten folgten dem fränk. Beispiel 589, auch Langobarden in Italien sollten im VII. Jh so verfahren. Die gesellschaftliche Öffnung beschleunigte Romanisierungsprozesse. Die Herrschaft der Ostgoten oder Vandalen war ohne Bestand. Der oström Feldherr Belisar führte im Auftrag Justinians (reg 527-565) Feldzüge zur Herstellung der alten Reichseinheit in Nordafrika und Italien. Es galt eine Vereinigung der Germanenstämme zu zerstören, wie es der Ostgote Theoderich angestrebt hatte. Justinian verstand sich als Statthalter Christi auf Erden, der „Papst“ war für ihn der „Bischof von Rom“, mehr nicht.[3] Germanen hatten die Oberhoheit des östlichen Kaisertums anzuerkennen. Fränk. Herrscher, welche sich dem Theoderich-Bündnis nicht anschlossen, erhielten als Bündnispartner Ostroms die Herrschaftslegitimation durch den Kaiser, dessen Traum von einer Wiedererrichtung eines röm Gesamt-Reiches nach einigen Erfolgen aber scheiterte. Da die Franken sich 539-562 und 569-591 in Italien engagierten, waren sie mal willkommene Bündnispartner Ostroms, mal aggressive Eindringlinge. Der Fluß an finanziellen Zuwendungen, diplomatischen Geschenken, Sachgütern und Modesitten („imitatio imperii“) in das Merowingerreich war nicht konstant. Bereits seit der Hunnenzeit im V. Jh prägten goldene Almandin geschmückte Objekte den Modegeschmack. Bronzegefässe, verzierte Spangenhelme oder spezifische byz. Gürtelschnallen zeugen von den Transferleistungen, genauso wie seidene Kleidung (Arnegunde oder „Herr von Morken“ an Erft-Furt 600c) und die Übernahme der Scheibenfibel in Ablösung der Mehrfibeltracht Wende VI./VII. Jh. Mittler war auch die langobard.-gepidische Donauregion im Zuge guten Einvernehmens, bis sich das Verhältnis zu den Langobarden durch deren Zug in die Po-Ebene 568 verschlechterte. Italien sollte über Jahrhunderte Zankapfel vieler Herren bleiben. Franken hatten sich bereits zur Zeit des untergehenden Ostgotenreichs in hiesige Angelegenheiten gemischt und hielten dort zeitweise Gebiete besetzt. Das sorgte für einen Strom weiterer mediterraner Objekte über die Alpen, wie es Grabausstattungen bis ins VII. Jh belegen. |
||||
|
Links: Der Jünger Thomas im „Heliand“: „Tadeln wir sein Tun nicht / sprach der teure Recke, oder wehren seinem Willen / sondern weilen bei ihm. Dulden mit dem Herrn / das ist des Recken Ruhm, dass er seinem Fürsten / fest zur Seite stehe; und standhaft mit ihm sterbe / Stehn wir all ihm bei, folgen seiner Fahrt / lassen Freiheit und Leben; uns wenig wert / wenn wir mit ihm erliegen, geliebtem Herrn / dann bleibt uns lange noch; bei den Guten guter Nachruhm.“ [Der Autor schildert in tradiert stabender Langzeile mit Zäsur die Jünger wie ein Gefolge, das auf Christus den Treue-Eid geleistet hat] |
|||
|
Chronologien unterscheiden zwischen einer frühen (450-560er), einer mittleren (560er-630er) und einer späten (630er-720c) MWZ. Inzwischen wird in der Forschung mit Untergliederungen so fein abgestuft, dass jeder Generationenwechsel Berücksichtigung findet. In Abgleichung von Archäologie mit Historie würde das heißen: Die frühe MWZ verbindet man mit Childerich, geprägt durch Spätantike und Völkerwanderung, abgelöst von der Chlodwig-Zeit um 500 mit Reichsentstehung und einem „merowing. Habitus“, z.B. Vierfibeltracht und Kolbendornschnallen. Seltenere Schnallenformen waren nierenförmig eiserne mit Streifentauschierung, Bronzegüsse mit Tierstil I-Verzierung oder goldene mit Almandineinlagen im byz. Stil. In der zweiten Phase der frühen MWZ unter Chlodwigs Söhnen Zerfall in vier Teilreiche (Hauptstädte: Paris, Soissons, Reims, Orleans) und Expansion unter den Nachfolgern in den 530ern nach Burgund, Thüringen und in den süddt. Raum. Die Gräber weisen Almandinzier und S-Fibeln auf, Schilddornschnallen und Kurzsaxe mit Übergang zu Schmalsaxen bis zur Reichseinigungsphase unter Chlothar I. um 560. In der mittleren MWZ mit erneuter Reichsteilung (Neustrien, Burgund, Austrasien) ersetzten Frauen die Vierfibeltracht durch eine Scheibenfibel und Männer trugen zwei- bis mehrteilige Gürtelgarnituren, bronzene mit triangulären Beschlägen oder eiserne zunächst mit rundlichen Beschlägen gegen 600, dann bronzene Ausführungen mit Saxdurchzügen und nicht selten monochrom tauschierte Eisengarnituren mit Flechtbandzier zur Zeit als Chlothar II. 613-629 und Dagobert I. bis 638 jeweils kurzzeitig Wiedervereinigungen zum Gesamtreich gelangen. Der Übergang in die späte MWZ, als Pippin der Ältere in der 1. Hälfte VII. Jh Hausmeier in Austrasien war, zeigte sich bei den Männern bichrom tauschierte Garnituren oder Silber plattierte im Tierstil II und das erste Aufkommen vielteiliger Gürtelgarnituren, welche sich aber kaum länger als eine Generation hielten, ungefähr bis Childerich II. 673-675 das Reich erneut einigen konnte. Spathagarnituren hatten in dieser Phase schmale trianguläre Beschläge. In der Folgezeit lassen sich in den Gräbern nun häufiger Sporen, Klappmesser, spitz zulaufende Riemenzungen, Bommelohrringe und Preßblechfibeln finden. In der letzten Phase gegen 700 waren Schnallen recht schlicht oder hatten einen festen Beschlag, hinzu gab es überlange Riemenzungen als besonderes Merkmal zu einer Zeit als Pippin der Mittlere Hausmeier in Austrasien war. Seit 714 wurde Karl Martell sein Nachfolger, die Christianisierung fasste überregional, so dass die Beigabensitte in vielen Regionen deutlich verebbte, der Übergang in die Karolingerzeit war eingeläutet. Spezielle Aspekte zum Formenwandel bzgl Almandin und Preßblech unter Rekonstruktionen zur frühen MWZ. |
|||
|
1.a Fränkische Expansion, unterstützt durch Ostrom/Byzanz (vor 600AD) Einleitend Procopius [Gotenkrieg V, 12]: „...röm Soldaten standen im äussersten Teil Galliens als Besatzung. Da sich diese sagen mussten, dass sie niemals nach Rom zurückkehren würden,...übergaben sie sich und das Land, das sie für den röm Staat bewachen sollten,...Sie überlieferten ihren Nachkommen die väterlichen Sitten, die diese bis auf meine Zeit [Mitte VI. Jh] ehren und heilig halten. Sie sind heute nach gerade so eingeteilt, wie sie einst im röm Dienst standen, ziehen mit denselben Feldzeichen in den Kampf und gehorchen immer noch ihren alten Gesetzen. Sie sehen auch ganz wie Römer aus, besonders durch die Kopfbinden, die sie tragen [vermutlich Schutz unter den Helmen ?!].“ Chlodwig (reg 482-511) erweiterte seine Machtsphäre nicht nur auf Kosten ehemaliger röm Territorien - das „Reich des Syagrius“ ist im Quellenzitat gemeint - sondern ging auch skrupellos gegen fränkische Fürsten vor und beseitigte innerhalb von zwei Jahrzehnten ein Kleinkönigtum nach dem anderen durch Bestechung, Hinterhalt, Meuchelmord und Intrigen. Seine Nachfolger aus dem Geschlecht der Merowinger (nach dem mythischen Urahn „Merowech“), untereinander oft zerstritten, eiferten in ihrem aggressiven Verhalten gegenüber den Nachbarn dem alten römischen „gefrässigen Raubtier“ der Antike nach. Dieser Expansionsdrang traf zunächst auf alamannische Fürsten, welche im Osten am Lech, gen Süden in der heutigen Schweiz, im Elsaß und nach Norden entlang des Neckars und vermutlich bis in den Main-Raum siedelten. Chlodwig schlug sie einzeln, denn es fehlte eine übergeordnete Führung und der Zusammenhalt. Nur durch das Einschreiten des Ostgoten Theoderich, der von Italien aus das Voralpenland, raetischen und norischen Raum als sein Schutzgebiet ansah, wurden sie vor dem Untergang bewahrt, aber er konnte nicht verhindern, dass Franken siedelnd die Mainregion, den Oberrhein (Elsass/Breisgau) das nördliche Alamannien besetzten. Theoderich akzeptierte die Oberherrschaft des oström Kaisers, sichtbar an Münzprägungen in dessen Namen. Doch traute er jenem wohl nicht und bemühte sich ein Bündnisgefüge durch geschickte Heiraten zustande zu bringen, um mit germanischer Einigkeit Ostrom von Rückeroberungsgelüsten abzuhalten, welches beabsichtigte im Westen das Imperium neu zu errichten. Chlodwig durchkreuzte diese ambitionierten Pläne, obwohl er seine Schwester Audofleda dem Ostgoten zum Ehebund gereicht hatte. Die fränkischen Expansionsgelüste stifteten Unruhe und brachten jegliche Bemühungen Theoderichs aus dem Gleichgewicht. Der Übertritt Chlodwigs zum kathol. Glauben war geradezu eine Kampfansage (das Großbündnis des Theoderich hatte arianischen Charakter), die Einmischung in die Streitigkeiten zwischen Burgundern und Westgoten in Südgallien sowie Kämpfe mit Westgoten an der Loire erst recht. Theoderich ließ die Provence besetzen, um Chlodwig vom Mittelmeer fern zuhalten. Die beiden entwickelten gewaltige Antipathien, das wusste Ostrom zu nutzen und begann die Franken mit Geschenken zu umgarnen, um eine Rückeroberung Italiens und den Fall der Ostgoten vorzubereiten. Der Kaiser hatte Interesse an Zwietracht unter den Germanenstämmen, deshalb kam ihm der renitente Frankenkönig gerade recht! Als es 522 in Burgund erneut unruhig wurde und die Franken eingriffen, konnten die Ostgoten nicht untätig bleiben, mussten sich positionieren und mit den Franken vertraglich arrangieren, was aber nicht lange währte. Nach dem Ableben Theoderichs 526 brach dessen weit gestricktes Bündnissystem zusammen, die Franken profitierten. ...{statt allgemeiner Historie stärker auf Regionen eingehen}... Als Ostrom seine Rückeroberungspläne in die Tat umsetzte und nach den Vandalen in Nordafrika nun die Goten in Italien angriff, fielen die Nachfolger Chlodwigs vereint über Burgund her, da deren ostgotische Schutzmacht durch die oström Invasion Anfang der 530er gebunden war. Damit verloren auch die Thüringer, welche dem ehem. arianisch-gotischen Bündnissystem angehört hatten, ihren Beistand und gerieten in den fränk. Einflußbereich. In eigene Thronwirren verstrickt rief eine Seite leichtsinnig die Franken zu Hilfe. Diese kamen, unterwarfen und herrschten nun selbst, obwohl es bislang durch Verwandtschaft und Heirat gute Beziehungen zu thüring. Fürsten gegeben hatte. Der fränk. Vorstoß von Rhein/Main bis an Weser, Werra und Unstrut und die Okkupation läßt sich heute noch am Wegeverlauf, Heerstraßen wurden später Fernhandelswege, und an Ortsnamen ablesen, „Frankfurt“ als Mainübergang war von strategischer Bedeutung, wurde ausgebaut und der Raum blieb bis ins hohe Mittelalter Krondomäne. Die fränk. Besetzung entlang des Main flußaufwärts über Würzburg bis ins heutige „Frankenland“ folgte der Übernahme ehemaliger thür. Herrschaftsgebiete. Seit der frühen Kaiserzeit hatte es einen „hermundurischen Kulturkreis“ gegeben, der sich bis an den Main erstreckte. Der Thüringer Wald war mit einem guten Dutzend Päße zu überwinden, also kein trennender Gebirgszug. Von Würzburg aus wurde der Main-Raum „frankisiert“ und missioniert. Ortsnamen mit „-heim“-Endungen sind vielfach an strategisch wichtigen Punkten der Wegsicherung zu beobachten und bringen Aufschlüße über die Sozialstrukturen! Die einheimische Bevölkerung bekam Herren auf fränk. Gnaden, entweder Franken selbst, deren Verbündete oder kollaborierende Fürsten. In Unruhezeiten gelang es das fränk. Joch abzuschütteln und für gewisse Zeit Unabhängigkeit zu erreichen. Der fränk. Machtraum hatte die alte röm Kulturgrenze an Rhein und Donau nun weit hinter sich gelassen. Abgrenzungen gab es nach Norden und Osten in den Raum der Friesen, Sachsen und Slawen, die lange mit den Franken rangen. Jene sicherten ihre Marschwege strategisch mit Festungen. An der Ruhr ist die „Syburg“ Instand gesetzt worden, von der Wetterau zur Weser wurden die Missionsorte Amanaburch/Amöneburg, der „Christenberg“ bei Münchhausen, Frankenberg a.d. Eder oder die „Büraburg“ bei Fritzlar befestigt, neben vielen kleinen Sperreinrichtungen, die Furten sicherten. Bei Korbach liegen Orte wie „Sachsenberg“ und „Sachsenhausen“, in denen vermutlich konzentriert Unterworfene angesiedelt wurden. Das Vordringen und Bewegen in den unendlichen Wäldern östlich des Rheins entlang befestigter Etappenstationen war schwierig, deshalb sollten Flußläufe zur Versorgung der Truppe sowie zur Errichtung der Infrastruktur noch lange Zeit besondere Bedeutung behalten [Details unter Heer- und Handelswege im Mittelalter]. Was trieb die Franken zu der fast zwanghaft wirkenden Expansion? Eindeutig liessen sich im Gefolgschaftssystem durch immer neue Feldzüge interne Machtstrukturen aufrecht halten und finanzieren. Schwächen bei den Nachbarn war hinzu verlockend, da man sich dort selten zu grösseren Koalitionen zusammen schloss. Im Fall von Herrscherwechseln und Thronstreitigkeiten griffen Franken zu, wie in Burgund oder Thüringen. Diese Praxis sollten Franken später selbst zu spüren bekommen, denn nicht anders agierten Slawen und Nordmannen, wenn sie Schwächemomente im Reich nutzten. In der Rivalität Franken-Goten lag sicher eine weitere Motivation zur fränk Expansion, da es galt das arianische Bündnissystem des Theoderich zu zerschlagen. Vom Zerfall des Ostgotenreichs nach dem Eroberungszug Ostroms profitierten Franken ganz erheblich, welche ihre Machtsphäre bis in den alpinen Raum erweitern konnten. Die Schirmherrschaft über Raetien und das Norikum war 536/37 per Vertrag vom Ostgotenkönig Witiges an die Franken übergegangen, damit Goten zur Abwehr der Oströmer Kräfte freimachen konnten. Die Merowinger waren „lachende Dritte“ in diesem Konflikt und brachten alamannische und baiuwarische Fürsten, der ostgotischen Schutzherrschaft beraubt, mit Übernahme der Provinzen südlich der Donau bis an die Enns unter ihre Kontrolle. Franken vergaben die Räume als Lehen an ihnen genehme Sippen. In Alamannien setzten sie einen Amtsherzog ein und ostwärts des Lech die Familie der Agilolfinger, seit 555 mit Verwandtschaft zum langobardischen Königshaus. Damit schufen Franken alamannische und baiuwarische Herzogtümer, die vorher nicht existent waren. Im Laufe des VII. Jhs wuchs deren Machtbereich erheblich und sie gewannen in fränk. Schwächephasen Freiheiten. Starke Merowinger-Herrscher und später die Karolinger zwangen sie erneut in die Lehnsabhängigkeit und setzten nicht genehme Herzöge ab. Grabbeigaben nach zu urteilen zeigt der baiuwar. Raum recht unterschiedliche Einflüße. Ausgehend von romano-keltischen Relikten finden sich in der Frühphase thüringische und ostgotische Anteile, nach der Besetzung ab 536 kamen fränkische hinzu und später awarisch-donauländische Elemente. In der Forschung wurden Objekte lange Zeit mit bestimmten Ethnien verbunden [so noch bei Schulze-Dörrlamm, German Kriegergräber mit Schwertbeigabe in Mitteleuropa aus dem späten III. und der ersten Hälfte des IV. Jhs, 1985], was die moderne Wissenschaft differenzierter betrachtet. Weisen die Zangenfibeln an einem Fundort im alamannischen Raum wirklich auf eine Thüringerin hin, auf Zwangsumsiedelungen, eine grössere Migration, oder die einzelne im Falle einer Heirat? Oder stammen sie von Langobarden aus Italien, die ein alamannischer Anführer im Dienst der Franken dort in irgendeiner Form erwarb? Oder hatte ein thüringischer, vielleicht auch baiuwarischer Amtsträger im fränkischen Auftrag die Kontrolle des betreffenden Raums inne, der wie sein Herzog im Treueeid gegenüber den Merowingern stand? Sind die markanten Silberblechfibeln im Grab 472 von Rödingen bei Jülich vor den Toren Kölns eine fränk. Siegestrophäe als Zeichen der westgotischen Niederlage Anfang des VI. Jhs in Aquitanien? Unsicher ist, ob der am Heerzug teilgenommene Franke bloß die fremdartigen Objekte mit nach Hause brachte oder die Frau als kostbare Beute gleich mit? Das Recht des Siegers ! Die Fibeln befanden sich im Grab nicht nach gotischer Sitte an den Schultern, sondern nach fränkischer in Hüfthöhe [Die Franken, Bd I, S. 148/149]. Hatte sich die Gotin regionaler Mode angepasst oder war die Positionierung der übliche Ausdruck im Bestattungsvorgang der fränkischen Gemeinde? Die Bestattungsweise oblag den Angehörigen, sie folgten den üblichen Gepflogenheiten vor Ort. Genau genommen wurde nur das Totengewand verschlossen, mehr nicht...aber damit sind wir schon bei Detailfragen. Die national gesinnte Forschung des 19. Jhs hatte sich mit einer ethnischen Zugehörigkeit im „patriotischen Auftrag“ beschäftigt. Aber vor 1500 Jahren war es eigentlich egal. Es zählte nicht Herkunft, sondern Loyalität. Seit der Völkerwanderungszeit wurde nicht gefragt woher man kam, sondern wohin man gemeinsam gehen wollte ! [Sicher ein gutes Motto für neue Zeiten und zukünftige Generationen...]
1.b Herrschaft merowingischer Könige und ihrer Hausmeier (nach 600AD) Reiche wurden im FMA über Personen und deren Stellung zum Herrscher, also über Tribut-, Klientel- und Vasallenverhältnisse definiert. Aufstände zeigten, wie fragil das merowingische Königshaus sein konnte, destabilisiert nach Thronwechseln und durch Rivalitäten aufgrund der Erbteilung, weil das fränk. Erbrecht eine Gebietsaufteilung unter den Königssöhnen vorsah. Trotz innerer Zwistigkeiten agierten die Teilherrscher nicht selten gemeinsam nach außen. Probates Mittel der Machtsicherung war, neben geschickter Bündnis- und Heiratspolitik, die Besetzung strategischer Punkte durch fränk. Gefolgsleute oder der unterworfener Völker, bzw durch paktierende einheimische Adelige, die sich bei jährlichen Umritten von der Bevölkerung Treueeide schwören liessen. Macht basierte auf personalen Bezügen! Herrschernähe konnte eine mögliche Standeserhöhung mit sich bringen, also wurde sie bewußt gesucht.[4] Frauen besassen im Herrschaftsgefüge eine starke Stellung, als Königinnen oft mit eigener Kanzlei und Beamten. Sie beanspruchten stellvertretend die Macht, wenn es an männlichen Nachfolgern mangelte. Polygame Verhältnisse der merowing. Könige mit mehreren Ehefrauen und Konkubinen vereinfachten dies nicht gerade. Die Genealogie der Merowinger ist schwierig zu durchschauen. Mehrfach gelang es starken Herrschern wie Chlothar I. 558-61 und seinem Enkel Chlothar II. 613-29 sowie dessen Sohn Dagobert I. 629-38 oder Childerich II. 673-75 und Theuderich III. 687 die Teilreiche zu einen. Allerdings mussten Zugeständnisse an den landbesitzenden Adel gemacht werden, wie die Wahl von gräflichen Beamten ausschließlich aus ansässigen Grundeignern oder die Einsetzung von Hausmeiern in den Teilreichen, so dass jene Eigenständigkeiten entwickeln konnten, was Rivalitäten herauf beschwor. Durch die Mobilisierung innerer Kräfte zur Unterdrückung von Aufständen tributpflichtiger Friesen, Sachsen, Alamannen, Baiuwaren oder Aquitanier wurde Hausmeiern, wie Karl Martell (714-41) oder dessen Sohn Pippin (d Jüngeren) ab 741 die Möglichkeit gegeben durch die üblichen Entlohnungen Gefolge auf sich einzuschwören und stärkte deren Gefolgschaftsverhältnisse, nachdem merowingische Könige nur noch als Marionetten fungierten. Karl Martell sicherte die Vormarschstraßen östlich des Rheins durch Heerwege mit dem Anlegen von Königshöfen, siehe Heer- und Handelswege im Mittelalter. |
|||
2. Quellen V.-VIII. Jh (und Bestattungssitten): Für die Zeit der Merowinger gilt es neben der „Spatenwissenschaft“ auch die aufwändige Erforschung der Textquellen zu würdigen. In der Regel wurden sie vom Klerus verfasst, in Form von Chroniken (Annalen), von Taten- und Lebensberichten oder Urkunden. Sie geben nicht nur Aufschlüsse über politische Ereignisse, sondern - in beiläufig erwähnten Details - auch über die Sachkultur. Archäologische Funde bleiben aber Hauptquelle dieser Zeit, die uns Gebrauchsgegenstände durch Bestattungsbeigaben, Depot- und Einzelfunde oder Siedlungsgrabungen vermitteln. Seit der Urnenfelderzeit, also „mythischen Vorzeiten“, kannte der germanische Siedelraum östlich des Rheins in der Regel nur das Brandgrab meist mit deformierten Beigaben, Textilien fehlen aus diesem Kontext gänzlich. Regional wurden zur Latene-Zeit Körperbestattungen praktiziert, wie zwischen Saale und Orla nachweisbar [UFTh, S. 100]. Das Christentum brachte den entscheidenden Umschwung, so ist auf röm Territorium seit dem III. JhAD eine allmähliche Ablösung der Brand- durch Körperbestattungen zu beobachten. Rechtsrheinisch folgte man dieser Entwicklung mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung ab Wende IV./V. Jahrhundert. In den röm Provinzen wurde nicht mehr entlang der Straßen, sondern mit viel Ordnungssinn auf eigenen Arealen in Reihe bestattet. Eine großflächige Ausbreitung der Reihengräberfelder wird mit der Expansion der Franken im VI. Jh gleichgesetzt, welche diese Sitte übernommen hatten. Sachsen und Friesen behielten lange Zeit Brandbestattungen bei und die Sitte der Körpergräber wurde partiell erst spät übernommen. Auch nach Einführung des Christentums waren ein aufwändiger Totenkult und Bestattungsfeierlichkeiten der Trauergemeinde mit Grabbeigaben üblich, teilweise drückten christl. Heilszeichen auf Schmuck und Waffen den neuen Glauben aus, im Nebeneinander von Heidentum und Christentum, für jene Epoche kennzeichnend. Die fränk. Reichskirche duldete Grabbeigaben und stellte Grabraub unter Strafe. Doch oft zeigen sich gestörte Gräber, manchmal bis zur Hälfte oder drei Vierteln (!) eines Grabungsareals, wie in Weißenburg/Bayern oder im nah gelegenen Westheim. Auch für den alamannischen Raum nahm der Grabraub bis zum VII. Jh deutlich zu. Folglich werden nur selten vollständig erhaltene Grabensembles geborgen, aber auch nur selten komplette Gräberfelder erfasst, beides hat Ausschnittcharakter! Oberflächennahe Bestattungen wurden durch Bagger oder Pflüge angeschnitten, manche Beigaben unsachgemäss gehoben und stammen aus vorwissenschaftlichen Altgrabungen. Viele Details, wie Nieten, Haften, Verbinder, Beschläge, uvam. wurden früher übersehen oder als unwichtig erachtet. Damit könnte eine Schnalle, ohne Blech erwähnt, durchaus Nieten oder Haften gehabt haben und war nicht unbedingt an den Träger (Leder oder Stoff) angenäht. Auch wenn viele Beigaben nicht sonderlich üppig waren, meist eher Keramik statt Metall, besitzen wir durch die Summe der Gräberfelder aus der Merowingerzeit eine Fülle von Alltagsgütern, Schmuck und Waffen.[5] Seit der 2. Hälfte des VII. Jhs begann die Sitte der Totenbeigabe zu verebben, blieb in osteurop. slawischen Siedelgebieten noch lange erhalten, auch auf den westlichen Inseln oder in Skandinavien hatte der Brauch Bestand. Im Rheinland war hingegen ein deutliches Nachlassen erkennbar, der westfälische Raum folgte bald. Als Nebeneffekt wurde dem Grabraub, oft in zeitlich kurzem Abstand zum Begräbnis erfolgt, mit der beigabenlosen Bestattung die Grundlage entzogen und Hinterbliebenen standen durch das Erbe mehr Sachgüter zur Verfügung. Im VII. Jh wurden viele Reihengräberfelder nicht weiter belegt, da man dazu überging Bestattungen bei den Ortskirchen vorzunehmen, welche die Oberschicht teilweises eigens errichtete [siehe Eigenkirchen]. Dezente Grabbeigaben sollten in der Folgezeit mit ausgewählten Objekten, wie Fibeln, Schmuck oder Kleidungsstücken durchaus üblich bleiben, siehe Ring und Ringfibel der Bestattung Anfang des XIII. Jhs auf dem Hainfeld beim späteren Kloster Arnsburg nahe Lich in Hessen, auch zur Martinskirche in Fkft-Schwanheim werden „Bronzehefteln“ an den Totenhemden neben Keramik bis in die 1. Hälfte des XIII. Jhs erwähnt. Aber es wurde keine Ausstattung für das Jenseits mehr vorgenommen. Fibeln hatten immer einen Sonderstatus, da sich mit ihnen die Totenkleidung/Leichentücher zusammenhalten ließ, das heißt sie befanden sich in Gräbern mglw an Stellen des Körpers, wo sie zu Lebzeiten nicht getragen worden sind, weitere Details siehe Bestattungssitten. |
||||
|
Siedlungsgrabungen sind eine wichtige Quelle zu Ernährung, Nutztierhaltung und damit Lederversorgung. Zur RKZ erwähnt Tacitus Germania Kap 5: „Vieh gibt es reichlich, doch zumeist ist es unansehnlich. Selbst den Rindern fehlt die gewöhnliche Stattlichkeit und der Schmuck auf der Stirne; die Menge macht den Leuten Freude und die Herden sind ihr einziger und liebster Besitz.“ Neben Rindern wurden Schweine gehalten, auch Schafe und Ziegen, wohl seltener Geflügel.[6] Die ländlichen Ansiedlungen des FMAs, oft nicht mehr als ein Dutzend Familien mit ihren Nutztieren in umzäunten Gehöftansammlungen, orientierten sich vornehmlich an der Wasserzufuhr für Mensch und Tier, an guten Böden oder nahen Verkehrswegen. In Lauchheim des VI.-VII. Jhs war zu beobachten, dass die zu röm Zeiten in diesem Raum bedeutende Rinderzucht zurückging und die Größe der Tiere abgenommen hatte.[7] Für die Erstellung von Ledergürteln sind solche Informationen interessant. Rinderhäute ergeben in der Regel, auch bei weniger großen Tieren, immer recht stabile Gurte, aber kleine Tierarten bedeuten dünnere Häute und kürzere Riemen. Für die Völkerwanderungszeit ist es unsicher, inwieweit Völker, die weite Strecken zurücklegten, wie Goten, Sueben oder Vandalen neben den Zugtieren weiteres Großvieh mit sich treiben und ernähren konnten. Kleine Tierrassen, die weniger Nahrung benötigten, waren in dieser Zeit vielleicht nützlicher und bei Neuansiedlungen auf fremden Boden musste eine Großtierzucht neu aufgebaut werden? Für Goten ist wohl die Entwöhnung von der Landwirtschaft durch die jahrzehntelangen Wanderungen quellenmässig bezeugt, was aber nicht bedeuten musste, dass sie auch den Umgang mit Tieren vernachlässigten. Denn Völker in nomadisierender Lebensweise entwickelten in der Regel einen ausgeprägten Hang zur Tierzucht, falls Weidegründe zur Verfügung standen. Welche Tierrassen bevorzugt wurden, läßt sich nur ortsgebunden feststellen, in der Wanderungssituation nicht. Es gibt ein paar Hinweise darauf, dass Ledergürtel im FMA dünner als heutzutage gewesen sein könnten, falls vornehmlich Ziegen- und Schafs-Leder verwendet wurde. Manche Durchzüge von Schnallen sind extrem eng, bzw lassen nur wenig Spiel für den Dorn zu, wie massive Kolbendornschnallen. Im reichen Frauengrab unter dem späteren Kölner Dom aus der Mitte des VI. Jhs ist der Leibgurt leider nicht erhalten, dafür das mit Beschlaghülsen verzierte 2 mm starke Leder des Trägerriemens der Messerscheide. Dünneres Leder erforderte mglw „gesteppte“, bzw mehrlagig gefaltete und zusammen genähte Lederstreifen. Sie wiesen textile Zwirne in Tunnelzügen auf, wie im Grab 34 von Bruckmühl/Kr. Rosenheim oder im Klerikergrab 8 unter St. Ulrich und Afra in Augsburg. Bekannt sind verschiedene Ledersorten bei der Bekleidung. Der Tote im „Sängergrab“ von St. Severin in Köln trug über der Leinen- und Wollkleidung ein Ziegenlederwams. Fingerbreite Riemen aus Schafleder umschnürten kreuzartig die Wadenbinden. Die Schuhe waren aus Rindsleder, die Fingerhandschuhe bestanden aus Wildleder mit Stulpen aus Rindsleder. Bei einem Gutteil der 32 untersuchten Schuhe und Sohlen aus Haithabu war nach den Ergebnissen der Grabung von 1963-64 nicht nur das Oberleder aus Ziege, sondern auch die Sohle! Desweiteren bringen Siedlungsgrabungen Erkenntnisse zur Verarbeitung von Eisen und zur Buntmetallgewinnung. Siehe dazu unten Exkurs 6a: Bronze und Messing im FMA. |
|||
|
Die dörflichen Gemeinschaften waren seßhafte Selbstproduzenten, in vielen Dingen autark, abhängig von Aussaat und Ernte. Verschiedene Textil-, Holz-, Horn-, Knochen-, und Lederarbeiten sowie die Eisenproduktion ist meist selbstverständlich, der Buntmetallguß manchmal nachweisbar, eher an Herrenhöfe gebunden. Tauschhandel war über lange Zeit Basis des Güter-Verbreitung. Erst mit der Verstädterung des HMAs wurden spezielle Gewerke vonnöten, da der Bürger nicht mehr selbst produzieren konnte, was er zum Leben benötigte. Das brachte neue wirtschaftliche Abhängigkeiten und einen grösser werdenden Münzhandel hervor. In der MWZ gab es kaum nachweisbaren Handel über kleine Münzeinheiten, wie noch zu römischen Zeiten. Ein gutes Beispiel für die Möglichkeiten dieser dörflichen Gemeinschaften bieten die Grabfunde aus Eichstetten im Breisgau, detailliert und sehr anschaulich präsentiert im Archäolog. Landesmus, Aussenstelle Konstanz. |
|||
|
|
|
|
|
V - VI
|
3. Rekonstruktionen zur frühen MWZ V.-VI. Jh Gürtel spielen in der archäologischen Forschung im Übergang von der Spätantike zum FMA als aussagekräftige Fundgattung eine erhebliche Rolle [siehe I.-V. Jh]. Seit der 2. Hälfte des V. Jhs bis zur Mitte des VI. Jhs finden sich in Männer- und Frauengräbern einfache auf reine Schnallen „reduzierte“ Exemplare, manchmal mit Tierkopfenden am Schnallenbügel, vielfach auch schlichte Eisenschnallen oder materialstarke bronzene Varianten mit Kolben- und Schilddorn, mit Haften befestigt. Durch die Reduzierung auf die Schnalle wird es schwer eine Aussage über Gürtelbreiten zu treffen, wenn das Leder vergangen ist, da Stabilisierungen oder Zieren nicht üblich waren. Ohne Riemenzunge und ohne Kenntnis der Fundsituation (Befund), also Lage im Grab, ist auch die Gürtellänge nicht zu bestimmen. Objekte gehobener Schichten bis Ende VI. Jh waren vielfach cloisonniert (goldenes Zellwerk mit Almandingranat gefüllt). Der Ursprung dieser Modesitte ist im griech.-oström Raum zu suchen, Mittler waren Hunnen und Ostgoten. Das prägte den Geschmack der Eliten für anderthalb Jahrhunderte. Die wertvollsten und größten Steine kamen aus dem indischen Raum als Import nach Konstantinopel. Durch die Bündnisse zwischen Merowingern und Ostrom floß Almandin reichlich, während der Zufluß bei den Ostgoten in Italien durch die Kriege gegen Justinian in den 530ern versiegte. Deshalb gibt es dort Grabfunde mit Glasimitationen. Anfang des VII. Jhs lassen sich Almandin verzierte Objekte als diplomatische Geschenke bis in die herrschaftlichen Gräber der südlichen angelsächsischen Reiche nachweisen. Doch war im Laufe des Jhs der Zufluß des eindrucksvoll schillernden Steins aus Byzanz nicht mehr gesichert. Als Ersatz wurde böhmischer Granat verwendet, dieser kleiner dimensionierte Stein findet sich auch in vendelzeitl. Prunkgräbern. Zunehmend gewannen Luxusobjekte mit Tauschierung, Filigranverzierung und Preßblechtechnik an Bedeutung. Ornamente und Flechtmuster tauchten vermehrt auf, der Tierstil II drängte durch. Zeichen und Symbole wurden herausgehoben, wie sie bei den Reitervölkern (Awaren) mit „Stammes- oder Sippen-Tamgas“ üblich waren. Sie wurden von Langobarden übernommen, vermutlich aber der ursprüngliche Sinn nicht mehr erkannt und degenerierten zur reinen Zier. Rekonstruktionen werden nach Fundregionen angegeben und wären gedacht für Freie (vandal froia, got frauja = Herr), wohlhabende Kaufleute oder für das persönliche Gefolge, wenn der Herr es ausstattete. Alle Objekte können durch Oberflächenvergütung hohen Darstellungen gerecht werden, Veredelung in Gold und Silber oder auch eine Verzinnung ist möglich. Bei Handwerkern oder Hörigen D und Gesinde E wären Eisenschnallen (s.u.) oder Bindesysteme zu erwarten. Zu den Kategorien A-E im Detail: Gesellschaftsstrukturen des FMAs. |
|||
|
-- Raum Weser, Lippe, Ruhr, Rhein, Mosel, Main, Donau
Befestigung durch drei Nieten eher in Frauengräbern, so in Dillingen, datiert zw. 545-570 oder Zorneding Grab 19. Der Schnallentyp ist von Nord nach Süd so häufig, dass man unmöglich alle Fundorte aufzählen kann. In Männnergräbern eher mit Hafte, siehe nachfolgend. Kerndatierung der Schilddornschnallen ist die 2. Hälfte des VI. Jhs, ältere Kolbendornschnallen aus der 1. Hälfte können angefertigt werden. [Zungen hierzu sind selten nachweisbar] |
- VI-VII_030a_bz VI-VII_030b_bz [Detailbild andere Dornform] 25-30 mm Riemen (braun/natur/rot) Befestigung mit drei strichverzierten Nieten montiert 99,00 EUR |
- ...mögliche „lose“ Tragweise ohne „Schlaufung“, die Länge ist hypothetisch, vermutlich waren die Riemen kürzer. Sie wiesen in dieser Zeit keine Zungen auf, deshalb kann die Länge nicht nach Fundlage im Grab bestimmt werden |
|
|
-- Raum Weser, Lippe, Ruhr, Rhein, Mosel, Main, Donau
Der Verbreitungsraum von Schild- und Kolbendornschnallen reicht von Nordfrankreich, vom Niederrhein und Westfalen bis nach Liebenau a d Weser, in die Mainregion und südl. der Donau. Sie bestanden überwiegend aus Bronze, wie in Krefeld-Gellep oder aus Bronze mit Weissmetall-Überzug wie in Wünnenberg-Fürstenberg mit drei Haften (dort reiche Beifunde, u.a. eine Knaufringspatha), hochwertige Exemplare aus Silber. [In Mengen/Breisgau Gr20 wurde die Schnalle kombiniert mit einer kreisaugenverzierten Zunge, Dorn, vermutlich in Kolbenform, nicht erhalten, auf Anfrage mgl, ebenso Veredelung in Silber oder Gold für „A“ ] |
Dieser Schnallentyp mit Schilddorn und Hafte befand sich z.B. in Okarben/Wetterau Frauengrab 10 und Männergrab 15 mit zwei Haften, beide vor 550. In Dillingen lag dieser Typ ebenso in Männer-, als auch in Frauengräbern in der frühen Form zw. 525-545 mit kolbenförmigen Dorn und mit Schilddorn aus der 2. Hälfte VI. Jh. Haften als Befestigung haben sich in diesen Fällen nicht erhalten. Ähnliche Funde auch vom Gräberfeld in München-Aubing. Es sind auch goldene Varianten bekannt, wie aus dem Grab von Planig bei Kreuznach um 525.
|
- VI-VII_035b_bz VI-VII_035a_bz 25-30 mm Riemen (braun/natur/rot) Befestigung mit Hafte montiert 99,00 EUR |
|
|
-- Von Byzanz in den Raum Rhein, Main, Donau
Schnallen nach Typ Sucidava mit festem Beschlag in Durchbruchornamentik stammen aus dem oström Reich mit weiter Verbreitung auf dem Balkan und streuen bis in den Raum nördlich der Alpen, Fund z.B. in Kumpfmühl bei Regensburg 2. Hälfte VI. Jh, identischer Fund aus dem langobard. Raum, Mus. Cividale de Friaul. Zungen dazu nicht nachweisbar, hier also ergänzt. |
Auch schlichte nicht durchbrochene Varianten mit festen unterschiedlich geformten Beschlägen landeten in Gräbern nördlich der Alpen, siehe Wölfersheim/Wetterau VI. Jh oder fragmentiert in Nieder-Ingelheim FGr 1, weitere Funde in Krefeld-Gellep oder Feldmoching, Stammheim nördl. Stuttgart, etc etc. Befestigung an Stegösen durch Holzstifte oder Lederschnüre wie in Pleidelsheim, das heißt sie eigneten sich für Trägermaterial Leder und Stoff gleichermaßen. Im FGr Regensburg St. Emmeran aus der 2. Hälfte VII. Jh nicht durchbrochene Variante mit länglicher Bz-Zunge vergesellschaftet. Solche Formen mit festem Beschlag wurden bis ins VII. Jh wohl gerne von Frauen getragen, aufgrund der geringen Abmaße auch als Taschenverschluß verwendet. |
- VI-VII_039b_bz 20 mm Riemen (braun/natur/rot) und mögliche Zunge bz 3,5 x 1,5 cm montiert 79,00 EUR |
|
|
Exkurs: Grabinhalt und Waffenbeigabe {auf Gesellschaftsstruktur FMA übertragen} Tacitus zeichnet in seiner „Germania“ das Bild einer waffenstarrenden kriegerischen Gemeinschaft [Kap 13]. Durch Grabfunde läßt sich das allerdings nicht belegen! Für die Völkerwanderungszeit wird meist voraus gesetzt, dass die führende Schicht nicht nur für den Erwerb, sondern auch zum Erhalt von Gütern und Rechten auf Waffengewalt ausgerichtet war. Die Waffe war Kennzeichen des Freien. Wehrfähigkeit und auch -pflicht war ein hohes Recht. Dabei sollte vermieden werden, dass der Einzelne im Fehdewesen Selbstjustiz übte, Richterämter hatten zentrale Ordnungsfunktionen. Verschriftlichte „Volksrechte“ geben die Sozialordnung wieder, nachdem die Migrationsbewegung abgeschlossen und der Boden verteilt war. Die ältere Forschung sprach von der Kriegspflicht des „Bauern“ im Heerbann, es wäre jedoch besser von „Grundbesitzern oder -eignern“ zu sprechen, denn das verpflichtete zur Teilnahme am Kriegszug. Im günstigsten Fall konnte man auf Beute und Entlohung durch Sachgüter hoffen, einen Sold gab es nicht. Ausreichendes Gesinde (familia) war also notwendig, um bei Abwesenheit des Herrn die Felder zu bestellen. Den Quellen ist zu entnehmen, dass Herrscher fürchteten die Untergebenen werden „unkriegerisch“, wenn sie von den „Früchten der Eroberung“ zu zehren begannen. Mit jeder weiteren Generation wurde der Kriegsdienst zur unliebsamen Pflicht, wie es Geiserich für seine Vandalen kritisch beobachtete [Prokop Vandalenkrieg III, 4]. Jungmannschaften für Beutezüge zu finden war sicher möglich, aber es handelte sich ja um den Heerbann der Freien. Die Aufbaugeneration wusste wofür sie stritt, aber das verlor sich mit den Jahrzehnten. Es ist wohl immer schwerer Dinge zu erhalten, als sie mit Elan neu zu erschaffen. Welches Indiz weist denn auf die „waffenführende Gesellschaft“ hin, die Beigabe einer Waffe im Grab oder gerade ihr Fehlen? Die Waffenbeigabe, das Hergewäte, war über lange Zeit keineswegs selbstverständlich und in manchen Gegenden sogar vollkommen unüblich, wie bei sächs. Brandbestattungen bis zum V. Jh oder vorher in der Wielbark-Kultur im Weichselraum, die nach alter Lehrmeinung den Goten zuzurechnen ist.[8] Auch als jene sich auf röm Territorium in Gallien, Italien und Spanien niederließen, gingen sie der Waffenbeigabe nicht nach, eine Folge der häufigen Ortswechsel oder der Romanisierung? Im ostgot. Italien erließ Theoderich ausdrücklich ein Verbot [MuK, S. 16]. Im fränk., alamann., baiuwar. und thüringischen Raum hing man der Beigabensitte an, wobei höchstens 2 bis 5 % der Gräber eine volle Waffenausrüstung oder gar eine Spatha als Beigabe enthielten [AlaO, S. 123]. Darin ließ sich der Adelige, der Gefolgsherr, bedingt der Grundbesitzer, der Freie erkennen, der im Leben wie im Tod umgeben war von seinem Haushalt, dem Gefolge, den Halb- oder Unfreien (familia). In Ostrom war ein spatharius bei offiziellen Anlässen der „Schwerthalter“ seines Herrn und von so hohem Rang, dass man ihm Gesandtschaften anvertraute [Annales Bertiniani 839AD]. Einfache Gräber enthalten zuweilen Axtkopf, Lanzenspitze oder Saxklinge, mglw der Hinweis auf einen Gefolgsmann? Häufiger finden sich Keramik oder geschlechtsspezifische Gebrauchsgegenstände. Bei einst reich ausgeführten Bestattungen mag Grabraub den Blick auf die Quellen verzerren. In erster Linie zielte diese Tätigkeit auf Schmuck und Luxusgegenstände ab, vielleicht auf kostbare Spathen oder Helme? Lanzen, Ango-Wurfspeere oder Schilde werden im intakten Zustand unmöglich durch schmale Raubschächte zu entwenden gewesen sein. Brandbestattungen schlossen großformatige Gegenstände nicht vollends aus, wie bei offener Brandschüttung oder Grubengrab mit Aschedeponierung. Manche Objekte wurden unter Urnen oder deformiert darin geborgen, was bizarre Formengebungen archäologischer Funde erklärt. Das ungestörte Körpergrab eines Mannes wird in der Regel durch bestimmte Nutzgegenstände, im allgemeinen Keramik, speziell durch Feuerstahl, Messer, Wetzstein, Rasiermesser, Kamm, Metallfragmente oder Gürtelteile charakterisiert. Waffengräber enthalten Lanzen- oder Speerspitzen und Äxte, nicht zwingend als „Streitäxte“ zu bezeichnen, denn Holzspaltwerkzeuge standen quasi in jedem Haushalt zur Verfügung und erfüllten ihre Funktion als „Schildbrecher“ durchaus. Die Deponierung im Grab räumt diesem „Werkzeug“ jedoch eine Sonderstellung ein. Die „Franziska“ war eine spezielle Form der Distanzwaffe und kein gewöhnliches Werkzeug – jedem, dem es vergönnnt war eine gut geschäftete Wurfaxt zu begutachten weiss, „dass sie förmlich aus der Hand will“. Im begrenzten Zeitraum finden sich einschneidige Klingen (Saxe), selten Pfeilspitzen oder Schildbuckel und nicht weniger selten zweischneidige Klingen (Spathen) sowie Zaumzeug mit Reitausrüstung (Sporen, Steigbügel, etc), Kennzeichnen von Fürsten oder Gefolgsherren.[9] Vom VI. bis in die erste Hälfte VII. Jh finden wir bei waffentragenden Männern oft mehrteilige Leibgürtelgarnituren, häufig Eisen tauschiert, sie werden abgelöst durch aufwändige vielteilige Garnituren. Für Spathen wurden eigene Trageeinrichtungen verwendet, anfangs als Schulterriemen nach röm Sitte, dann abgelöst durch die Leibgürtung mit einem variablen Schleppriemensystem, was für einen Schwert tragenden Reiter Sinn macht, vor allem in Kombination mit dem Sax. Denn ein in die Waagerechte gebrachtes Schwert vereinfacht die Handhabung im Sattel, ist aber zu Fuß nicht unbedingt praktisch, so dass eine Verstellmöglichkeit zurück in die Vertikale sinnvoll erscheint. Dazu diente der Schleppriemen. Die Aufhängung der Spatha musste diese Bewegung erlauben, wobei eine Hilfskonstruktion mit Bändern und „Pyramidenknöpfen“ vonnöten war [siehe dazu Lüppes 2010]. Das geht wohl auf eine byzant. Tragweise, bzw auf reiternomad. byzant. Auxiliartruppen zurück. Im FMA war es hinzu üblich Pferde nur als schnelle Transportträger zu nutzen, der Kampf fand dann zu Fuß statt, demnach scheint eine flexible Handhabung der Waffen angebracht. Helmfunde sind, nach Wegfall der in Massen produzierenden weström fabricae, in Gräbern selten, beschränken sich auf die Eliten als wertvoller Teil der Ausrüstung und können, wie manch kostbare Schwerter oder verzierte Lanzenspitzen zuweilen auch als „Opfer-/Gewässerfunde“ auftreten. Helme des VI./VII. Jhs stammen vielfach aus der ostgot.-byzant. Sphäre. Die oben angedeutete Reihenfolge der Waffentypen wird in der Regel als Ausdruck einer sozialen Hierarchie in Kombination mit unterschiedlich wertigen Metallen verstanden. Manchmal ist die Entwicklung von einzelnen Typen, wie vom Kurz- über Schmal-, zum Breit- und Langsax oder die Kombination der Waffen für eine chronologische Abfolge von Belang. Dabei wird deutlich, dass Änderungen spätestens mit jeder zweiten Generation einsetzten, ein Hinweis auf neue Kampftaktiken oder Bedrohungsszenarien, auf die man reagieren musste! Auch bei Frauengräbern ist an der Wertigkeit und Häufigkeit beigegebener Fibeln, Gürtel(-gehänge) oder zeitlich begrenzte Wadenriemengarnituren der späten MWZ eine soziale Hierarchie erkennbar. Schmuckformen hielten sich dabei selten über mehrere Generationen. Frauengräber schienen stark von Modetrends geprägt zu sein. In Mengen/Breisgau wandelten sich Ausstattungen vom VI. zum VII. Jh deutlich, Objekte, die urspl. der Oberschicht vorbehalten waren, wie z.B. Ohrringe, best. Amulettformen, fanden sich nun in breiter Streuung [WaMe, S. 58]. Nach streng wissenschaftlichen Publikationen beschränkt sich die Masse der Frauengräber auf wenige Beigaben, meist Keramik, Kämme aus Bein, Spinnwirtel, wenig Schmuck, wie Perlen oder Nadeln, manchmal nur einfache Ringe, Eisen- oder Buntmetallfragmente, deren Nutzen oft unbestimmt bleibt. In populären Veröffentlichungen werden meist beigabenreiche Frauengräber der Oberschicht mit Edelmetallschmuck, wie Fibeln, Ohr- und Fingerringe oder Armreifen, Taschen, Ketten, Amulettkapseln, Wadenriemen und waffenstrotzende Männergräber exemplarisch herangezogen, der Rest ist ziemlich langweilig und würde niemand in eine Ausstellung ziehen oder eine dieser Publikationen erwerben lassen. Wir sollten uns aber immer die Besonderheit dieser Gräber vergegenwärtigen. Sie sind nicht typisch für die Masse der frühmittelalterlichen Gesellschaft, sondern nur für deren soziale Spitze, die Führungsriege und unmittelbar Untergebenen! |
|||
|
|
|||
VI - VII |
4. Rekonstruktion zur mittleren MWZ VI./VII. Jh Kennzeichen für den Wandel in Männergräbern ist der Wechsel in der Bewaffnung von Ango und Axt hin zum Sax. Zum Ende des VI. Jhs wurden Gürtel aufwändiger mit Schnallen-, Gegen- und manchmal Rückenbeschlag, oft aus Eisen mit tauschiertem Silber, bzw Messing und teilweise mit Riemendurchzügen aus Eisen oder Bronze. Sie werden als Saxhalterung gewertet und als Hinweis auf die Waffe, wenn das Grab gestört wurde und der Sax fehlt. Auch eine Taschenhalterung wäre möglich, also für Dinge, die man an- und ablaschen wollte. Gräber der Elite verzeichnen einen Wechsel in der Spatha Tragweise. Bei Langobarden konnte man beobachten, dass sie bereits seit der 2. Hälfte VI. Jh die Spatha nicht mehr am Schulterriemen trugen, sondern um die Hüfte geschnallt mit Schleppriemen als Hinweis auf den Reiter, Zieren mit Rechteckbeschlägen und Tierornamentik oder anthropomorphen Darstellungen häufig [Menghin, Langobarden, S. 171]. Schulterschwertriemen kamen aber nicht vollends aus der Mode und hielten sich, sowohl im Nordischen, als auch in Byzanz bis ins XII. Jh (Abb auf Kästchen in Süditalien), sind genau genommen noch bis ins SMA gebräuchlich. Zu den Kategorien A-E im Detail: Gesellschaftsstrukturen des FMAs |
|||
- Raum Lippe, Ruhr, Rhein, Mosel, Main, Neckar, Donau -Aus den ersten Jahrzehnten des VII. Jhs. Trage-Varianten für die Lederzunge [Detailbild rechts] oder: Leder noch nicht abgedunkelt |
- VII_060_bz_S_bz [S = Strichzierniete] Befestigung wahlweise durch Kugelkopf-, Perlrand- oder Strichzier-Nieten me oder bz mit Gegen-, aber ohne Rückenbeschlag (Lederbreite 30 bis 45 mm auf Wunsch, schmal siehe unten) montiert 145,00 EUR |
|||
|
- Raum Lippe, Ruhr, Rhein, Mosel, Main, Neckar, Donau Schlichte unverzierte Schnallenbügel z.B. in Beckum oder Leihgestern IV/Wetterau um 600 und Eichstetten/Breisgau Gr 91 sowie Mengen/Breisgau Gr 10B noch bis ca. 670 |
- VII_063_vz_S_me [S = Strichzierniete, Detailbild: P = Perlrandniete] Befestigung wahlweise durch Kugelkopf-, Perlrand- oder Strichzier-Nieten me oder bz mit Gegen-, aber ohne Rückenbeschlag an 30 bis 45 mm Riemen (braun/natur/rot) montiert 165,00 EUR |
||
|
- Raum Lippe, Ruhr, Rhein, Mosel, Main, Neckar, Donau Falls keine Eisengarnituren vorliegen, finden sich Bz-Formen, teilweise verzinnt. Sie unterscheiden sich geringfügig in der Form der Beschlagplatten, Bügelzier oder verwendeten Befestigungsnieten, gegen Mitte des VII. Jhs nicht selten in bicolor. Gürtelbreiten lassen sich aus Rückenbeschlägen ableiten, wenn welche vorhanden sind. Oft waren Rückenbeschläge erheblich breiter als die Schnallendurchzüge! |
- VII_060_vz_K_me [K = Kugelkopfniete] Befestigung wahlweise durch Kugelkopf-, Perlrand- oder Strichzier-Nieten me oder bz mit Gegen-, aber ohne Rückenbeschlag an 30 bis 45 mm Riemen (braun/natur/rot) montiert 165,00 EUR |
||
|
- Raum Lippe, Ruhr, Rhein, Mosel, Main, Neckar, Donau Abb. zur Tragweisen mit doppeltem Dornstich, auch schmaler „Überfang“ möglich. Es gibt Schnallen aus der RKZ deren massive Dorne diese Befestigungsart vermuten lassen (Snartemo Gr 5), in der MWZ aber nicht zwingend. |
- VII_060_vz_P_me [P = Perlrandniete, Detailbild: S = Strichzierniete] Befestigung wahlweise durch Kugelkopf-, Perlrand- oder Strichzier-Nieten in me oder bz mit Gegen-, aber ohne Rückenbeschlag an 30 bis 45 mm Riemen (Lederbreite auf Wunsch) montiert 165,00 EUR |
||
- VII_070_bz |
- VII_070_bz |
- VII_060_bz [Tragweise mit „Überfang“] |
||
Riemendurchzüge (jeweils Schnalle linke Hand) für den Sax können optional gesetzt werden. Schlichte Formen, wie die hier verwendeten, sind z.B. aus Beckum 600c oder Altheim Saar-Pfalz-Kreis Gr 2, ähnlich aus Mengen/Breisgau Gr 516, Stetten Ende VII. Jh, Zorneding Gr 9 und München-Aubing Gr 131 bekannt. |
||||
|
- „Neustrien“ und „Austrien“ mit Raum Rhein, Unstrut, Main, Neckar, Donau Schmale trianguläre Gürtelbeschläge aus Bronze haben ein Verbreitungsgebiet von Nordfrankreich (m. kreuzstrichverzierter Niete z.B. in Trouans) über den Rhein-Main Raum bis nach Thüringen (Alach, Kr. Erfurt) und Süddeutschland gegen Mitte des VII. Jhs Rückenbeschlag zu VII_070_bz |
- VII_070_bz_S_bz [S = Strichzierniete bz] Befestigung wahlweise durch Kugelkopf-, Perlrand- oder Strichzier-Nieten me oder bz mit Gegen- und Rückenbeschlag an 30 bis 40 mm Riemen (braun/natur/rot) montiert 165,00 EUR |
||
|
- „Neustrien“ und „Austrien“ mit Raum Rhein, Unstrut, Main, Neckar, Donau Manche Ausführungen gegen Jahrhundertmitte zeigen schmale Bandmuster in Verbindungen mit einem frühen Tierstil. Nieten Messing oder Bronze [Detailbild]. Rückenbeschlag zu VII_073_bz |
- VII_073_bz_K_me oder bz [K = Kugelkopfniete_me und Detailbild: K = Kugelkopfniete_bz] Befestigung wahlweise durch Kugelkopf-, Perlrand- oder Strichzier-Nieten me oder bz mit Gegen- und Rückenbeschlag an 30 bis 40 mm Riemen (Lederbreite auf Wunsch) montiert 165,00 EUR |
||
|
- „Neustrien“ und „Austrien“ mit Raum Rhein, Main, Donau -Wende VI./VII. Jh begannen Frauen im Westen des Frankenreichs aufwändige Gürtelgarnituren zu tragen wie sie anfangs wohl aus Burgund übernommen wurden (bekannt Kgn Arnegunde gest 584). Wohlhabende Schichten ahmten dies nach, siehe fränk. Gräberfeld Westheim FGr155. Auch aus dem bauiwarischen Raum gibt es erste Beispiele, siehe Peigen nahe der Isar. Die Variante rechts im Tierstil II aus der 2. Hälfte des VII. Jhs. Manchmal können sich Ausgräber nicht vorstellen, dass Frauen Schnallen mit Gegenbeschlag trugen und sie werden, wenn sie geringe Maße haben, als Schuhschnallen angesprochen, auch wenn sie im Oberkörperbereich liegen, wie in FGr749 in Mengen/Breisgau. |
- VII_045_bz_K_bz [K = Kugelkopfniete] Befestigung wahlweise durch Kugelkopf- oder Strichzier-Nieten mit Gegen-, aber ohne Rückenbeschlag an 30 mm Riemen (braun/natur/rot), montiert 129,00 EUR |
||
|
für C / D / E siehe schlichte Bronze- und Eisenschnallen unten |
|||
|
Exkurs: Reitergräber [Fortführung von Aufbau schwerer röm Kavallerie] Diverse Germanenstämme, wie Vandalen, Thüringer, Gepiden, Goten, Heruler, Taifalen, Skiren oder Rugier hatten im V. Jh intensive Berührung mit den Hunnen, ablesbar an Grabbeigaben, die sich in dieser Form bei eher westlich siedelnden Stämmen (Sueben, Markomannen, Quaden) nicht zeigten. Reitelemente wurden übernommen und das Geschmacksempfinden im Handwerk sowie Bestattungssitten angeglichen. Auch Schädeldeformierungen bei germanischen Frauen läßt sich ursprünglich auf Reitervölker zurückführen, siehe das Grab an der Ilmfurt bei Oßmannstedt/Thüringen aus der 2. Hälfte des V. Jhs von ostgot-reiternomadischem Einfluß, mit Almandinadlerfibel, gold. Almandinschnalle, hunnischem Bronzespiegel, etc [UFTh, S. 146f]. Ostgermanische Stämme gelten als Mittler des „polychromen Stils“ in Verwendung des Almandins. Der Ursprung war Ostrom mit seinen Werkstätten rund um das Schwarze Meer, griechischer Einflußbereich. Das Präsentationsgehabe des Kaiserhofs färbte ab auf barbarische Fürsten, sichtbar an gepidischen gehobenen Grabausstattungen u.a. mit kostbarem Tafelgeschirr aus der 2. Hälfte des V. Jhs in den Gräbern von Apahida/Ungarn. Durch das Bündnis mit Ostrom war im VI. Jh das Frankenreich Adressat solcher Luxusobjekte, Details oben Franken. Nach Zerfall der hunnischen Macht veränderten in der 2. Hälfte des VI. Jhs einfallende Awaren die politischen Verhältnisse in Südosteuropa. In langen Wanderungsprozessen waren Langobarden von der Elbe bis an die mittlere Donau gezogen, halfen als Verbündete bei der Zerstörung des Ostgotenreichs in Italien, machten sich dann selbständig und übernahmen 568 ohne Einwilligung Ostroms Gebiete in Norditalien.[10] Slawische Stämme rückten seit geraumer Weile westwärts Richtung Elbe und gen Süd über die Donau und begannen auf dem Balkan zu siedeln. Um Tribute zu erpressen richteten Awaren mit unterworfenen Slawen ihre Bestrebungen vornehmlich gen Konstantinopel, typische Verhaltensmuster nomadischer Völker mit an sie grenzenden sesshaften und staatlich organisierten Gemeinwesen, wenn sie ihre angestammte Lebensweise aufgaben und dem Kriegshandwerk einen höheren Stellenwert einräumten. Es bildeten sich hierarchische Strukturen mit materieller Abhängigkeit von den Ressourcen sesshafter Kulturen, um Machtverhältnisse aufrecht zu erhalten - ein spannungsgeladenes Beziehungsgeflecht [siehe nachfolgende Seite Nomaden]. Zur Vermeidung eines Zweifrontenkrieges leistete Ostrom Tributzahlungen an die Awaren des Donauraums, da es im Vorderen Orient militärisch gebunden war. Persisch-iranische Sassaniden hatten die reichen Provinzen Syrien und Ägypten erobert. Nachdem Konstantinopel die Kontrolle über den Raum zurück erlangte, erschienen in der 1. Hälfte des VII. Jhs die Reiter unter der grünen Fahne des Propheten, davon profitierend, dass sich die beiden großen Kontrahenten in den langen Auseinandersetzungen erschöpft hatten. Durch die oben erwähnten Kontakte zur nomadischen Welt besassen ostgermanische Stämme Erfahrungen in der Pferdezucht, so die Thüringer, deren gute Pferde Vegetius lobte [UFTh, S. 141], seit den 530er Jahren den Franken tribut- und gefolgepflichtig. Prokop erwähnt zu den Goten, dass sie nicht nur Reiter, sondern auch ihre Pferde nach nomad. und byzant. Vorbild panzerten. Er bezeichnet die Vandalen ebenso als versierte Reiter, da sie mit nomadischen Alanen nach Nordafrika gezogen waren, dort behend agierende Berber abzuwehren wussten und nach ihrer vernichtenden Niederlage 533/34 gegen Belisar aus den Überlebenden fünf Reitereinheiten gebildet wurden, um im Dienst Konstantinopels an dessen Ostfront zu kämpfen.[11] Im vorderen Orient nötigten seit Jahrhunderten Parther/Sassaniden ihre Gegner Prozesse der Angleichung in Ausrüstung und Taktik vorzunehmen. Während Nomaden eher leichte Bögen mit hoher Reichweite nutzten und im Galopp schossen, setzten Sassaniden und Oströmer auf schwere Bögen mit hoher Durchschlagskraft, wobei das Pferd stand. Sättel mit Holzkonstruktion (Typ Wesel-Bislich) und Steigbügel waren hilfreich, da letztere nicht nur dem Reiter lange Distanzritte angenehmer machten und einen sicheren Schuß ermöglichten, sondern gepanzerten Reitern halfen überhaupt in den hohen Sattel zu kommen. Awaren hatten wohl diesbzgl im VI. Jh eine Mittlerrolle inne. Die steigende Bedeutung des Reiters in den Heeren läßt sich anhand erhaltener Ausrüstungsteile in nordital Gräbern erahnen durch Vermittlung nomad. oder oström. Elemente an die Langobarden, dazu zählen auch vielteilige Gürtelkombinationen. Nördlich der Alpen begannen sich die Grabbeigabenkombinationen erst nach den zweiten fränkischen Italienkriegen zw 569 bis 591 unter Beteiligung alamann. und baiuwar. Kontingente mit zeitlicher Verzögerung zu wandeln, indem das Pferd, neben Brünne, Helm, schwerer Reiterlanze, Zaumzeug und Sporen regional unterschiedlich einen neuen Stellenwert bekam. Bereits im V. Jh waren Reitzubehör und Pferdegräber Statussymbol einiger weniger hochrangiger Personen, siehe Childerichgrab mit thür. Element in Tournai 482. In fränk. Regionen könnte das Pferdezubehör im Grab ein Hinweis auf die Größenordnung des verwalteten Gutes und daran geknüpfte Gestellung im Kriegsfall sein, wie im Grab 1782 von Krefeld Gellep um 525 mit Knaufringspatha. In der älteren MWZ war Reitzubehör in den Gräbern allerdings noch nicht weit verbreitet, siehe das Fehlen in Planig bei Kreuznach an der ehem. röm Fernverbindung von Bingen auf Speyer oder in Flonheim bei Alzey. Zur Abwehr der fränk. Invasion in Thüringen 531 wird jedoch erwähnt, dass die Verteidiger spezielle Vorkehrungen gegen die fränk. Kavallerie trafen. Nach den Kriegen der Franken in Norditalien leisteten unterworfene Langobarden bis 618 Tribute, damit könnten Ausrüstungsteile und auch Pferde über die Alpen gelangt sein. Denn im VII. Jh zeigten fränk. Gräber deutlich höhere Anteile an Reitgeschirr, siehe die Separatgrablegen von Pfahlheim oder Niederstotzingen um 600 als fränk. Herren-Gräber an Königshöfen und strategischen Orten im besetzten Alamannien, die auf Franken und „einheimisch Kollaborierende“ zurück gehen dürften, ähnliche Situation im besetzten Thüringen. Aus fränkischem Kernland wäre Windecken/Wetterau um 675 zu nennen. Nach den Klassen der langobard. Heerschildordnung des Kgs Aistulf (reg 749-756) hatten Freie sowie Händler mit Pferd, Lanze und Schild anzutreten, reiche Grundbesitzer und vermögende Händler gepanzert beritten. Vermutlich haben nicht die Araber selbst, aber die gemeinsame Abwehr von Franken und Langobarden zur Zeit Karl Martells auf die Entwicklung hin zu einer fränk. schweren Kavallerie gewirkt. Spätestens mit der Eingliederung langobardischer Verbände nach der Eroberung Norditaliens durch Karl I. (d Gr) Ende des VIII. Jhs erhielt die fränk. Reiterei einen Qualitätsschub, der es u.a. ermöglichte die Awaren zu schlagen, deren Herrschaft durch Aufstände geschwächt war. Es bedurfte Erfahrungen in der Zucht einer kräftigen Pferderasse, welche Panzerreiter überhaupt zu tragen vermochten. Was nicht einfach war, wenn die Gegenseite genügsame Steppenpferde oder agile „Araber“ nutzte. Mehrfach wurden Zwänge zu „militärischen Umwälzungen (Revolutionen)“ durch die Berührung mit mobil agierenden Reitervölkern ausgelöst. Im Westen war es aber bis ins HMA nicht unüblich Pferde nur als Transportträger für die Gepanzerten zu nutzen, welche dann den Kampf in Formationen zu Fuß führten, abhängig von der taktischen Lage. Reitausrüstung blieb Prestige- und Statussymbol, am Wandel der Eliten-Ausrüstung in allen Winkel Europas zu verfolgen, bis ins angelsächs. England oder nach Skandinavien, dort mit insularen und kontinentalen Einflüssen zur Vendelzeit. |
|||
VII - VIII |
5. Rekonstruktion zur späten MWZ 2. Hälfte VII. bis Anf. VIII. Jh Gürtel hatten bei Reitervölkern einen hohen Stellenwert, da sie nicht nur die Klappenröcke schlossen, sondern durch angenietete Nebenriemen mit Zungen auch Teile der Bewaffnung oder den Bogenköcher und weitere Gegenstände angelascht hielten, für ein „Leben im Sattel“ praktisch. Bei reiternomad. Auxiliareinheiten im oström Reich fanden sie bereits seit geraumer Weile Verwendung und archäologische Funde dokumentieren deren Stationierungsorte. Durchzüge übernahmen die gleiche Haltefunktion, wenn sich der Riemen am zu tragenden Objekt befand. In der ersten Hälfte des VII. Jhs tauchen vielteilige Gürtelkombinationen als Reiterausstattung auch nördl. der Alpen auf, zunächst im baiuwarischen und alamannischen Raum, dann im fränkischen bis zum Mittelrhein. Aufgrund der Formen läßt sich der Ursprung bei den Langobarden festmachen, welche bis 568 im Donauraum reiternomadischen Einflüssen ausgesetzt waren. Durch milit. Auseinandersetzungen, aber auch Verwandtschaftsbeziehungen, ergaben sich Kontakte über die Alpen. Teilweise führten Riemenschieber den Hauptriemen zur Seite. Schmale Schieber wurden meist an Sporenriemen verwendet und sind ebenso gut nachzuweisen. Sie sollten sich später auch in nordischen Gräbern (Birka, Rimsby) zeigen. Zum VIII. Jh hin wurden Gürtel deutlich schlichter, als reduzierte Derivate vielteiliger Garnituren, oft nur noch mit Gürtelzunge am Riemenende ohne weitere Beschläge. In dieser Form auch von Frauen getragen. |
|||
|
- Raum Rhein, Main, Neckar - Die meisten baiuwarischen vielteiligen Garnituren waren aus Eisen, Buntmetallausführungen eher in den fränk.-alamannischen Grabausstattungen der 2. Hälfte des VII. Jhs. Die Hauptriemenzunge und Beschläge aus Bz nach Stammheim Gr 66 (Raum Calw), Nebenriemenzungen orientieren sich an Funden aus Ulm, ähnlich z.B. auch in Krefeld-Gellep, einzeln auch in Oberndorf-Beffendorf Gr70 oder München-Aubing, dort aber Eisen. Solche Zungentypen sind auch in Frauengräbern anzutreffen als Bestandteil von Wadenriemengarnituren. Nebenriemen absichtlich lang gelassen, um die Möglichkeit zu nutzen Utensilien wirklich anzulaschen, wie östlichen Quellen zu entnehmen, wird sie nicht genutzt, können die Riemen kürzer ausfallen und dienen rein dekorativen Zwecken. |
- VII_090_bz (Reitergürtel vielteilig) 30 mm Riemen (braun/natur/rot) mit Riemenverbindern_bz und verzierten Zungen_bz [siehe auch Detailbild]. = Reitergürtel grundsätzlich gehobene Preisklasse durch die zahlreichen Metallteile = |
||
|
- Rhein, Main, Neckar, Donau noch unverzierte Zubehörsätze Wadenbinden- und Spathagarnituren für die 2. Hälfte des VII. Jhs |
- VII_076_bz (Reitergürtel Spathagarnitur mit Schleppriemensystem) mit Scharnier für den Schnallenbügel, statt der oben genutzen Laschenkonstruktionen des VI./VII. Jhs. = auf Anfrage, da die Anzahl der zu verwendenden Zubehörteile abzustimmen ist (auch „Pyramiden“ mgl) = |
||
|
- überregionale Verbreitung Schnallen mit „hohem Rahmen“ waren in der späten MWZ eine geläufige Form und Funde streuen breit vom Niederrhein über Main, Mosel bis in den Donauraum. Sie sind bis in die Karolingerzeit nachweisbar, siehe Münster Anf IX. Jh, Slowakei (Mährerreich) und in slaw. Siedelgebieten südl. des Thüringer Waldes im IX. Jh, kleinere Ausführungen an Sporengarnituren. Zungen mit Punzverzierungen finden sich häufig an Wadengarnituren, aber in einigen Fällen auch als Hauptriemenzunge bei Gürteln. Nicht weniger häufig waren Kreisaugenverzierungen, z.B. in Krefeld-Gellep Ende VI. Jh, Grab unter dem Dom zu Eichstätt und eine etwas gekürzte Variante in Gr10 von München-Aubing. |
- VII-VIII_011f_bz 25 mm Riemen (braun/natur/rot) und Zunge mit Punzreihe montiert 129,00 EUR |
- VII-VIII_011a_bz 25 mm Riemen (braun/natur/rot) und Zunge mit Kreisaugenverzierung montiert 129,00 EUR |
|
- überregionale Verbreitung --Schnallen mit „vorgezogenem Dornrast“ gehen vielfach auf Reitervölker zurück. Funde in unserem Raum z.B. eiserne tauschierte Variante vom Ufer-Handelsplatz in Mainz. Facettierte Zungen mit leicht eingezogenen Schmalseiten enden abgerundet oder spitz zulaufend. Letzere sind zuerst bei Sassaniden nachweisbar. Nördl der Alpen z.B. spitze Form in Gr6 Überauchen um 700. Rundliche Formen finden sich bei Langobarden in Italien, die sie, wie Heruler und Gepiden, im Donauraum kennen gelernt haben und bei vielteiligen Gürtelkominationen Verwendung fanden. Aus dem fränk-baiuwar Raum, z.B. Gr20 in Iffezhem bei Rastatt, Gr1360 in Altenerding mit einer leichten Randzier um 600, Gr32 in Peigen nahe Isar, FGr28 des baiuw Gräberfelds von Breitenschützing-Schlatt in Austria, Gr428 in München-Aubing als Einzelfund aber mit Hinweis auf eine vielteilige Garnitur oder Gr387 in Straubing Bajuwarenstrasse mit Zier.. [verzierte Formen und baltische Zungen umsetzbar] |
- VII-X_013c_bz 20 mm Riemen (braun/natur/rot) und schlichte lanzettförmige Zunge_bz montiert 99,00 EUR |
- VII-VIII_010c_bz 20 mm Riemen (braun/natur/rot) D-förmige Schnalle mit kurzem Blech [Abb ähnl.] und Zunge spitz oder abgerundet [vielteilige Garnitur umsetzbar] |
||
|
- Von Byzanz über Italien in den Donau-Raum - Rechts byzant. Schnallentyp mit festem Beschlag und Durchbruchornamentik seit dem VI. Jh im gesamten Mittelmeerraum verbreitet, auch Italien (Langobarden). Schnalle rechts aussen mit verziertem Scharnierbeschlag ähnlich zu Fund aus spätawarischem Gräberfeld von Szekkutas, Hodmezövasarhely und aus langobard. Gräbern. Solche Schnallen werden teilweise als byzant. Auftragsarbeiten für die Märkte benachbarter Anrainervölker gewertet. [vielteilige Garnitur mgl] |
- VII-VIII_002b_bz 20 mm Riemen (braun/natur/rot) und mögliche Zunge_bz 5 x 1,5 cm montiert 99,00 EUR |
- VII-VIII_001d_bz [Detailbild VII-VIII_001b] 20 mm Riemen (braun/natur/rot) und mgl Zunge_bz 3,5 x 2 cm [Detail Zunge alternativ] montiert 99,00 EUR |
|
|
- Raum Rhein, Lippe, Donau / Skandinavien: Vendelzeit Zungen dieser ausschwingenden Form finden sich meist ohne Verzierung als Gürtelobjekte in der MWZ. Der Ursprung lag bei Zaumzeugbeschlägen der Reiternomaden, Vermittlung wohl über den langobard. Raum, nördlich der Alpen Fund in Gr17 von Beckum I, um 575 datiert oder Gr34 von Beckum II um 600. Prunkvolle vergoldete Zungen mit Zier im auslaufenden Tierstil II siehe Funde in Krefeld-Gellep, aus Donauwörth oder Regensburg-Bismarckplatz um 600. Bei den gesicherten Funden handelt es sich ebenfalls um Zaumzeugzier, Übernahme in Vendel und Vallstenarum/Gotland um 700. Diese Zeit wird charakterisiert durch mächtige Regionalherrscher mit weitreichenden Handelskontakten.- Bei einer möglichen Verwendung als Gürtelbeschlag wäre die Erklärung, dass ein verdienstvoller Gefolgsmann damit ausgezeichnet worden wäre, ansonsten eben Zaumzeug. |
- VII_012d_bz 15-20 mm Riemen (braun/natur/rot) und mögliche Zunge im Tierstil II (Vendelzeit) montiert 99,00 EUR |
- VII_044d_bz 15-20 mm Riemen (braun/natur/rot) und mögliche Zunge im Tierstil II montiert 99,00 EUR |
|
|
- überregionale Verbreitung - Form extrem häufig, dass Fundorte nicht gelistet. Kein Gräberfeld ohne ovale rundstabige Eisenschnallen. Althergebrachtes Schmelztauchverfahren im flüssigen Zinn als Weißmetallüberzug, wie häufig überliefert. |
- 25 mm Riemen ohne Zunge angenäht 55,00 EUR |
- Eis_30 oval rundstabig ws 30 mm Riemen (braun/natur/rot) ohne Zunge angenäht 65,00 EUR |
|
|
- überregionale Verbreitung
Einfache ovale meist rundstabige eiserne Schnallen finden sich in Männer- und vor allem in Frauengräbern, manchmal mehrere unterschiedliche Größen von 2 bis 4 cm in einem Grab, wie in FGr 10 u 26 von Ober-Ingelheim. |
- Eis_20 oval rundstabig 20 mm Riemen (braun/natur/rot) ohne Zunge angenäht 39,00 EUR |
- Eis_30 oval rundstabig 30 mm Riemen (braun/natur/rot) ohne Zunge angenäht 55,00 EUR |
|
|
Exkurs: Tierstil II {im Aufbau} Der Kerbschnitt und vor allem der motivisch eng begrenzte Tierstil I seit dem V. Jh, mit seinen abstrahierenden ornamentalen Tierfiguren, wurde angeregt durch naturalistisch anmutende spätröm Tierdarstellungen, wie Löwen, Hippokampen und diverse Fabelwesen, bsplw auf Gürtelgarnituren, die im Barbaricum durch das Soldwesen Verbreitung fanden. Aus dem plastischen röm Stil wurde ein verflachter german Stil mit seitlich im Profil und im Rahmen angeordneten abstrahierenden Tierformen. Doch beschränkte sich die Motivik nicht auf Tierfiguren allein, sondern geometrische Muster, Flecht- und Schlingbänder oder florale Elemente wurden ebenso aus der röm Kunstwelt übernommen, siehe als beispielhafte Anleihen spätantike röm Mosaike. Das prägte den Tierstil II seit dem auslaufenden VI. Jh ... {weiter Menghin, Tauschierarbeiten der MWZ, S. 35-64} |
|||
|
|
|||
VII |
7. Gehobene Frauenausstattung: Zierscheiben VII. Jh Rund 1000 (!) Zierscheiben wurden in West- und Mitteleuropa bislang gefunden, vereinzelt auch in Skandinavien, es gibt nur wenig gleiche. In Gräbern sind sie zuweilen von einem Umfassungsring unterschiedlichen Materials umgeben, welcher Analysen zufolge auch aus kostbarem Elefantenelfenbein bestehen konnte, ein Hinweis auf den Import dieses Artikels aus dem byzantinischen Wirtschaftsraum. Nach Grablage finden sich Zierscheiben in recht unterschiedlicher „Körperhöhe“, vom Beckenbereich knapp unterhalb des Leibgurts (tendenziell in westlichen Gebieten), über Funde in Kniehöhe, wie in Krefeld-Gellep Grab 2743, bis hin zu recht tiefen Positionen unterhalb des Knies, was eher typisch für den alamannisch-baiuwarischen Raum ist. Dadurch, dass sie immer aus Bronze gearbeitet sind, auch wenn andere Teile der persönlichen Ausstattung aus Silber waren, ist mglw eine verdeckte Tragweise zu folgern, z.B. als Stabilisierung eines Taschendeckels. Sie könnten Amulettcharakter ausschließlich für die Trägerin gehabt haben und wurden deshalb nicht offen gezeigt. Die Frage nach Gürtelziergegenstand oder Taschenverschluß, bzw Zier auf einem Taschendeckel, ist in der Forschung umstritten [siehe auch J. Drauschke, Zur Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ der MWZ in Nordwesteuropa, in: Zwischen Spätantike und FMA, RGA-E Band 57, S. 367-423]. |
|||
|
- „Austrien“ mit Raum Rhein, Unstrut, Main, Neckar, Donau Zierscheibe rechts ähnlich in Aichach, 2. Hälfte VII. Jh, Schlangen-Dreierwirbel Fund in Raesfeld/Niederrhein und Variante im RG-Mus Köln, FO unbekannt. Die Schlange stand nicht selten im Zusammenhang mit Bestattungsriten, denkt man an die Holzsärge im alamannischen Zöbingen, von denen jeder zweite ein Schlangensymbol trug. War die Schlange Zeichen der Unsterblichkeit wegen der Häutung oder Erdverbundenheit, Schutz und Hut von Dingen, die im Boden verborgen...? |
- VII Zierscheibe 02_bz Durchmesser 5 cm 15,00 EUR |
- VII Zierscheibe 01_bz Durchmesser 6,5 cm 15,00 EUR |
|
|
- „Austrien“ mit Raum Mosel, Rhein, Neckar
Zierscheibe ähnlich zu dem eis si tauschiertem Fund von Fort St. Vincent VII. Jh, ansonsten aus Bronze in Meckenheim, Rhein-Sieg Kreis oder ala. FO Schaan/Raetien in Süddtld |
- VII Zierscheibe 04 als Anhänger [Zamak] Durchmesser 4 cm 10,00 EUR |
- VII Zierscheibe 03 [Zamak] Durchmesser 4 cm 10,00 EUR |
|
|
Zeitenwanderung - "Die Alamannin": ...Sie war ein Geschenk, in ihre schönsten Kleider gehüllt, die Augen geschminkt, silberne Fibeln sassen an den schmalen Schultern, die Haare hatte man ihr in fremder Art hochgesteckt, durch Nadeln gehalten, einen roten Seidengürtel umgebunden, wohl hier Sitte und Brauch... - |
|||
|
8. Fibeln gehobener Ausstattungen VI.-VII. Jh [Replikate am Marktstand] |
|||
vC - V |
Die antike Frauenmode nutzte als Peplosverschluß ein Fibelpaar im Bereich der Schlüsselbeine, teilweise durch Zierketten aus Edelmetall verbunden. Kelten und Germanen übernahmen diese Tragweise. Während in der westgermanischen Mode durch den Kontakt zur römischen Kultur die tunica den Peplos ersetzte - Fibeln galten nun vornehmlich als Mantelverschlüsse - hielt sich die Schultertrageweise im nord- und ostgermanischen Raum, nachvollziehbar bei Körperbestattungen, wie in Haßleben, nördl. von Erfurt im III. Jh mit einem kostbaren Fibelpaar. Spätantike Formen könnten auch den Umhang geschlossen haben, implizierten also nicht automatisch den Peplos, wie bei der gotischen Oberschicht mit paarigen Silberblechbügelfibeln, im Westen bis zur Mitte des V. Jhs eher Stützarm-, Bügel-, Armbrust- sowie Gleicharmfibeln. |
|||
|
Zu den Kategorien A-E im Detail: Gesellschaftsstrukturen des FMAs |
|||
|
Bügelfibel mit rechteckiger Zierplatte Funde in Menzelen-Rill bei Duisburg, in Krefeld-Stratum, Köln Müngersdorf und Junkersdorf, Würzburg (FO Theresienklinik), Pfullingen „Entensee“ bei Urach, Lauchheim (Wafu) und Nordendorf bei Augsburg, alle aus der ersten Hälfte VI. Jh, Okarben/Wetterau Grab 11 Mitte VI. Jh, ähnlich Freundorf/NÖ und Täbingen bei Balingen aus der zweiten Hälfte VI. Jh und VII. Jh in Kent/England. |
In der frühen MWZ waren Frauengräber der Oberschicht durch ein kostbares Vierfibelensemble gekennzeichnet. Der Begriff Vierfibeltracht wird absichtlich nicht verwendet, denn von der Lage im Grab ist nicht automatisch auf die Tragweise an der lebenden Person zu schließen. Neben einem paar Kleinfibeln am Oberkörper fanden sich regelhaft grössere paarige Bügelfibeln im Beckenbereich oder am Unterkörper, manchmal in Verbindung mit einer Amulett-/Schmuckkette oder einem Gehängeband, das am Gürtel befestigt sein konnte. In Eichstetten, Gräber 15 u 44 aus dem VI. Jh lagen die paarigen Bügelfibeln knapp oberhalb des Beckens. Die Funktion tief sitzender Fibeln ist umstritten und es gilt als unsicher, ob sie das Über- oder das Obergewand schlossen, vielleicht das Gehängeband fixierten, einen Stoffgürtel, bzw eine Schärpe in Form hielten, oder von den Angehörigen gesteckt wurden, um das Totengewand zu halten?[12] Manchmal haftet ihnen Brettchengewebe an, mglw ein Indiz für den Stoffgürtel oder eine Kantenborte. Die meisten in Gräbern aufgefundenen Fibeln waren aus vergoldetem Silber, verdeutlichen den Rang der Trägerin. Sowohl bei Kleinfibeln, in Form stilisierter Pferde, Vögel, S-förmigen Wesen und zuletzt kleinen Scheiben, manchmal mit Metallketten verbunden, wie in Unterhaching, als auch bei Bügelfibeln, waren die beiden paarigen nicht unbedingt gleichen Typs! Im Grab 1 in Heidenheim-Großkuchen des VI. Jhs befanden sich zwei vergoldete silberne Bügelfibeln unterschiedlicher Form, ebenso im Grab 10 des Gräberfelds I von Frei-Weinheim bei Ingelheim aus der 1. Hälfte des VII. Jhs, in wenigen Fällen wurden silberne mit bronzenen Varianten kombiniert. Die Kleinfibeln wurden in der Regel Stoff schonend mit kleinen Textilschlaufen oder Ösen befestigt [KFM, S, 31ff u AlaO, S. 88ff]. |
||
VII - X
|
Um 600 wurden in der gehobenen Frauentracht nördlich der Alpen regional unterschiedlich die Bügel- und Kleinfibeln durch eine einzelne bis zu 5 cm große Scheibenfibel nach byzant. Modesitte ersetzt. Kontakte nach Ostrom waren vielfältig, neben diplomatischen Geschenken auf direktem Weg, kamen auch Langobarden in Italien als Mittler in Frage, welche Teile dieser Mode nach ihrem Zug aus dem Donauraum übernommen hatten. Im Übergang traten Mischformen von Fibelkombinationen auf, siehe Frei-Weinheim mit Bügel- und Scheibenfibel. Im westlichen Frankenreich (Neustrien) fasste die Sitte der einzelnen Fibel bereits Ende des VI. Jhs, während sie im Mittelrheingebiet und in Süddtld teilweise erst gegen Mitte des VII. Jhs übernommen wurde. Der Norden und Osten Europas folgte erheblich später, letzte Regionen waren zur Mitte des X. Jhs Slawen und die Rus Reiche. An den Scheibenfibeln konnten kugelförmige Amulettanhänger mit Metallketten befestigt sein. Die Verwendung von Perlen zu Strängen oder gestickt auf Gewandung und Gürtel führen auf byzantinische Prunkgewänder zurück. Perlenketten als Halsschmuck bestanden in der frühen MWZ aus grossen und mittleren, in der späten MWZ eher aus kleinen opaken oder transluziden Glasperlen. Auch Bernstein-, Bergkristall und Amethystperlen, Muschelscheiben und gelochte oder mit Aufhängeösen versehene Münzen waren möglich. |
Nach Abbildungen der Einfibeltracht (hier „Stuttgarter Psalter“ 825c) und Befunden der Reihengräberfelder läßt sich folgern, dass Frauen ihre Übergewandung mit Scheibenfibeln unter dem Hals, bzw auf der Brust schlossen. |
||
VII - IX
|
Graf Hunfried II., Mals/Vinschgau |
Während für die RKZ Fibeln , aber auch Dorne, als Bestandteil der Männermode bei Tacitus (Germ Kap. 17) geschildert werden, das sagum (Umhang) zusammenhaltend, wiesen Männerbestattungen in der MWZ kaum Fibeln auf, bislang sind einige wenige Gleicharmfibeln aus Gräbern des VII. Jhs bekannt [Replikate am Marktstand]. Vermutlich verwendete man Knochennadeln oder Bindesysteme, die sich nur schwer nachweisen lassen. Aufgrund der kostbaren Goldbrokatborte, die den Saum des wollenen Umhangs im Männergrab 143 von Greding-Großhöbing schmückte, den man wohl kaum mit Nadeln durchstieß, ist zu folgern, dass er durch Bandknoten zusammen gehalten wurde. Selbst ein comes, Graf (!) trug nach der Abbildung in der Kirche St. Benedikt zu Mals im Vinschgau um 800 seinen Mantel auf der rechten Schulter geknotet, ohne Verschluss durch eine kostbare Fibel. Kombinationen aus beidem scheint sich bei Höflingen auf der Abbildung Karls II. (d Kahlen) in der „Vivianusbibel“ Mitte des IX. Jhs anzudeuten. Bänder als Zierquasten, bzw deren paarweise Abschlussstücke fielen Geijer in Birka auf [Birka III, S. 142]. Der mit hunnischen Zeiten eingeführte Klappenrock bedurfte keiner Fibeln, wie auf vendelzeitlichen Beschlägen dargestellt. Erst für das IX. Jh lassen sich Fibeln für Männer vor allem auf Abbildungen häufiger belegen, siehe Emaille-Fibelreplikate IX.-XI. Jh. |
||
|
|
|
|
|
|
Exkurs 6a: Bronze und Messing von der Spätantike zum FMA Die Schmelze von Kupfer hat ihren Ursprung in Mesopotamien und Kleinasien, das „Know-How“ wanderte bereits vor Jahrtausenden nach Europa. Aufgrund unterschiedlicher Metallerz-Vorkommen entwickelte sich zur Bronzezeit ein überregionaler Handel mit Machtfaktor. Zugaben im Schmelzvorgang mit Anteilen von Zinn und Zink zu Bronze- und Messing-Legierungen waren ein technologischer Fortschritt (als Flußmittel oder „natürliche Verunreinigung“ der Erze kamen kleinere Mengen Blei, Eisen, Nickel, Silber, Antimon oder Arsen dazu). „Ötzi“ aus dem 3. JtsdvC zeigte eine erhebliche Arsen-Anreicherung im Körper. Das Arbeiten mit Bronze oder Messing meint hinzu unterschiedliche Produktionsverfahren. Alle damaligen Zusammensetzungen unterschieden sich von heute verwendeten Standards. Ein reiner Bronzeguß war seit der Antike für Großprojekte gedacht, im FMA vornehmlich Glocken. Aber auch der röm Bronzeeimer aus dem sächs. Helle bei Oldenburg, Grab 6 hatte eine Zusammensetzung mit Anteilen auf 100: Cu 83 / Sn 13,3 / Pb 2,5 und enthielt kein Zink. Der Messingguß soll aus Kleinasien stammen und wurde von den Römern zur Kaiserzeit verbreitet, berühmte Werkstätten arbeiteten in Capua und nördlich der Alpen z.B. in Xanten. Augustus hatte für die Kleinmünzen sestertius, dupondis und semis diese Legierung als orichalcum eingeführt mit einem max. Zinkanteil von 26-27%. Die Römer verwendeten Messing unterschiedlicher Zusammensetzung auch für Ausrüstungsteile der Armee in der frühen Kaiserzeit, oder Helme im III. Jh und Gürtelteile im IV. Jahrhundert. Oft wurden diese Objekte verzinnt, wie auch bei eisernen geläufig. In der Forschung wird diskutiert inwieweit auf der Messingproduktion ein Staatsmonopol lag, um Münzfälschungen zu unterbinden. Bis in das HMA wurde Messing geschätzt als „auricalcum“ („Goldkupfer“ oder „Niedergold“ bei Th. Presbyter Anf. XII. Jh). Bei einem Zinkgehalt unter 18 % hat Messing einen warmen Farbton, ansonsten eher ein „kaltes Gelb“. Zink gewinnt man hptsl aus Galmei (ZnCO3). Das Material war erheblich seltener und schwieriger zu beschaffen als Zinnerz. Die Maasregion und der Aachener Raum sollte wegen seiner Galmei-Vorkommen in der Messingproduktion eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Spätestens seit dem II. JhAD beutete ROM die Vorkommen bei Gressenich in der Nähe von Aachen aus, vermutlich bereits früher. Nach Zusammenbruch des weström Reiches übernahmen den Schutz der röm Produktionsstätten die Franken, was jenen technologische Vorteile bescherte. Rechtsrheinisch in der Germania Magna läßt sich sie Buntmetallverarbeitung seit der röm Kaiserzeit (RKZ) durch Werk- und Gußabfälle oder Materialdepots nachweisen, siehe z.B. Depot bei Klenjena im Burgenlandkreis oder die Arbeitsstätten in Thüringen auf dem Herrenhof von Dienstedt bei Stadtilm in Richtung auf die Pässe des Thüringer Waldes, im westfäl. Kamen-Westick, auf dem ehem. Gelände der Zeche Erin in Castrop-Rauxel, in Bochum-Harpen, in Dortmund und Warburg-Daseburg oder im fränkischen Eggolsheim bei Forchheim, uvam. Römische Messing- und Bronzeprodukte waren von hohem Begehr und wurden als Recyclingmaterial eingeschmolzen. Auch wenn das Schürfen nach Erz aufgrund späterer Nutzung und Verfüllungen schwierig nachweisbar ist, das Einschmelzen römischer Artefakte ist sicher. Wie Tacitus [Germ Kap 5] schildert, galt röm Silber östl des Rheins als Zahlungsmittel, Kleingeld aus Messing hingegen war wenig interessant, aber es eignete sich zur Gestaltung neuer Objekte, wie dies Funde im Solling bei Northeim, Schwabhausen im Kreis Gotha, an der Nordseeküste bei Westerhammrich, Kr. Leer oder auf der Wurt „Hogenkamp“ südlich von Elsfleth in der Wesermarsch mit röm Münzen aus Kupfer, Messing und Edelmetall mit Zerteilungsspuren verdeutlichen. Der Bergbau nach Silber, Kupfer, zinn- oder zinkhaltigen Erzen ist rechtsrheinisch nur an wenigen Stellen nachzuweisen, wie die Gewinnung aus Oberharzer und Rammelsberger Erzen ab dem III./IV. JhAD oder das Schürfen nach Bleierz in der frühen röm Kaiserzeit im nördl Sauerland. Blei wurde als Fluß- und Lotmittel in der Buntmetallproduktion benötigt und viele Güße weisen teils hohe Bleiwerte auf, wie der Henkel der frühen kelt-etrusk. Bronzekanne von Borsch aus dem Wartburgkreis [UFTh, S. 101]. Der Thüringer Wald scheint wohl Quelle für Kupfererz gewesen zu sein, wie es an der oberen Saale bereits durch Kelten belegt ist, daneben stand die Gewinnung von Raseneisenerz. Kelten galten in der Verarbeitung von Eisen lange Zeit als Meister ihres Fachs mit gut nachweisbaren Verhüttungsplätzen, alleine im Siegerland hunderte von Schmelzstätten, eng gebunden an den unverzichtbaren Energieträger Holz.[13] Auch Germanen betrieben versierten Umgang mit Eisen. In Gera-Tinz wurden fast zwei Dutzend Rennöfen aus der RKZ geborgen, südlich der Ostsee ganze Batterien von mehreren hundert bis tausend Rennöfen in Göhlen/Meck-Vorpom und Wolkenberg/Brdburg, auch im Raum des heutigen Berlin sind zahlreiche Funde gemacht worden, nördlich des heutigen Warschau angeblich über 100.000 Rennöfen der Przeworsk-Kultur, allgemein als Vandalen angesehen.[14] Ein forcierter Bergbau ist erst mit den Römern nachweisbar und ihren Forderungen nach Tributen in Form von Rohstoffen. Tacitus formulierte für Britannien: metalla pretium victoriae – Bodenschätze als Preis des Sieges, in Germanien hptsl. Blei, Zink und Kupfer mit Abbau in der Nordeifel im Mechernicher Bleierzbezirk oder im Aachen-Stolberger Raum am Schlangenberg bei Stolberg-Breinigerberg. Das Kupfererzbergwerk Virneberg bei Rheinbreitbach wurde noch in der 1. Hälfte des IV. JhAD ausgebeutet, dann brachen die Tätigkeiten ab, wurden aber im IX. Jh wieder aufgenommen. Östlich des Rheins betrieben Römer im Siebengebirge bei Königswinter-Oberpleis auf dem Grubengelände Altglück und im Berg. Land bei Rösrath auf dem Lüderich, ebenso in Overath-Schalken (Berg. Gladbach) noch in der 1. Hälfte des II. JhAD nachweislich den Kupfererzbergbau. Im Mittelalter ist ab dem XII. Jh der Abbau von Buntmetallerzen im rechtsrheinischen Bensberger Revier gut zu belegen, wozu erfahrene Bergleute aus dem Harz ins Bergische Land geholt wurden [Krabath, S. 304]. Blei kam im HMA über den Hellweg nach Köln, eines der großen Zentren des Metallwarenumschlags. Im SMA führte man dort ab ca 1400 vermehrt Blei aus der Eifel ein. Es wird diskutiert, wie es zu der eigenartigen Männermodesitte der eisernen Gürtelgarnituren im VI. Jhs kam? Ein nicht unerheblicher Grund wird in der fortschreitenden Christianisierung zu suchen sein. Man benötigte nicht unerhebliche Mengen an Bronze für die einsetzende Glockenproduktion, das saugte die Ressourcen auf! Auch grosse Mengen an Wachs wurde durch das Ausschmelzverfahren benötigt. Jedes neue Kloster, jede Gemeinde bekam eine Glocke, mit zunehmend größer werdenden Kirchen gleich mehrere. Zeitgleich lassen sich durchaus Bronzeschnallen und -fibeln in Frauengräber anchweisen, aber die Menge schwand, die Quellen waren nicht grundsätzlich versiegt, das Material wurde nur anderweitig genutzt! Zur Zierde legte man in Eisenschnallen und -beschläge tauschiertes Silber und „goldähnliches“ Messing ein. Untersuchungen in Menghins, Tauschierarbeiten der MWZ (S. 161), ergaben hohe Zinkwerte von durchschnittlich 16 bis 25%, bei stark schwankenden Zinnanteilen von unter 1 bis fast 8 %. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass Altmaterial eingeschmolzen wurde, welches gehortet sein musste, denn eine röm Produktion gab es ja nicht mehr. Nachweise über einen Abbau von Galmeierzen haben wir zu dieser Zeit nicht. Somit könnte Messing nur über Altmaterial zu beschaffen gewesen sein, durch Recycling wertvoll. Damit hätte die Messingschnalle mit Beschlägen burgund. Ursprungs Ende VI. Jh aus dem Klerikergrab 8 von St. Ulrich und Afra in Augsburg erheblichen Wert gehabt. Ein regelhafter Galmei-Abbau erfolgte erst zu karolingischen Zeiten. Entlang des westfälischen Hellwegs vom Rhein bis nach Paderborn wurde nach der fränk. Eroberung die Messingproduktion üblich mit Fundstellen im bereits genannten Kamen-Westick, in Soest auf dem Plettenberg, Schwerte-Kückshausen nahe der (Hohen-)Syburg und im Stadtbereich Dortmunds am Adlerturm [Lammers, S. 48f]. Diese neuen Produktionsstätten werden sich wohl auf Kupfer und Galmei aus dem Sauerland gestützt haben. 25 schmale Stabmessingbarren (19-22% Zink), in Bodenrillen gegossen, fand man im Hafen Haithabus sowie ein zum ovalen Messingring geformter Zierdraht [Grabung 1963-64]. Auch eingeschmolzenes Altmetall wurde in Barrenform gegossen, um den Handel zu erleichtern [WR, S. 103]. Galmeivorkommen dokumentieren sich im nördl Sauerland bei Müsen (Altenberg spät. seit XIII. Jh), Brilon und Iserlohn, wobei nicht sicher ist, ab wann diese ausgebeutet wurden, Krabath nennt einen späten Köln-Iserlohner Streitfall 1487 mit Galmei, welches hptsl. nach Holland und Hessen ausgeführt wurde [S. 304]. Nach Blei wurde dort bereits in der frühen röm Kaiserzeit geschürft, das oft mit Bleierzen auftretende Galmei wird allerdings in diesem Zusammenhang nicht explizit erwähnt. Für den Ramsbecker Raum am Bastenberg sind Stollen aus dem HMA bekannt, die im XIII. Jh aufgelassen wurden. Allgemein erfolgte der Abbau im Sauerland bis ins XIX. Jh und hat die Spuren der Vorgänger verwischt. Das häufig anstehende Kupfer wurde bsplw im Marsberger Raum an der Diemel gewonnen, in welchem die Abtei Corvey Bergbau- und Münzrechte besass und Rohmaterial ins nahgelegene Höxter am Weserübergang verhandelte [Krabath, S. 300f]. Silber gewann man sowohl im Raum Hagen/Westfalen, als auch in Siegen, erheblich ergiebiger aus den Rammelsberger Gruben im Harz, welche auch Galmei hervor brachten. Aus diesem Silber wurden Münzen spät. mit den berühmten Otto-Adelheid-Pfennigen des X. Jhs geprägt. Es gab auch Fundstellen in Freiberg (Zinn/Silber), im Schwarzwald und in den Vogesen [Krabath, S. 305ff]. Wie bereits erwähnt konnte eine strenge Trennung der Legierungen im heutigen Sinne aus verschiedenen Gründen kaum eingehalten werden. Erze waren in allen möglichen Kombinationen „verunreinigt“, was hingenommen wurde. Ausröstungsprozesse erbrachten keine reinen Buntmetalle, bei Edelmetallen lag der Fall anders. Hinzu wurde sehr häufig Altmaterial verarbeitet, was ja bereits legiert war. Metallurgische Untersuchungen zeigen deutliche Mischformen von Kupfer, Zinn, Zink und Blei. Im spätmittelalterlichen Magdeburg kostete eyn czentner naw kupper x (zehn) rinische gulden, Altmaterial war nur halb so teuer. Bei manchen Großprojekten wurde fast nur Eingeschmolzenes verwendet und ein Fünftel bis ein Zehntel „frisches“ Material zugesetzt [Krabath, S. 298]. Genaue Trennungen, ähnlich unserer heutigen Legierungen, setzte erst mit den Zunftordnungen nachweisbar ein. Viele ältere Publikationen bezeichnen Funde aus Buntmetall oft generell als „Bronze“, die neueren Datums als "Kupferlegierung", "copper alloy" oder „alliage cuivreux“. Es sind damit alle Mischformen gemeint. In zunehmenden Maß werden in Veröffentlichungen spezifizierte Angaben gemacht, wie metallurgische Analysen in den Londoner Dress Accessories, S. 387ff oder Veröffentlichungen aus dem GNM, Nürnberg, [siehe auch Handelswege im Mittelalter]. |
|||
|
© Alle Rechte vorbehalten. Die Inhalte dieser Seiten sind urheberrechtlich geschützt für Christian Dietz / DRAGAL. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberschutzrechtes ist unzulässig. Letzte Bearbeitung 2024-08-21 |
|||
|
Verwendete Literatur mit Angabe der oben verwendeten Kürzel [fett] siehe „Literatur FMA“ |
|||
|
I.-V. / VI.-VIII. / IX.-XI. / XI.-XIII. / XIII.-XIV. / XIV. / XV. / XV.-XVI. Jh |
Anmerkungen und Quellenverweise:
1/ Diese personellen Bindungen erklären vielleicht, weshalb Germanen in der Spätantike vom III. bis V. Jh innerhalb der röm Ämterhierarchie hohe Positionen als Heermeister einnahmen. Söhne germanischer Anführer wurden als Geiseln in ihrer Jugend in die röm Welt eingeführt, durch und durch romanisiert, mit röm Ämtern und Titeln versehen. Der röm Kaiser Konstantin hatte begonnen ihnen den Weg in höchste militärische Ämter zu öffnen. Mglw stand dahinter das Kalkül german Kontingente unter röm Fahnen durch eigene Befehlshaber zu halten, um Desertationen zu vermeiden. Da Germanen niemals einem unpersönlichen Staat, aber ihren Anführern, also natürlichen Personen, durch Schwur und Versprechen auf Entlohung die Treue halten würden. Zu den schriftlich fixierten german Rechten: Codex Euricianus seit 475c als Vorläufer der Lex Romana Visigothorum von 506 mit hohen Anteilen röm Rechts [DKdVa, S. 153].
2/ Bereits in der 2. Hälfte des III. Jhs war es, in der Schwächephase des „Gallischen Sonderreichs“ elbgermanischen Sippen, die man später als „Alamannen“ bezeichnen sollte, gelungen ehem. röm Territorium dauerhaft in Besitz zu nehmen. Jene blieben unruhige Nachbarn an ROMs Rheingrenze und es folgten zahlreiche militärische Auseinandersetzungen mit weiten Kriegszügen ins Röm Reich. Es bildeten sich verschiedene germanische Großverbände, vermutlich unter starken Anführerpersönlichkeiten, ausgelöst durch die röm Politik protegierter Klientelfürsten, welche, mit luxuriösen Geschenken versehen, große Anhängerschaften sammeln konnten. In der frühen Kaiserzeit hatte ROM versucht mit wirtschaftlicher Überlegenheit seine Hegemonie auf das Barbaricum auszudehnen. Es galt jenseits der Grenzen einen „Schutzgürtel“ treuer Fürsten zu schaffen und die Interessen der übrigen gegeneinander ausspielen. Erfolgreich gelang dies bsplw bei Naristern oder Hermunduren, bzw Turonen, spätere „Thüringer“, welche röm Bündnispartner waren und von dieser Verbindung profitierten. Viele ihrer Gräber zeigen röm Importstücke, siehe auch Töpferei von Haarhausen in Thüringen, welche Keramik nach röm Muster produzierte, eine Töpferscheibe war dort bereits seit der Latenezeit bekannt [UFTh, S. 134f]. ROM hatte im freien Germanien Zentralisierungsprozesse ausgelöst, die sich bald gegen das Imperium selbst wandten, wie die Kriege mit Quaden und Markomannen Ende des II. Jhs oder sächsische Seeüberfälle in der Folgezeit zeigten. In Kommandounternehmungen Beute aus dem Reich einzutreiben, um Nutznießer von röm Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs oder der Waffentechnologie zu werden, wirkte bei allen Grenzanrainern, von Kelten und Germanen bis zu den Reitervölkern der Hunnen, Sarmaten und iranischen Völkerschaften sowie Araber im Vorderen Orient bis zu Berbern und Mauren in Nordafrika. Als Vandalen im V./VI. Jh die röm Herren in Nordafrika ablösten, erbten sie deren Probleme mit erstarkenden Gruppierungen jenseits ihrer Grenzen. Die oben genannten Elbgermanen, welche im III. Jh in die ehem. röm Provinzen „Obergermanien“ und in Teile „Raetiens“ eingefallen waren, vertrieben die provinzialröm Bevölkerung vom Land, so dass sich in den verbliebenen Städten röm Rückzugs- und Kulturinseln bildeten, wie in Konstanz, Basel, Bregenz, Zürich, Kempten oder Augsburg. Auch später sollten im linksrheinischen Gallien landnehmende Franken gegenüber der eingesessenen Bevölkerung in Unterzahl bleiben und Pirenne [Europa im MA, S. 23] weist darauf hin, dass sich von der Sprache der Eroberer auf ehemaligem röm Reichsboden nur in den fränkischen (Flandern, Niederrhein) und alamann. Kernlanden (Elsass und Teile des Alpenraums) das Germanische hielt, ansonsten ging die Sprache innerhalb weniger Generationen in der der römischen Provinzialen auf, sie wurde latinisiert und romanisiert! Meist galten die Eroberer als fremde Besatzer und Barbaren, vor allem wenn sie dem arianischen Christentum anhingen, deshalb war der Glaubenswechsel zur ehemaligen Reichsreligion durch die fränkische Oberschicht um 500 von enormer Bedeutung! Das förderte ein Zusammenwachsen der Bevölkerungsteile und überzeugte christl. Bischöfe als ehem. provinzialröm Senatoren auf die fränkische Seite zu wechseln. Das war das Fundament fränk. Aufstiegs und es bedurfte nur eines machthungrigen Potentaten, wie Chlodwig, der diese Entwicklung eingeleitet, auch geschickt nutzte, indem er sich der Reste des einst mächtigen röm Staatsapparats und seiner kulturellen Errungenschaften bediente, friedlich oder mit Gewalt. Auch wenn die röm Kultur mit Laienbildung und Schriftlichkeit, Steuer-, Rechts- und Münzwesen nicht mehr ihren ursprünglichen Stellenwert besaß und im Zerfall begriffen war, galt sie für fränk Herrscher als unentbehrlich.
3/ Der Papst war einer von fünf Patriarchen (mit Sitz in Alexandria, Antiochia, Jerusalem, Konstantinopel und Rom). Vier der fünf Sitze lagen im Osten und waren alt, einst von Aposteln gegründet. Rom sah sich nur selbst als den wichtigsten an und erhielt mit dem merow. Kg Pippin Mitte des VIII. Jhs eine neue Schutzmacht, was zu Verstimmungen in Byzanz sorgte. Auch galt der östliche Kaisertitel bis dahin als unangefochten und vor Karl I. (d Gr), Pippins Sohn, hatte es niemand gewagt das weström Kaisertum zu erneuern.
4/ In neu gewonnen Regionen fand nach archäologischen Befunden eine „Frankisierung“ statt, da Unterworfene zweifelsohne von Mode und Sitten der neuen Herren geprägt wurden. Durch Eide wurde gebunden. “Eid und Treue“ waren der Kitt in frühen Gesellschaftsformen, begrifflich verklärend mit fataler Wirkung bis in unsere jüngere Vergangenheit. Auch die Kirche und moderne Beamtenstrukturen bauen im Recht und bei Dienstverhältnissen auf „Eid“ und „Vereidigung“. „Meineid“ steht auch heutzutage unter Strafe.
Archäologisch werden z.B. Bestattungen mit Knaufringspathen als „Herren“-Gräber bezeichnet, in denen königliche Vertrauens- und Gefolgsleute lagen, oft mit Pferdegeschirr, bzw Zaumzeug und standesgemässen Insignien, beispielhaft Grab 1782 in Krefeld-Gellep aus der 1. Hälfte VI. Jh mit einer almandinverzierten Knaufringspatha. Über 80 solcher Schwerter sind nicht nur aus dem Frankenreich, sondern aus Südengland, Skandinavien oder Norditalien bekannt. Pirling: „In nordischen Sagen werden Ringe am Schwert gelegentlich erwähnt und ein Ehrenname für den König ist „Ringspender“...“ [RfiKG, S. 158]. Es ist fraglich inwieweit die regional herrschende Schicht nach Eingliederung ins Frankenreich trotz aller Anpassungsprozesse etthnische Eigenheiten bewahren konnte. Ist ein führender Alamanne oder Sachse den Beigaben nach als solcher noch zu erkennen? Wie wichtig jährliche Umritte für die Amtsausführung waren, verdeutlicht der Umstand, dass im VI. Jh der Alamannenherzog Uncelen, wegen Ermordung des burgundischen Hausmeiers Protadius, durch Königin Brunichilde mit Abschlagung eines Fußes amtsunfähig gemacht wurde. Damit war nicht nur das Gehen erschwert, sondern auch das Reiten, denn Steigbügel sind im archäologischen Fundgut nachweisbar. Das „Heil“ des Heerführers war beschädigt, mglw hatte dieser Umstand mehr Gewicht als die Beeinträchtigung der Bewegung. 902/03 machte der begüterte vir venerabilis Joseph dem Bistum Freising eine Schenkung: „Joseph kam zum Freisinger Bischof Waldo nach Stiefern und übergab ihm und dessen Vogt Engilhart in diesem Ort Besitzungen, die Joseph dem Bischof und dessen Gefolge durch Umreitung zuwies.“ Bis ins HMA verdeutlichen erhaltene Siegel wie sehr Macht und Status durch den herrschaftlichen Ritt symbolisiert wurden, so dass sich auch Herzogin Sophia von Brabant, 1248 bis 1264 Landgräfin von Thüringen und Herrin von Hessen, in dieser Form zu Pferd darstellen ließ, Details siehe Ständegesellschaft HMA/SMA.
5/ Aus den Gräberfeldern rund um die spätere Kaiserpfalz von Ingelheim und dem mittelalterlichen Rheinhafen Frei-Weinheim wurden aus der MWZ rd. 160 Gräber wissenschaftlich untersucht, davon waren die meisten gestört, nur wenig Edelmetallgegenstände wurden geborgen. Nach Schätzungen wird von 800 bis 1000 Gräbern insgesamt ausgegangen, die größtenteils unerkannt unter der modernen Infrastruktur liegen. In Ingelheim wurde beobachtet, dass von Grabräubern Gegenstände mit christlichen Zeichen bewußt im Grab zurückgelassen wurden, während andere Beigaben entnommen wurden [ZCuK, S. 29f]. Ähnlich verfuhr man bei Gräbern in Lauchheim-Mittelhofen aus der Zeit 680-720. Von den 78 Hof-Bestattungen waren viele beraubt, die meisten nicht lange nach dem Begräbnis (!) und das für alle sichtbar im Ort [AlaO, S. 116-117]! Bei Grabungen stellte man Skelettverlagerungen durch Grabschächte mit Beraubungen noch im Sehnenverband fest, erfolgten also nicht allzu lange nach der Beisetzung. Christen hatten den Respekt vor „heidnischen Grabbräuchen“ verloren, denn für sie gab es kein „Walhall“ und der Verstorbene benötigte nichts im Jenseits. Sie entnahmen wertvolle Objekte, ließen aber jene mit Heilszeichen unberührt, das schloß Goldblattkreuze mit ein, die ja durchaus Materialwert aufwiesen. Der Grabraub nahm vom V./VI. Jh zum VII. Jh deutlich zu. Den Respekt haben wir als Christen und „moderne Grabräuber“ im Dienst der Wissenschaft nicht wiedergewonnen! Zur Verteidigung wird angeführt, dass mit archäologisch geborgenen Funden viele Gegenstände erhalten bleiben, die sonst die Zeiten nicht überdauert hätten, sich im Boden ohne konservatorische Maßnahmen weiter zersetzen würden. Allerdings ist ein Großteil geborgener Objekte in den Magazinen, aufgrund der Masse des Fundanfalls, unmittelbar vom Verfall bedroht, da oft nicht ausreichende Mittel zu deren Erhaltung zur Verfügung stehen. Der Ausbau unserer Infrastruktur macht den Einsatz von Archäologen mit Notgrabungen notwendig, um Relikte der Vergangenheit nicht für alle Zeiten zu vernichten. Doch das Anrüchige des „Grabfrevels“ bleibt nach ethischen Gesichtspunkten.
6/ Nach Kulikowski sind Schafe und Ziegen archäologisch kaum zu unterscheiden [DGvR, S. 94]. Vom I. bis zum V. JhAD war in der norddeutschen Tiefebene die Rinderzucht weit verbreitet. In der Wurt Feddersen Wierde ging der Ackerbau, aufgrund von Klimaverschlechterungen, zugunsten einer intensiven Weidewirtschaft zurück. Neben Rindern wurden Schafe gehalten, die in den Marschen ausreichend Grünfutter fanden. Weiter im Landesinneren war die Schweinezucht mit Waldweiden möglich. Bei den mutmasslichen „Goten“ der Maslomecz-Gruppe am Bug waren rd 60% der Knochenfunde vom Rind, gefolgt von Schaf/Ziege mit 23%, Schwein 11% [Schätze der Ostgoten 1995, S. 60]. In England war zu beobachten, dass auf den ehemaligen romanisch-brit. Feldern mit dem Vordringen der Angelsachsen im VI. Jh der Getreideanbau zugunsten der Weidewirtschaft zurück ging. Verständlich, denn es galt ja keine jährliche Getreideabgabe mehr wie zu römischen Zeiten zu entrichten und es fehlten Anreize für den Verkauf an städtische und militärische Abnehmer, ähnliche Prozesse vermutlich auch auf dem westeurop. Kontinent.
7/ Zu Lauchheim Info nach Dauerausstellung Ellwangen 2015 und „Die Bajuwaren. Von Severin bis Tassilo 488-788“, S. 200 mit einem Vergleich der Widerristhöhe heutiger und damaliger Haustiere, beim Rind z.B. 135 cm zu 110 cm. Ein ausgewachsenes Rind erreichte demnach nur heutige Kälbergröße. Hierzu erwähnte bereits Tacitus im IV. Buch, Kap. 72 der Annalen, dass das Zuchtvieh der Germanen nur von mässiger Größe sei, hingegen die Wälder voll riesiger Jagdtiere, wie Auerochsen. Wildtierknochen fanden sich meist nur an „Fürstenhöfen“. Dazu brachten die innerstädtischen Kölner Grabungen interessante Details vom Anf. des X. Jhs zum Vorschein, wie aus der Latrine der Kanonissen von St. Cäcilien. Die adeligen Damen ernährten sich bevorzugt vom Fleisch gebratener junger Tiere, wie Spanferkel, Milchlämmer oder Stubenküken, während aus dem Handwerkerviertel vom Heumarkt die Tierknochen alter Rinder geborgen wurden, deren Fleisch man zu Brühe kochte, siehe „König Konrad I. - Herrschaft und Alltag“, S. 180 ff Kap. Köln - Stadtentwicklung zwischen Kirchen und Kaufleuten.
8/ In der neueren Forschung wird eine Zuordnung nach Völkern/Ethnien anhand von Sachgütern nur ungern vorgenommen. Objektkonzentrationen werden eher durch „Kulturkreise“ bezeichnet, wobei manche Gegenstände weit davon entfernt streuen können ohne gleich an Migrationshintergründe zu denken, siehe dazu Führer zu archäologischen Denkmälern in Dtld, Bd. 27 „Hanau und der Main-Kinzig-Kreis“, S. 88. Grundsätzlich darf bei allen Überlegungen der Aspekt des Verteilens von Beute, die mit neuem Besitzer weite Wege zurücklegen konnte, nicht unterschätzt werden. Aus dem Bestatteten in Grab Verf. 60 im niederösterr. Freundorf des VI. Jhs inmitten eines als „langobardisch“ angesprochenen Gräberfelds wird durch die Beigabe eines Ango-Wurfspeers nicht unbedingt ein Franke, wie einst ernsthaft diskutiert wurde. Aber wie ist hingegen die Franziska in Grab 186 in Eichstetten im Breisgau aus dem VI. Jh zu beurteilen? Die Runenritzung auf der Spatha-Scheide im gleichen Grab wandte sich an Christus und Wodan zugleich. Die Alamannenmission setzte erst Ende des VI. Jhs ein und es klingt unwahrscheinlich, dass ein Alamanne sich die Anrufung von Christus erlaubte. Wir werden es eher mit einem fränkischen lokalen Machthaber im alamannischen Grenzraum zu tun haben. Im alamannischen und thüringischen Raum fanden sich mit hoher Streuung weitere Franzisken. Auch dahinter könnten fränk. Besatzer stehen, wie in Alach westl. von Erfurt auf dem Weg zur Feste Petersberg in einem Grab mit voller Waffenausstattung von Spatha, Ango und Zaumzeug. Vermutlich ist die hohe Zahl von Franzisken [10 Stück] aus Bopfingen, einem wichtigen Kreuzungsort alter römischer Fernverbindungen am Rand des Ries westl. von Nördlingen, ähnlich zu werten. Der dortige Hofherr in Grab 177 im separierten Grabareal besaß einen bzvg Schnallentyp dessen Vergleiche alle aus dem fränk. Kulturraum stammen. Teil B im Doppelgrab 145 (c525-50) wies neben der Franziska eine Münze des oström Kaisers, geprägt unter Theoderich, auf [AlaO, S. 120ff]. Schließt das den Franken eher aus oder war es begehrtes Beutestück? Lag hier ein Alamanne mit angeeigneter fränk Bewaffnung? In Fridingen bei Tuttlingen fanden sich drei Franzisken, wobei die Ausstattung in Grab 136 um 550 wiederum auffallende Nähe zum fränk. Kulturraum zeigte [AlaSND, S. 50] und [DGvR].
9/ Bereits in hallstattzeitlichen Hügelgräbern, wie im Kammergrab 6 in Römhild/Thür. gehörte Pferdegeschirr zum Bestandteil reicher Bestattungen, wobei dies in jener Zeit oft mit Wagen in Zusammenhang zu bringen ist. Zaumzeug wurde nicht selten mit wertigen Zieren aus Silber beschlagen und verdeutlicht den gehobenen Rang des einstigen Nutzers als Adeliger oder Gefolgschaftsführer. Auch Sporen waren seit der RKZ Zeichen des privilegierten Standes. Bei den Kriegsbeuteopfern aus dem Moor von Illerup A um 200 AD wurden Geschirrteile für zehn Pferde teilweise aus silbernen Pressblechen gefunden, während von 60 Schwertgurtgarnituren sieben mit Schnallen aus Silber, der Rest aus Bronze und die der weiteren persönlichen Ausrüstung aus Bronze und Eisen gefertigt wurden. Kaum Schwertgurtgarnituren hatten eiserne Schnallen oder Beschläge. Rund 300 eiserne, 30-40 bronzene Schildbuckel und 7 prunkvolle silberne Schildgarnituren mit Halbedelsteinen, Glas und Pressblechen aus vergoldetem Silber besetzt, wurden geborgen. Daraus folgert man, Gefolgschaftsherren waren beritten und stellten silberne Ausrüstungsteile zur Schau, während Gefolgsleute bronzene Ausrüstungsgegenstände trugen, aber auch Schwerter, und sich damit vom Gros des Heeres absetzten. Nebenbei bemerkt wird in den Fachpublikationen von „Bronze“ gesprochen, ohne dass spezifische metallurgische Untersuchungen erwähnt werden, es wird sich aber um die übliche Mischlegierung handeln, siehe Bronze und Messing von der Spätantike zum FMA. Bei meinem Ausstellungsbesuch in Schleswig schimmerten viele Funde aus dem Nydam-Moor vor 350 AD gelblich, Farbabbildungen in den betreffenden Publikationen vermitteln den gleichen Eindruck. Viele Ausrüstungsteile wurden vor der Deponierung bewusst deformiert und zerstört. Bei den silbernen Teilen des Pferdegeschirrs ist ein besonders hoher Fragmentierungsgrad beobachtet worden, was mit „Sonderbehandlung“ für die Anführer erklärt wurde, ohne zu bedenken, dass Teile des Pferdegeschirrs nach einem Kampf von schweren toten Tierleibern entfernt werden mussten, die man kaum hin- und her gewälzt haben wird, sondern sinnvollerweise in kleine Teile zerschnitt. Aus allen Mooropferfunden mit Ausrüstungs- und Waffenteilen von seegestützten Kampfverbänden des III.-IV. JhAD wird aufgrund der prozentualen Verteilung von Eisen, Bunt- und Edelmetallen eine Dreiteilung der Nutzer abgelesen. Röm Quellen der Kaiserzeit nennen bei den Germanen drei abgestuften Schichten Bewaffneter mit „princeps“, „comites“ und „pedites“ bzw „regales“, „optimates“ und „armatores“, meint wohl Könige und Herzöge als Oberkommandierende, dann hohe Funktionsträger, Adel und Grafen, schließlich Fußsoldaten im Gefolge. Zu den Funden der persönlichen Ausrüstung zählen nicht nur Reparaturwerkzeuge für die Waffen, sondern auch Nadeln, Knochensägen und chirurgische Instrumente an den Fundplätzen Vimose auf Fünen und in Illerup in Jütland um 200AD. Frauenfibeln wurden an allen Fundplätzen geborgen, meist werden sie allerdings durch separate Opferhandlungen erklärt, die nichts mit den Waffenopfern zu tun hatten. Dabei ist eine Frauenbeteiligung bei den Angriffen denkbar, wenn nicht unmittelbar an den Kampfhandlungen beteiligt, sind sie zur Versorgung der Truppe oder bei medizinischen Behandlungen vorstellbar. Die Kampfverbände vermitteln aufgrund der hohen Zahl qualitätvoller Ausrüstungsteile eine gewisse Professionalität und wirken nicht wie Hinterlassenschaften des allgemeinen Heerbanns [Brock/Homann, Schlachtfeldarchäologie. Auf den Spuren des Krieges, Sonderheft 2/2011 AiD, Stuttgart 2011, S. 55].
Wir haben mit Illerup, Platz A als Kriegsopferbeutedeponierung des III./IV. Jhs eine Sondersituation vor uns mit einer hoher Zahl an Waffen. Dort standen 410 Speer- und 366 Lanzenspitzen rund 100 Schwertfunde gegenüber. Zeitgenössische Grabfunde vermitteln ein gänzlich anderes Bild. In der frühen röm Kaiserzeit fehlen Waffen in den Brandgräbern der nord- und westdeutschen Regionen um 200 noch fast gänzlich. Reiche elbgerman Körpergräber weiter im Osten enthielten allerdings Waffen und Reitausrüstungen. Allgemein wurden zumeist Brandbestattungen vorgenommen, die grundsätzlich eher spärliche Beigaben aufwiesen, hin und wieder waren deformierte Waffenteile vorhanden. Von 582 Gräbern in Großromstedt, östl von Weimar in Thüringen, der frühen röm Kaiserzeit (RKZ) enthielten innerhalb von 50 Jahren nur 6% eine Schwertausrüstung, etwas häufiger fanden sich Teile von Lanzen oder Schilde. Aufgrund der Brandgrabsitte waren die Waffenteile auch hier vielfach absichtlich deformiert. Erst in der späten röm Kaiserzeit ab Wende III./IV. Jh häufen sich im Barbaricum Waffenbeigaben, ähnlich wie die Sitte der Körperbestattungen scheinen Einflüsse vom röm Territorium auszustrahlen.
Zwischen dem V. bis VII. Jh finden wir in Norddtld nicht viele Waffengräber, bei Sachsen und Friesen wohl eher unüblich. In Bremen-Mahndorf wurden von 260 Bestattungen nur drei mit Schwert oder Sax ausgestattet, bei Drantum, nahe Kloppenburg wurden in 540 Gräbern nur zwei Saxe gefunden, auf dem Gräberfeld von Cleverns im Kreis Friesland enthielten von 220 Gräbern nur drei Hiebwaffen und bei Zetel, Kreis Friesland fanden sich in über 700 Gräbern nur sieben Schwerter und Saxe, bei Dunum in Ostfriesland mit rund 800 Gräbern nur zwei Schwerter, in Katzendorf bei Haarburg mit ca 500 Gräbern gar keine Waffen. Im fränkischen Raum sah es etwas anders aus. Aus den rd. 160 untersuchten Gräbern im Raum Ingelheim, hptsl. aus der späten MWZ des VII. Jhs, vielfach gestört, wurden rd. 40-50 unterschiedliche Waffenteile geborgen, davon gab es 3 Hinweise auf Spathen, 16 Saxklingen, 2 Franzisken, 12 Lanzenspitzen, Pfeilspitzen aus fünf Gräbern und 9 Schildfragmente. In Westheim bei Weißenburg/Bayern mit Gräbern des VI./VII. Jhs fanden sich in den 250 untersuchten Gräbern (Frau/Mann zahlenmässig ungefähr gleich vertreten, also rd 120 Männergräber) 20 Spathen, 45 Lanzenspitzen, 39 Kurz- und Breitsaxe, 24 Schildbuckel, 5 Franzisken, 3 Äxte und 2 Angonen. Dort enthielt also fast jedes Männergrab eine Waffe. Bestattet wurden hier wohl Franken, keine Baiuwaren, denn Gräberfelder südlich der Donau wiesen andere Beigaben auf [FrBa, S. 84]. In Eichstetten im Breisgau finden sich bei 300 Bestattungen aus dem VI./VII. Jh, etwa 60 pro Generation, nur rund eine Handvoll Waffengräber, drei davon mit Spatha, so dass man behaupten könne nur die führende Persönlichkeit der dörflichen Gemeinschaft sei mit Waffen bestattet worden [Details Mus. Konstanz]. Auffallend viele Waffengräber kamen in Beffendorf bei Oberndorf nördlich von Rottweil an der strategisch wichtigen Kinzigtalstraße zu den Schwarzwald-Päßen zutage. Franken könnten die wichtige Straßenstation im alamannischen Raum gesichert haben [AlaSND, S. 52]. Auf dem Gräberfeld von Dieue-sur Meuse (an der Maas) fanden sich bei den fast 20 waffenführenden Bestattungen 2 Spathen, 6 Saxe, 5 Axtköpfe, 7 Lanzenspitzen und 2 Hinweise auf Pfeil und Bogen, nur in 10 Männer- und in 4 Frauengräbern lagen Gürtelschnallen.
10/ Die Zeit der Awaren ist in Österreich und Ungarn eines der großen Themen der FMA-Forschung mit über 70.000 Funden, vornehmlich aus Gräbern. Objekte awarischer Herkunft streuen durch Mitteleuropa, obwohl Awaren das europ. Kernland weit weniger in Mitleidenschaft zogen als ihre magyarischen Nachfolger. Langobarden nehmen eine Schlüsselrolle ein. Ohne ihre Invasion Italiens und die folgenden Machtverschiebungen wäre es nie zur Dualität der Glaubens-, Rechts- und Territorialfragen zwischen dem Bischof von Rom (Papst) mit dem Kaiser in Konstantinopel gekommen, was das „Papsttum“ begründete [Menghin - DLaMe, S. 203]. Ohne die Angriffe der Langobarden auf Rom Mitte des VIII. Jhs wäre es nicht zur Annäherung an die fränk. Pippiniden gekommen. Es hätte keinen König aus den Reihen der fränk. Hausmeier „auf Gnaden“ des Papstes gegeben, was Franken zur Verteidigung Roms verpflichtete und letztendlich hätte es auch keinen weström Kaiser mit Karl (d Gr) gegeben. Bezüglich der weiteren Ausführungen kann die Bedeutung des Pferdes nicht hoch genug eingeschätzt werden, siehe dazu auch die Besonderheit der Pferdegräber [AlaO, S. 112f]. Die Wissenschaft sieht hier meist keinen Forschungsschwerpunkt. Es wird auf die Waffentechnik abgesehen, selten aber auf die Grundlage feudaler Militärtaktik: Die Pferdezucht. Aus den Pferdegräbern der Adelsgrablege von Niederstotzingen konnte man anhand der Gebisse nachweisen, dass oriental. Pferderassen eingekreuzt worden waren [AlaO, S. 131]. Solche Aussagen sind nur möglich, wenn man Skelette vollständig aufnehmen kann. Im VII. Jh schlug man Pferdeleichen allerdings häufig die Köpfe ab, um ihn auf einer Stange aufzupflocken, wie Pfostenlöcher in Grabnähe dies vermuten lassen, dann fehlen sie selbstverständlich dem Skelett.
11/ Oström Ausrüstungsteile begannen nach Europa zu streuen, auch die erwähnte Einkreuzung orientalischer Pferde in einheimische Rassen bekannt aus byzant.-langobard.-alamannischen Fundzusammenhängen mag auf diesen Umstand zurückzuführen sein. Zu Fragen der Reitausstattung in merowingerzeitlichen Gräbern siehe u.a. A. Rettner, Sporen der älteren MWZ in „Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Zeuzleben (Lkr. Schweinfurt). Die Grabbeigaben; Gesamtauswertung der Funde und Befunde“, S. 133-157. Zu den Vandalen behauptet H. Castritius, dass ein hptsl. aus Reitertruppen bestehendes vandalisches Heer schlecht geeignet gewesen sei die Kontrolle in Nordafrika zu wahren und Aufstände der Berber und Mauren nieder zu schlagen [DKdVa, S. 198]. Eigentlich war es aufgrund der geforderten hohen Mobilität in diesem Raum optimal dafür geeignet. Regionale statische Milizen fanden Unterstützung durch vandalische Berittene, deren Vorteil im schnellen Ortswechsel bestand. Die einheimischen Nordafrikaner, flexibel und mit den extremen klimatischen Bedingungen vertraut, waren seit den Römern gefürchtet und maurische Kavalleriekontingente dienten zahlreich in röm Heeren. Im FMA wird man sich bei manchen Völkern allerdings von modernen Vorstellungen einer Kavallerietruppe lösen müssen. Wir sprechen hier nicht über eine spezifische Waffengattung, sondern grundsätzlich über mobile Kämpfer. Die Quellen schildern, dass man auf- wie abgesessen kämpfte, Pferde oft nur schnelle Transportträger waren. In Nordafrika, wo fruchtbare Küstenzonen unmittelbar an die Wüste grenzen, sind Reittiere unverzichtbar, dort bewegt man sich „hot“, „mot“ oder gar nicht [„hot“ als Pendant zur Inf. Div mot. (motorisiert) in Verballhornung bespannter Volkssturmeinheiten des II. WKs].
12/ Nach der Beobachtung, dass sich einfacher leinwandbindiger Wollstoff nur an der Rückseite von Kleinfibeln nachweisen ließ, während dieses Gewebe auch auf der Schauseite der Bügelfibeln auftauchte, läßt sich folgern, Kleinfibeln schlossen schlichte (Woll-)mäntel, Bügelfibeln hingegen hafteten darunter an der Oberbekleidung (Tunika, Kleid) an. Auf deren Unterseite ließen sich gemusterte Gewebe in komplexen Köperbindungen nachweisen oder Reste feiner Brettchenborte, die vom Stoffgürtel oder Gewandsaum stammen könnten [KFM, S. 39]. Zu den Gehängebändern mit Amulettcharakter des VI. Jhs, versehen mit kleinen Schnallen, Zungen aus Bunt- und Edelmetall und Ringen aus Edelmetall oder Eisen siehe ebenda, S. 41ff. Hinzu die interessante Beobachtung, dass die tief getragenen Gehänge gleichzeitig mit den Bügelfibeln zum Ende des VI. Jhs verschwanden und durch Brustgehänge mit diversen (Glas-)Perlen, Bernstein und metallenen Anhängern in der späten MWZ ersetzt wurden. Davon zu unterscheiden sind Gürtelgehänge mit Zierscheiben, kleinen Taschen und Utensilien des täglichen Gebrauchs.
13/ Keltische Schwerter waren bei Germanen lange Zeit von hohem Begehr, siehe Fund von Lindholmgard II.-I. JhvC im Nationalmuseum Kopenhagen. Die Aussage von Polybios zur Biegsamkeit langer kelt. Hiebschwerter bei der Invasion in Italien um 400vC mag eine Verzerrung sein, die nicht verallgemeinert werden sollte. Röm Gladii fussten als kurze Stichschwerter auf kelt-iberischen Waffen, wie dem Fronton-Dolch. Römer übernahmen nach den Kämpfen in Spanien um 200 vC kelt. Schmiedetechniken. Kelten wussten um unterschiedliche Eisenqualitäten, im Chiemgau stand ihnen, nach Überwindung des Impakt-Schocks, das reinstes Eisen überhaupt zur Verfügung, Meteoreisen. Sie wussten um die Kohlenstoffanreicherung, sprich Verstählung. Alle keltischen Schwerter im Klingen-Mus SG werden als „stählern“ bezeichnet. Allerdings sind die Behauptungen zur Biegsamkeit wohl nicht ganz aus der Luft gegriffen, auch später wird in isländischen Sagas von unliebsam gebogenen Schwertern berichtet, die mit dem Fuß zurecht gebogen werden mussten [MuK, S. 7]. Aus diesem Grund waren in Skandinavien, das aufgrund der Vorkommen meist nur mässige Eisenqualität bot, Klingen aus dem Frankenreich und dem Rheintal begehrt, denn hier lebten alte röm Techniken fort und wurden perfektioniert.
14/ Zu Gera-Tinz siehe UFTh, S. 126/27, dort auch Hinweise auf das Verhältnis von Materialaufwand und Ergebnis der Eisenschmelze. Polnische Versuche ergaben, dass man bei einem Einsatz von 200 kg Erz und 200 kg Holzkohle etwas 15 bis 20 kg Roheisenmaterial gewinnen konnte. Das reichte für die Herstellung von fast 10 Schwertern oder 12 Pflugscharen oder 70-80 Lanzenspitzen. Zu den Verhüttungsplätzen im heutigen Polen siehe Hattler, DKdVa, S. 128. Eine Konzentration entlang der Ostseeküste wäre durch einen möglichen Export nach Skandinavien zu erklären, denn dort war man auf Moorerze angewiesen und Eisen galt lange Zeit als kostbares Importgut. Zur Eisenverhüttung fehlen in vielen Gebieten, die sich im Laufe des Mittelalters zu Zentren der Eisenverarbeitung und der Rüstungsschmieden entwickelten aus der Frühzeit die Belege. Im Siegerland sind aus vorchristlichen Zeiten die genannten keltischen Verhüttungsplätze bekannt, denen zu german Zeiten bislang keine Kontinuität nachzuweisen war. Auch im südlichen Westfalen und im Märkischen befinden sich grosse Eizenerzvorkommen, die sicher bestätigt erst zu karolingischen Zeiten ausgebeutet wurden [BuM, S. 9]. Allerdings muss man sich fragen, inwieweit nicht Vorgängerschürfungen überdeckt wurden. Bezüglich der Buntmetallverarbeitung spekulierte M. Becker über die Mengen des benötigten Rohmaterials im freien Germanien im Zeitraum einer Generation von ca. 30 Jahren, wenn Buntmetalle bsplw durch Fibeln als Grabbeigaben immer wieder dem Wirtschaftskreislauf entzogen wurden. Er prognostizierte einen Bedarf von ca 75 to, entspricht 2,5 to Buntmetall pro Jahr. Der Fund von Neupotz mit ca. 220 kg Metall zugrunde gelegt, würden also pro Jahr 10 bis 12 „Lieferungen“ dieser Art rechts des Rheins benötigt. Auch macht er sich Gedanken über die Lotmengen, die german Schmiede benötigten und kam auf jährlich 5 to Blei und Zinn! Betrachtet man die Grabbeigaben, Deponierungen, Kriegsbeuteopfer mit riesigen Mengen und „sorglosem Umgang“ an Buntmetall, müsste von sehr großen Zufuhren aus dem Röm Reich ausgegangen werden [siehe M. Becker, Verborgener röm Import, in: Das Miteinander, Nebeneinander und Gegeneinander von Kulturen. Neue Studien zur Sachsenforschung Bd 2, S. 54].